Volksbefreiungsarmee

Die Volksbefreiungsarmee (chinesisch 中國人民解放軍 / 中国人民解放军, Pinyin Zhōnggúo Rénmín Jiěfàng Jūn, abgekürzt durch VBA oder PLA für die international gängige englische Bezeichnung People's Liberation Army) ist ein Sammelbegriff für die militärischen Teilstreitkräfte Heer, Marine, Luftwaffe und Raketenstreitkräfte der Volksrepublik China.
Allgemeines
Die Volksbefreiungsarmee ist nach offiziellen Angaben mit 2,5 Millionen Soldaten die größte stehende Armee der Welt, die allerdings noch immer in großen Teilen schlecht ausgerüstet ist. Die letzten von der US-Regierung als verbindlich angesehenen und öffentlich zugänglichen Angaben zur Größe der Teilstreitkräfte stammen aus dem Jahr 1987. Damals umfassten die Bodentruppen 2,1 Millionen (heutige geschätzte Zahl nach US-Angaben: 1,6 Millionen aktives Personal), die Marine 350.000, die Luftwaffe 390.000 und die strategische Raketentruppe 100.000 Mann. Zusätzlich verfügte China über eine Miliz-Reserve von 10 Millionen Mitgliedern mit meist schlechtem Ausbildungsstand sowie über paramilitärische Polizeieinheiten von rund 900.000 Mann. Derzeit ist der Abbau des technologischen Rückstands auch nach offiziellen Angaben des chinesischen Verteidigungsministeriums die größte Herausforderung für die VBA. Soweit bekannt, wurde die Größe der VBA seit etwa 1990 mehrfach zugunsten einer besseren technischen Ausrüstung und Ausbildung verkleinert, das Militärbudget gleichzeitig aber angehoben. Bis Ende 2005 will die Regierung die Truppenstärke nochmals um 200.000 Mann verringern. Das Ziel ist eine kleinere, modernere und schlagkräftigere Armee.
Etat
Der Militäretat Chinas lässt sich nur schätzen, weil aus zahlreichen Ressorts Geld verdeckt in die Streitkräfte fließt. Für 2005 plant die chinesische Regierung einen reinen Militäretat von 29,9 Milliarden US-Dollar. Inklusive verdeckter Zahlungen mit offiziell anderen Verwendungszwecken schätzt das Pentagon die Militärausgaben 2005 auf rund 90 Milliarden Dollar. Damit wären die Militärausgaben Chinas nach den USA und Russland die dritthöchsten der Welt. Doch weisen Beobachter darauf hin, dass Chinas Militärausgaben relativ zur Größe des Landes und seiner Bevölkerung keineswegs Weltspitze sind.
Fahnen, Insignien, Abzeichen
Die Insignie der VBA ist ein roter Stern mit den chinesischen Schriftzeichen für den 1. August (chinesisch 八一, Pinyin bā yī), den Jahrestag des Nanchang-Aufstands 1927.
Forschung und Ausbildung
Die chinesische Armee unterhält drei große Forschungs- und Ausbildungsinstitute: die Akademie für militärische Wissenschaften als zentrale Einrichtung sowie die Nationale Verteidigungsuniversität, die vor allem der Ausbildung hochrangiger Offiziere dient, und die Nationale Universität für Verteidigungstechnologie für die militärtechnische Forschung und Entwicklung sowie für die Ausbildung hochrangiger Offiziere in Truppengattungen mit technischem Schwerpunkt.
Strategie
Der zentrale Begriff der chinesischen Militärstrategie ist die "aktive Verteidigung". Er bedeutet, dass China von sich aus keine Kampfhandlungen eröffnet oder Angriffskriege führt. Diesem Prinzip entsprechend werden Militäroperationen nur dann als gerechtfertigt erachtet, wenn sie die nationale Souveränität oder das Territorium der Volksrepublik verteidigen. Angriffe sind demnach nur zulässig, wenn China selbst zuvor angegriffen wurde. Allerdings ist nicht klar definiert, was als Angriff angesehen wird. So wurde die Invasion in Vietnam 1979 als "Gegenangriff zur Selbstverteidigung" gerechtfertigt.
Zunehmend werden in chinesischen Militärkreisen auch Einsatzmöglichkeiten der Streitkräfte erörtert, die unter der Schwelle eines Krieges liegen.
