Elektrosmog
Elektrosmog ist ein zusammengesetztes Kunstwort aus Elektro und Smog, dass wiederum aus den englischen Wörtern Smoke (Rauch) und Fog (Nebel) entstand. Dabei handelt es sich um nichts weiter als um elektromagnetische Felder. Der Ausdruck ist bewusst gewählt, um negative Auswirkungen auf den Menschen zu implizieren.
Elektromagnetische Felder lassen sich gestaffelt nach Frequenz einteilen in statische Felder (Ladungen), Strömungsfelder (Gleichstrom), magnetische Felder in statischer Näherung (niederfrequenter Wechselstrom) und Elektromagnetische Wellen (Hochfrequenter Wechselstrom).
Im statischen Fall verfügen die Felder über keinerlei Leistung, da . Die Leistung der Felder und damit ihre Wirkung ist also von zeitlicher Veränderung selbiger abhängig. Die Leistung ist außerdem von der Feldstärke abhängig. Die Feldstärken nehmen mit dem Radius ins Quadrat ab.
Das Begriff Elektrosmog differenziert nicht zwischen den verschiedenen Fällen von Elektromagnetischen Feldern. Die physiologische Wirkung von Elektomagnetischen Feldern auf Lebewesen ist bewiesen, nicht jedoch dass sie bei geringen Feldstärken und niedrigen Frequenzen schädlich ist.
Die Geräte in unserer Umgebung werden in der Regel mit 50 Hz oder Gleichstrom betrieben. Sendeanlagen, Radaranlagen erzeugen Elektromagnetische Wellen und Hochspannungsleitungen erzeugen Elektromagnetische Felder. Die Energie all dieser Felder und Wellen ist gemäß der Bestimmungen gering.
Ein natürliche, äußerst intensive Quelle von Elektromagnetischen Wellen ist beispielsweise die Sonne. Folgen der Einwirkung von Sonnenenergie übertragen durch Elektromagnetische Wellen sind Sonnenbrand, Hautkrebs, Reizung der Augen und Mutationen. Die Elektromagnetischen Wellen selbst sind nicht der Verursacher, sondern die hohe Energie, die von der Haut absorbiert wird. Die Aufnahme von Sonnenenergie durch die Haut ist vergleichbar mit der Energieaufnahme der Haut durch ein Feuer. Wenn die Haut zuviel Energie durch das Feuer aufnimmt, führt es zu denselben Erscheinungen wie durch die Sonnenenergie.
Strahlungsstärke
Die Stärke und die Art der Strahlung und der Modulation ist bei vorgenannten Geräten stark unterschiedlich. Modernen, pulsförmigen und breitbandigen Modulationsarten, die der Übertragung digitaler Daten dienen, schreiben einige Experten größere gesundheitliche Störungen zu als dies bei Niederfrequenten und analog modulierten Signalen der Fall sei. Einige behaupten gar, Elektrosmog sei die Pest des zwanzigsten Jahrhunderts.
Dazu schrieb die deutsche Strahlenschutzkommission bereits 1991, also bevor die digitalen Mobilfunknetze die Diskussion beherrschten:
Quelle: Bundesanzeiger Nr. 43 vom 03. März 1992, Veröffentlichungen der Strahlenschutzkommission (?), Band 24, Seite 6:
- Über spezielle Effekte, die nicht auf der Erwärmung beruhen, wird in der Literatur seit ungefähr 15 Jahren berichtet. Wenn eine Hochfrequenzstrahlung mit einer anderen Frequenz amplitudenmoduliert ist, können Feldwirkungen auftreten, welche bei unmodulierter Strahlung nicht existieren. Es handelt sich meistens um Veränderungen der Permeabilität von Zellmembranen. Beispielsweise wurde festgestellt, dass bei einer HF-Strahlung mit einer Frequenz von 147 MHz, die mit Frequenzen zwischen 6 und 20 Hertz moduliert war, der Kalziumausstrom aus Zellkulturen bei bestimmten Frequenzen signifikant (um 10 bis 20%) erhöht war. Insgesamt wurde eine komplexe Abhängigkeit dieser Effekte von Intensität und Frequenz beobachtet, wobei spezielle Frequenzbereiche besonders wirksam sind. Die Membraneffekte wurden vielfach bestätigt, so dass ihre Existenz heute als gesichert gilt. Hervorzuheben ist, dass die SAR-Werte hierbei teilweise kleiner als 0,01 W/kg sind und damit erheblich unterhalb thermisch relevanter Intensitäten liegen.
Doch wurde dieses Wissen nach der Grenzwertverabschiedung ebenfalls vergessen, denn bei diesen geringen Grenzwerten wäre der Betrieb eines Mobiltelefons am Kopf nicht realisierbar gewesen.
