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Neufrankreich

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Neufrankreich (franz. La Nouvelle-France) bezeichnete ursprünglich allgemein das in Nordamerika durch Frankreich zwischen 1534 und 1763 In Besitz genommene und teilweise kolonialisierte Territorium. 1608 wurde der Name Neufrankreich auch zur offiziell gewählten Bezeichnung der nun zu einer Französische Kolonie zusammen gefassten französischen Gebiete. Die Kernlande umfassten neben dem Gebiet um den Sankt-Lorenz-Strom auch das Mississippi-Tal (Louisiana) und Akadien. Auf dem Höhepunkt seiner Ausdehnung im Jahre 1712 und vor dem Vertrag von Utrecht erstreckte sich das Territorium Neufrankreichs von Neufundland zu den Grossen Seen und von der Hudson Bay bis zum Golf von Mexiko. Das Gesamtgebiet gliederte sich verwaltungstechnisch in die fünf Kolonien Canada, Akadien, Hudson Bay, Neufundland und Louisiana. Mit dem Pariser Frieden von 1763 verlor Frankreich seine nordamerikanischen Gebiete an den kolonialen Rivalen Großbritannien.

Karte von Neufrankreich nach Champlain


1534-1604: Frühe französische Landnahme und erste Besiedelungsversuche

siehe auch: Französische Kolonialherrschaft in Kanada

Bereits um 1534 entdeckte Jacques Cartier auf der Suche nach einer Nord-West-Passage nach China das Gebiet um den Sankt-Lorenz-Strom und beanspruchte es für Frankreich. Die französische Krone war allerdings zu Beginn nicht an einer dauerhaften Kolonialisierung des neuen Besitztums interessiert. Cartier selbst unternahm den Versuch, eine erste Siedlung am Sankt-Lorenz-Strom zu errichten. Auf Grund der der schweren Verluste unter den französischen Siedlern während des harten Winters scheiterte dieser erste Versuch einer Besiedlung. In der Folgezeit waren es vor allem französische Fischer, die zu den reichen Fischgründen an der Atlantikküste und in den Sankt-Lorenz-Strom segelten. Hierbei kam es zu ersten Kontakten mit den indianischen Ureinwohnern - ein Umstand, der für die später erfolgende Landnahme eine große Rolle spielte. Nach der nahezu vollständigen Ausrottung des europäischen Bibers entdeckten französische Fellhändler den Reichtum der Region an Pelztieren. Die steigende wirtschaftliche Bedeutung des Territoriums sowie die Absicherung der Besitztümer gegenüber den zunehmenden Ansprüchen anderer europäischer Mächte bewog die französische Krone schließlich umzudenken und einer aktiven Kolonialisierungspolitik nicht mehr entgegen zu stehen.

Bereits um 1580 bestanden regelmäßige Handelsbeziehungen zwischen französischen Handelgesellschaften, die Schiffe in die als Canada und Akadien bezeichneten Gebiete schickten, und den dort nomadisch lebenden Stämmen der Huronen und Irokesen.

Frühe Versuche permanenter französischer Besiedlung im Gebiet Akadiens, etwa dem heutigen Nova Scotia entsprechend, schlugen allesamt fehl. 1598 scheiterte die Einrichtung eines Handelspostens auf Sable Islands. Im Jahre 1600 endete der Plan, eine Handelsstation bei Tadoussac zu etablieren, ebenso im Desaster. Nur fünf Siedler überlebten den harten Winter. 1604 wurde versucht, eine Siedlung auf dem Gebiet der Ile-Saint Croix on Baie Francois im Gebiet des heutigen Bay of Fundy zu etablieren, die etwas 1605 nach Port-Royal verlegt wurde. Nur drei Jahre später scheiterte das Projekt. 1610 wurde erneut ein Siedlungsversuch an gleicher Stelle unternommen, der 1613 nach der kompletten Zerstörung durch indianische Ureinwohner aufgegeben werden musste.

1608: Die Anfänge aktiver Kolonialisierungspolitik und die Gründung der Stadt Québec durch Champlain

Es dauerte bis zum Jahre 1608, bis in Frankreich ein allmähliches Umdenken hinsichtlich der Zukunft und Bedeutung der eher zufällig durch französische Seefahrer für Frankreich in Besitz genommenen nordamerikanischen Gebiete einsetzte. Das vorrangige Interesse in dieser Zeit hatte vor allem darin bestanden, eine für denkbar gehaltene direkte Seeroute nach Asien und China zu finden, von der man sich ein Aufblühen der Handelsgeschäfte versprach. Aus diesem Grund sagte der französische König Heinrich IV. dem Abenteurer, Händler und Forschungsreisenden Samuel de Champlain Unterstützung in dessen geplanten Schiffesexpeditionen nach Nordamerika zu. Auch Champlains Vater war zur See gefahren und hatte - dies ist jedenfalls Inhalt einer nicht nachprüfbaren, aber gerne erzählten Geschichte - dem Sohn von noch ihrer Entdeckung harrenden, gewaltigen Indianerstädten im Inneren Amerikas erzählt. Champlains vorrangiger Auftrag durch die französische Krone bestand aber vor allem darin, eine schiffbare Nord-West-Passage durch die Festlandsmasse Amerikas nach Asien zu zu finden. Zwischen 1603 und 1633 stach er insgesamt zwölf Mal in See und ergründete die nordamerikanische Atlantikküste sowie das dortige Festland. Zwar blieb die Suche nach dem ersehnten und direkten Seeweg erfolglos; immerhin aber stieß er per Schiff in den gewaltigen Sankt-Lorenz-Strom vor (damals noch als "riviere du canada" bezeichnet), der sich als potentielle Möglichkeit einer schiffbaren Kontinentaldurchquerung zunächst aufgedrängt hatte. Champlain fuhr flussaufwärts und erreichte das damalige Hochelaga, welches in etwa der Position der heutigen Stadt Montreal entsprach. Mit an Bord war auch Francis Gravé, Sieur du Pont (Pontgravé), ein Kaufmann, Fellhändler und Bürger von St. Malo, der die Perspektive der bereisten Region, die reich an Felltieren war, schnell erkannte. Nicht nur diese Kunde führte nun auch am französischen Hof zu einem Umdenken. Einerseits erkannte man die stetig wachsende wirtschaftliche Bedeutung des nordamerikanischen Gebiets für die eigenen Fischereiflotten und den lukrative Handel mit Biberpelzen. Der Hauptfokus dieser Betrachtung lag im potentiellen Wohlstand, den diese nordamerikanischen Regionen für das europäische Frankreich brachten. Vielmehr begann man nun aber auch wahrzunehmen, mit welcher Intensität der europäische Rivale Großbritannien seine überseeischen Besitzungen vergrößerte. Es war hierbei der als enger Ratgeber und strategische Vordenker des französischen Hofs wiederholt in Erscheinung tretende einflussreiche Kardinal Richelieu, der seinen Monarchen Heinrich IV. zur aktiven Besiedlung der durch Frankreich beanspruchten überseeischen Gebiete zu drängte.