Darüber hinaus entdeckt die chinesische Strategie zunehmend die Herausforderung durch "lokale Kriege unter den Bedingungen der Informationstechnik" (offizieller Verteidigungsbericht 2004). Dieses Leitbild soll die alte strategische Ausrichtung ablösen, in der die VBA vor allem dazu in der Lage sein sollte, das chinesische Staatsgebiete bodengebunden durch den Einsatz großer Mengen von Mensch und Material zu verteidigen. Das neue Konzept sieht vor, militärische Wirkung über größere Entfernungen zu erzielen und schneller auch an weit entfernten Orten einsatzfähig zu sein. Darüber hinaus wächst die Bedeutung von Operationen im Verbund aller vier Teilstreitkräfte. Um beide Ziele zu erreichen, wird intensiv daran gearbeitet, die Abläufe und Technologien für Kommunikation, Führung und Aufklärung zu verbessern. Noch steht die VBA jedoch großen Schwierigkeiten bei der Koordinierung der verschiedenen Truppengattungen gegenüber. Darüber hinaus dürften sämtliche Einheiten des chinesischen Militärs durch die schlecht entwickelte Logistik zur Versorgung mit Nachschubgütern massiv in ihren Fähigkeiten eingeschränkt sein. Das gilt insbesondere für mögliche Operationen in weiterer Entfernung vom Mutterland.
US-Nachrichtendienste gehen davon aus, dass China erst nach 2010 über eine modernen Anforderungen entsprechende Armee verfügen wird.
Die Wiedervereinigung mit der Insel Taiwan sehen viele chinesische Politiker und Militärs als höchstrangiges strategisches Ziel der nächsten Jahrzehnte an. Dieser Anspruch drückt sich auch in der Dislozierungsstrategie aus, die die modernsten Waffensysteme und die am besten ausgebildeten Einheiten in den Küstenregionen vor Taiwan stationiert. Im März 2005 gab der Volkskongress seine Entscheidungsbefugnis für einen Militärangriff gegen Taiwan an eine untergeordnete Ebene (Militärkommission oder Staatsrat) ab und erleichterte somit einen möglichen Angriff auf Taiwan; international wurde dieser Schritt heftig kritisiert. Zunehmend erlangt aber auch die Straße von Malakka Bedeutung, da durch sie rund 80 Prozent der chinesischen Erdöl-Importe transportiert werden.
Vermutlich werden zurzeit in chinesischen Militär- und Forschungskreisen die US-Militäraktionen in Afghanistan sowie der Dritte Golfkrieg genau analysiert, um daraus Schlüsse für die Weiterentwicklung der VBA zu ziehen. Das US-Verteidigungsministerium sieht den schnellen Sieg seiner Truppen über den Irak während des Zweiten Golfkriegs 1991 als ausschlaggebenden Faktor für die seit den 1990er Jahren beschleunigte Modernisierung der VBA, insbesondere der Kommunikationsstrukturen. Eine ähnliche Beispielwirkung, vor allem auf dem Feld der Flugabwehr und elektronischen Kriegführung (EloKa), hat demnach der Luftkrieg gegen Serbien (Kosovo-Krieg) 1999 gehabt.
Struktur
Führung
Die chinesischen Streitkräfte werden seit 1982 von der staatlichen Zentralen Militärkommission (ZMK) geführt. Zuvor war die Zentrale Militärkommission der Kommunistischen Partei Chinas die alleinige oberste Instanz. Der Vorsitzende der staatlichen ZMK wird vom Nationalen Volkskongress gewählt, die übrigen Mitglieder werden vom Zentralkomitee der Kommunistischen Partei vorgeschlagen und vom Nationalen Volkskongress oder dessen ständigen Ausschuss gewählt. Die Mitglieder des ZMK der Partei werden von deren Zentralkomitee ernannt.
Die beiden ZMK verfügt über den Generalstab, eine politische, eine logistische sowie eine Rüstungsabteilung als untergeordnet Instanzen. Diese vier Abteilungen fungieren zugleich als ausführende Organe des chinesischen Verteidigungsministeriums. Die ZMK ist auch dem Verteidigungsministerium gegenüber weisungsbefugt. 2004 wurde die staatliche Zentrale Militärkommission um die Kommandeure von Heer, Luftwaffe und Marine auf elf Mitglieder erweitert. Dies soll vermutlich zusammen mit der Einbeziehung hoher Luftwaffen- und Marineoffiziere in den Generalstab die Fähigkeit zu Operationen im Verbund der Teilstreitkräfte erhöhen.
Den ZMK und ihren vier Abteilungen sind sowohl die sieben Militärregionen als auch die Teilstreitkräfte untergeordnet. Die Abteilungen verfügt darüber hinaus über eigenständige Hierarchien und Kommunikationsstrukturen für militärisch-operative, politische und logistische Aufgaben, die sich unabhängig voneinander durch die VBA erstrecken.
