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Fechten

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Fechten bei den Olympischen Sommerspielen 2004, Ivan Tourchine (Russland, links) gegen Weston Seth Kelsey (USA, rechts)

Fechten ist in erster Linie eine Kampfsportart, die sich aus einer Kampftechnik heraus entwickelt hat. Vor ihrer Etablierung als Sportart war die Austragungsform als Duell weit verbreitet. Die historischen Ursprünge gehen auf die Verfeinerung der Waffen und der Bewegungsabläufe gegenüber Schwert- und Säbelkämpfen zurück. Heute wird mit Fechten überwiegend das Sportfechten bezeichnet; gefochten wird mit Florett, Degen und Säbel. Offizielle Wettkampfsprache ist französisch.

Die japanische Kampfkunst Kendo wird auch Stockfechten genannt.

Der historische europäische Schwertkampf wird mit mittelalterlichen Schwertern ausgeübt und findet zunehmend Verbreitung.

Geschichte des Fechtens

Fechten gehört neben Boxen und Ringen zu den ersten Wettbewerben der Menschheit. Eine Art sportlichen Fechtens betrieb man schon in der Antike und in Afrika. Ursprünglich war das Fechten ein bewaffneter Kampf zweier Personen, bei dem Blankwaffen mit langer Klinge sowie Handschutz verwendet wurden. Diese wurden so geführt, dass Angriffe des Gegners abgefangen werden konnten. Mit Verbreitung des Schießpulvers, Erstarken der Infanterie etc. verlor der gepanzerte Ritter seine Bedeutung. Das Schwert wurde nur noch gegen leicht bzw. ungerüstete Gegner verwendet. Von Italien ausgehend erlebte das Rapierfechten seine Blütezeit. 1570 erfand der Franzose Henri Saint Didier die meisten Fechtausdrücke, die auch heute noch verwendet werden.

In Deutschland wurde es vor allem an den Universitäten betrieben (Mensur-Studentenverbindung). Eine Förderung erfuhr das Fechten erst wieder durch die Turnerbewegung im 19. Jahrhundert. 1862 entstand der erste Fechtklub in Hannover, 1896 fanden die ersten deutschen Meisterschaften statt.

Die im Wettkampf zum Einsatz kommenden Waffen sind Florett, Degen und Säbel. Florett und Degen sind reine Stoßwaffen, der Säbel ist eine Hieb- und Stichwaffe.

Gefochten wird auf einem stegartigen Boden (ca. 14 m lang und 1,50 – 2 m breit), der Fechtbahn (frz.: Planche).

Fechten als olympische Disziplin

Fechten zählt zu den Gründungs-Sportarten von Athen 1896. In Athen standen drei Wettbewerbe auf dem Programm: Säbel, Florett, sowie Florett für Fechtmeister. Degenfechten kam in Paris um 1900, Manschaftsfechten in Antwerpen 1920 dazu.

1920 fochten die Frauen in Antwerpen erstmals um Gold im Damen-Florett. In Rom kam die Mannschaft, in Atlanta Degen, in Athen 2004 Säbel dazu.

Das olympische Leistungszentrum befindet sich im Bundesleistungszentrum Tauberbischofsheim.

Rollstuhlfechten

Die Initiative ging vom ehemaligen Direktor des Berufsförderungswerkes Wildbad, Walter Weiß, aus. Zunächst wurden unter Fechtmeister Richard Heimke 12 Teilnehmer im Säbelfechten trainiert. Im Jahre 1964 kam Degen und Florett dazu. Seit 1985 wird das Fechten innerhalb des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes (DRS)]auch von Damen betrieben.

Schon frühzeitig pflegten die deutschen Fechter internationale Sportbegegnungen. Die Olympiade in Tokio 1964 machte den Anfang. Die danach folgenden Weltspiele in Stoke Mandeville und die Paralympics der Behinderten wurden von den deutschen Aktiven mit immer größeren Erfolgen bestritten.