Entgegen der vielfachen Annahme, Elektrosmog breite sich wie eine Dunstglocke gleichmäßig über die Häuser aus, ist die Feldstärke bei Mobilfunk-Sendeanlagen aufgrund der starken Richtwirkung der Sendeantennen und Abschattungen lokal sehr ungleichmäßig verteilt. Neben dem oft beschriebenen Hauptstrahl (auch Strahlungskeule) gibt es viele Nebenkeulen. Diese sorgen für sehr ungleichmäßige Felder im Bereich des Antennenstandortes und erzeugen Bereiche, deren Elektrosmogbelastung wesenlich über den durch die von Baubiologen empfohlenen Vorsorgewerten liegen.
Dabei treten Schwankungen in der Größenordnung bis zu 1:1000 in engen Bereichen auf.
Erkrankungen
Einige Ergebnisse der wenigen, bereits abgeschlossenen epidemiologischen Untersuchungen im Hochfrequenzbereich sind als ernst zu nehmende Hinweise auf ein erhöhtes Krebs-Risiko (vor allem Leukämie und Gehirntumore) als Folge gepulster oder ungepulster elektromagnetischer Bestrahlung zu werten. Eine verlässliche Aussage lässt sich derzeit allerdings noch nicht machen, die konkreten gesundheitlichen Auswirkungen sind in der Wissenschaft noch umstritten.
Gepulste Strahlung scheint aber wesentlich stärker auf die menschliche Physiologie einzuwirken, als ungepulste Felder.
Die Forschung ist auf der Suche nach einem Wirkmodell, das als Grundlage für den geforderten wissenschaftlichen Beweis gesehen wird.
Auf der experimentellen Seite gibt es etliche Untersuchungen, bei denen nicht-thermische Effekte festgestellt wurden. Viele dieser Effekte wurden bereits deutlich unter den derzeit gültigen Grenzwerten für elektromagnetische Strahlung beobachtet (siehe oben SSK 1991). Sie reichen von veränderten Hirnströmen (EEG) über die erhöhte Durchlässigkeit von Membranen, insbesondere der Blut-Hirn-Schranke, die das Gehirn vor dem Eindringen von Fremdstoffen schützt, der Ausschüttung von Stresshormonen und Einflüssen auf die Zellkommunikation bis zur Abnahme der Fruchtbarkeit. Aber auch die Beeinträchtigung der Selbstheilung des Körpers, wie durch die verminderte Melatonin-Ausschüttung während der Nacht werden diskutiert. Es gibt zuverlässige Hinweise auf Veränderung des Erbmaterials und auf Schwächung des Immunsystems, zuletzt durch Prof. Franz Adlkofer 2003 bestätigt.
Dahingegen zeigten zahlreiche parallel laufende Untersuchungen keine signifikanten Ergebnisse, die auf eine gesundheitliche Beeinträchtigung durch elektromagnetische Strahlung schließen lassen. Im Gegenteil, im Medizinsektor wird seit den 1950er-Jahren elektromagnetische Strahlung erfolgreich und millionenfach zur Wärmetherapie eingesetzt.
Dies zeigt die Breite der Diskussion auf, und viele der negativen Gesundheitsfolgen können nur anhand langjähriger, statischer Entwicklung beurteilt werden, da es sich um Systeme mit vielen unbekannten Faktoren handelt. Verschiedene Statistiken, beispielsweise über Gehrintumore zeigen seit den 1950er Jahren ebenfalls ein stetiges Wachstum, das sich seit den 1990ern beschleunigt.
Wichtig ist auch die Beurteilung der einzelnen Studien unter dem Gesichtspunkt der Finanzierung der Arbeiten. Laut einer Studie der Yale-Universität besteht eine starke Abhängigkeit zwischen den Interessen der Auftraggeber und den erzielten Ergebnissen.
Zu dem aktuellen UMTS-Ausbau ist eine von drei niederländischen Ministerien beauftragte und im September 2003 abgeschlossene Studie besonders interessant. Sie zeigt bei UMTS-Feldern deutliche Auswirkungen auf das gesundheitliche Wohlbefinden der Anwohner. Getestet wurde bei rund einem Tausendstel des deutschen Grenzwerts, einer Strahlenbelastung, wie sie in Wohnungen mit nahe gelegenen Sendeanlagen auftreten kann.
Elektrosensible litten statistisch signifikant unter Schwindel, Unwohlsein, Nervosität, Brustschmerzen/Atemnot, hatten ein Kribbel- oder lokales Taubheitsgefühl und Konzentrationsstörungen. Bei Personen, die angaben, normalerweise nichts von Elektrosmog zu spüren, wurden neben Anzeichen erhöhter Gehirnaktivität ein Gefühl der Unzulänglichkeit statistisch signifikant festgestellt.