Zahlreiche militärnahe Aufgaben wie Rüstungspolitik, Infrastruktur und Verkehr mit Berücksichtigung militärischer Erfordernisse, Zivilschutz und Vorbereitung einer Mobilisierung fallen in die Zuständigkeit des Staatsrats, insbesondere des Verteidigungsministeriums, und damit der zivilen Regierung. Allerdings sind die politische und die militärische Führung sowie die kommunistische Partei eng verzahnt: Sämtliche hohen Funktionsträger der Generalität haben hohe Parteiämter inne und ein Großteil von Entscheidungsträgern in Staat und Partei verfügen über einen militärischen Rang oder waren im Verlauf ihrer Karriere aktive Offiziere.
Verteidigungsminister ist Cao Gangchuan (Stand: März 2006). Cao ist auch Mitglied des Politbüros der KP Chinas, des Staatsrats und Vize-Vorsitzender der Zentralen Militärkommission.
Regionale Gliederung

Die Volksrepublik China ist seit Anfang der 1980er Jahre in die sieben Militärregionen Lanzhou, Beijing, Shenjang, Jinan, Nanjing, Guangzhou und Chengdu eingeteilt.
Schätzungen der US-Regierung aus dem Jahr 1998 gehen von folgenden Größenordnungen der Verbände in den einzelnen Regionen aus:
- Nanjing und Guangzhou (Südosten, gegenüber Taiwan): 5 Armeegruppen mit 480.000 Mann.
- Shenjang (Nordosten): 5 Armeegruppen, 350.000 Mann
- Chengdu (Südwesten): 2 Armeegruppen, 280.000 Mann
- Lanzhou (Nordwesten): 2 Armeegruppen, 250.000 Mann
- Beijing (um die Hauptstadt): 6 Armeegruppen, 410.000 Mann
- Jinan (Nordosten und Zentralchina, zugleich strategische Reserve): 4 Armeegruppen, 240.000 Mann
Die Teilstreitkräfte und ihre Ausrüstung
Landstreitkräfte

Gliederung des Heeres
Die Landstreitkräfte werden wie die anderen Waffengattungen seit einigen Jahren modernisiert. Im Zentrum dieser Anstrengungen stehen drei Luftlande-Divisionen, zwei amphibische Infanterie-Divisionen, zwei Marineinfanterie-Brigaden und sieben Spezialoperations-Gruppen. Darüber hinaus verfügt außerhalb des Heeres auch die Raketenartillerie mit einer Aufklärungseinheit in Regimentsstärke über eine hochbewegliche Einheit. Die Struktur des Heeres wird derzeit von einer Divisions- auf eine Brigadestruktur umgestellt, um Flexibilität und Effizienz zu steigern. Seit 1998 verfügt die VBA zudem über eine schnelle Eingreiftruppe von schätzungsweise 260.000 Mann (jeweils zwei Infanterie-Divisionen in jeder Militärregion), die direkt unter dem Kommando der ZMK steht.
Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums verfügt das Heer der Volksbefreiungsarmee 2005 über:
- 18 Armeegruppen mit jeweils 25.000 bis 60.000 Soldaten in 7 Militärregionen.
- Im Jahr 2002 waren es noch 21 Armeegruppen darunter: 5 in der Militärregion Beijing, 4 Shenyang, 3 in Jinan und Nanjing, 2 in Lanzhou, Guangzhou und Chengdu.
- Einer Armeegruppe gehören in der Regel:
- eine Panzerdivision oder Panzerbrigade,
- 2 bis 3 Infanteriedivisionen bzw. Brigaden,
- eine Artilleriedivision oder Artilleriebrigade,
- eine Luftverteidigungsbrigade u.a. mit Flugabwehrraketensystemen,
- ein Kommunikationsregiment,
- ein Aufklärungsbataillon,
- ein Pionierregiment und
- eine ABC-Abwehrregiment,
- sowie weitere Unterstützungs- und Versorgungseinheiten u.a. Sanitätseinheiten, Logistikeinheiten und eine Heeresfliegergruppe (Panzerabwehr- und Transporthubschrauber).
- 25 Infanteriedivisionen und 25 Brigaden einschließlich Luftlandetruppen und 5 davon als gepanzerte Infanteriedivision.
- Infanteriedivisionen bilden den größten Anteil an den chinesischen Streitkräften. Eine Infanteriedivison sind 11.000 bis 13.000 Soldaten, darunter 1.400 Offiziere unterstellt.