Autorisiert durch die französische Krone und zusammen mit sechs Siedlerfamilien von insgesamt 28 Personen legte Samuel de Champlain im Jahre 1608 den Grundstein für Québec, der heutige Hauptstadt der frankophonen gleichnamigen kanadischen Provinz. Dieser erneute Besiedlungsversuch, der nun nicht etwa im Gebiet Akadiens (etwa dem heutigen Nova Scotia entsprechend), dem ersten Landungsplatz französischer Seeleute stattfand, sondern am Eingang des Sankt-Lorenz-Stroms, erwies sich als der erste erfolgreiche und dauerhafte. Die koloniale Siedlung Québec wurde zur Hauptstadt der nun offiziell als französische Kolonie Neufrankreich bezeichneten überseeischen Besitzungen erklärt. Champlain wurde zu ihrem ersten Gouverneur ernannt.

Mit dieser Neuausrichtung der französischen Interessen in Übersee begann die Phase einer nun aktiv betriebenen Kolonialisierung und Vergrößerung jenes durch Frankreich in Besitz genommene nordamerikanische Territorium, das man Neufrankreich genannt hatte.

Champlains Bevöllkerungs- und Bündnispolitikpolitik als Generalgouverneur Neufrankreichs

Angesichts der schwierigen klimatischen Bedingungen des nordamerikanischen Winters und zahlreicher Epidemien erwies sich der Aufbau der Siedlung Québec anfangs als mühsam. Die Siedler erreichten in der Regel nur ein geringes Lebensalter. 1630 hatte sich ihre Zahl auf 100 erhöht. Zehn Jahre später waren immerhin 359 Bewohner Québecs verzeichnet.

Samuel Champlain, der erste Gouverneur Neufrankreichs, erkannte schnell die Wichtigkeit, sich mit den indianischen Ureinwohnern gut zu stellen und soweit als möglich zu arrangieren – ganz anders etwa, als es der Kolonialpolitik des Konkurrenten Großbritannien entsprach. Andere Wissenschaftler geben zu bedenken, dass für Champlain und seine wenigen Siedler faktisch auch keine andere Möglichkeit bestand, als mit den zahlenmäßig weit überlegenen Indianerstämmen ein freundschaftliches Einvernehmen herzustellen. Trotzdem muss Champlains Offenheit gegenüber Kontakten mit den indianischen Ureinwohnern hervorgehoben werden: Unter seiner Aegide begannen die französischen Neubesiedler mit den Natives der Region, den Stämmen der Algonquin und Montagnais den Aufbau freundschaftlicher Beziehungen. Diese Versuche, gute gegenseitige Verbindungen herzustellen, gingen sogar soweit, junge Männer der Kolonie mit den indianischen Stämmen aufwachsen zu lassen. Ziel war es nicht nur, deren Sprache, Gebräuche zu erlernen, sondern auch deren Verhaltensweise gegenüber den schwierigen Klimabedingungen kennenzulernen. Dieser Schachzug erwies sich im weiteren Verlauf der großflächig vorangetriebenen Akquirierungneuer Territorien für Frankreich als sehr erfolgreich. Mit Hilfe dieser indianisch aufgewachsenen Männer französischer Abstammung, die im Volksmund "Coureurs de bois" (Waldläufer) genannt wurden, gelang es, den französischen Einfluss süd- und westwärts bis zu den Großen Seen und dem Stamm der Huronen auszuweiten, der in der Folgezeit zum einflussreichen Verbündeten der Franzosen wurde. Allerdings zog diese Allianz gleichzeitig die Feindschaft eines anderen grossen Stammes, mit den Huronen verfeindeten Irokesen nach sich, der sich schon bald an die Seite des englischen Rivalen stellten. Die Auseinandersetzungen zwischen französischen Siedlern und befreundeten Huronen auf der einen und den von den Engländern unterstützten Irokesen auf der anderen Seite, blieb ein feststehendes Muster bis zur endgültigen Niederlage Frankreichs im Jahre 1759. In diesem Zeitraum attackierten Irokesen mehrmals auch die großen Siedlungen Québec und Montreal, das mehrmals kurz vor seiner völligen Auslöschung stand.

