Gödel, Escher, Bach
Gödel, Escher, Bach – ein Endloses Geflochtenes[1] Band, kurz GEB, ist ein Buch von Douglas R. Hofstadter aus dem Jahr 1979, die deutsche Übersetzung erschien 1985. Der Originaltitel lautet Gödel, Escher, Bach – An Eternal Golden Braid.
Hintergrund
Hofstadter sieht in bestimmten selbstbezüglichen Mustern, den von ihm so genannten seltsamen Schleifen, den Schlüssel zum Verständnis von Phänomenen wie Sein oder Bewusstsein. Er stellt diese Muster in seinem Buch vor.
Seine Systematik verbindet das mathematische Werk Kurt Gödels mit den kunstvollen Illustrationen M. C. Eschers und der Kunst der Fuge Johann Sebastian Bachs. Diese schöpferischen Werke setzt er in Beziehung zur Informatik, wie selbstbezüglichen Computerprogrammen, den sogenannten Quines, und den Strukturen der DNS, mithin der Molekularbiologie. Hofstadter betonte später, dass es nicht um die Beziehungen zwischen Mathematik, Kunst und Musik geht, sondern darum, wie Kognition aus verborgenen neurologischen Mechanismen entsteht:[2]
„Es ging darum, wie das Denken aus gut versteckten Mechanismen hervorgeht, die wir kaum verstehen. Wie nicht nur das Denken, sondern auch unser Selbstgefühl und unser Bewusstsein uns von anderen komplizierten Dingen unterscheidet. Wie das Verständnis der Selbstreferenz helfen könnte, das Bewusstsein zu erklären, so dass wir es eines Tages in sehr komplizierten Strukturen wie Computern erkennen könnten. Ich habe versucht zu verstehen, was ein Selbst ausmacht und was eine Seele ausmacht. Was macht das Bewusstsein aus bloßen Elektronen, die durch Drähte fließen.“
Hofstadter nähert sich dem Geist aus der Perspektive der Computerwissenschaften, da es sowohl Hardware- als auch Software-Aspekte der menschlichen Intelligenz gibt. Er betrachtet die Entfaltung der Intelligenz im Sinne eines formalen Systems. Im Gegenzug erklärt Hofstadter, dass formale Systeme eingebettet sind. Er folgert daraus, dass es im Verhältnis zu dem, was wir in einem formalen System als explizit wahrnehmen, auch einen Aspekt gibt, der immanent implizit ist. Er stellt eine Analogie darüber vor, wie einzelne Neuronen im Gehirn koordiniert werden, um ein einheitliches Gefühl eines kohärenten Geistes zu schaffen, indem er es mit der sozialen Organisation in einer Ameisenkolonie vergleicht, in dem jede Ameise einem Signal entspricht, während das voll entwickelte Ameisenvolk einen ganzheitlichen Aspekt mit neuen molekulare Mechanismen Gestalt annimmt.[3]
In den Schlusskapiteln beschäftigt sich Hofstadter mit dem Rückblick und Aussichten zur Künstlichen Intelligenz, dem Ursprung von Kreativität und dem Zusammenhang zwischen Intelligenz und Gefühl. Die Frage, ob Computerprogramme jemals schöne Musik schreiben könnten, beantwortete er wie folgt:
„Musik ist die Sprache der Gefühle, und bis Programme so komplexe Empfindungen haben wie wir, gibt es keine Methode, nach der ein Programm etwas Schönes schreiben kann. „Fälschungen“ sind möglich – seichte Nachahmungen der Syntax früherer Musik – aber was man auch zunächst denken mag: es gibt viel mehr an musikalischem Ausdruck, als sich in syntaktischen Regeln einfangen lässt. [...] Ein „Programm“, das Musik erzeugen könnte, wie Chopin und Bach es taten, müsste allein auf der Welt umherirren, sich seinen Weg durch das Labyrinth des Lebens erkämpfen und und jeden Augenblick erfühlen. Es müsste die Freude und Einsamkeit in einem eisigen Nachtwind verstehen, die Sehnsucht nach einer geliebten Hand, die Unzugänglichkeit einer fernen Stadt, das gebrochene Herz und die Regeneration nach dem Tod eines Menschen. Es müsste Resignation erfahren haben und Weltschmerz, Kummer und und Verzweiflung, Vorsehung und Sieg, Frömmigkeit und Ehrfurcht.“
Jedem Kapitel geht ein kurzer Dialog mit den Hauptfiguren Achilles und Theo Schildkröte voran, in dem das Thema des Kapitels spielerisch veranschaulicht wird. Dies geschieht durch die geschilderten Ereignisse, aber teilweise auch durch literarische Stilmittel. Einer der Dialoge ist ein Nachdruck von Lewis Carrolls Text What the Tortoise Said to Achilles.
1980 wurde das Buch mit dem Pulitzer-Preis in der Kategorie General Non-Fiction und dem American Book Award in der Kategorie Science Hardback ausgezeichnet. Es wurde in Deutschland ein Bestseller und stand 1985 19 Wochen lang auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste.
Ausgaben
- Gödel, Escher, Bach. An Eternal Golden Braid. Basic Books, New York NY 1979, ISBN 0-465-02685-0.
- Gödel, Escher, Bach. An Eternal Golden Braid. (Jubiläumsausgabe mit neuem Vorwort des Autors). Vintage Books, New York NY 1989, ISBN 0-394-75682-7.
- Gödel, Escher, Bach – ein Endloses Geflochtenes Band. Übersetzung: Philipp Wolf-Windegg und Hermann Feuersee. 18. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-608-94442-6.
Rezeption (Auswahl)
- „Ein gigantisches Mosaik aus mathematischer Logik, nicht-euklidischer Geometrie, Molekularbiologie, Teilchenphysik, Computermusik, Linguistik, Zen-Buddhismus, Theorien über künstliche Intelligenz, Bewusstsein, freiem Willen und, und, und.“ François Fricker in: Der Spiegel.[4]
- „[…] Douglas R. Hofstadter, der 1979 mit ‚Gödel, Escher, Bach‘ ein weltweit bewundertes Debüt als Autor und ein vielfach ausgezeichnetes wissenschaftliches Sachbuch vorgelegt hat, […].“ Peter Jungwirth in: Wiener Zeitung.[5]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Diese Großschreibung entspricht dem Titel der deutschen Erstausgabe.
- ↑ Kevin Kelly: By Analogy. A talk with the most remarkable researcher in artificial intelligence today. WIRED, 1. November 1995, abgerufen am 11. Mai 2023 (englisch).
- ↑ Beatrix Murrell: Consciousness In The Cosmos: Perspective of Mind. Abgerufen am 11. Mai 2023 (englisch).
- ↑ Douglas Hofstadter. Gödel, Escher, Bach – ein Endloses Geflochtenes Band. In: Klett-Cotta.de. Abgerufen am 1. Oktober 2022.
- ↑ Peter Jungwirth: Denken. Auf den Spuren der großen Rätsel. In: Wienerzeitung.at. 15. Februar 2015, abgerufen am 1. Oktober 2022.