- Zu einer typischen Infanteriedivision gehören:
- 3 Infanterieregimenter untergliedert in 9 Infanteriebataillone und Unterstützungseinheiten,
- 1 Panzerregiment mit 3 Panzerbataillone,
- 1 Artillerieregiment meistens mit einem Bataillon 152 mm Haubitzen (18 Stück), einem 130 mm Geschützbataillon (18 Stück), ein 122 mm Mehrfachraketenwerferbataillon (18 Stück), ein Panzerabwehrbataillon mit 100 mm Panzerabwehrgeschützen und Panzerabwehrraketen,
- 1 Luftabwehrbataillon mit Flugabwehrraketen und Flugabwehrkanonen,
- 1 Kommunikationsbataillon,
- 1 Pionierbataillon oder Pionierkompanie,
- eine ABC-Abwehrkompanie,
- eine Wachkompanie für die Sicherheit der Divisionskommandeure und der Divisionsstände
- sowie weitere Versorgungseinheiten für die Logistik und die medizinische Versorgung.
- 10 Panzerdivisionen und 10 Panzerbrigaden.
- Panzerdivisionen umfassen 9.000 bis 10.000 Soldaten.
- Zu einer typischen Panzerdivision gehören:
- 3 Panzerregimenter bzw. Regimenter gepanzerter Fahrzeuge, gegliedert in 3 Panzerbataillone, ein Panzergrenadierbataillon, ein Artilleriebataillon, ein Luftabwehrbataillon und weitere Unterstützungstruppen.
- 1 Panzergrenadierregiment, unterteilt in ein Panzerbataillon und 3 Panzergrenadierbataillone, 3 Infanteriebataillone, ein Artilleriebataillon, ein Luftabwehrbataillon einschl. Flugabwehrraketen und weitere Unterstützungstruppen (Logistik, Sanitätsdienst)
- 1 Artillerieregiment, zur Ausrüstung siehe oben unter Infanteriedivision.
- Ein Artillerieregiment umfasst 5.800 Soldaten und ist direkt einer Armeedivision unterstellt,
- 1 Luftverteidigungsregiment, unterteilt in 3 bis 4 Luftabwehrbataillone,
- 1 Panzerabwehrbataillon mit Panzerabwehrraketen,
- 1 Kommunikationsbataillon,
- 1 Pionierbataillon,
- 1 Aufklärungsbataillon,
- 1 ABC-Abwehrbataillon,
- 1 Instandsetzungsbataillon,
- 1 Transportbataillon,
- 1 Wachschutzkompanie,
- 5 Artilleriedivisionen, unterteilt in 15 Artillerieregimenter,
- Die Division untersteht direkt der Armeegruppe. Zur Ausrüstung gehören u.a. 152 mm Haubitzen (über 50 Stück)), 130 mm Geschützbataillon (über 50 Stück), 122 mm Mehrrfachraketenwerferbataillon (über 50 Stück), mehreren 100 mm Panzerabwehrgeschützen und Panzerabwehrraketen,
- 5 Luftabwehrdivisionen, untergliedert in jeweils 3 bis 4 Luftverteidigungsregimenter.
In jeder Militärregion befinden sich außerdem noch Sondereinheiten und einige Armeegruppen bzw. gepanzerte Infanteriedivisionen sind zudem besser ausgerüstet und dienen als Krisenreaktionskräfte u.a. in Beijing, Shenyang, Jinan und Chengdu.
Ausrüstung des Heeres

Das Heer verfügt über rund 6.500 schwere Kampfpanzer, 2400 Raketenwerfer, 14.000 Feldhaubitzen und 2200 Panzerhaubitzen. Insgesamt sind Verbände in der Küstenregion gegenüber Taiwan der Schwerpunkt der Heeresmodernisierung. Diese Einheiten werden vor allem mit amphibischen Waffen- und Transportsystemen ausgestattet.