Im Vergleich zu den oft südlicher gelegenen Kolonialsiedlungen des ebenfalls schnell landnehmenden Konkurrenten Großbritannien entwickelten sich die französischen Siedlungsprojekte demographisch nur äußerst spärlich und langsam. Grund hierfür waren nicht nur die meist widrigeren klimatischen Bedingungen der nördlicher gelegenen französischen Siedlungen. Eine andere Ursache lag in der unterschiedlichen Gewichtung, die Frankreich und Großbritannien ihren überseeischen Besitzungen zumaßen. Während das europäische Inselreich von Beginn an die ökonomische und strategisch-imperiale Bedeutung seiner Neuerwerbungen für den eigenen weltpolitischen Status erkannte und entschlossen Geld für den Aufbau neuer Siedlungen bereitstellte sowie den Zustrom durch britische und nicht britischer Immigranten nach Kräften förderte, blieb man in Frankreich übermäßig lange unentschlossen und zögerlich. Dieses Zögern sollte sich im weiteren Verlauf des späteren Machtkampfs um die nordamerikanische Vorherrschaft für Frankreich als verhängnisvoll erweisen.

Es war im Jahre 1627 und wie so oft der französische Kardinal und einflussreiche Ratgeber der Krone Richelieu, der die strategische Wichtigkeit einer aktiv und forciert betriebenen Siedlungspolitik erkannte und den französischen König Ludwig XIV. vehement dazu drängte, Neufrankreich nach britischem Vorbild entschlossen zu kolonialisieren. Richelieu rief im heimischen Frankreich die „Gesellschaft der 100 Assoziierten“ ins Leben, deren Ziel es war, mit Hilfe von versprochenen Landparzellen französische Landsleute massenhaft zur Auswanderung nach Québec und die anderen französischen Territorien zu bewegen und diesen Landstrich zu einem bedeutenden und abgesicherten Platz für Handel und landwirtschaftliche Besiedlung umzuformen. Im Zuge dieser Planungen wurde Samuel de Champlain, der Gründer der Stadt Québec, zum Gouverneur Neufrankreichs ernannt – ein Zeichen der französischen Krone, nun endlich planvolle und zentrale Verwaltungsstrukturen in den nordamerikanischen Kolonialgebieten zu schaffen. Trotz seiner im Sinne der imperialen Interessen Frankreichs weitsichtigen Analyse entwickelte sich ein persönliches und wenig weitsichtiges Anliegendes Richelieus zu einem schweren Hindernis einer erfolgreicheren Kolonialpolitik der Zukunft: Gemäß Richilieus Wuenschen wurden sowohl die Immigration als auch der Aufenthalt nicht römisch-katholischer Siedler in Neufrankreich unter striktes Verbot gestellt. Protestanten hatten entweder zum römisch-katholischen Glauben zu konvertieren oder die Kolonie zu verlassen. Viele dieser bereits in Neufrankreich niedergelassenen Immigranten wählten stattdessen den Weg in die bereits prosperierenden britischen Siedlungen. Potentielle Zuzügler Neufrankreichs wurden nun Subjekte der britischen Krone. Ein weitere Besonderheit dieser politischen Ausrichtung bestand in der Tatsache, dass die römisch-katholische Kirche im Zuge dieser Entwicklungen zu einem immer stärker bestimmenden Faktor Übersee-Frankreichs wurde und besonders nach dem Tod Champlains im Jahre 1634 zur nahezu allein bestimmenden gesellschaftlichen Kraft wurde. Ein Zustrom französische Missionare und hier insbesondere von Recollets und Jesuiten setzte ein, die in der Folge in die hauptsächlich von irokesischen Stämmen bevölkerten nicht kolonialisierten Gebiete der Großen Seen vorstießen - ein Umstand, der nicht zur Verbesserung des bereits feindschaftlichen Verhältnisses zwischen Irokesen und Franzosen führte.

Mit der Neuausrichtung der französischen Kolonialpolitik war - auch dies ein Hindernis besserer Entwicklung - auch die Einführung des sogenannten „seigneural systeme“, einem in Teilen dem feudalen Lehenswesen ähnelnden System verbunden, das bis ins 19. Jahrhundert ein charakteristisches Organisationsmerkmal des Sankt-Lorenz-Gebietes blieb und die Anziehungskraft Neufrankreichs für potentielle europäische Auswanderer sicher nicht erhöhte.

1629: Wachsende Spannungen zwischen aufstrebenden Kolonialmächten: Erste militärische Auseinandersetzungen zwischen Neuengland und Neufrankreich

In dieser Zeit und unter den oben genannten speziellen Bedingungen verschärfte sich der auch der Wettlauf zwischen dem in immer stärkerer Ausdehnung begriffenen und nach neuen Siedlungsflächen strebenden Neuengland unter britischer Aegide und dem gerade erst zur aktiven Sicherung seiner eigenen Ansprüche sich entschließenden Frankreich. Auch innereuropäisch-imperiale Spannungen warfen ihre ersten Schatten im Kampf um die Vorherrschaft in der neuen Welt voraus, die wenige Jahrzehnte später in offene Kriege mündeten. Englische Koloniengründungen im Süden des Sankt-Lorenz-Gebietes, nach französischer Lesart auf bereits von Frankreich in Besitz genommenem Territorium, ließen die Spannungen bis zur ersten tatsächlichen militärischen Konfrontation wachsen. 1629 eroberten britische Truppen Québec und hielten die Stadt immerhin bis 1632. Nach der Rückeroberung der französischen Hauptstadt kehrte auch Samuel de Champlain, der erste Gouverneur Neufrankreichs, nach Québec zurück. Es war in dieser Zeit als er seinen Landsmann Sieur de Laviolette 1634 beauftragte, den Handelsposten Trois-Rivières zu gründen.

