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Chrysler Building

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Bild
Basisdaten
Ort: New York
Verwendung: Bürogebäude
Bauzeit: 1928 - 1930
Architekt: William van Alen
Baustil: Art-Déco
Technische Daten
Höhe: -
absolute Höhe: 319m
Stockwerke: 77
Baustoff: Stein
Blick vom Empire State Building
Lobby

Das Chrysler Building ist ein bekannter Wolkenkratzer in New York City und zählt zu den Wahrzeichen der Stadt.

Der Grundstein für das Gebäude mit der Adresse 405 Lexington Avenue, Ecke 42. Straße, wurde am 19. September 1928 gelegt, die Eröffnungsfeier fand am 28. Mai 1930 statt. Mit 319 m war es bei der Eröffnung das höchste Gebäude der Welt. Bis zum Dach misst es 292 m, da die Metallspitze aber zur Grundstruktur des Gebäudes gehört, wird sie zur offiziellen Höhe mitgezählt.

Während der Erbauung hatte es bis in die letzten Tage einen erbitterten Wettlauf mit dem Turm der Bank of Manhattan (40 Wall Street, heute The Trump Building) gegeben, den das Chrysler Building für sich entschied. Das Chrysler Building ist unverwechselbar und eines der Wahrzeichen von New York. Kein anderes Gebäude der Welt besitzt diese Spitze, diese sechsgeschossige Krone aus rostfreien Stahlbögen. Der Architekt William van Alen hatte 1930 diese bekrönende Spitze bis zum letzten Moment geheim gehalten, damit der Konkurrent, die Bank of Manhattan, die gerade 283 Meter Höhe erreicht hatte, nicht mehr reagieren konnte. Die einzelnen Bestandteile dieser Metallspitze sind im Heizungsschacht des Gebäudes zunächst gelagert und vormontiert worden. Dann wurden die riesigen Stahlplatten heimlich auf das 65. Geschoss gebracht, dort zusammengeschraubt und anschließend in einem Stück mit einem Drehkran auf das Gebäude aufgesetzt, das damit 318,8 Meter Höhe erreichte und die Konkurrenz deutlich übertrumpfte. Dieses Unterfangen dauerte weniger als 1½ Stunden. Dieser Stahlaufbau – genannt ‚Vertex’ = lat. Wirbel, Drehung - ist 56 Meter hoch und wiegt nur 30 Tonnen, ist also reine Dekoration – eines der faszinierendsten Beispiele des Art Déco.

Pro Woche wurden durchschnittlich vier Stockwerke errichtet, für die damaligen Verhältnisse ein Rekord. Schon im darauffolgenden Jahr wurde es allerdings vom Empire State Building überholt. Architekt des Gebäudes war William van Alen. Ursprünglich für die Chrysler Corporation gebaut, gehört das Gebäude heute einem von der deutschen GVP-AG aufgelegten Immobilienfonds.

Das Gebäude wurde im Art Déco-Stil errichtet, besonders die Lobby besticht durch verschiedenste Elemente in Marmor, Onyx und Bernstein.


Der Art-Déco-Stil

Art Déco ist eine Stilbezeichnung für Kunsthandwerk und Malerei der 20er und 30er Jahre. Und dieser Art-Déco-Stil wird jetzt maßgeblichen Einfluss gewinnen auf die kommende große Generation der New York Wolkenkratzer jener späten 20er und der 30er Jahre. Der Begriff Art Déco leitet sich natürlich ab von art décorative, also betont dekorativer Kunst. Damit ist eine spezifische Betonung von Stilistik gemeint, die der Jugendstil ab 1895 in die europäische Kunstgeschichte eingeführt hatte. Das Art Déco variiert und verhärtet das dekorative Linienspiel des Jugendstils und eignete sich von daher besonders gut für die Architektur, die ja nicht nur auf Dekoration achtet kann, sondern auch schlichte statische Prinzipien berücksichtigen muss.

Es gibt zwar auch reine Jugendstil-Architektur – in Brüssel, Wien oder Barcelona -, aber bei der Vorstellung, deren Formenrepertoire auf die New York Wolkenkratzer-Szene zu übertragen, kommen dann doch eher skurrile Bilder heraus. Die härtere Sprache des Art Déco eignet sich da besser und sie wurde jetzt für New York das neue stilistische Vorbild. Mit den Möglichkeiten des Art Déco ließen sich vor allem die Spitzen der Wolkenkratzer in ganz neuen Formen gestalten.


Im 67. Stockwerk befand sich eine besonders während der Prohibition berüchtigte Restaurant-Bar, der so genannte Cloud Club, in der ehemaligen 'Wohnung' des Firmengründers Chryslers. Leider ist nichts mehr erhalten, 2001/02 wurden diese Etagen in herkömmliche Büros umgebaut und die wunderbaren Art-Deco-Elemente unwiederbringlich vernichtet, was vor der Öffentlichkeit geheimgehalten wurde. Im 76. Stockwerk ist eine Sendeanlage untergebracht. Am Gebäude findet man Gargoyles und andere Wasserspeier in Form von Radkappen, Kotflügeln und Motorhauben. Die Kuppel des Gebäudes ist aus nicht rostendem Stahl gefertigt, die für die New Yorker Skyline so unverwechselbare Beleuchtung kommt durch relativ unscheinbare Neonröhren zustande, die am Fensterrahmen angebracht sind. Die Fenster sind vermutlich noch Originale und lassen sich übrigens in allen Etagen öffnen (Schiebefenster).

Besichtigen kann man vom Chrysler Building lediglich die Lobby (inkl. eigenem Subway-Zugang, jedoch nur werktags). Um zu den (noch in Art-Deco gehaltenen) Aufzügen zu gelangen, braucht man einen speziellen Ausweis oder einen Termin mit einer der dort ansässigen Firmen. Die Büroetagen selbst unterscheiden sich nur an der Aussicht von anderen Büros - von Art-Deco keine Spur.

Das Chrysler Building von unten

Ein dem Chrysler Building ähnliches Bauwerk kann man in Las Vegas finden. Warum entstanden diese Bauwerke der extrem hohen Wolkenkratzer ausgerechnet in dieser Phase des wirtschaftlichen Niedergangs? Nun: geplant wurden sie in einer anderen Zeit, nämlich in der Phase der allgemeinen Euphorie. Das Bruttosozialprodukt der USA war nach dem 1. Weltkrieg innerhalb von acht Jahren um 50% gestiegen und dieser Konjunktursprung führte zu zahlreichen Geschäftshaus-Neubauten. Bei der anschließenden Ausführung dieser vor 1929 geplanten Gebäude kam den Bauherren ein Zufall zu Hilfe, nämlich die radikal gesunkenen Arbeitslöhne nach dem Börsencrash 1929. Diese Gebäude hätten unter ‚normalen Verhältnissen’ in diesen kurzen Bauzeiten gar nicht errichtet werden können.

Mit anderen Worten: Für die Bauherren der Generation der großen Wolkenkratzer der ausgehenden 20er und beginnenden 30er Jahre war der Börsenkrach teilweise eher ein Glücksfall, vor allem zu Anfang. Sie konnten für das gleiche Geld wesentlich mehr Arbeiter einstellen als geplant. Jeder, der eine feste Stelle hatte, tat sein Möglichstes, um sie zu behalten. Die Macht der Gewerkschaften war gebrochen, die Arbeitslöhne waren niedrig, Arbeiter standen in Massen zur Verfügung – und auf dieser gesellschaftlichen Basis sind diese Gebäude entstanden.


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