Die technische Modernisierung betrifft in erster Linie den Erwerb von amphibischen Fahrzeugen und Flugzeugen für gesteigerte Luftbeweglichkeit (vor allem Il-76) sowie den Ausbau von Spezialkräften und moderne Führungsausstattung (C3I - Command, Control, Communications & Intelligence). Nachrangig werden die Kampfpanzerverbände modernisiert, die ihre alten Fahrzeuge (meist Nachbauten russischer Typen) gegen neue, einheimische Modelle eintauschen. Allerdings geht die technische Aufrüstung bei den Bodentruppen wesentlich langsamer vor sich als bei Luftwaffe und Marine. 2004 wurden für das Heer vor allem russische Hubschrauber des Typs Mi-17 gekauft. Ein eigener Kampfhubschrauber mit der Bezeichnung Z-10 wird frühestens 2017 in Dienst gestellt. Darüber hinaus wurden eine neue Art von Logistik-Einheit aufgestellt sowie Versuche unternommen, logistische Aufgaben in den zivilen Sektor zu verlegen. Langfristig dürfte dieses Vorgehen den zahlenmäßigen Anteil von Kampfeinheiten in der VBA erhöhen. Nach offiziellen Angaben soll auch die Miliz von der Streitkräftemodernisierung profitieren, doch dürfte ihr Ausrüstungsstand auf Dauer weit hinter dem einer modernen Armee zurückbleiben.
Seestreitkräfte


Die Marine der Volksbefreiungsarmee (engl: PLAN für People's Liberation Army Navy) steht im Mittelpunkt der Modernisierungs-Anstrengungen: China braucht sie, um seinen Anspruch als Regionalmacht geltend zu machen - und mehr noch, um Taiwan drohen zu können. Die Seestreitkräfte entwickeln sich derzeit über den bisher an die Küstengewässer gebundenen Einsatzmöglichkeiten deutlich hinaus. Die Fähigkeit zu Hochsee-Operationen wächst. Symbol für diese Umorientierung war die erste Fahrt eines chinesischen Militärverbands um die ganze Welt 2002.
Dem US-Verteidigungsministerium zufolge verfügt die Marine der Volksbefreiungsarmee derzeit über 64 größere Überwassereinheiten, 55 U-Boote, mehr als 40 mittelgroße und schwere Landungsschiffe sowie rund 50 mit Raketen bewaffnete Einheiten zum Küstenschutz. Es existieren Strukturen, die eine Nutzung der zivilen Flotte für militärische Zwecke, insbesondere den Transport von Bodeneinheiten und Versorgungsgütern, ermöglichen.
Geplant sind der Kauf neuer Zerstörer und konventionell angetriebener U-Boote sowie der schrittweise Ersatz der im Lande gebauten Zerstörer, Fregatten und Schnellboote, wobei der Akzent vermehrt auf eine starke Bewaffnung der Einheiten mit neuen Seeziel- und Marschflugkörpern gesetzt wird. Derzeit verfügt die chinesische Marine über zahlreiche verschiedene Typen von Seezielflugkörpern. Sie wurden importiert und sind inzwischen teilweise veraltet. Zwei von Russland erworbene Lenkwaffenzerstörer der Sovremennyy-Klasse wurden 2004/05 in Dienst gestellt, zwei weitere werden derzeit gebaut. Auch die U-Boot-Flotte befindet sich in einem Modernisierungsprogramm. Die dieselgetriebenen U-Boote der Song-Klasse sind seit 2004 in Serienproduktion. Ihre wichtigste Neuerung ist die Fähigkeit, im getauchten Zustand Marschflugkörper zur Bekämpfung von Seezielen abzufeuern. Im gleichen Jahr wurde das erste U-Boot der Yang-Klasse gebaut. 2005 sollte die Auslieferung eines neuen Typs von Atom-U-Booten mit der Bezeichnung 093 beginnen. Zusätzlich laufen Kaufverhandlungen mit Russland über acht U-Boote der Kilo-Klasse.
Besonders bedrohlich für Taiwan sind die 285 Landungsboote und 59 größeren Amphibienfahrzeuge. Westlichen Schätzungen zufolge kann diese Landungsflotte eine komplette Infanteriedivision auf Taiwan landen.
Allerdings wird Chinas Marine von allen Teilstreitkräften am stärksten durch die veraltete Kommunikationstechnik gehemmt und verfügt kaum über Abwehrwaffen gegen Marschflugkörper sowie nur über eingeschränkte Flugabwehrfähigkeiten. Ein Zusammenwirken mit fliegenden Verbänden ist wegen der geringen Reichweite letzterer und des Fehlens von Flugzeugträgern nur sehr eingeschränkt in der Nähe der chinesischen Küste möglich. Sowohl die Flotten Taiwans als auch die Japans sind ihr derzeit noch deutlich überlegen.
Luftstreitkräfte


Die Luftwaffe verfügt über rund 2000 Kampfflugzeuge und wird derzeit mit Marschflugkörpern, Tankflugzeugen, fliegenden Radarsystemen, Drohnen und moderner Ortungstechnik aufgerüstet.