1630-1701: Parallelkonflikt: Französische Seedler und die Irokesen

Map of America in 1681

1630 verstärkte sich auch eine andere, für die französische Perspektive nicht positive Entwicklung: Durch ihre guten Beziehungen zu den indianischen Stämmen der Huronen, Algonquins und Montagnais gerieten die Franzosen in immer stärkeren Konflikt mit den Irokesen, die mit Frankreichs Verbündeten wohl schon Jahrzehnte in Feindschaft standen und die sich nun an die Seite Englands stellten, um die französischen Eindringlinge zu vertreiben. Dies galt im Besonderen für das durch Siedler zu erschließende Gebiet der Grossen Seen, das im speziellen für die Requirierung von Fellen wichtig war. Und es galt auch für Montreal, das sich, den Sankt Lorenz abwärts gelegen, zu einem wichtigen Hafen und Handelsknoten für die Weiterverschiffung der flussaufwärts erworbenen Güter entwickelt hatte.

Der Konflikt mit den Irokesen hatte schon im Zeitalter Cartiers begonnen, der 1534 als erster die spätere "ile de montreal", jene Insel, auf der das heutige Montreal errichtet wurde, gesehen und betreten hatte. Irokesen hatten dort die Siedlungen Hochelaga und Stadtarcona errichtet, die aber zum Erstaunen der Franzosen der Champlain-Expeditionen einige Zeit später vollständig verschwunden waren. Im Gebiet Montreals lebten vor allem Stämme der Huronen, während das Ursprungsgebiet der irokesischen Stämme einen Raum südlich des heutigen New York und des Lake Ontario umfasste und sich bis zum Hudson River ausdehnte. Aus welchen Gründen auch immer: die Irokesen hatten offenbar versucht, die Stammgebiete nach Norden zum St. Lorenz auszudehnen und waren so in Konflikt mit den dort beheimateten Huronen, Aloquois und Montagnais geraten.

Als Champlain 1601 bei Tadoussac am St. Lorenz an Land ging, wurden er und seine Begleiter von den huronischen Stämmen um Unterstützung gegen die Irokesen gebeten, die die Abenteurer gewährten. Der Anfang einer Freundschaft, aber auch einer Feindschaft war gemacht.

Um 1630 verschärfte sich der Konflikt innerhalb der indianischen Ureinwohnerstämme, da die Irokesen nun durch Handelsbeziehungen mit Holländern Schiesswaffen bezogen. Die Holländer hatten seit 1620 Handelsposten am Hudson errichtet. Eine Theorie für die Ausdehnungsbestrebungen der Irokesen nimmt auf die starke Dezimierung des Bibers durch die Möglichkeit der Jagd mit Schusswaffenbezug, die die Irokesen möglicherweise nun nordwärts zum St. Lorenz hin drängte.

Um 1640 hatten die Irokesen, deren Stämme seit dem Verschwinden des Bibers in ihren Territorien die wirtschaftliche Basis zum Handel verloren gegangen war, mitbekommen, wie lukrativ sich der Fellhandel auch jenseits der irokesischen Stammgebiete entwickelt hatte. Da die Felle im Falle des französischen Handels hauptsächlich im Gebiet der Grossen Seen requiriert wurden und Montreal flussabwärts der Handels- und Umschiffplatz für den Weiterverkauf- und Transport des Fellgeschäfts war, führte die Route der französischen Fellhändler notwendigerweise durch das Gebiet der Irokesen. Diese versuchten nun, alleinige Zwischenhändler zwischen europäischen Händlern und indianischen Stämmen zu werden.

Da sich die Franzosen früh an die Seite der irokesischen Gegner gestellt hatten, ergab sich nun eine Fronstellung, die bis zur Übernahme Neufrankreichs durch England im Jahre 1763 andauerte: Franzosen und Huronen standen gegen Engländer und Irokesen. Beide Stämme wurden und ließen sich in europäische Kolonialkonflikte hineinziehen.

Im den frühen 1640er Jahren attackierten Irokesen mit Wyandot erstmals eine französische Siedlung im Grenzgebiet Neufrankreichs. 1649 fand ein erneuter, blutiger Angriff auf die Region statt, bei dem einige Siedlungen komplett zerstört und hunderte Siedler getötet wurden. Die überlebenden schlossen Allianzen mit kleineren Stämmen aus dem Bereich der Großen Seen. Der Konflikte weitete sich immer stärker aus.

Friedensverhandlungen zwischen Franzosen und den Irokesenstämmen in den 50er Jahren scheiterten am Widerstand des mächtigsten irokesischen Stammes, der Mohikaner. In der Folge kam es zu schweren Angriffen auf Neufrankreich und Montreal und zu einer gewaltigen Ausdehnung des irokesischen Gebietes, das nun von Virginia bis an den St. Lorenz reichte. Die Auseinandersetzung fand vor allem unter den indianischen Stämmen statt, Aber ihre Auswirkungen waren auch für die Siedler folgenschwer.

Mitte der 60er Jahre entschloss sich Frankreich das Regiment Carignant-Salieres nach Übersee zu schicken, welches in irokesisches Stammgebiet eindrang, deren Häuptling gefangen nahm und die Fluchtartig verlassenen Dörfer zerstörte. Die Irokesen suchten in der Folge Frieden, der für eine Generation anhielt. Als das französische Regiment 1667 Neufrankreich verließ, hatte sich als Resultat dieses Vorgangs die Pflicht der männlichen Kolonisten zum Wehrdienst entwickelt.

In einer nur kurzen Friedenszeit von ca. 20 Jahren konnten die bei den Irokesen aufgewachsene Pierre-Esprit Radisson und sein Schwager Médard des Groseilliers bis zum Mississippi vordringen. Sie ermöglichten Frankreich damit die Erschließung von Handelswegen außerhalb der Territorien, der ihnen feindlich gesonnenen Irokesen. Ein Umstand, der nicht nur den Handel behindert hatte, sondern auch immer wieder zu schweren Verlusten unter den Händlern geführt hatte.

