Teplice
Teplice (deutsch Teplitz-Schönau, früher auch Töplitz), ist eine Bezirksstadt mit 51.193 Einwohnern (2005) in der nordböhmischen Region Ústí, Tschechien. Die Stadt ist ein berühmter Kurort, den im 18. und 19. Jahrhundert Prominente aus ganz Europa besuchten. 1812 trafen hier Beethoven und Goethe zusammen.




Geographische Lage
Teplice liegt in 230 m Höhe über dem Meeresspiegel am südlichen Fuß des Erzgebirges, nördlich vom Böhmischen Mittelgebirge im nordböhmischen Becken.
Verkehr
Die Stadt liegt an der wichtigen Hauptbahn von Ústí nad Labem (Aussig) über Chomutov (Komotau) nach Cheb (Eger). Nebenstrecken führen nach Děčín (Tetschen) und nach Lovosice (Lobositz).
Wie in so vielen Städten Tschechiens wurde in den 1960er Jahren die alte meterspurige Straßenbahn zu Gunsten eines O-Bus-Betriebes aufgegeben. Aus dem nahen Bohosudov (Mariaschein) führt ein Sessellift zum Komáří vížka (Mückentürmchen) auf dem Erzgebirgskamm.
Geschichte
Die Quellen von Teplitz sollen der Sage nach 762 entdeckt worden sein, waren aber zweifellos viel früher bekannt. Urkundlich wurde die Stadt im 12., die Bäder im 16. Jahrhundert erwähnt. Königin Judith war es, die in den Jahren 1158-1164 etwa an der Stelle des heutigen Schlosses ein Benediktinerinnenkloster „ad aqua calidas“ (bei den warmen Wassern) gründete und es reich ausstattete.
Um 1630 gehörten Stadt und Schloss dem Herrn von Kinsky, der in Wallensteins Sturz verwickelt war. Darauf belieh der Kaiser Ferdinand II. den Generalfeldmarschall Graf von Aldringen damit, und als 1634 die männliche Linie dieses Geschlechts erlosch, kamen Stadt und Schloss an die Clarys. Im September und Oktober 1813 war Teplitz das Hauptquartier der drei alliierten Monarchen.
Im September 1835 hatten die Monarchen von Österreich, Russland und Preußen, im Herbst 1849 der Kaiser von Österreich, die Könige von Preußen und Sachsen und am 25. Juli 1860 der Kaiser von Österreich und der Prinzregent von Preußen eine Zusammenkunft in Teplitz. 1862 wurde das 1100jährige Jubelfest der Thermen gefeiert und dabei ein Denkmal enthüllt.
Durch eine Katastrophe in den benachbarten Kohlenwerken von Ossegg (10. Februar 1879), die das Thermalwasser dorthin abführte, war die Existenz von Teplitz als Kur- und Badeort in Frage gestellt. Dazu kam es nicht, die Quellen konnten in kurzer Zeit (3. März) an ihren alten Austrittsöffnungen wieder zu Tage gefördert werden.
Im Jahre 1895 wurden Teplitz und der Badeort Schönau (Lázně Šanov) vereint und die Stadt erhielt den Doppelnamen Teplitz-Schönau.
Schilderung aus dem 19. Jahrhundert
In Meyers Konversationslexikon von 1888:
Die gegenwärtig benutzten Heilquellen von Teplitz-Schönau (die Stadtbadquellen, nämlich die Urquelle und die Frauenbadquelle, 48° C., die Steinbadquelle 34,6°, die Stephansquelle 36,75°, die Sandbadquelle 32,5° und die Wiesenquelle 32,7° in Teplitz, die Schlangenbadquelle 39° und die Neubadquelle 44,75° C. in Schönau) führen meist alkalisch-salinisches Wasser, mit nur geringen festen Bestandteilen, vorzugsweise kohlensaurem Natron, vermischt. 10.000 Volumteile der Urquelle enthalten 1.110 Teile halb gebundene, 34 wirklich freie Kohlensäure, 51 Stickstoff, 18 Sauerstoff, 4,144 kohlensaures Natron, 0,630 Chlornatrium, 0,018 phosphorsaures Natron, 0,228 schwefelsaures Kali, 0,175 Teile Kieselsäure etc. Das Wasser ist farblos und hat einen matten Geschmack.
Die Quellen werden fast ausschließlich zum Baden gebraucht und zwar vorzugsweise gegen chronischen Rheumatismus, Gicht, Lähmungen, bei skrofulösen Anschwellungen und Geschwüren, Neuralgien, beginnenden Rückenmarksleiden, namentlich aber bei den Nachkrankheiten aus Schuss- und Hiebwunden, nach Knochenbrüchen ("Bad der Krieger"). Die Urquelle dient auch zur Trinkkur.