Moderne Kampfflugzeuge wie der Suchoi Su-27 und Suchoi Su-30 wurden von Russland gekauft. Eine Lizenzversion der Su-27 wird unter dem Namen F-11 in China produziert (mittlerweile schon 200 Stück). 2004 verhandelte die chinesische mit der russischen Regierung über eine Erweiterung der Su-27-Lizenz auf den modernisierten Typ Su-27 SMK. Hinzu kommt ein in China entwickeltes neues Jagdflugzeug unter der Designation J-10, welches sehr wahrscheinlich auf einer Kombination von Erkenntnissen aus russischen Mustern und der amerikanischen F-16 basiert und für die chinesische Rüstungsindustrie einen deutlichen Schritt nach vorne darstellt. Das Modell ist bereits in Serienproduktion und wurde vermutlich 2005 erstmals an die Truppe ausgeliefert. Auf einem US-Erkenntnissen zufolge weit vorangeschrittenen Stand der Entwicklung befinden sich die FB-7, ein Jagdbomber mit mittlerer Reichweite und Ausrichtung auf Seeziele, sowie die FBC-1, ein Kampfflugzeug mit großer Reichweite. Darüber hinaus wurde 2005 mit Russland über den Kauf weiterer Transportflugzeuge Il-76 und Luftbetankungsflugzeuge Il-78 verhandelt. Ergebnisse sind noch unbekannt.
Die Luftwaffe verfügt über eine kleine Anzahl von Marschflugkörpern, die importiert wurden und vor allem für die Bekämpfung von Seezielen geeignet sind sowie über einige Marschflugkörper zur Bekämpfung von Radaranlagen.
In jüngster Zeit wurden leistungsfähige Boden-Luft-Raketen vom Typ S-300PMU-1 von Russland erworben. Im August 2004 wurden die letzten dieser Waffensysteme ausgeliefert, so dass China nun über vier mit ihnen ausgestattete Bataillone verfügt. Ein Vertrag über den Kauf der nächsten S-300 Generation ist abgeschlossen, so dass man vermutlich Anfang 2006 das erste Bataillon mit diesem System ausstattet. Ein weiteres neues System mit der Bezeichnung CSA-7 ist im wesentlichen eine Kopie des französischen Crotale, eine taktische Luftabwehrwaffe mit 15 Kilometern Reichweite. Die meisten Luftabwehrwaffen der Volksbefreiungsarmee sind jedoch weiterhin kleine, von einzelnen Soldaten transportable Systeme mit geringer Reichweite.
Verhandlungen laufen auch über den Ankauf weiterer Raketen und Marschflugkörper für die Einsatzfelder Luft-Luft und Luft-Boden (darunter auch Anti-Radar-Raketen), sowie eigene Entwicklungsprogramme in diesem Segment. Im Zuge dieser Modernisierung wird die Luftwaffe verkleinert, da die große Zahl veralteter Jagdflugzeuge nicht mit gleich viel neuen Modellen ersetzt werden kann. Ein Teil dieser Jäger ist in unbemannte Drohnen umgebaut worden.
Raketenstreitkräfte

Das Raketenarsenal umfasst in der Klasse der Interkontinentalraketen rund 30 Dong Feng-5 (CSS-4) älterer Bauart mit Flüssigtreibstoff, die derzeit durch das Modell CSS-4 Mod 2 ersetzt werden. Darüber hinaus existieren weitere 20 Interkontinentalraketen des Typs CSS-3 mit etwas geringerer Reichweite. Vor einigen Jahren wurde eine neue Generation Interkontinentalraketen mit Festtreibstoff, die Dong Feng 31 CSS-9, drei MIRVs und mobiler Abschussrampe in Dienst gestellt. Diese Rakete hat eine Reichweite von 8000km und eine Genauigkeit CEP von 500m. Die zugehörigen mobilen Abschussrampen dürften spätestens 2006 einsatzfähig sein. Derzeit können chinesische Interkontinentalraketen vom Typ CSS-4 Mod 2 bis auf Südamerika und einen Großteil Afrikas die gesamte Landfläche der Erde erreichen. Das US-Verteidigungsministerium erwartet noch vor 2010 die Indienststellung der schweren Dong Feng-41 mit interkontinentaler Reichweite (als Nachfolger der CSS-4) sowie einer neuen Interkontinentalrakete mit der Bezeichnung JL-2, die von U-Booten aus gestartet werden kann.
Die ältere CSS-2 wird derzeit durch modernere Mittelstreckenraketen vom Typ CSS-5 ersetzt.