Die Waffengattungen

Florett, Degen und Säbel wurden Ende des 19. Jahrhunderts standardisiert. Fechtanfänger beginnen meist mit dem Florett bzw. im Schülerbereich mit dem Mini-Florett, da dieses am besten geeignet ist die Grundlagen des Fechtens zu erlernen.

Florett

Manuelles Sportflorett mit Pistolengriff (Orthopädischer Griff)
Trefferfläche beim Florett

Florett kommt von französisch "fleur" (Blume), nach der Form des Spitzenschutzes, der auf der Spitze der Waffe aufgesetzt ist. Sie besteht aus einer dünnen, rechteckigen Klinge, einer Glocke als Handschutz sowie einem metallenen Griff. Man unterteilt sie in Klingenstärke, -mitte sowie -schwäche. Die Klinge des elektrischen Floretts (E-Florett) sowie des Degens verfügt über eine federnd gelagerte Spitze in einer Spitzenhülse.

Für den Griff gibt es folgende drei verschiedene Arten:

  • "französisch" (ein langer glatter Stab)
  • "italienisch" ( ein langer glatter Stab mit "Parierstange")
  • orthopädisch ("Pistolenform", handangepasst)

Das Florettfechten wurde Ende des 20. Jahrhunderts athletischer, es wurden Coupés verwendet, sowie die elektronische Anzeigezeit verkürzt.

Degen

Sportdegen mit französischem Griff
Trefferfläche beim Degen

Der Degen ist der Nachfolger der beim Duell verwendeten Waffe. Er hat eine größere Glocke, sowie eine stärkere Klinge. Im Unterschied zum Florett (500 g), beträgt das Anzeigegewicht für einen Stoss 750 g.

Säbel

Trefferfläche beim Säbel

Der Säbel besitzt eine flache, biegsame Klinge. Trefferfläche ist der gesamte Oberkörper inkl. Kopf und Arm, wobei allerdings der Schritt im Gegensatz zum Florett ausgeklammert ist und auch Hiebe als Treffer zählen. Das Säbelfechten ist in der Regel schneller als das Florettfechten. Wie beim Florett gibt es ein Angriffsrecht. Die Säbelglocke ist anders geschnitten und halbkugelförmig um die Hand gezogen.

Schutzkleidung

Die Fechtkleidung besteht aus Baumwolle, Nylon und/oder Kevlar:

  • Fechtmaske mit Drahtgitter aus V4A-Stahl und/oder Plexiglas sowie Halsschutz
  • Jacke mit Fixierung/Klingenfangschutz
  • Unterziehweste (Plastron)
  • Brustschutz für Frauen
  • Hose
  • optional Tiefschutz (Suspensorium)
  • Handschuh mit Polsterung
  • Strümpfen

Die Fechtbahn

Die Planche, auf der die Fechter sich bewegen, ist aus einem Metallgeflecht hergestellt, welches verhindern soll, dass bei einem Gefecht Bodentreffer gezählt werden. Sie ist 14 m lang und 1,50 - 2 m breit.

Markierungen auf der Fechtbahn:

  • Mittellinie
  • 2 Startlinien (jeweils 2 m von der Mittellinie entfernt)
  • 2 hintere Grenzlinien (jeweils 7 m von der Mittellinie entfernt)
  • die jeweils letzten 2 m vor den hinteren Grenzlinien sind farblich markiert.

Elektronische Trefferanzeige

Die elektrische Trefferanzeige wurde 1936 beim Degen, beim Florett 1957, sowie beim Säbel 1988 eingeführt. Beim Florett und beim Säbel muss der Fechter hierfür eine spezielle elektronische Ausrüstung (Florett: E-Weste, Säbel: E-Weste, E-Handschuh, E-Maske) tragen um gültige Treffer von ungültigen unterscheiden zu können. Degen und Florett haben an der Spitze einen Schalter, der den Stromkreis erst schließt, wenn der Stoss mit einem Mindestdruck ausgeführt wird (Florett:500 g, Degen: 750g). Beim Säbel reicht der blosse Kontakt der Klinge mit der elektronischen Ausrüstung des Gegners aus, um einen Treffer auszulösen.

