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Kuusamo

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Vorlage:Infobox Finnische Gemeinde

Kuusamo [ˈkuːsɑmɔ] ist eine Stadt im Nordosten Finnlands mit rund 17.000 Einwohnern. Außer dem Stadtzentrum, in dem etwa 11.000 Menschen leben, gehört zum Gebiet von Kuusamo eine weitläufige, größtenteils dünn besiedelte Fläche von insgesamt 5.805 km². Wegen seiner Natur und durch das Skisportzentrum Ruka ist Kuusamo eines der wichtigsten Touristenzentren Finnlands. International ist die Stadt als Austragungsort von Wintersportveranstaltungen bekannt.

Geografie

Lage und Ausdehnung

Kuusamo liegt im Osten der Landschaft Nordösterbotten, die Teil der Provinz Oulu ist, an der Grenze zu Russland. Die Nachbargemeinden von Kuusamo sind Suomussalmi im Süden, Taivalkoski und Posio im Westen, Salla im Norden sowie auf russischer Seite Pjaosjorski im Osten. Die nächsten Großstädte sind Rovaniemi 192 km nordwestlich und Oulu 215 km südwestlich. Die Entfernung zur Hauptstadt Helsinki beträgt 796 km.

Die Region, in der Kuusamo liegt, wird traditionell als Koillismaa bezeichnet. Zu Koillismaa zählt man historisch neben Kuusamo die Gemeinden Taivalkoski, Posio und Pudasjärvi. Zur offiziellen Verwaltungsgemeinschaft gehören aber nur Kuusamo und Taivalkoski. Obwohl die Provinz Lappland erst nördlich von Kuusamo beginnt, wird der Ort nicht zuletzt aus Gründen der touristischen Vermarktung inoffiziell oft Lappland zugeschlagen[1].

Kuusamo bedeckt eine Fläche von 5.805 km², von der 801 km² Wasser sind. Damit ist Kuusamo mehr als doppelt so groß wie Luxemburg. Das Gemeindezentrum von Kuusamo, in dem fast zwei Drittel der Einwohner leben, nimmt nur einen kleinen Teil der Fläche ein. Der Rest des Gebiets besteht aus dem dünn besiedelten, größtenteils bewaldeten Umland. Daher beträgt die Einwohnerdichte von Kuusamo nur 3,5 Einwohner pro km². Außer dem Stadtzentrum gehören zu Kuusamo die Dörfer Alakitka, Heikkilä, Hiltunen, Irni, Jokilampi, Kallunki, Kantokylä, Kemilä, Kero, Kesäniemi, Kiitämäjärvi, Koskenkylä, Kuolio, Kurvinen, Kärpänkylä, Käylä, Lämsänkylä, Maaselänkylä, Murtovaara, Paanajärvi, Poussu, Puutteenkylä, Rukajärvi, Määttälänvaara, Soivio, Suorajärvi, Tammela, Teeriranta, Törmäsenvaara, Vasaraperä, Virrankylä, Vuotunki, Lehto und Kiviperä.

Landschaft und Natur

Am Oulankajoki-Fluss

Landschaftlich gehört Kuusamo zum Großraum des finnischen Hügellandes (Vaara-Suomi), das hier bereits in die für Lappland typische Fjell-Landschaft übergeht. Das Stadtgebiet liegt auf einer rund 250 m hohen Hochebene, von der aus die Gewässer in fünf Himmelsrichtungen abfließen. Auf dem Gebiet von Kuusamo befinden sich zahlreiche Hügel (finn. vaara) und Fjells (finn. tunturi), die die Baumgrenze überschreiten. Die höchsten Berge sind Valtavaara (492 m), Kuntivaara (481 m), Iivaara (469 m) sowie Rukatunturi (462 m) mit dem Skisportzentrum Ruka.

Sumpflandschaft nahe Liikasenvaara

90 % der Landfläche Kuusamos sind bewaldet. Bei den Bäumen herrschen Kiefern vor (70 %), daneben wachsen in den Wäldern Fichten (20 %) und Laubbäume (10 %)[2]. 801 km², das sind 14 % der Fläche Kuusamos, werden von Wasser bedeckt. Die größten der 166 Seen im Gebiet von Kuusamo sind Joukamojärvi, Kiitämä, Kitka, Kurkijärvi, Kuusamojärvi, Muojärvi und Suininki. Die Flüsse Oulankajoki, Kitkajoki, Kuusinkijoki und Pistojoki fließen nach Osten in das Weißmeer, der Iijoki nach Westen in den Bottnischen Meerbusen.