Vor allem die Kurzstreckenraketen der Typen CSS-6 (600 km Reichweite) und CSS-7 (300 km Reichweite) werden massiv modernisiert, um ihre Zielgenauigkeit zu erhöhen. Nach US-Schätzungen verfügte China 2005 über 650 bis 730 Kurzstreckenraketen. Pro Jahr könnten 75 bis 120 Kurzstreckenraketen hergestellt werden. Ferner laufen nach US-Angaben derzeit (2005) Verhandlungen mit Russland über den Kauf von Marschflugkörpern, Luft-Luft- sowie Luft-Boden-Raketen. Für alle Typen chinesischer Interkontinentalraketen sowie für die Mittelstreckenraketen vom Typ CSS-5 existieren nukleare Sprengköpfe. Eigene Marschflugkörper befinden sich noch im Entwicklungsstadium.
Atomwaffen
China ist seit 1964 im Besitz von Atomwaffen. Dabei wurden bis in die 90er Jahre Atomtests in Xinjiang im Grenzgebiet zu Tibet durchgeführt. Die Volksrepublik hat seit 1964 44 Atomtests durchgeführt. Von den 21 unterirdischen Tests wurde der letzte im Jahr 1996 durchgeführt. Der letzte oberirdische Test wurde von China im Jahr 1980 durchgeführt, nachdem sich bereits 1963 Großbritannien, die UdSSR und die USA aufgrund der weltweit angestiegenen radioaktiven Grundbelastung in einem Teilstoppabkommen verpflichtet hatten, keine weiteren Atomtests in der Atmosphäre, unter Wasser oder im Weltall durchzuführen. Über die Strahlenbelastung und die Folgen wurde von China nichts an die Öffentlichkeit gebracht. Allerdings sollen in den betreffenden Fall-Out-Gebieten Strahlenerkrankungen aufgetreten sein, woraufhin die Uiguren gegen diese Tests demonstriert haben, aber die Demonstrationen wurden seitens China unterdrückt. China behält sich weiterhin vor, Atombombenexplosionen, zu wörtlich "friedlichen Zwecken", z.B. zur Verwendung bei unterirdischen Bauten, durchzuführen.
Kriegsführung im Weltraum
Ziel der chinesischen Kriegsführung im Weltraum ist vorrangig die Installation von Satelliten zur Erdbeobachtung. Die 2003 und 2004 gestarteten Satelliten der Programme Ziyuan-1 und -2 erlauben vermutlich eine Bilderfassung der gesamten Erdoberfläche. Die Auflösung der Bilder ist unbekannt. Derzeit entwickelt die Qinghua-Universität gemeinsam mit der Universität von Surrey ein Kleinsatellitenprogramm, das aus sieben Erdbeobachtungssatelliten besteht, die Bilder mit einer Auflösung von 50 Metern liefern sollen. Klein- und Kleinstsatelliten für andere Zwecke stellen insgesamt einen Schwerpunkt der chinesischen Weltraumforschung dar, ebenso der Versuch, Satelliten zum Abhören von elektronischer Kommunikation zu entwickeln. Bis 2010 plant China, insgesamt 100 Satelliten in einen Orbit zu bringen. Darüber hinaus werden Verfahren zur Ortung und Identifizierung gegnerischer Satelliten entwickelt. Chinas Bewaffnung gegen Satelliten beschränkt sich derzeit auf Nuklearwaffen, die von einer Interkontinentalrakete in den Orbit getragen werden müssten. Vermutlich befinden sich bodengebundene Anti-Satellitenwaffen auf Laser-Basis in der Entwicklung (vgl. dazu: Weltraumwaffe).
Insgesamt lässt sich bei der Modernisierung der Waffensysteme eine Konzentration auf die Erhöhung des Aktionsradius vor allem bei Luftwaffe, Marine und Raketenstreitkräften sowie auf Kommunikation und Luftabwehr feststellen, während die bodengebundenen Waffensysteme eine deutlich nachrangige Stellung einnehmen.

