Konzentrationslager (historischer Begriff)
Konzentrationslager, kurz KZ (während der Zeit des Nationalsozialismus mit KL abgekürzt), sind eine Form von Gefangenenlagern. Sie lassen sich in Arbeitslager und Vernichtungslager einordnen. Einige Kriegsgefangenenlager und Flüchtlingslager werden ebenfalls unter diesem Oberbegriff genannt. Alle als Konzentrationslager bezeichneten Einrichtungen weisen eklatante Verstöße gegen die Menschenrechte auf.
Seit dem Zweiten Weltkrieg verbindet man den Begriff Konzentrationslager mit Naziterror und Judenverfolgung, mit Holocaust und Shoa während der Zeit des Dritten Reiches. Konzentrationslager (englisch concentration camp) sind jedoch viel älter, weltweit verbreitet und bis heute nicht gebannt.
Definition
Ein Konzentrationslager ist eine Einrichtung, um politische Gegner oder missliebige Menschen aus ethnischen, religiösen oder sozialen Gruppen festzuhalten und zu isolieren. Dies geschieht meistens auf unbestimmte Zeit durch bürokratische, administrative Verwaltungsakte, ohne Gerichtsurteil, ohne die Möglichkeit einer Rechtsvertretung, Verteidigung oder gar des Widerspruches und der Haftprüfung.
In Arbeitslagern müssen die Insassen zudem Zwangsarbeit verrichten. In Vernichtungslagern, zu denen viele deutsche Konzentrationslager zählten, werden sie gezielt ermordet oder kommen durch menschenunwürdige Haftbedingungen, Krankheit, Unterernährung, Erschöpfung, Hitze oder Kälte ums Leben. Zu den Vorgehensmethoden zählen drastische Bestrafungen, Folter und willkürliche Hinrichtungen. In den Konzentrationslagern des Nationalsozialismus verfolgte man das Programm der "Vernichtung durch Arbeit" (Überschrift: "Arbeit macht frei"). Die NS-Parole der Erziehung durch Arbeit fand in den stalinistischen, später auch chinesischen und anderen Umerziehungslagern ihre programmatische Weiterführung.
Ein Internierungslager dient der Kontrolle über politische Gegner oder als politisch unzuverlässig geltende Bevölkerungsgruppen. Ein Kriegsgefangenenlager hat den Zweck der Unterbringung gefangener Soldaten gegnerischer Streitkräfte. Nach der Genfer Konvention haben Internierte und Kriegsgefangene humanitäre Mindestrechte und dürfen auch nicht zur Arbeit gezwungen werden. Diese Regeln wurden oft missachtet. Es gab auch Gefangene, die durch Gerichtsurteil für eine bestimmte Zeit in ein Arbeitslager oder Konzentrationslager eingewiesen wurden, die Mehrheit der Häftlinge war jedoch ohne Gerichtsverfahren in Unfreiheit. Flüchtlingslager unterscheiden sich von den Konzentrationslagern oft nur in Kleinigkeiten, oft werden Flüchtlinge genau so interniert und isoliert, wie andere Missliebige und deren schlechte Behandlung und Unterbringung soll gezielt weiteren Flüchtlingstrom unterbinden - so beispielsweise die Lager für Vietnamflüchtlinge in Hong Kong und Macao, Flüchtingslager in Australien und auch anderswo heute. Während des Zweiten Weltkrieg wurden gar in der Schweiz die Flüchtlingslager als "Konzentrationslager" benannt, das karge Leben in diesen Lagern war jedoch keinesfalls mit dem Dasein und Sterben in den Konzentrationslagern des Nationalsozialismus vergleichbar.
Es ist oft auch für den objektiven Beobachter schwer, die verschiedenen Lagertypen voneinander abzugrenzen. Allen Lagertypen ist gemeinsam, dass die Menschenrechte der Insassen missachtet und verletzt sind.
Verschiedene Lager aus der Geschichte
Erste Lager
Erstmalig wurden 1838 von der US-Armee die Cherokee-Indianer vor ihrer zwangsweisen Umsiedlung in Lagern gefangengehalten. Diese Maßnahme wurde vom Präsidenten Andrew Jackson angeordnet, um den "Indian Removal Act" durchzusetzen. Die Cherokee erinnern sich noch heute an den "Trail of Tears" ihrer Umsiedlung.
Auch die in der Folgezeit von den USA angelegten Indianerreservationen für zahlreiche indigene Ethnien sind als Konzentrationslager anzusehen: Die Menschen wurden aus rassistischen Motiven unter inhumanen Umständen auf Gebieten festgehalten, die ein eigenes Auskommen unmöglich machten und dazu führten, dass Kinder, Frauen und auch Männer verhungerten. Flucht oder Gegenwehr wurden mit dem Tod bestraft.