Der 270 km² große Oulanka-Nationalpark befindet sich auf dem Gebiet von Kuusamo und der nördlichen Nachbargemeinde Salla. Die Landschaft wird von Kiefernwäldern, dem Oulankajoki und seinen Nebenarmen mit ihren Sandbänken und Stromschnellen und im Nordteil von weitläufigen Sumpfgebieten beherrscht. In der Wildmark leben 30 Säugetier- und 120 Vogelarten, darunter Braunbären, Wölfe und Adler. Am Oulankajoki liegen die Stromschnellen Kiutaköngäs, Taivalköngäs, Jyrävä, Niskakoski und Myllykoski. Nahe der südlichen Gemeindegrenze zu Suomussalmi liegt der Canyonsee Julma Ölkky mit seinen bis zu 50 m hohen steinen Felswänden.

Klima

Klimadiagramm von Kuusamo[3]

Das Klima in Kuusamo ist kaltgemäßigt und stärker kontinental geprägt als im Rest Finnlands. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt -0,3 °C, der Jahresniederschlag 525 mm. Der wärmste Monat ist der Juli mit einer Durchschnittstemperatur von +14,7 °C. Am kältesten ist es im Februar mit -13,2 °C. Die kälteste jemals in Kuusamo gemessene Temperatur betrug -40,8 °C. Kuusamo gehört zu den schneereichsten Gegenden Finnlands: Etwa 200 Tage im Jahr, von Ende Oktober bis Mitte Mai, liegt eine geschlossene Schneedecke, die eine Dicke von 80-90 cm erreicht.

Das Zentrum von Kuusamo liegt rund 60 km südlich des Polarkreises, daher spielen die Beleuchtungsjahreszeiten eine große Rolle. Vom 14. bis zum 29. Juni scheint in Kuusamo die Mitternachtssonne. Von September bis Februar kommen ungefähr jede dritte Nacht Polarlichter vor.

Geschichte

Samische Besiedlung

Ursprünglich, bis ins 17. Jahrhundert, war das Gebiet von Kuusamo von halbnomadischen Samen bewohnt. In der kalten Jahreszeit lebten sie in den Winterdörfern Maanselkä und Kitka. Im Frühjahr zogen sie an die Flüsse und im Sommer nach der Eisschmelze an die Seen, um Fischerei zu betreiben und Beeren und Pilze zu sammeln, im Herbst jagten sie Waldrentiere, Bären und Biber. Neben der Fischerei und Jagd verdienten die Samen ihren Lebensunterhalt, indem sie mit den an der Küste des Bottnischen Meerbusens ansässigen Finnen und den Kareliern der Weißmeerküste Pelzhandel trieben.

Als samisches Siedlungsgebiet wurde Kuusamo damals zu Lappland gezählt. Nominell gehörte das Gebiet zur schwedischen Provinz Västerbotten, die schwedische Herrschaft beschränkte sich aber auf das Eintreiben von Steuern. Zugleich wurde das als herrenlos angesehene Gebiet auch von Russland aus besteuert.

Schwedische Herrschaft

Seit dem 15. Jahrhundert nutzten auch am Unterlauf des Iijoki-Flusses ansässige finnische Fischer die Fischgründe Kuusamos. Sie unternahmen regelmäßig Fahrten von einigen Wochen nach Kuusamo, weil es aber in der Gegend anders als am Mitellauf des Iijoki keine Flussauen, die Heu für das Vieh hätten liefern können, gab, gründeten sie keine festen Siedlungen. Erst als der schwedische Staat 1673 allen Neusiedlern in Lappland, also den samisch besiedelten Gebieten, für 15 Jahre Steuerfreiheit gewährte, begannen sich Siedler aus Savo und Kainuu in Kuusamo niederzulassen. Sie betrieben Wanderfeldbau und begannen mit der Brandrodung der Wälder. Dadurch wurde die hauptsächlich auf der Jagd beruhende Lebensform der Samen gefährdet. Die samische Bevölkerung vermischte sich mit den finnischen Siedlern und wurde innerhalb weniger Jahrzehnte verdrängt. Schon 1718 lebten in Kuusamo nur noch zwei samische Familien, die auch schon ihre Sprache ins Finnische gewechselt hatten.