Waffenimport und Rüstungsindustrie
Dem Stockholmer International Peace Research Institute (SIPRI) zufolge gehörte China im letzten Jahrzehnt zu den weltweit drei größten Waffenimporteuren; sein größter Lieferant ist Russland (geschätzte Waffeneinfuhren im Wert von 3 Milliarden US-Dollar im Jahr 2005), gefolgt von Israel. Seit einigen Jahren, verstärkt seit 2004, gliedert die VBA ehemals eigene militärische Wirtschaftsunternehmen in den zivilen Sektor aus. Die chinesische Rüstungsindustrie ist im Vergleich zu westlichen Ländern in weiten Teilen unterentwickelt und nur in einigen Segmenten, beispielsweise bei ballistischen Raketen, zu vergleichbaren Leistungen fähig. China ist bislang in keinem Fall die komplett eigenständige Entwicklung eines Waffensystems gelungen, ohne in größerem Umfang auf ausländischen Technologietransfer zurückzugreifen. Die Produktion einer Reihe hochentwickelter Waffen ist nur durch den Import von Bauteilen, Halbfertigprodukten oder Rohstoffen möglich. Aus diesem Grund bleiben Importe neben Lizenzproduktionen und Joint Ventures die wichtigste Quelle Chinas für Rüstungsgüter.
Die chinesische Wirtschaftspolitik unterstützt Fusionen und Modernisierungen in der Rüstungsindustrie, insbesondere auf den Feldern Weltraumtechnologie, Flugzeug- und Schiffsbau. Auch die Weiterentwicklung der Metall- und Elektronikindustrie wird zumindest teilweise unter rüstungspolitischen Gesichtspunkten betrachtet.
Ein wichtiges Ziel der Außenpolitik ist die Aufhebung des von der EU 1989 verhängten Waffenembargos.
UNO-Operationen
Derzeit (Stand 2005) nehmen rund 1000 chinesische Soldaten an UN-Missionen teil. 500 gehören der Beobachtungsmission in Liberia (UNOMIL) an, 230 der Beobachtungsmission im Kongo (MONUC) und 125 der Stabilisierungsmission auf Haiti (MINUSTHA).
Geschichte
Die Volksbefreiungsarmee ist, gemeinsam mit der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) und dem Staatsapparat, eine der drei Säulen des chinesischen Staates. Von 1927 bis zur Gründung der Volksrepublik China im Jahr 1949 hieß sie Rote Armee. Befreiung ist nach den chinesischen Kommunisten der Zeitpunkt ihrer Machtübernahme am 1. Oktober 1949. Ab den 1960er Jahren wurden die Chinesen dazu aufgerufen, „von der VBA zu lernen".
Verteidigungsminister Lin Biao war Maos designierter Nachfolger. In den zentralen Parteiorganen war die Volksbefreiungsarmee immer stärker vertreten. Die Volksbefreiungsarmee griff in die Kämpfe zwischen den verschiedenen Gruppen Roter Garden ein und hatte Ende der 1960er Jahre praktisch die Regierung über das Land und das Kommando über die Partei übernommen. Doch durch ihre Verstrickung in die Kulturrevolution war die Volksbefreiungsarmee kompromittiert, desgleichen durch Lin Biaos Versuch, Mao zu stürzen. Die Armeeführung spielte 1976 bei der Verhaftung der Viererbande eine entscheidende Rolle. Die Ereignisse vom Juni 1989 auf dem Tiananmen-Platz, als die Volksbefreiungsarmee nicht nur gegen demonstrierende Studenten, sondern auch gegen einfache Bürger vorging, brachte die Volksbefreiungsarmee wieder zurück in die Politik. Ihr Ruf als „Volksarmee" wurde schwer beschädigt.
Siehe auch
- Liste der Streitkräfte der Welt
- Chinesischer Bürgerkrieg
- Zweiter Japanisch-Chinesischer Krieg
- Chinesisch-sowjetisches Zerwürfnis - Zwischenfall am Ussuri
Weblinks
- Offizielle Homepage (englische Version)
- Zentrale Militärkommission der VR China (englisch)
- PLA Weitere Details zu PLA auf GlobalSecurity.org
- Frank Umbach, Chinas Aufrüstung - ein Alarmzeichen (im Druck in: "Internationale Politik" 7/2000)
- Rick Fisher, Top Ten Chinese Military Modernization Developments (International Assessment and Strategy Center, 23. März 2005 - ausführlicher Überblick; 19 S.)
- China's Nuclear Doctrine: A Credible "Minimum Deterrent" (NTI, 25. September 2003 - mit weiterführenden Links)
- Bill Gertz, Chinese dragon awakens ("Washington Times", 26. Juni 2005)
- James C. Mulvenon et al., Chinese Responses to U.S. Military Transformation and Implications for the Department of Defense (RAND Corporation, National Defense Research Institute, Santa Monica, 2006 - PDF, 187 S., 676 kB - ISBN 0-8330-3768-4 - Studie, erstellt im Auftrag des US-Verteidigungsministeriums)
- Rede des Botschafters Ma vor der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik in Hannover (Chinesische Botschaft Berlin, 13. März 2006 - vgl. [1])