Philipp V. (Spanien)
Philipp V. von Anjou (span. Felipe V, * 19. Dezember 1683 in Versailles; † 9. Juli 1746 in Madrid), Herzog von Anjou (1683-1710), war König von Spanien.

Philipp V. wurde als zweiter Sohn des Dauphin Ludwig von Frankreich und dessen Gemahlin Maria Anna von Bayern geboren. Er wurde 1700 als Erbe der spanischen Habsburger König von Spanien. Die österreichischen Habsburger und andere europäische Staaten bestritten jedoch sein Erbrecht, wodurch der von 1701 bis 1713/14 währende Spanische Erbfolgekrieg ausgelöst wurde. In diesem Krieg standen die bourbonischen Staaten Frankreich und Spanien mit wenigen Verbündeten (darunter den wittelsbachischen Staaten Bayern und Köln) einer mächtigen Koalition gegenüber, deren Zentren Österreich, Großbritannien und die Niederlande bildeten. Hauptziel dieser Koalition war die Verhinderung einer bourbonischen Übermacht und Vorherrschaft in Europa. Darum sollte Spanien entweder geteilt oder an einen jüngeren Vertreter des Hauses Österreich gebracht werden.
Für Philipp V. ging in Spanien zeitweilig Aragon bzw.Katalonien mit Barcelona an den österreichischen Prätendenten Erzherzog Karl verloren, den späteren römisch-deutschen Kaiser Karl VI., der sich als spanischer Gegenkönig Karl III. nannte. Auch die spanischen Besitzungen in Italien fielen an die österreichischen Habsburger. Erst als Karl nach dem Tode seines älteren Bruders Joseph I. 1711 Kaiser und Erbe der gesamten Staaten Österreichs wurde, zerbrach die antibourbonische Koalition, da man nun wieder die Habsburger für zu übermächtig hielt. Der Frieden von 1713/14 brachte einen Kompromiss: Philipp durfte ganz Spanien und dessen riesiges Kolonialreich behalten, musste jedoch sämtliche bisherigen Besitzungen Spaniens in Italien an seine Feinde abtreten - die Königreiche Neapel, Sizilien, Sardinien und das Herzogtum Mailand.
Unter dem Einfluss seiner zweiten Gemahlin Elisabeth, einer geborenen italienischen Prinzessin aus dem Hause Farnese, und seines ebenfalls aus Italien stammenden Ministers Kardinal Giulio Alberoni ging Philipp 1718 erfolglos daran, diese Verluste wieder zurückzugewinnen. Spanien konnte zwar das bis dahin zu Savoyen gehörige Sizilien besetzen, musste dieses jedoch an Österreich wiederabtreten. In Italien wieder Fuß zu fassen blieb jedoch auch für die weitere Regierungszeit Philipps eine Handlungsmaxime.
Immer stärker machten dem König Depressionen zu schaffen. Weil diese seine Regierungsfähigkeit beeinträchtigten, dankte er 1724 zugunsten seines ältesten Sohnes Ludwig I. Philipp ab. Da dieser aber schon im gleichen Jahr starb und die übrigen Söhne noch zu jung erschienen, ließ sich Philipp V. - vermutlich auch auf Drängen der Königin Elisabeth, die ihre Führungsrolle am Hofe nicht einbüßen wollte - erneut zur Herrschaftsübernahme bewegen. Von 1724 bis zu seinem Tode 1746 war er ein zweites Mal König. Es heißt, dass der später als Sänger an seinen Hof gekommene italienische Kastrat Farinelli die Depressionen des Königs durch die Schönheit seiner Kunst habe beruhigen können. Das war ein Glücksfall, denn Farinelli scheint den damit verbundenen großen Einfluss auf den König niemals missbraucht zu haben.
Die geschickte Beteiligung Spaniens am Polnischen Erbfolgekrieg führte 1735 zur Rückkehr der spanischen Herrschaft nach Italien, indem das bisher österreichisch-habsburgische Doppelkönigreich Neapel-Sizilien dem jüngeren Sohn Philipps V., dem späteren spanischen König Karl III. überlassen werden musste. Ein weiterer Wunsch der Königin Elisabeth, das Herzogtum Parma als ihr väterliches Erbe ebenfalls zu sichern, ging jedoch erst nach dem Tode ihres Gatten im Jahre 1748 zugunsten ihres Sohnes Philipp in Erfüllung.
Nachkommen

Am 2. November 1701 heiratete er in Figueras Maria Luisa von Savoyen, Tochter des Königs Vittorio Amadeo II. von Piemont-Sardinien, mit der er vier Söhne hatte:
- Ludwig I. Philipp (* 25. August 1707; † 31. August 1724)
- Philipp Ludwig (* 7. Juli 1709; † 8. Juli 1709)
- Philipp Peter (* 7. Juni 1712; † 29. Dezember 1719)
- Ferdinand VI. (* 23. September 1713; † 10. August 1759)
In zweiter Ehe vermählte er sich am 24. Dezember 1714 in Guadalajara mit Elisabetta Farnese (Isabel de Farnesio), die ihm folgende Kinder schenkte:
- Karl III. (* 20. Januar 1716; † 14. Dezember 1788)
- Franz (* 21. März 1717; † 21. April 1717)
- Maria Anna (* 31. März 1718; † 15. Januar 1781) - verheiratet mit König Joseph I. von Portugal
- Philipp (* 15. März 1720; † 18. Juli 1765), Herzog von Parma
- Maria Teresa (* 11. Juni 1726; † 22. Juli 1746) - verheiratet mit Ludwig, Dauphin von Frankreich
- Ludwig Anton (* 25. Juli 1727; † 7. August 1785), Erzbischof
- Maria Antonia (* 17. November 1739; † 19. September 1785)
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Karl II. Ludwig I. | König von Spanien 1700-1724 1724-1746 | Ludwig I. Ferdinand VI. |
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Karl II. | Herzog von Mailand 1700 - 1706 | Karl VI. |
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Karl II. | Herzog von Luxemburg 1700 - 1712 | Maximilian Emanuel |
Personendaten | |
---|---|
NAME | Anjou, Philipp V. von |
ALTERNATIVNAMEN | Felipe V (span.) |
KURZBESCHREIBUNG | König von Spanien |
GEBURTSDATUM | 19. Dezember 1683 |
GEBURTSORT | Versailles |
STERBEDATUM | 9. Juli 1746 |
STERBEORT | Madrid |