Dabei ist die Elektrosensibilität völlig unabhängig von einer Schädigung. Biologische Schäden kann jeder durch elektromagnetische Wirkungen erleiden, Elektrosensible spüren darüber hinaus Feldwirkungen direkt oder indirekt. Andere Wirkungen unterhalb der geltenden Grenzwerte sind dagegen wissenschaftlich lange bekannt und untersucht, so wie das Mirowellen-Hören.
Das niederländische Wirtschaftsministerium beurteilte die Ergebnisse als "alarmierend", das Bundesamt für Strahlenschutz bewertet die Studie des renommierten Forschungslabors in einer vom Umweltinstitut München e.V. angeforderten Stellungnahme vom 11. November 2003 als "sorgfältig durchgeführt".
Diese Ergebnisse werden in der Schweiz bereits überprüft.
Interessant ist auch die Entwicklung im europäischen Ausland. So wurden in Spanien in Folge von stark erhöhten Krebsraten bei Schulkindern bereits viele Sendestandorte zwangsweise abgebaut. Andere Länder verabschiedeten Grenzwerte für die Mikrowellenstrahlung, die um den Faktor 1.000 oder sogar 10.000 und mehr unterhalb der deutschen Grenzwerte liegen, und bei denen ein Mobilfunknetz weiterhin normal betriebsfähig bleibt, allerdings die Anwohnerbelastung stark reduziert ist.
Kritik
Die öffentliche Diskussion um Elektrosmog und dessen Gefährlichkeit wird zum Teil heftig und emotional geführt. Dabei unterstellen sich einige Parteien gegenseitig Unwissenschaftlichkeit oder gar Manipulation von Messdaten oder Lobbyarbeit und Fälschung oder Falschauslegung von Fallstudien. Bemerkenswert scheint die Tatsache, dass es offenbar eine große Zahl von Elektrosmog-Gegnern gibt, aber gleichzeitig etwa 70 % der Bevölkerung ein Mobiltelefon besitzen; also ein stark hochfrequent strahlendes Gerät, das von seinen Benutzern bei unmittelbarem Hautkontakt an Ohr und Schädel betrieben wird und meist während des gesamten Tagesablaufes nahe am Körper getragen wird. Eine Tageszeitung brachte diese Merkwürdigkeit auf den Punkt: "Jeder hat ein Mobiltelefon, keiner will Mobilfunk"
Dazu muss angemerkt werden, dass jeder, der ein Mobil-Telefon besitzt und nutzt, selbst entscheiden kann, wann und wie oft er dies tut und sich somit selbst belastet. Die Anwohner der Sendestationen werden allerdings 24 Stunden lang täglich ungefragt den Belastungen der Mikrowellen ausgesetzt.
Weiterhin befinden sich in praktisch jedem Haushalt elektrische und elektronische Geräte, wie beispielsweise ein Fernsehgerät, Computer oder Energiesparlampen. Dies sind Geräte, die erhebliche Mengen an elektromagnetischer Energie, also "Elektrosmog", abstrahlen. Und diese Geräte befinden sich meist nur eine Armlänge entfernt von ihren Besitzern. Es stellt sich die Frage, warum Elektrosmog-Gegner nicht für eine flächendeckende Abschaffung solcher Gefahrenherde eintreten.
Augenfällig sind auch Begebenheiten, die auf das Vorhandensein eines Placebo-Effektes bei angeblich elektrosmog-sensiblen Menschen schließen lassen. Zitat zu Placebo- und Nocebo-Effekten "Ähnliches ist für Mobilfunkmasten bekannt geworden. Angesichts eines neuen solchen Masts beginnen viele Menschen, unter den üblichen - nämlich den dafür bekannt gewordenen - Symptomen zu leiden, selbst dann, wenn der Mast noch nicht in Betrieb genommen worden war." Link
Diese oft eingeworfene angebliche Begebenheit ist bei ernsthafter Diskussion mit Mobilfunkkrititikern noch nie nachgewisen worden, und ist eine konstruierte Schutzbehauptung. Auch gibt es Fälle, in denen ein Testbetrieb dem Regelbetrieb vorgeschaltet wurde, den sensible Anwohner deutlich erkennen konnten.
Wesentlich dabei ist, dass die Schädigung durch Mikrowellen in keinen Zusammenhang mit einer eventuellen Elektrosensibilität einhergeht. Geschädigt werden kann jeder und manche spüren den Einfluss.