1683 wallten die Kämpfe zwischen Franzosen und Irokesen erneut auf als sich Generalgouverneur Frontenac entschloss, den Fellhandel an den Irokesen vorbei Stärker unter Kontrolle zu bringen und diesen damit eine wichtige Lebensgrundlage entzog. Wiederum kam es zu schweren Angriffen auf französische Siedlungen.

Frontenacs Vorgehen führte auch zum Zerwürfnis mit den irokesisch erzogenen Entdeckern des Mississippi- und Ohio-Gebietes. Die als "Coureur de bois" bezeichneten indianisch erzogenen Franzosen traten in englische Dienste und gründeten - eine für Neufrankreich folgenschwere Entwicklung, wie sich zeigen sollte - die Hudson's Bay Company, die es England ermöglichte, die Kontrolle über die Atlantikverschiffung sämtlicher Felle zu gewinnen.

1698 ersuchten die Irokesen um den so genannten Großen Frieden, der 1701 zustande kam. Die Franzosen stimmten zu, ermöglichte ihnen diese Entwicklung doch auch, die Irokesen als Puffer zwischen ihren und den englischen Gebieten sehen zu können.

Im Franzosen- und Indianerkrieg von 1756 bis 1763 flackerte die alte Fronstellung jedoch wieder auf. Die Irokesen stellten sich erneut an die Seite Englands und halfen als Verbündete bei der Eroberung Montreals und Québecs, die letztlich zum Ende Neufrankreichs führte.

Ingesamt und im Rückblick ist festzuhalten, dass dieses sich Muster, in dem sich einheimische Stämme als Verbündete an kriegerischen Konflikten zwischen europäischen Mächten beteiligten oder beteiligt wurden, in keiner Weise für die einstigen Besitzer Nordamerikas auszeichnete. Denn diese frühen Bündnisse und Allianzen änderten nichts an dem Umstand, dass, war der Machtkampf um die Vorherrschaft europäischer Mächte erst einmal entschieden, man sich nun der ehemaligen Verbündeten entledigte, ihre Lebensräume zurückdrängte, sie entrechtete, enteignete und dezimierte.

1635: Der Aufstieg der katholischen Kirche zur bestimmenden Kraft und die Gründung Montreals

Im Jahre 1635 starb Samuel de Champlain, Entdecker der Region um Montreal, Gründer der Stadt Québec und erster Gouverneur Neufrankreichs. War die Position der Katholischen Kirche durch Richelieus Einflussnahme schon zuvor gesellschaftspolitisch einflussreich gewesen, so entwickelte sie sich nun für eine zeitlang zur alles bestimmenden gesellschaftlichen Kraft.

Es war auch die katholische Kirche unter dem Mächtigen Bischof von Québec, die 1642 eine Gruppe von Siedler unter der Führung von Paul Chomedy de Maisonneuve veranlasste, dem Sankt-Lorenz-Strom landeinwärts folgend, ein idealistisch-utopisches christliches Siedlungsprojekt ins Leben zu rufen. Die entstehende Gemeinde Ville-Marie (Marienstadt) bildete den Grundstein der heutigen Metropole Montreal.

Zur selben Zeit drangen Jesuiten flussaufwärts in die Wildnis um die Region der Grossen Seen vor und begannen mit der in Teilen erfolgreichen Missionierung der mit den Franzosen verbündeten huronischen Natives. Erste Konflikte mit den den Huronen verfeindeten Irokesen begannen, die in regelmäßigen Abständen französische Siedlungen und hier im Besonderen jene des heutigen Montreal und die dort lebenden, mit Frankreich verbündeten Huronen angriffen und die Stadt 1649 nahezu vollständig zerstörten. Im Zuge der wachsenden Spannungen zwischen den europäischen Kolonialmächten Großbritannien und Frankreich verstanden es die Briten, die den französischen Bestrebungen feindlich gesinnten Irokesen zu Verbündeten zu machen. Dieses Vorgehen, welches sich dadurch auszeichnete, die Ureinwohner als Verbündete den eigennützigen imperialen Interessen und Konflikten nutzbar zu machen, war ein im kolonialen Nordamerika weit verbreitetes Phänomen.

Mitte des 17. Jahrhunderts umfasste die Siedlung Montreal noch immer nur einige Dutzend Siedler. Das im Sinne der französischen Herrschaftsabsicherung chronisch unterbevölkerte Städtchen fiel nahezu vollständig einem irokesischen Angriff zum Opfer, der der Vertreibung der verhassten Eindringlinge galt. Einem bis zum heutigen Tage verbreiteten Mythos zur Folge war es der Siedler Adam Dollard des Ormenaux, dem es mit einem bewussten symbolisch gesetzten selbstmörderischen Akt gelang, den drohenden Untergang Montreals abzuwenden. Wissend um die Unmöglichkeit, die zahlenmäßig weit überlegenen Irokesen zu besiegen, soll Dollard mit einigen französischen Siedlern und verbündeten Huronen einen blutigen märtyrerischen Angriff auf die Huronen ausgeführt haben. Der Sage nach überlebte kein einziger der französischen Angreifer. Die Verluste auf Seiten der Irokesen sollen so hoch gewesen sein, dass sie fortan von Angriffen auf Montreal abließen, was der Stadt - der Legende nach - das überleben gesichert haben soll.

1663: Kolonialpolitik unter Ludwig XIV: "Nouvel France" wird Teil des französischen Staatsgebietes

1663 beschloss Ludwig XIV. die Kolonie Neufrankreich sowohl militärisch besser abzusichern als diese auch im rechtlichen Sinne stärker an Frankreich zu binden. Er erklärte die Kolonie zur Provinz Frankreichs.