Die Geschichte des Begriffes Konzentrationslager beginnt wohl im Kubakrieg 1896, als der spanische General Valeriano Weyler y Nicolau anordnet, dass sich diejenigen Bauern, die nicht als Aufständische behandelt werden wollen, in befestigten Lagern konzentrieren, den so genannten "campos de concentración" (Heinsohn, Lexikon der Völkermorde, 1998).
Der Begriff "concentration camp" (Konzentrationslager) wurde danach vom Militär Großbritanniens benutzt, um die im Burenkrieg (1899-1902) angelegten Lager zu beschreiben. Frauen und Kinder der Buren sowie Afrikaner, die im Burengebiet lebten, wurden in Lagern in Südafrika zusammengetrieben. Obwohl diese Lager keine speziellen Vernichtungslager waren, bedingten die schlechte Ernährung sowie die schlechten hygienischen Verhältnisse eine hohe Sterblichkeitsrate. Die Offenlegung der Verhältnisse in Südafrika durch Emily Hobhouse führte zu einer Entspannung der Situation dort.
Auch die deutschen Kolonialtruppen setzen beim Völkermord an den Herero 1904 - 08 entsprechende Lager ein. In Deutschland werden um 1920 die ersten als als ‘Konzentrationslager’ bezeichneten Einrichtungen zur Abschiebung unter anderem in Stargard errichtet. In diesen Lagern werden vor allem jüdische EinwandererInnen aus Osteuropa aber auch Sinti und Roma interniert. Sie werden 1923 nach Protesten aufgrund der unmenschlichen Bedingungen aufgelöst.
Nordamerika
Im Ersten Weltkrieg internierte Kanada tausende von Ukrainern, und zwang diese 'feindlichen Fremden' zur Arbeit in Stahlindustrie und Forstwirtschaft; im Zweiten Weltkrieg wurden Menschen japanischer und italienischer Herkunft interniert.
Im Zweiten Weltkrieg wurden amerikanische Staatsbürger japanischer, deutscher und italienischer Herkunft in Lagern interniert, ohne jedoch Zwangsarbeit oder der Vernichtung ausgesetzt zu sein.
Seit dem Afghanistan-Krieg als Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 werden Talibankämpfer von der US-Armee in großer Zahl in Guantanamo Bay (Kuba) gefangen gehalten. Die amerikanische Regierung gewährt ihnen nicht den Kriegsgefangenenstatus. Sie besitzen also keine Rechte, außer denen, die die US-Armee für sie vorsieht. Es gibt inzwischen einzelne wenige Häftlinge, die sich mit viel Mühe als unschuldig erklären konnten und einen von der US-Regierung gestatteten Anwalt erhalten haben.
Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland
Die in der Zeit des Nationalsozialismus etablierten Konzentrationslager sind weltweit am bekanntesten: Liste der Konzentrationslager im Dritten Reich
Vernichtungslager
In der Historiographie wird allgemein zwischen Konzentrationslagern und Vernichtungslagern unterschieden. Vernichtungslager wurden zu dem einzigen Zweck errichtet, jüdische Menschen mit Hilfe von Gaskammern bzw. Gaswagen massenhaft zu vernichten. Lager dieses Typs wurden zwischen Dezember 1941 und Juli 1942 errichtet in Chelmno im Wartheland, Belzec, Sobibor und Treblinka im Generalgouvernement, sowie Maly Trostinez in Weissrussland.
Etwas anders gelagert sind die Fälle Auschwitz-Birkenau und Majdanek. In beiden Konzentrationslagern wurden erst nach Inbetriebnahme der ersten Vernichtungslager Gaskammern zum Massenmord an Juden eingerichtet. Wegen der ungeheuren Opferzahl werden daher auch Auschwitz-Birkenau und Majdanek zu den Vernichtungslagern gezählt. Anders als die erstgenannten Vernichtungslagern waren sie aber zugleich Konzentrationslager im herkömmlichen Sinn.
Vernichtungslager unterscheiden sich weiter von Konzentrationslagern durch die Zahl jüdischer Opfer. In allen KZs zusammen, Birkenau und Majdanek ausgenommen, kamen weniger Juden um als im kleinsten Vernichtungslager. Auschwitz-Birkenau ist zwar das weltweit bekannteste aller Vernichtungslager. Dennoch ist nachgewiesen, dass im erheblich weniger bekannten Treblinka deutlich mehr jüdische Menschen vergast wurden als in Auschwitz-Birkenau. Es erscheint wissenschaftlich nicht haltbar und ethisch bedenklich, die Judenvernichtungslager unter "Konzentrationslager" zu subsumieren und dadurch letzten Endes Verharmlosungen Vorschub zu leisten.
Arbeitslager
Auch die Arbeitslager dienten der Vernichtung, nämlich durch Arbeit. Menschen, die keine Arbeit mehr leisten konnten, wurden, soweit sie nicht an den unmenschlichen Bedingungen von selbst zugrunde gingen, ermordet, insbesondere durch Erschießen. Diejenigen Kranken, die nicht in voraussichtlich vier Wochen wieder arbeitsfähig waren, wurden vom medizinischen Personal mit Phenol oder anderem zu Tode gespritzt, um ihr Leiden zu verkürzen. In den Arbeitslagern überlebten einige Gefangene nur kurze Zeit.
Glaubt man einigen Kriegsgerüchten, die zu dieser Zeit von den Fronten in die alliierten Staaten gelangten, wurden zum Teil Erwachsene und Kinder von Ärzten wie Josef Mengele für medizinische Experimente wissenschaftlich genutzt. Das dadurch erhaltene Wissen, das in großen Archiven sorgfältig zusammengetragen wurde, nahmen die Amerikaner nach Beendigung und Schließung der Lager mit großem Interesse in ihre Forschungszentren auf.
Im Verlauf des Krieges erlangten die Arbeitslager eine weitere Funktion, die zu dem Vernichtungsziel in gewissem Gegensatz stand. Die Lager waren Produktionsstätten der SS, zunächst zur Gewinnung von Natur- und Ziegelsteinen, später in vielen anderen Bereichen. Außerdem wurden Arbeitskräfte an die (Rüstungs-)Industrie ausgeliehen. Der bekannteste Fall betrifft die IG Farben. Praktisch die gesamte Großindustrie machte von solchen Zwangsarbeitern Gebrauch.
Historische Entwicklung
Die ersten in Deutschland errichteten Lager waren Arbeitslager im beschriebenen Sinne. In diese Lager wurden zunächst Mitglieder der von den Nationalsozialisten sofort verfolgten und verbotenen KPD und alsbald auch der SPD als so genannte "Schutzhäftlinge" eingeliefert. Bald wurden auch viele andere Gruppen, insbesondere Juden (siehe Holocaust), Zigeuner, Homosexuelle, Vertreter der großen Konfessionen (katholische und evangelische Geistliche, Angehörige der Bekennenden Kirche), insbesondere aber religiöse Minderheiten (beispielsweise die Zeugen Jehovas), und andere politische Gegner sowie Kriegsgefangene (insbesondere aus der Sowjetunion) in Konzentrationslagern inhaftiert.
Man schätzt heute, dass insgesamt sechs Millionen Menschen in den Lagern des Dritten Reiches ermordet oder an Folgen von Misshandlungen und Krankheiten gestorben sind.
Siehe auch: SS, Zyklon B, Kapo, Wannsee-Konferenz, Nürnberger Kriegsverbrechertribunal Schutzhaft, Jugendkonzentrationslager
Sowjetunion und Osteuropa
In der Sowjetunion wurden die Lager "Gulag" genannt, nach der Abteilung der Polizei, die sie verwaltete. Sie dienten als Gefangenlager für politische Opponenten, und waren in erster Linie Arbeitslager. Alexander Solschenizyn hat in seinen Werken "Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch" und "Archipel Gulag" die Haftbedingungen literarisch offengelegt. "Der erste Kreis der Hölle" beschreibt die "sharashka", in denen Wissenschaftler und Ingenieure gezwungen wurden, für den Staat zu arbeiten. Man schätzt heute, dass insgesamt 40 Millionen Menschen in den Lagern der Sowjetunion umgekommen sind.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Osteuropa Menschen, die mit dem Deutschen Kriegsgegner zusammengearbeitet hatten oder selbst Deutsche waren, in Lagern interniert (zum Beispiel in der Tschechoslowakei und Polen). Die Bedingungen der deutschen Kriegsgefangenen entsprachen ebenfalls nicht den Vorschriften der Genfer Konvention, und viele Menschen starben oder überlebten nur mit Folgeschäden.
Unter Stalin fanden mehr als zehnmal soviele Menschen in Vernichtungslagern den Tod, als unter der Zeit Hitlers. Leider wird Stalin bis heute noch oft als harmlos angesehen, angehimmelt und vergöttert.
Unter der kommunistischen Diktatur Ceauşescus in Rumänien "verschwanden" Regimekritiker in Gefängnissen und Irrenhäusern. Ceausescus Versuch, die Anzahl der Rumänen zu vergrößern, führte zur Einrichtung von "Kinder-GULAGs" für behinderte oder überzählige Kinder, wie beispielsweise in Cighid.
Italien
Das faschistische Italien richtete Konzentrationslager in Gonars, Molat und Rab ein.
(...Hier fehlen Daten und Kommentare...)
Kroatien
Das aus des Pseudo-Führers Adolf Hitler Gnaden selbständige Kroatien errichtete nach dem Vorbild der Nazis für seine Gegner, aber auch hauptsächlich für die serbische und jüdische Bevölkerung Konzentrationslager, die in ihrem Schrecken der Vernichtungsmaschinerie der Nazis entsprachen, die jüdische Bevölkerung wurde auch willig den deutschen Mördern ausgeliefert. Im Konzentrationslager Jasenovac wurden Zehntausende Serben, Juden, Sinti und Roma und politische Häftlinge umgebracht. Die Zahlen schwanken zwischen 60.000 und 700.000 Menschen.
Japan
In den besiegten Ländern richteten im Zweiten Weltkrieg auch die japanischen Besatzer zahlreiche Konzentrationslager ein, die Umstände waren den deutschen Vorbildern ähnlich, besonders traurig war das Schicksal der vielen koreanischen Sklavenarbeiter und noch mehr der vielen Tausenden von jungen koreanischen Frauen, die als Trostfrauen (Zwangsprostituierte) den japanischen Frontsoldaten zur Verfügung gestellt wurden. Das offizielle Japan habe bis heute keine Stellung zu dieser Kriegsschuld bezogen, auch nie Entschädigungen an die Opfer bezahlt.
USA, Australien, Neuseeland, Schweiz
Während beider Weltkriege wurden fast überall Staatsangehörige von Kriegsgegenparteien in Internierungslager eingesperrt, in der Schweiz auch Menschen, die zuvor noch dem Schicksal eines Nazi-KZ geflohen waren. Diese Lager wurden ganz ungeniert auch Konzentrationslager genannt, das Wort hatte damals noch einen anderen, rationalen Klang. Jedoch waren die Lebensbedingungen darin auf keinen Fall mit denen in einem deutschen KZ zu vergleichen.
Die Konzentrationslager in Deutschland wurden wiederholt von Vertretern des Internationalen Roten Kreuzes inspiziert, meistens hat man ihnen ein peinliches Theater vorgeführt, frisch eingekleidete Häftlinge musizierten oder machten Leibesübungen zwischen frisch eingepflanzten Blumenbeeten. Die Inspektoren waren beeindruckt, die Henker waren zufrieden.
Kambodscha
In Kambodscha starb unter Pol Pot ein bedeutender Anteil der Bevölkerung. Die gesamte Bevölkerung der Hauptstadt wurde in den Wochen nach der Machtübernahme der Roten Khmer in Arbeitslager aufs Land gebracht. Von einer Gesamtbevölkerung von sieben Millionen starben 2 Millionen Menschen in den Lagern oder wurden ermordet.
Chile
Nach der faschistischen Machtergreifung sperrte die Junta ihre Gegner in Fußballstadien ein, unter freiem Himmel wurden sie der glühenden Sonne, dem Durst und dem Hunger ausgesetzt, aber auch gefoltert und ermordet.
Siehe auch: Geschichte Chiles
Balkan
Im Bosnienkrieg gab es Lager bei Srebrenica.
(...Umfang, Diskussion, ob Kriegsgefangenenlager, Konzentrationslager, Kriegsverbrechen fehlen...)
Volksrepublik China
Die in der Volksrepublik China Laogai (reform through labor, deutsch: Umerziehungslager ) genannten Gefangenenlager wurden auch als Konzentrationslager verstanden. Nach der Machtergreifung der Kommunistischen Partei eingerichtet, werden dort Regimekritiker (und außerdem, um Quoten zu füllen, auch Unbeteiligte) interniert. Die Lager sind fabrikmäßig organisierte Produktionsstätten. In den 70er Jahre wurden unter Deng Xiaopings Reform viele der politischen Gefangenen freigelassen.
Nach dem Massaker auf dem Tiananmen-Platz von 1989, und die damit verbundene Machtübernahme von Jiang Zemin, wurden, und werden in der Volksrepublik Millionen von Dissidenten in Arbeitslagern gefangen gehalten. Darunter befinden sich von der Partei verfolgte Gruppen wie Tibeter, Christen, Demokraten, Falun Gong Übende, Qigong Schulen, Menschenrechtler, Uiguren, Gewerkschaftler und viele mehr.
Die jährliche Produktionskraft der chinesischen Arbeitslager ist so hoch wie die Produktionkraft eines durchschnittlichen europäischen Landes, wie Spanien oder Frankreich.
In chinesischen Propaganda-Filmen werden die Arbeitslager als harmlos hingestellt, und Beweise von Misshandlungen und Folter werden von der chinesischen Regierung geleugnet.
Siehe auch: Ghetto, Guantanamo, Internierungslager