Gott ist mein König
Gott ist mein König (BWV 71), ist eine Kantate von Johann Sebastian Bach.

Entstehung
Die Kantate gehört zu Bachs Frühwerk. Komponiert hat er sie für den 4. Februar 1708 anlässlich des Ratswechsels der Freien Reichsstadt Mühlhausen. Bach war Organist an der Kirche Divi Blasii und hatte in Rahmen dieses Amtes die Aufgabe, den Gottesdienst zur Einsetzung des neu gewählten Rats mit einer Komposition auszustatten. Die Texte wurden möglicherweise von Pfarrer Georg Christian Eilmar zusammengestellt und gedichtet, dem Auftraggeber der zeitnah entstandenen Kantate „Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu dir“.
Thematik
Der Text besteht überwiegend aus Worten der Bibel, die im ersten und im vierten Satz dem 74. Psalm, ferner dem 2. Buch Samuel und dem 1. und 5. Buch Mose entnommen sind. Der Text des zweiten Satzes „Ich bin nun achtzig Jahr“ nimmt wohl Bezug auf den 83-jährigen Altbürgermeister Adolf Strecker, der zuvor seine Amtsgeschäfte abgegeben hatte. Die Bibelzitate werden im zweiten Satz ergänzt durch die 6. Strophe des Kirchenliedes „O Gott, du frommer Gott“ von Johann Heermann. Insgesamt lassen sich die Texte dem Anlass gemäß als eine Meditation über den Übergang von alt nach jung verstehen, verbunden mit abschließenden, frei gedichteten Glückwünschen für das „neue Regiment“, d. h. die neuen Amtsinhaber.
Besetzung
- Gesangsolisten: Sopran, Alt, Tenor, Bass
- Chor: Sopran, Alt, Tenor, Bass
- Orchester:
- Instrumentalchor I: Trompete I-III, Pauken
- Instrumentalchor II: Blockflöte I/II, Violoncello oder Violoncello piccolo
- Instrumentalchor III: Oboe I/II, Fagott
- Instrumentalchor IV: Violine I/II, Viola, Violone
Bedeutung
Die Kantate BWV 71 gehört zu den bedeutenden Frühwerken Bachs und weist mit dem Fehlen von Rezitativen, Da-capo-Arien und kurzen, fließend ineinander übergehenden Sätzen überwiegend typische Merkmale des traditionellen Kantatentypus des 17. Jahrhunderts auf. Abweichend von den übrigen erhaltenen Kantaten aus der Mühlhauser Zeit ist jedoch die aufwändige Instrumentierung. Der wohl bekannteste Satz ist der sechste, bei dem ein homophoner Chor mit großer Eindringlichkeit und Schönheit die Worte aus Psalm 74 „Du wolltest dem Feinde nicht geben die Seele deiner Turteltauben“ vorträgt.
Eine Besonderheit dieser Ratswechselkantate ist es, dass sie das erste gedruckten Werk Bachs ist. Bis zum Tod des Komponisten blieb es darüber hinaus der einzige heute bekannte Druck einer Bachkantate.