1665 verlieh er diesem neuen Stellenwert Neufrankreichs auch militärisch Ausdruck, in dem er die französische Garnison Carignan-Saliere zur Sicherung der Stadt nach Québec entsandte. Die Verwaltung Québecs wurde nach dem Vorbild Frankreichs umgeformt. Der Posten eines direkt dem französischen Seefahrtsminister unterstehenden Generalgouverneurs wurde geschaffen.

Eine durch den französischen Bevollmächtigen Jean Talon im Jahre 1666 in Auftrag gegebene statistische Untersuchung der Verhältnisse stellte eine Bevölkerungsgrosse von 3215 Bewohnern in der Kolonie fest. Der Zuwachs zeigt, dass die neue Kolonialpolitik Frankreichs zu greifen begann. Die Studie erwies aber auch einen überproportionalen Überschuss an männlichen Kolonisten. 2034 Männer standen nur 1181 Frauen gegenüber. In der Hoffnung die nordamerikanischen Gebiete zum Zentrum eines französischen Kolonialimperiums zu machen, entschied sich Ludwig XIV., über 700 Frauen zwischen 15 und 30 Jahren nach Neufrankreich zu senden. Sie blieben unter der Bezeichnung „filles de roi“, Mädchen des Königs, im kollektiven Gedächtnis der heutigen frankophonen Kanadier Québecs. Gleichzeitig - und dies war eine erstaunliche Komponente französischer Kolonialpolitik – wurden Heiraten zwischen französischen Kolonisten und indianischen Ureinwohnern unterstützt und gefördert. Mit den Kindern aus diesen Beziehungen entstand eine neue, als niederer stehend betrachtete Klasse, deren Mitglieder „engages“ genannt wurden. Trotzdem waren sie als legitimer Teil der französischen Kolonialgesellschaften anerkannt. Unter ihren heutigen Nachkommen befindet sich kein Geringerer als der später ungemein populäre Premierminister Kanadas, Pierre Elliott Trudeau.

Der Versuch, das ungerechte und entwürdigende halbfeudale Bewirtschaftungssystem der „seugneuries“ abzuschaffen und den Landerwerb der bereits etablierten Landeigner zu Gunsten von Neu-Immigranten zu begrenzen, scheiterte hingegen. Nicht nur infolge dessen blieb auch weiterhin der Zustrom französischer Immigranten in Französisch-Übersee gering. Die wiederholten Versuche, andere Wirtschaftszweige als den Fellhandel fest zu etablieren, schlugen fehl.

Der endgültige Aufstieg Neuenglands zum Konkurrenten: Die Inbesitznahme der Hudson Bay und die Gründung der Hudson Bay Company

Im Gegensatz zu den dünn besiedelten Territorien Neufrankreichs prosperierten die klimatisch günstiger gelegenen und nicht unter feudalen Wirtschaftsformen und Religionsbeschränkung stehenden Siedlungen Neuenglands. Ein aus Sicht Großbritanniens wichtiger strategischer Schritt hin zur entschlossen betriebenen Überflügelung des territorial weit größer ausgedehnten Neufrankreichs gelang mit der umstrittenen Übernahme der Hudson Bay. Wie so oft in diesen Tagen schneller Landnahme waren die jeweiligen Ansprüche nicht unumstritten. Zwar hatte ein Franzose die als Zugang zum Festland strategisch immens wichtige Bucht für die französische Krone in Besitz genommen. Trotzdem beanspruchte der Brite Henry Hudson die später nach ihm benannte Bucht sowie die umliegenden Gebiete für England. Von hier aus, dieser Eindruck drängt sich deutlich auf, trieb die sich der eigenen Stärke wohlbewusste europäische Inselmacht aktiv die Ausdehnung des eigenen Territoriums in Richtung des heute nördlichen Kanadas und der französisch beherrschten Gebiete voran. 1670 gelang der englischen Krone mit Hilfe der französisch-indianischen „coureurs des bois“ Pierre-Esprit Radisson und Medard des Groiseilliers die strategisch immens bedeutende Gründung der Hudson Bay Company. Radisson und Medard, beide bei Huronen aufgezogene Franzosen, hatten zuvor Frankreich mit der Erforschung des Ohio-Flusses und des Mississippi wichtige Dienste geleistet. Nun aber, nach einem Zerwürfnis mit dem französischen Generalgouverneur Louis de Buade de Frontenac, traten sie in britische Dienste. Mit ihrer Hilfe gelang es den Briten, den gesamten Fellhandel des Festlandes, der über die Häfen in der Hudson Bay abgewickelt wurde, unter ihre Kontrolle zu bringen und so das bisherig faktisch-französische Monopol auf diesen Hauptwirtschaftszweig zu beenden. Die Franzosen versuchten sich mit einer Ausdehnung ihrer Kolonie in westlicher Richtung hin zu den amerikanischen Siedlungsgebieten schadlos zu halten.


Eine neue Perspektive: Die Gründung Louisianas

1682 entdeckte Rene Robert Cavelier die Flusstäler des Ohio und des Mississippi und beanspruchte das gesamte Territorium in südlicher Richtung bis zum Golf von Mexiko für Frankreich. Er gab dieser Neuerwerbung den Namen Louisiana. Dieser neue Claim eröffnete den Franzosen dringend benötigte neue Versorgungs- und Handelswege in ihr Territorium. Ein weiteres Umdenken setzte ein: Hatte man bisher eher planlose Kolonialpolitik betrieben und auf die Respektierung der Claims durch die anderen Mächte vertraut, wurden zwar auch hier aufgrund fehlender Siedler keine Siedlungen geschaffen. Nun jedoch errichtete man unter der Aegide des zum Gouverneur Lousianas ernannten Frontenac eine Reihe militärisch besetzter Forts zur Absicherung der Ansprüche. Dieser neuen Strategie leistete man nun auch in all jenen älteren Gebieten Folge, die nicht besiedelt werden konnten.

