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Lidice

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Lidice ist eine Gemeinde mit 440 Einwohnern im Kreis Kladno in der Mittelböhmischen Region in Tschechien, 20 km westlich von Prag bei der Industriestadt Kladno gelegen. Während des II. Weltkriegs wurde Lidice von den Nationalsozialisten ausgelöscht. Nach dem Krieg wurde Lidice 300 m vom alten Ort entfernt neu aufgebaut. An der Stelle des zerstörten Lidice befindet sich heute ein Denkmal und Museum.

Die Zerstörung Lidices durch die Nationalsozialisten

Am 9. Juni 1942 zählte das Dorf Lidice 102 Häuser mit 503 Einwohnern. Das Leben und auch die Struktur der Gemeinde war der anderer tschechischer Dörfer ähnlich. Die Männer arbeiteten meist in den Stahlwerken und Kohlebergwerken im 7 km entfernten Kladno, die Frauen sorgten für den Haushalt und halfen bei Feldarbeiten aus. Es gab 14 Höfe, eine Mühle, drei Lebensmittelläden, drei Wirtshäuser, zwei Metzgereien und die Kirche des Dorfes.

Am 27. Mai 1942 wurde der Chef des Reichssicherheitshauptamts und Reichsprotektor für Böhmen und Mähren SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich auf dem Weg zu seinem Dienstsitz auf dem Hradschin in Prag durch ein Attentat schwer verletzt. Acht Tage später erlag Heydrich seinen schweren Verletzungen. Daraufhin leiteten die Nationalsozialisten massive Vergeltungsmaßnahmen gegen die tschechische Zivilbevölkerung ein.

Am Abend des 9. Juni 1942 umstellten deutsche Polizeikräfte ( Angehörige der Gestapo, des SD und der Schutzpolizei unter dem Kommando von SS-Offizieren einer Sonderkommission und des Befehlshabers der Sipo in Prag) mit Unterstützung der tschechischen Gendarmerie Lidice und blockierten alle Zufahrtswege, da dort Beteiligte bei dem Attentat vermutet wurden. In der Nacht vom 9. auf den 10. Juni 1942 wurden die Dorfbewohner zusammengetrieben und alle Männer älter als 15 Jahre in den Hof der Familie Horák gebracht. Tags darauf wurden sie dort alle erschossen. Weitere neun Männer, die zur Nachtschicht in einem Kohlebergwerk arbeiteten, und sieben schwangere Frauen wurden nach Prag gebracht, die Männer wurden dort ebenfalls erschossen, während die Frauen ihre Kinder gebären konnten. Die verbleibenden Frauen wurden in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert, wo von den 195 Frauen 52 ermordet wurden; die sieben schwangeren Frauen wurden, nachdem sie ihre Kinder geboren hatten und diese von ihren Müttern getrennt und in ein Kinderheim gebracht wurden, ebenfalls nach Ravensbrück deportiert.

Die 98 Kinder des Dorfes - sieben wurden erst nach dem 10. Juni 1942 geboren - wurden in ein Kinderheim des Rasse- und Siedlungshauptamtes in der Gneisenaustraße in Łódź (damals "Litzmannstadt") gebracht. Von den 98 Kindern wurden nach dem Zweiten Weltkrieg 12 wieder aufgefunden, ebenso 6 von den 7 nach der Zerstörung Lidices geborenen - eines war verstorben. Das Schicksal der übrigen 87 Kinder ist bis heute ungeklärt.

Der Ort Lidice wurde in Brand gesteckt, gesprengt und schließlich durch Züge des Reichsarbeitsdienstes eingeebnet, um die Gemeinde vollständig von der Landkarte zu tilgen.

Das gleiche Schicksal musste auch der Ort Ležáky erdulden.

Insgesamt kosteten die Vergeltungsmaßnahmen für Reinhard Heydrich mehr als 5.000 Menschen das Leben.