Julius Müllensiefen

Julius Müllensiefen (* 28. April 1811 in Iserlohn, 29. April 1893 in Wernigerode), war ein deutscher evangelischer Theologe und Pfarrer. Er wirkte 33 Jahre lang als Archidiakon der Marienkirche Berlin-Mitte und galt als enger Vertrauter der Kaiserin Augusta und des Schriftstellers Theodor Fontane.
Leben und Wirken
Müllensiefen wuchs auf als Sohn des Landrats von Iserlohn und Fabrikanten Peter Eberhard Müllensiefen (1766–1847), er war das jüngste von sieben Kindern. Seine Brüder waren Gustav Müllensiefen (1799–1874) und Theodor Müllensiefen (1802–1879)[1], Bruder Theodor Müllensiefen war Theologe.
Er studierte Theologie in Halle (Saale) und wurde danach Hauslehrer bei General von Diest, ab 1836 Pfarrer in Köthen (Märkisch Buchholz). Dort heiratete er 1838 Julie Huyssen und wirkte 16 Jahre im Amt. 1852 wurde er als Archidiakon an St. Marien zu Berlin berufen[2], wo er bis 1885 tätig war.
Seelsorger

Julius Müllensiefen ist nach Aussagen von Zeitzeugen ein außergewöhnlicher Seelsorger gewesen: „Sein besonderes Charisma war die Seelsorge, die er in persönlichem Verkehr ebenso wie in einer vielseitigen Korrespondenz mit Menschen verschiedener Gegenden übte. Seelsorgerlichen Charakter trugen auch seine Predigten, von denen umfangreiche Sammlungen im Druck erschienen sind. Während die ersten Wahlen für eine Gemeindevertretung in Berlin die Gräben zwischen den Parteien vertieften, vollzogen sie sich in der Mariengemeinde ohne schroffe Gegensätze.“[3] Er galt als „Seelenkenner ersten Ranges, und der Besitz dieser praktischen Psychologie war auch ein Geheimnis seines Erfolges, Seelen dem Herrn zu gewinnen, um dessen Besitz ihn viele Geistliche mit Recht beneidet haben“.[4]
Aufgrund seines Talents als Seelsorger war Müllensiefen eine wichtige Persönlichkeit für verschiedene Menschen in seinem Umfeld: Er war Vertrauter und Berater von Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach, als Ehefrau [[ Wilhelm I. (Deutsches Reich)|Wilhelms des I.]] von 1871 bis 1888 die erste deutsche Kaiserin.
Auch wurde Müllensiefen von Theodor Fontane (1819 bis 1893) geschätzt: Für den Schriftsteller galt „der von mir hochverehrte Pastor Müllensiefen“ „immer als das Ideal eines evangelischen Geistlichen“. Er erwähnt ihn in seinen Erinnerungen „Zwischen Zwanzig und Dreißig“ im 13. Kapitel.
Varia
- Julius Müllensiefen wurde am 3. Mai 1893 in Berlin auf dem Alten Friedhof der St.-Nikolai- und St.-Marien-Gemeinde neben seiner 1883 verstorbenen Gattin zur letzten Ruhe gebettet. Die Grabstätte besteht bis heute.[5]
Literatur
- Roland Berbig: Schafsköpfe, Heuchler, Narren und noble Naturen: Pastoren im Leben von Theodor Fontane. In: Irmela von der Lühe, Joachim Wolschke-Bulmahn (Hgg.): Landschaften - Gärten - Literaturen. Festschrift für Hubertus Fischer. München 2013. S. 387 - 409.
Weblinks
- Biografische Daten
- https://ixtheo.de/Record/147625219X
- http://www.pastoerchen.de/friedrichstrauss/berlin.htm
Einzelnachweise
- ↑ Sie wurden Industrielle und wirkten bei der Umgestaltung des Ruhrgebiets zum Industriezentrum mit. Die Gebrüder Müllensiefen gründeten 1825 am Crengeldanz in Witten eine Glashütte, die zum bedeutenden Hersteller von Tafelglas in Deutschland wurde (ab 1970: Flachglas AG, dann in britischem und japanischem Besitz)
- ↑ Hans-Wilhelm Rahe: Bischof Roß, Vermittler zwischen Rheinland-Westfalen und Preußen. Köln 1984, S. 244
- ↑ Hans-Wilhelm Rahe: Bischof Roß, Vermittler zwischen Rheinland-Westfalen und Preußen. Köln 1984, S. 414
- ↑ Paul Müllensiefen: D. Julius Müllensiefen, ein Erinnerungsblatt. Halle a.S., Verlag von Eugen Strien, o.J. (1893 oder später), S. 15
- ↑ Friedhelm Groth: Julius Müllensiefen (1811 bis 1893), der Iserlohner Landratssohn, der in Berlin für Theodor Fontane der Lieblingspastor und für Kaiserin Augusta der Beichtvater wurde, PDF, 12 Seiten
Personendaten | |
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NAME | Müllensiefen, Julius |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher evangelisch-lutherischer Theologe und Pfarrer |
GEBURTSDATUM | 28. April 1811 |
GEBURTSORT | Iserlohn |
STERBEDATUM | 29. April 1893 |
STERBEORT | Wernigerode |