King William`s War und Queen Anne`s War: der Verlust Akadiens

Nachdem es in den Jahren zuvor immer wieder unbedeutendere Konflikte um den rechtmäßigen Besitz und reguläre Grenzziehungen zwischen Engländern und Franzosen gegeben hatte, begannen die Briten zusammen mit den ihnen verbündeten Irokesen im Jahre 1689 einen neuen schweren Angriff auf Neufrankreich. Dieser Krieg, der als König-Williams-Krieg bekannt ist, endete 1697. Aber schon 1702 fand dieser bewaffnete Konflikt unter dem Namen "Queen Annes Krieg" seine Fortsetzung. Die Hauptstadt Neufrankreichs, Québec, überstand zwar beide dieser Kriege. Aber 1690 waren Port Royal und Teile Akadiens im Gebiet der heute Neuschottland benannten Halbinsel an die Engländer gefallen. Das Gebiet Arkadiens war die Wiege der ersten französischen Besiedlungsversuche gewesen und, wie sich später erweisen sollte, nicht nur ein landwirtschaftlich hervorragender Siedlungsplatz. Es war Heimat einer sich mit den widrigen Machtverhältnissen auf ihre Weise arrangierenden Kolonialistengemeinschaft, deren Nachkommen sich bis heute und auch noch 240 Jahre nach ihrer Deportation als ein eigenes Volk, die Arkadier, empfinden. Vielmehr war dieser Teil des französischen Überseebesitzes auch von unerhörter strategischer Wichtigkeit für das Überleben der Sankt-Lorenz-Region und die Hauptstadt Québec.

1713-1744: Trügerische Goldenen Jahre

Frankreich blieben in der strategisch wichtigen Grenzregion Akadien, die am Zugang des Sankt-Lorenz-Strom zum Atlantik lag und in der die beiden Kolonialimperien zusammenstießen, nur die Kontrolle über Ile Royale (Heute: Cape Breton Island), Fort Louisbourg, die Ile Saint-Jean (heute: Prinz-Edward-Insel) und Teile des heutigen Neubraunschweig. Trotzdem: In der kommenden langen Friedensperiode, die bis ins Jahr 1744 anhielt, begann sich Neufrankreich wirtschaftlich erstmals positiv zu entwickeln: Fischerei und Landwirtschaft, aber auch der Schiffsbau entwickelten sich als tragende Wirtschaftszweige. Der Bau einer königlichen Strasse, der "Chemin du Roi" zwischen Montreal und Québec verbesserte die infrastrukturelle Verknüpfung der wichtigen Städte und ermöglichten intensiveren Warentausch und schnellere Abwicklung des Handels. Neue Häfen wurden errichtet und ältere ausgebaut. Die Anzahl der Neukolonisten wuchs stark an und Québec wurde 1722 zu einer eigenständigen Kolonie innerhalb Neufrankreichs mit 24 594 Einwohnern. Diese Jahre des Friedens zwischen 1713 und 1744 werden oft auch als das goldene Zeitalter Neufrankreichs bezeichnet – wenn es auch, dies darf nicht ungesagt bleiben, für die indianischen Natives ein Zeitalter fortschreitender Dezimierung ihrer Stämme gewesen ist.

Die Goldenen Jahre Neufrankreichs dauerten bis 1744, als William Shirley, der Gouverneur des britischen Massachusetts, das strategisch wichtige Fort Louisbourg im Bereich des früher komplett französischen Akadien angriff. Louisburg fiel. Ein Rückeroberungsversuch im Jahre 1746 scheiterte. Im Frieden von Aix-la-Chapelle wurde das Fort zwar an Neufrankreich zurückgegeben. Dies aber verhindert nicht neue kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und England in Nordamerika. Als Vorbote europäischer Spannungen, die zwei Jahre später im Siebenjährigen Krieg auch in der Alten Welt offen ausbrachen, begann im Jahre 1746 der sogenannte "French and Indian War", der "Franzosen-und-Indianer-Krieg": Ein gewisser Colonel George Washington unterlag als Anführer einer im englischen Auftrag gebildeten Milizengruppe aus Virginia französischen Truppen im Tal des Ohio.

