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Edmund Veesenmayer

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Edmund Veesenmayer (* 12. November 1904 in Bad Kissingen, † 24. Dezember 1977 in Darmstadt), Dr. oec. publ., war ein deutscher Staatsrechtler und verurteilter NS-Kriegsverbrecher.

Als SS-Brigadeführer, deutscher Gesandter I. Klasse und Reichsbevollmächtigter für Ungarn war eines der wichtigsten diplomatischen Werkzeuge, wenn es galt, den Zerfall von Staaten, vor allem in Ost- und Südeuropa, zu forcieren, Regierungen zu stürzen bzw. neue einzusetzen. Zu den wesentlichen Anliegen seiner diplomatischen Tätigkeit in Jugoslawien, der Slowakei und Ungarn gehört die die Deportation des ansässigen Juden in die Vernichtungslager der SS.

Leben

Veesenmayer studierte zwischen 1923 und 1926 Staatswissenschaften in München, bis er von 1926 bis 1928 bei Adolf Weber promovierte. Danach arbeitete er als Dozent an der TH München und der Wirtschaftshochschule in Berlin.

Veesenmayer lernte Anfang 1932 Hitlers späteren Wirtschaftsbeauftragten Wilhelm Keppler kennen, und kam über ihn mit der NSDAP in Berührung, der er im Februar 1932 beitrat. Im Juni 1934 trat er auch der SS bei.

In der NSDAP war Veesenmayer zunächst Wirtschaftreferent im Verbindungsstab, ab April 1934 Referent bei Keppler. Durch ihn knüpfte Veesenmayer zahlreiche Beziehungen zu einflussreichen Wirtschaftskreisen.

Keppler wurde im Juli 1937 mit der Vorbereitung des österreichischen Anschlusses betraut. Veesenmayer, als dessen Stellvertreter, hatte maßgeblichen Anteil an der Ausschaltung des österreichischen Landesleiters der NSDAP, Josef Leopold. Zwischen März und Juni 1938 war er ereneut Referent bei Keppler, der nun Reichsbeauftragter für Österreich war.

Danach holte ihn der im Februar 1938 zum Reichsaußenminister ernannte Joachim von Ribbentrop ins Auswärtige Amt, der ihn zwischen November 1938 und März 1939 mehrmals als Informant und Verbindungsmann nach Bratislava sandte. Im Gegensatz zu Arthur Seyß-Inquart und Josef Bürckel plädierte Veesenmayer schon frühzeitig für Jozef Tiso als zukünftigen slowakischen Staatspräsidenten.

Im August 1939 wurde Veesenmayer nach Danzig entstandt, um als Agent provocateur die deutsch-polnischen Spannungen zu erhöhen.

Ab März 1940 wurde er mit der Planung von Geheimunternehmungen beauftragt, um die Iren zu einem Aufstand gegen Großbritannien zu bewegen.

Kurz vor dem deutschen Angriff auf Jugoslawien im April 1941 wurde Veesenmayer nach Zagreb gesandt, um die kroatische Selbständigkeit zu forcieren. Nachdem sich der deutsche Wunschpartner, Vladko Macek, versagte, unterstützte Veesenmayer die kroatische Ustasa unter Ante Pavelic.

In den Jahren 1941/1942 hielt er sich mehrere Male in Kroatien und Serbien auf, um die deutsche Gesandtschaft, unter anderem bei der Auseinandersetzung mit Partisanen zu beraten. Dabei forderte er vehement, die Deportation serbischer Juden. 1943 versuchte er vergeblich, Jozef Tiso zur Wiederaufnahme der Judendeportationen in der Slowakei zu bewegen.

Ebenfalls 1943 war Veesenmayer im Frühjahr und Herbst in Ungarn, um die politische Situation zu erkunden. Dabei warnte er von Ribbentrop und Hitler vor einem Ausscheren Ungarns aus der Front der Achsenmächte, und riet zum Eingreifen.

Vor der deutschen Intervention in Ungarn wurde er im März 1944 als Gesandter I. Klasse zum Bevollmächtigten des Großdeutschen Reichs in Ungarn und zum SS-Brigadeführer ernannt.

Neben der Überwachung der ungarischen Regierungen (Döme Sztójay, Imre Lakatos, Ferenc Szálasi, Gábor Vajna) und Admiral Miklós Horthys sowie der Durchsetzung deutscher Interessen arbeitete Veesenmayer auch an der Deportation der ungarischen Juden mit.

Im März 1945 verließ er Ungarn und stellte sich Mitte Mai bei Salzburg den US-Truppen. Im Nürnberger Wilhelmstraßen-Prozess (Fall 11) wurde Veesenmayer mit Urteil vom 11. April 1949 wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Sklavenarbeit und Mitgliedschaft in einer verbrecherischen Organisation zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Mit Gnadenerlaß vom 31. Januar 1951 setzte der US-Hochkommissar John McCloy zahlreiche Strafen herab, so auch die Haftstrafe von Veesenmayer auf 10 Jahre. Im Dezember 1951 wurde er begnadigt und entlassen.

Anschließend war Veesenmayer als Generalvertreter für Deutschland der französischen Firma Pennel & Bulgomme tätig. Bis zu seinem Tod 1977 lebte er in Darmstadt.

Überblick

  • NSDAP-Nr.: 873 780 (Eintritt 1. Februar 1932)
  • SS-Nr.: 202 122 (Eintritt Juni 1934)

Dienstgrade

Literatur

  • Igor-Philip Matic: Edmund Veesenmayer. Agent und Diplomat der nationalsozialistischen Expansionspolitik, Oldenbourg 2002, ISBN 3-486-56677-6