Georg Hanssen

Georg Hanssen (* 31. Mai 1809 in Hamburg; † 19. Dezember 1894 in Göttingen) war ein deutscher Agrarhistoriker und Nationalökonom.
Leben und Wirken
Hanssen, Sohn eines Kaufmanns, studierte Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Heidelberg und seit 1829 an der Universität Kiel. Dort promovierte er 1831 zum Dr. phil. mit einer in lateinischer Sprache abgefaßten Disssertation über die Notwendigkeit, das Studium der Landwirtschaftswissenschaft an den Universitäten zu etablieren. Seit 1833 lehrte er als Privatdozent an der Universität Kiel. Von 1834 bis 1837 war er Mitglied der deutschen Abteilung des Generalzoll- und Handelsdepartements in Kopenhagen. Im Herst 1837 wurde er als o. Professor an die Universität Kiel zurückberufen. Seit 1842 wirkte er an der Universität Leipzig. 1848 übernahm er den Lehrstuhl für Nationalökonomie an der Universität Göttingen und 1860 folgte er einem Ruf an die Universität Berlin. 1869 kehrte er an die Universität Göttingen zurück.
Hanssen war vor allem ein an den Erfordernissen der Praxis orientierter Nationalökonom. Mit zahlreichen Gutachten hat er in die aktuelle Wirtschaftspolitik hineingewirkt. Sein eigentlicher Forschungsschwerpunkt war jedoch die Agrargeschichte. Mit gezielter Detailforschung untersuchte er einzelne Gehöfte und spezifische Agrarregionen und versuchte aus den Ergebnissen wirtschaftshistorische Erkenntnisse abzuleiten. Er ist Autor zahlreicher Bücher. Viele seiner wissenschaftlichen Beiträge hat er im "Neuen Staatsbürgerlichen Magazin", im "Archiv der politischen Oekonomie und Polizeiwissenschaft", in der "Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft" und im "Journal für Landwirthschaft" veröffentlicht.
In besonderem Maße hat Hanssen das Landwirtschaftsstudium gefördert. In mehreren Veröffentlichungen - beginnend mit seiner Dissertation - setzte er sich dafür ein, dieses Studium nicht an räumlich isolierten landwirtschaftlichen Akademien, sondern an den Universitäten durchzuführen. In einer umfangreichen Denkschrift hat er 1855 alle Argumente zusammengetragen, die für ein solches universitäres Landwirtschaftsstudium sprechen. Auf seine Initiative wurde bereits 1851 an der Universität Göttingen ein landwirtschaftlicher Lehrkurs eingerichtet, die Keimzelle für das 1872 gegründete Landwirtschaftliche Universitätsinstitut.
Der handschriftliche Nachlaß von Georg Hanssen (auch die oben erwähnte Denkschrift) lagert in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. Dort befindet sich auch eine Büste.
Schriften (Auswahl)
- Historisch-statistische Darstellung der Insel Fehmarn. Altona 1832.
- Das Amt Bordesholm im Herzogthum Holstein. Kiel 1842.
- Die Aufhebung der Leibeigenschaft und die Umgestaltung der gutsherrlich-bäuerlichen Verhältnisse überhaupt in den Herzogthümern Schleswig und Holstein. Petersburg 1861 (eine von der Kaiserlich Russischen Academie der Wissenschaften 1860 gekrönte Preissschrift).
- Zur Geschichte norddeutscher Gutswirthschaft seit Ende des 16. Jahrhunderts. In: Journal für Landwirthschaft Jg. 22, 1874, S. 423-501.
- Agrarhistorische Abhandlungen. 2 Bände, Leipzig 1880 u. 1884.
- Lebenserinnerungen. Herausgegeben von seinem Sohn H. Hanssen. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte Bd. 40, 1910, S.1-180.
Literatur
- August Skalweit: Georg Hanssen (1809-1894). Ein Zeit- und Lebensbild. Breslau 1930 = Veröffentlichungen der Schleswig-Holsteinischen Universitätsgesellschaft Nr. 27 (mit Jugendbildnis und Gesamtbibliographie seiner Schriften).
- August Fürstenberg: Georg Hanssen als Professor der Nationalökonomie und praktischer Volkswirt um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Diss. Rechts- und Staatswiss. Fak. Univ. Göttingen 1933.
- Hartwig Lohse: Georg Hanssen, Agrarhistoriker und Nationalökonom. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 7, 1966, S. 638-639.
Weblinks
- Georg Hanssen. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 55, Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 771.
Personendaten | |
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NAME | Hanssen, Georg |
KURZBESCHREIBUNG | Nationalökonom |
GEBURTSDATUM | 31. Mai 1809 |
GEBURTSORT | Hamburg |
STERBEDATUM | 19. Dezember 1894 |
STERBEORT | Göttingen |