Von den Quellen werden 10 Badehäuser gespeist. Die Frequenz von Teplitz-Schönau belief sich 1887 auf 7.351 Kurgäste nebst 19.224 Passanten. Der Badegesellschaft dienen als Versammlungs- und Vergnügungsorte: der in der Mitte der Stadt gelegene Kurgarten, in welchem sich das neue Stadttheater, die Trinkhallen, der Kursalon und das palastartige Kaiserbad befinden; der Garten und Park des fürstlich Claryschen Schlosses; die 264 m hohe Königshöhe mit dem Schießhaus, der Schlackenburg und dem Denkmal König Friedrich Wilhelms III.; das Belvedere; der Seumepark mit dem Grabmal Johann Gottfried Seumes (gest. 1810); der Kaiserpark; die Payer- und Humboldt-Anlagen; der 392 m hohe Schlossberg mit Schlossruinen; der Turner und Propstauer Park etc.
In der Nähe Eichwald, inmitten prächtiger Waldungen, in neuerer Zeit als Sommeraufenthalt und klimatischer Kurort vielbesucht, mit Kaltwasserheilanstalt, Porzellan- und Siderolithfabrik.
Im 20. Jahrhundert
Die Stadt Teplitz-Schönau hatte am 1. Dezember 1930 30.799 Einwohner, am 17. Mai 1939 waren es 26.281 und am 22. Mai 1947 22.783 Bewohner.
Aufgrund der Beneš-Dekrete wurde der Anteil der deutschen Bevölkerung, der sich nicht gegen die Besetzung der Tschechoslowakei durch die Nationalsozialisten ausgesprochen hat, 1945 enteignet und vertrieben.
Industriestandort
Mitte des 19. Jahrhunderts begann auch in der Umgebung von Teplice der Abbau von Hartbraunkohle im größeren Stil. Die Stadt hatte sich, begünstigt durch die in der Umgegend befindlichen reichen Braunkohlenlager zu einem bedeutenden Industrie- und Handelsplatz entwickelt. Heute ist Teplice ein Ort, in dem vor allem Glas und Keramik produziert wird.
Sehenswürdigkleiten
- Dekanatskirche Johannes der Täufer mit Gemälden von Peter Johann Brandl
- Dreifaltigkeitssäule auf dem Schlossplatz von Matthias Bernhard Braun
- Gemälde in der Dekanatskirche Johannes der Täufer von Wenzel Lorenz Reiner
Ortsteile
Zur Stadt Teplice gehören die Ortschaften Hudkov (Hundorf), Nová Ves (Neudörfel), Prosetice (Prasseditz), Řetenice (Settenz), Sobědruhy (Soborten) und Trnovany (Turn).
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Humbert Achamer-Pifrader (1900 – 1945), SS-Standartenführer
- Hildegard Alex, deutsche Theater-, Film- und Fernsehdarstellerin
- Maxi Böhm (* 23. August 1916, + 26. Dezember 1982 in Wien), Schauspieler und Kabarettist
- Anton Dietzenschmidt (1893 – 1955), deutscher Dramatiker
- Walter Hanel (* 14. September 1930), Karikaturist
- Pater Hugo Hantsch, österreichischer Benediktinermönch, römisch-katholischer Pfarrer, Universitätsprofessor und Historiker sowie NS-Opfer
- Paul Kohner, österreichisch-US-amerikanischer Filmproduzent
- Dr. Wolfgang Kunert, bayerischer Spitzenbeamter und seit Dezember 2004 Regierungspräsident der Oberpfalz
- Robert Lang, tschechischer Eishockeyprofi
- Emil Lehmann, führender sudetendeutscher Volkstumskämpfer
- Karl Löb (* 15. März 1910, + 20. Januar 1983), Kameramann
- Julius Payer, österreichisch-ungarischer Polar- und Alpenforscher, Kartograf und Professor der Militärakademie
- Otto Perutz (* 1847), Chemiker und Industrieller
- Helmut Pfleger (* 6. August 1943), Schachspieler
- Melchior Vischer, deutscher Schriftsteller und Regisseur böhmischer Herkunft
- Fritz Weidmann (* 1857), Sänger
Im Ort lebten und wirkten
- Fritz Baier, deutscher Politiker der CDU
- Kurt Peter Eichhorn, bedeutender deutscher Dirigent
- Stanislav Kostka Neumann, tschechischer Dichter
- Ferdinand Josef Schneider, deutscher Literaturhistoriker und Professor
- Franz Stoß, österreichischer Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter
- Oscar Straus, österreichischer Operettenkomponist
- Theodor Veidl, sudetendeutscher Komponist
- Otto Tetens (1865-1945), Naturwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Astronomie
- Johann Gottfried Seume (1763-1810), deutscher Schriftsteller und Dichter
- Adam Adamandy Kochański (1631-1700), polnischer Mathematiker
Literatur
- Friedenthal: Der Kurort Teplitz-Schönau, topographisch und medizinisch dargestellt. Wien 1877
- Herold: Studien über die Bäder zu Teplitz. Wien 1886
- Delhaes: Der Badeort Teplitz-Schönau. (3. Aufl.) Prag 1886
- Lustig: Karlsbad und Teplitz, balneo-therapeutisch. (2. Aufl.) Wien 1886
- Hallwich: Teplitz, eine deutschböhmische Stadtgeschichte. Leipzig 1886
- Josef von Löschner: Teplitz und die benachbarten Kurorte, 1867
Weblinks