Das Fechtturnier, Regeln und Aktionen

Generelles

Auf Turnieren werden Setzrunden gefochten, auf die eine Direktausscheidung folgt. Dabei werden die Teilnehmer zunächst in Runden aufgeteilt, wobei auf Meisterschaften etc. direkt Qualifizierte später dazu stoßen können.

Altersklassen

Die Wettkämpfe werden in verschiedenen Altersklassen ausgetragen. Die Altersklassen sind in der Sportordnung des DFB festgelegt.

  • Schüler (C-Jugend) - 9 bis 11 Jährige
  • B-Jugend - 12 bis 13 Jährige
  • A-Jugend - 14 bis 16 Jährige
  • Junioren - 17 bis 19 Jährige
  • Aktive (Allgemeine Klasse) - 20 Jährige und älter
  • Senioren - ab 40

Jüngere Fechter sind laut Sportordnung noch nicht zugelassen. Zudem wird auf vielen Turnieren die Seniorenklasse weiter aufgeteilt:

  • "Sonderklasse" - 30 bis 39 Jährige (keine offizielle Klasse, manchmal aber auf Turnieren ausgeschrieben)
  • Senioren AK 0 - 35 bis 39 Jährige
  • Senioren AK 1 - 40 bis 49 Jährige
  • Senioren AK 2 - 50 bis 59 Jährige
  • Senioren AK 3 - 60 bis 69 Jährige
  • Senioren AK 4 - 70 Jährige und älter

Einzel

Ein Gefecht dauert maximal 3, in Direktausscheidungen bis zu 9 Minuten reine Kampfzeit. Gefochten wird auf 5, in Direktausscheidungen bis zu 15 Treffern. Bei Gleichstand wird Vorteil ausgelost, dann (max. eine Minute) bis zum "entscheidenden" Treffer weitergefochten; fällt kein Treffer, so gewinnt der Fechter, der Vorteil hat.

Mannschaftskampf

Eine Mannschaft besteht aus bis zu fünf Fechtern, die im Verlaufe des Mannschaftskampfes ausgewechselt werden können.

Angriffsrecht

Das Angriffsrecht bedeutet, dass derjenige einen Treffer erhält, der den Angriff begonnen hat (Initiative). Bei Unterbrechung/Parade des Angriffs wechselt das Angriffsrecht. Nur im Degen gibt es Doppeltreffer.

Aktionen

Aktionen sind u.a.:

  • gerader Stoß
  • Ausfall, Annäherung an den Gegner, durch Vorsetzen des vorderen Beines bei Streckung des hinteren Beines
  • Parade Riposte (Verteidigung mit unmittelbar folgendem Gegenstoß)
  • Ligade (Streichfinte)
  • Battuta (Klingenschlag)
  • Bindung (Ligade, Fintierung mit Körperumgehung)
  • Sperrstoß/Arretstoß
  • Filo
  • Cavation (Umgehung)
  • Coupé
  • Fléche (franz. Pfeil, "Geschoss"), Laufangriff, bei dem der Angreifende durch Abrollen über das Spielbein angreift

Die Fechtstellung

Datei:Fechtstellung.png
Die Fechtstellung

Die Fechtstellung ist Ausgangsposition für Bewegungen auf der Fechtbahn, Stellung der Füße, Lage des Körperschwerpunktes sowie Drehung der Schulter und des Beckens.


Organisation

Internationaler Dachverband ist seit 1913 die Fédération Internationale d'Escrime (FIE). Die nationalen Sportverbände sind der Deutsche Fechter-Bund (DFeB), der Österreichische Fechtverband (ÖFV) sowie die Fédération Suisse d'Escrime.

Siehe auch

Wiktionary: fechten – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen