Hohnsteiner Kasper
Der Hohnsteiner Kasper ist der Name eines Figurentheaters mit Handspielpuppen aus dem Erzgebirge. Dabei handelt es sich um eine als pädagogisch wertvoll bewertete Stilrichtung, die von dem Begründer Max Jacob herausgearbeitet wurde.
Name
Der Name selbst kommt von der Burg Hohnstein in der Sächsischen Schweiz, auf der die Spielgruppe und Max Jakob selbst zeitweise ab 1928 ihre Aufführungen hatte; Max Jacob und seine Frau Marie wohnten später in Sichtweite der Burg und hatten dort auch eine Spielstätte, die nach dem Weggang Jakobs in den Westen Deutschlands zum Kino wurde.
Stil
Im Mittelpunkt steht der Hohnsteiner Kasper, der seine Probleme und Schwierigkeiten nun nicht mehr mit der Bratpfanne oder dem Prügel löst, sondern mit Humor und Einfallsreichtum. Der Hohnsteiner Kasper ist dabei aber kein Tugendbold, der die Kinder mit Moralpredigten langweilt. "Er tut das Moralische rein vorbildlich, er moralisiert aber nicht. Und dieses Vorbild nehmen die Kinder in sich auf." (Max Jacob: Wollt Ihr Kasper spielen? S. 21) Weitere Stilelemente sind das Spiel im Raum (Loslösung von der Spielleiste) sowie die Reduktion der Kulissen und Utensilien auf das Wesentliche. Statt ausgemalter Kulissen wurden oft verschiedenartige Vorhänge gewählt, vor denen die ausdruckstarken Figuren noch besser wirkten.
Historie
1921 erfolgte die erste Kasperaufführung von Max Jacob in Hartenstein im Erzgebirge. Neun Jahre später etabliert sich bereits eine zweite Bühne unter der Leitung von Hans Wickert und ebenfalls im Jahr 1930 begannen Radio-Sendungen für das Kinderprogramm des Leipziger Rundfunks. Schließlich erhält 1934 die Gruppe von der Stadt Hohnstein ein "Kasperhaus" zur Miete.
1937 spielen Die Hohnsteiner auf der Weltausstellung in Paris und werden mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Es folgt ein erster Kino-Vorfilm mit dem Titel "Der betrogene Räuber". Während des zweiten Weltkrieges werden die Puppenspieler zur Truppenbetreuung an der Ostfront eingesetzt. Der Zweite Weltkrieg forderte von den Hohnsteinern hohe Tribute: Von Max Jacobs Spieltruppe überlebte nur Jacob selbst den Krieg.
1946 eröffnete Harald Schwarz wiederum eine Hohnsteiner Bühne in Hohnstein, während ihr ursprünglicher Begründer Max Jacob weiterhin in Hamburg ansässig war. Die dritte Bühne wurde in Zusammenarbeit mit ihm dann 1949 von Friedrich Arndt gegründet. Vier Jahre später beendet 1953 Max Jacob offiziell seine Bühnenarbeit. Von 1948 bis 1954 entstanden sieben Kurzfilme mit den Puppen für das Kino. Erste Kasper-Platten (Schallplatten) wurden ab 1958 von Friedrich Arndt bei Phillips aufgenommen.
1962 gründet auch Erich Kürschner eine eigene Hohnsteiner Bühne und zwei Jahre danach entstehen unter Mitarbeit von Friedrich Arndt beim NDR und WDR viele Fernsehsendungen mit Figuren: Kasper und Rene, Sesamstraße, Hallo Spencer. 1970 beendet auch Friedrich Arndt seine Bühnentätigkeit.
Mit dem Tod des letzten Hohnsteiner Bühnenleiters Harald Schwarz verlosch die Tätigkeit dieser legendären Puppenbühnen. Manches heutige Reisetheater schmückt sich mit dem Namen "Hohnsteiner", tatsächlich aber haben diese Bühnen nichts mit den Original-Hohnsteinern zu tun und arbeiten auch nicht in deren legitimer Nachfolge.
Inzwischen existieren andere Puppenbühnen, die sich dem Hohnsteiner-Stil verschrieben haben. Dazu zählen:
Siehe auch
- Rudolf Fischer (ehemaliger Hohnsteiner Spieler)
- Irmgard Waßmann (ehemalige Mitarbeiterin der Hohnsteiner Bühne von Friedrich Arndt)
- Elisabeth Grünwaldt (Kostümbildnerin der Hohnsteiner)
- Wolfgang Buresch (ehemaliger Mitarbeiter der Hohnsteiner Bühne von Friedrich Arndt)
- Theo Eggink (Kasperschnitzer der Hohnsteiner)
Literatur
- Max Jacob: Mein Kasper und ich;
- Ingrid Ramm-Bonwitt: Der Lustigmacher auf der deutschen Puppenbühne