Natürlich gibt es überall "Spinner" die Mittelchen und Wege zeigen, verkaufen und auf die Gutgläubigkeit der Menschen setzen, und sich wenig an Fakten halten, so wie es auch manch ein Betreiber versucht.
Weiter erkennt die Medizin zwischenzeitlich, dass ein Placeboeffekt nichts zu Verachtendes ist, sondern ein grundsätzlich vorhandenen Einflussfaktor ist, der bisher viel zu stark missachtet wird. Es muss Körper und Seele betrachtet werden, denn ein Mensch ist komplexer strukturiert als eine mechanische Puppe.
Manche Mobilfunkkritiker fordern ein Absenken der Grenzwerte für die Feldstärke von Mobilfunksendern auf 1 Mikrowatt/m², den so genannten "Salzburger Grenzwert". Würde dieser Grenzwert beispielweise auf den starken TV-Sender im Fernsehturm des Münchner Olympiastadions angewendet, müsste vermutlich das gesamte Stadtgebiet von München zur "Todeszone" erklärt werden.
Und mit welcher Modulation sendet dieser und in welchem Spektrum?
Dies ist eines der typischen Betreiberargumente, die stark vereinfachen und eigentlich dumm sind.
Ein Beispiel dazu:
- Der Ursprung der Schädigung liegt vermutlich u.a. im Energiegehalt der Strahlung, also in dem, was beim Menschen ankommt.
- Die Energie / Leistung steht im Zusammenhang mit anderen Größen.
Um den Zusammenhang verständlich aufzuzeigen ein Beispiel aus der Aklustik, Schallwellen von 20 bis 20.000 Hz, wo sich dieser Zusammenhang einfach verstehen lässt:
Um eine gewisse Lautstärke im Hörraum zu erzeugen, benötigt man Leistung.
Wenn wir nun mit niedrigen Frequenzen, also den Bässen arbeiten, benötigt man sehr viel mehr Leistung um die gewünschte Lautstärke zu erzeugen, als bei hohen Frequenzen. Dort reichen Bruchteile der Leistung aus, um gleiche Lautstärke zu erzielen. So gehen von 100 W Audioverstärkerleistung über 90 W nur in den Bassbereich, ca. 6 W in den Mitteltonbereich und oft unter 1 W in die Höhen.
Je tiefer die Frequenz ist, desto höher ist die nötige Leistung um einen Lautstärkenpegel zu halten.
Nun sieht jeder, dass der Vergleich zwischen einem 800 kW Kurzwellensender mit wenigen MHz Frequenz für den gleichen Pegel im Empfangsbereich zigfach höhere Leistungen benötigt wie ein Mikrowellensender bei 1800 MHz.
Schutzmaßnahmen
Zum Schutz vor Elektrosmog werden verschiedene Maßnahmen angeboten. Etliche unseriöse Anbieter nutzen die Unsicherheit und Hysterie besorgter Bürger aus und verkaufen wirkungslose Schutzeinrichtungen teuer.
Zunächst ist es wichtig, zu unterscheiden, wovor man sich schützen will:
- vor den elektrischen Wechselfeldern
- vor den magnetischen Wechselfeldern
- vor den elektromagnetischen Wellen
Grundsätzlich gilt:
- elektrische Felder können durch geeignete Metallkonstruktionen abgeschirmt werden (faradayscher Käfig), magnetische Felder lassen sich schlechter abschirmen (zum Beispiel durch MU-Metall).
- scheinbar massiv erscheinende Trennwände (Beton) sind insbesondere für niederfrequente elektromagnetische Wellen keine wirksame Abschirmung.
- Veringerung der Spannung (beispielsweise durch Niedervolt-Halogen-Beleuchtungen) bei gleicher Leistung veringert zwar das elektrische Feld, erhöht jedoch zugleich den Strom und somit das magnetische Feld.
Weblinks
- Bundesamt für Strahlenschutz (zuständige Fachbehörde)
- Umweltinstitut München e.V.
- Elektrosmog-Info (umfassende Informationen, Forum)
- Risiko Elektrosmog (umfassende Portalseite zum Thema)
- Bürgerinitiative "Stoppschild" (BI und umfangreiche Infosite)
- Landesverband Thüringen gegen Esmog
- h.e.s.e project (Wissenschaftliche Plattform EMF/MF)
- BUND Hessen - nur Links
- Elektrosmog-Arbeitskreis des BUND Rheinland-Pfalz und Hessen
- forum-elektrosmog - Portal der Verbraucher Initiative e.V.
- Dachverband Bürgerwelle (Mobilfunk-Gegner)
- Infozentrum Mobilfunk (Mobilfunk-Betreiber)
Siehe auch: Elektromagnetische Verträglichkeit