Die erste Kirchengemeinde Kuusamo wurde 1685 gegründet. 1687 entstand eine provisorische Kapelle, 1695 der erste Kirchenbau. Seit Ende des 17. Jahrhunderts begann man das Gebiet nach dem See Kuusamojärvi Kuusamo zu nennen. Die genaue Etymologie des Namens ist ungeklärt, möglich ist jedoch eine Herleitung von einer samischen Bezeichnung für „Fichtenwald“.

Die schwedisch-russische Grenze war bereits 1595 im Frieden von Teusina östlich von Kuusamo gezogen worden, war aber lange nicht genau festgelegt und durchlässig. Durch den konstanten Zuzug von Neusiedlern wuchs Kuusamo im 18. Jahrhundert stetig an. Anstelle des Wanderfeldbaus traten nach und nach Landwirtschaft, Vieh- und Rentierzucht. Um 1770 hatte Kuusamo rund 2000 Einwohner. 1775 wurde Kuusamo der neugegründeten Provinz Oulu zugeschlagen. Wegen der gestiegenen Einwohnerzahl musste zwischen 1797 und 1804 eine neue, größere Kirche gebaut werden. Anfang des 19. Jahrhunderts war bereits die Marke von 3000 Einwohnern erreicht, eine Hungersnot im Jahr 1803 und eine Pockenepidemie im folgenden Jahr dezimierte die Bevölkerung aber wieder.

Russische Herrschaft

1809 kam Kuusamo, wie das gesamte Finnland, unter russische Herrschaft. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Gegend mehrmals von verheerenden Hungersnöten und Epidemien heimgesucht. Nach der katastrophalen Missernte im Jahr 1867 blieb Kuusamo aber von größeren Hungersnöten verschont und die Bevölkerungszahl stieg konstant an. 1886 lebten in Kuusamo schon über 7000 Menschen, 1894 waren es schon 8000. Durch das Aufkommen der Forstwirtschaft am Ende des 19. Jahrhunderts zogen Arbeitskräfte in die Gegend, sodass Kuusamo 1910 schon 10.500 Einwohner hatte.

Bevölkerung

Am 31. August 2006 hatte Kuusamo 17.003 Einwohner. Fast zwei Drittel der Bevölkerung lebt im Stadtzentrum, dem sogenannten Kirchdorf von Kuusamo, der Rest verteilt sich auf die Dörfer im ländlichen Umland. Wie die meisten Gemeinden im strukturschwachen Norden und Osten Finnlands ist Kuusamo von der Abwanderung in die Ballungsräume Südfinnlands betroffen. Mitte der 60er Jahre erreichte die Einwohnerzahl mit fast 21.000 ihren Höhepunkt. Nach einer Phase des Rückgangs konsolidierte sich die Einwohnerzahl in den 80er Jahren wieder, bis sie seit Mitte der 90er Jahre wieder rückläufig ist.

Die negative Bevölkerungsentwicklung spiegelt sich auch in der Altersstruktur Kuusamos nieder, weil es vor allem junge Menschen sind, die die Stadt verlassen. Zwischen 1998 und 2001 sank der Anteil der 0-15-jährigen an der Bevölkerung von 25 auf 23 %, während der Anteil der über 64-jährigen von 12 auf 14 % anstieg[4].

Entwicklung der Einwohnerzahl
Jahr Einwohnerzahl
1960 18.639
1965 20.795
1970 19.974
1980 18.161
1985 17.923
1990 18.061
1995 18.687
2000 17.891
2001 17.729
2003 17.405
2005 17.113

Politik

Stadtrat

Der Stadtrat von Kuusamo hat 43 Mitglieder. Wie in Nordfinnland üblich, ist die Zentrumspartei die dominierende politische Kraft. Bei den Kommunalwahlen 2004 erhielt sie fast zwei Drittel, bei den Parlamentswahlen 2003 sogar drei Viertel der Stimmen. Im Stadtrat stellt ist sie mit 31 Abgeordneten vertreten. Die beiden anderen großen Parteien des Landes, die konservative Nationale Sammlungspartei und die Sozialdemokraten spielen eine untergeordnete Rolle. Ebenfalls im Stadtrat vertreten sind der Grüne Bund, das Linksbündnis und die Christdemokraten.