Das Ende Neufrankreichs

Neufrankreich hatte nun immerhin 50 000 Einwohner – ein massiver Anstieg im Vergleich zum vorigen Jahrhundert. Aber – und hier rächte sich sowohl die zu lange andauernde Unentschlossenheit, aber auch die Unaufgeschlossenheit französischer Kolonialpolitik – die nordamerikanischen englischen Kolonien waren weit besser bevölkert und entwickelt. In den flächenmäßig kleineren englischen Territorien lebten zur gleichen Zeit bereits etwa eine Million Menschen. Unter ihnen auch eine stattliche Anzahl französischer Hugenotten, die, nicht römisch-katholischen Glaubens, nun die Kolonien des imperialen Konkurrenten verstärkten. Zwar hatte Kardinal Richelieu, der Ratgeber des französischen Königs Henry IV. als erster erkannt, welche enorme Wichtigkeit die nordamerikanischen Territorien wirtschaftlich, aber auch strategisch einmal für die europäischen Machtverhältnisse spielen würden und dass Frankreich seine inkonsequente Kolonialpolitik zu ändern habe. Gleichzeitig aber war es Richelieus radikale Forderung, man möge nur römisch-katholischen Franzosen erlauben, in Neufrankreich zu siedeln, die den potentiellen Zustrom an Siedlern unmöglich gemacht hatte. Dies hatte nicht nur langfristig negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung, die zum einen von der Erschließung und landwirtschaftlichen Urbarmachung unkultivierten Landes abhing und andererseits von der baren Anzahl der dort lebenden und Handel treibenden Menschen. Vielmehr stand die ideologisch-engsichtige Handlungsweise des katholischen Kardinals einer potentiell besseren Entwicklung der demographischen Entwicklung im Wege. Während die englischen Kolonien zur Zulaufstätte all derer wurden, die den engen und stickigen europäischen Verhältnissen entflohen und Auf ein religiös freies Leben und eine bessere soziale Zukunft hofften, blieben die französischen römisch-katholisch beherrschten Siedlungen Anlaufstationen einer kleinen, eng regulierten Gruppe katholischer Franzosen vorbehalten. Neben den Konsequenzen für die wirtschaftliche und demographische Entwicklung hatte dies in der Folge auch immense Auswirkungen auf die jeweilige militärische Stärke der konkurrierenden Kolonien Frankreichs und Englands. Angesichts der rein zahlenmäßigen Überlegenheit der englischen Siedler war es für die britischen Kolonisten faktisch viel einfacher, militärische Kontingente zu bilden und die an Zahl weit unterlegenen französischen Siedlungen erfolgreich anzugreifen. Einige wenige Siege französischer Truppen stehen den in militärischen Auseinandersetzungen meist erfolgreicheren Engländern gegenüber. Einer dieser wenigen französischen Siege gegen eine zahlenmäßig überlegene englische Armee fand 1755 statt. General Edward Braddock führte einen Angriff gegen das französische Fort Duquesne und dessen indianischen Verbündeten aus. Zwar wurde Braddocks Armee durch die Franzosen und deren indianischen Verbündeten aufgerieben und er selbst starb. In der Gesamtbetrachtung der ungleichen Verhältnisse aber verdeutlicht sich, dass der Fall Neufrankreichs nur eine Frage der Zeit ist.

1758 eroberten die Briten erneut Fort Louisbourg – und diesmal endgültig. Von größerer Wichtigkeit als das Fort selbst war der Umstand, dass Louisburg die Mündung des Sankt-Lorenz-Stroms, der Verkehrs- und Lebensader der flussaufwärts liegenden Hauptstadtregion Québec sicherte. In der Eroberung Louisbourgs und der Kontrolle über den Sankt-Lorenz-Strom lag Schlüssel zum endgültigen Sieg Englands über Frankreich. Folgerichtig gelang es 1759 britischen Truppen Québec zu erobern. England sandte Schiffe über den Sankt Lorenz und griff gleichzeitig unter Colonel James Wolfe auch von der Landseite aus an. Die französische Garnison kapitulierte am 18. September. Im Laufe des kommenden Jahres wurde das gesamte Rest-Territorium des „Nouvel france“ durch englische Truppen erobert. Der letzte französische Generalgouverneur Pierre Francois de Rigaud, Marquis de Vaudreuil-Cavagnal ergab sich am 8. September 1760 seinem britischen Gegenspieler General Jeffrey Amherst. Das formale Ende Neufrankreichs wurde durch den Pariser Frieden am 10. Februar 1763 vollzogen. Trotz des Endes französischer Träume von einem überseeischen Imperium in Nordamerika blieben französische Sprache und Kultur und der römisch-katholische Glaube vorerst die bestimmenden gesellschaftlichen Kräfte in jenem Territorium, das einmal Neufrankreich hieß. In Teilen gelang es England durch die massive Ansiedlung englischer protestantischer Auswanderer, die zur Gründung der Provinzen „Oberes Canada“ (heute: Ontario) und New Brunswick führten, diese französischen Spuren zu tilgen. Im ehemaligen Arkadien begannen die Engländer in den späten fünfziger Jahren und bis zum Jahre 1763 mit der gewaltsamen Deportation der französisch geprägten Arkadier. Diese wurden auf unterschiedliche britische Kolonien in Nordamerika verteilt.

Das französische Territorium Louisiana fiel nach dem Siebenjährigen Krieg an Spanien. Ein spanisch-französisches Abkommen im Jahre 1801 führte zur Rückgabe Louisianas an Frankreich. Doch schon 1803 entschloss sich Napoleon Bonaparte zum Verkauf an die Vereinigten Staaten von Amerika. Dieser Verkauf markierte das Ende des französischen Kolonialreiches in Nordamerika. Es war das Ende eines Imperiums, das in Zeiten größter Ausdehnung im Jahre 1712 von Neufundland bis zur Hudson Bay und vom Golf von Mexiko bis zu den Grossen Seen reichte. Nur die kleinen Inseln St. Pierre und Miquelon stehen bis heute unter französischer Verwaltung. Die frankophone Region Québec mit ihren Städten Québec und Montreal zeugen bis heute vom 1763 untergegangenen französischen Traum, in der neuentdeckten Welt ein „Nouvel France“ zu errichten.

Weitere Entdeckungen

Nach dem Ende der Biberkriege wurde die Kolonisation besonders durch die Jesuiten vorangetrieben. Sie gründeten mehrere Missionsstationen and den Großen Seen, wie zum Beispiel Sault Ste. Marie. Die beiden Jesuitenpater Jacques Marquette und Louis Joliet befuhren bereits den Mississippi bis zur Mündung des Arkansas.

Um die Kontrolle über die neu entdeckte Wasserstraße zu sichern und den Einfluss der Jesuiten zurückzudrängen, beauftragte Ludwig XIV. den Abenteurer Robert de La Salle mit der Aufstellung einer Expedition in die Mündeng des Flusses. Nach mehreren Rückschlägen begann er 1682 mit einer großen Expedition, in deren Folge er tatsächlich bis zur Mündung vordrang und das gesamte Mississippigebiet für Frankreich in Besitz nahm. 17 Jahre später gründete Pierre d'Iberville La Nouvelle-Orléans (das spätere New Orleans).


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