Zusammensetzung des Stadtrats (2005-2008)
Partei Wahlergebnis[5] Sitze
Finnische Zentrumspartei 65,8 % 31
Nationale Sammlungspartei 13,3 % 5
Sozialdemokraten 8,4 % 3
Grüner Bund 6,3 % 2
Linksbündnis 3,7 % 1
Christdemokraten 1,4 % 1

Wappen

Das Wappen von Kuusamo wurde 1959 entworfen und zeigt ein silbernes Rentier unter einem goldenen Polarlicht im roten Schild. Außerdem verwendet die Stadt Kuusamo ein offizielles Logo, das aus dem roten Schriftzug Kuusamo unter einem goldenen Polarlicht besteht.

Städtepartnerschaften

Kuusamo unterhält Städtepartnerschaften mit Avesta (Schweden, seit 1984), Hørning (Dänemark, seit 1988), Askøy (Norwegen, seit 1988) und Louchi (Republik Karelien, Russland, seit 1989).

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Hauptwirtschaftszweige in Kuusamo sind die Land- und Forstwirtschaft, Rentierzucht, Kleinindustrie und Tourismus.

Die Arbeitslosenquote beträgt 16,2 % (2003).

Tourismus

Kuusamo gehört zu den wichtigsten touristischen Gebieten Finnlands. 2002 wurden 291.222 Übernachtungen registriert; 83 % der Besucher kamen aus Finnland. 16.000 der insgesamt 36.000 Bettplätze Kuusamos befinden sich im Skisportzentrum Ruka.

Verkehr

Fernstraße 20 bei Kuusamo

Die in Nord-Süd-Richtung durch Finnland verlaufende Staatsstraße 5, deren Verlauf auch die Europastraße 63 folgt, verbindet Kuusamo über Heinola mit dem Süden des Landes und führt weiter nach Norden in Richtung Sodankylä. Die Staatsstraße 20 führt von Kuusamo nach Oulu, die Hauptstraße 81 nach Rovaniemi. In Suoperä bei Kuusamo befindet sich ein Grenzübergang nach Russland, der seit 2006 auch für den internationalen Verkehr freigegeben ist.

Der Flughafen Kuusamo ist 6 km vom Stadtzentrum und 27 km von Ruka entfernt. Er entstand 1969 und wurde seitdem mehrmals ausgebaut. Die Fluggesellschaft Finnair bietet täglich Direktflüge von Helsinki, während der Touristensaison steuern zudem Charterflüge Kuusamo an. Im Jahr 2005 nutzen 101.000 Passagiere den Flughafen[6].

Ans Bahnnetz ist Kuusamo nicht angeschlossen, der nächste Güterbahnhof befindet sich in Taivalkoski, der nächste Bahnhof für den Passagierverkehr in Oulu.

Sehenswürdigkeiten

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Kuusamos finden sich in der Natur, so etwa der Jyrävä-Wasserfall, der Canyonsee Julma Ölkky oder die Kiutaköngäs-Stromschnellen mit dem nahegelegenen Naturzentrum. Die Bärenrunde (Karhunkierros), eine 80 km lange Wanderroute, führt vom Skisportzentrum Ruka nach Hautajärvi. Sie verläuft größtenteils durch den 270 km² großen Oulanka-Nationalpark, der sich auf dem Gebiet der Gemeinden Kuusamo und Salla befindet.

Sport

Kuusamo ist Austragungsort mehrerer internationaler Wintersportwettkämpfe. In Ruka befindet sich ein Skisportstadion mit einer K120- und einer K60-Skisprungschanze sowie beleuchteten Loipen und einer Biathlon-Anlage. Seit 2002 findet der Weltcup-Auftakt im Skispringen und in der Nordischen Kombination und ein Weltcuprennen im Skilanglauf beim Ruka Nordic Opening Anfang November bei einer gemeinsamen Veranstaltung in Kuusamo statt. 2005 verfolgten 20.000 Zuschauer die Wettkämpfe[7]. 2005 fand in Ruka die Freestyle-Skiing-Weltmeisterschaft statt.

Quellen

  1. Vergleiche dazu etwa das Internetportal kuusamolapland.fi (engl.)
  2. Metsänhoitoyhdistys Kuusamo [1] (finn.)
  3. Geoklima 2.1
  4. Kuusamo Taskutieto (Info-Broschüre der Stadt Kuusamo) [2](finn.)
  5. Helsingin Sanomat [3]
  6. Finavia [4] (engl.)
  7. Pressemitteilung der Veranstalter [5]