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Geschichte Südafrikas

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Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Geschichte Südafrikas von der vorgeschichtlichen Zeit bis ins 21. Jahrhundert.

Karte Südafrikas von 1885

Südafrika vor der Kolonisierung

Ursprüngliche Bewohner

Diverse fossile Funde vom Vormenschen, Hominiden der Art Australopithecus africanus und auch jüngere Hominiden, wurden bisher im heutigen Südafrika entdeckt. Die ältesten Funde von Hominiden wurden bisher auf ein Alter von etwa 3,1 Millionen Jahren datiert. Besonders prominente Funde wie das bei Taung entdeckte so genannte Kind von Taung, Mrs Ples und das 1998 entdeckte Little Foot-Skelett sind einige Jahrtausende oder sogar -millionen jünger. Die zum Weltkulturerbe zählenden Höhlen von Sterkfontein, Kromdraai, Swartkrans und Makapansgat sind dabei in Südafrika die erfolgreichsten Fundstellen. Hominiden sind im südlichen Afrika recht früh nachweisbar, aber der Homio Sapiens selbst ist im südlichen Afrika scheinbar erst recht spät eingewandert, aber auch hier seit mindestes 100.000 Jahren hier zu Hause (so belegen es hier zumindest die bisherigen Funde). Vor etwa 20.000 Jahren lebten im Landesinneren des heutigen Südafrika kleine Gruppen der Khoisan als Jäger und Sammler. Diese begannen etwa 6.000 Jahren v.Ch. mit der Viehzucht und der Landwirtschaft. In dieser Zeit gab es eine deutliche erkennbare Teilung der KhoiSan. Der traditionellere Teil blieb das historisch erfolgreiche Jäger- und Sammlervolk, in den fruchtbaren Gegenden dagegen begannen die Khoi Khoi mit nomadisierender Rinderzucht und Ackerbau. In den Trockengebieten lebten die San fast ausschließlich als Jäger und Sammler. Felsmalereien an vielen Orten im heutigen Südafrika stammen aus dieser Zeit.

Einwanderung der Bantu-Völker

Nach 1600 n. Chr. wanderten, aus dem westlichen Zentralafrika kommend, verschiedene Bantu sprechende Völker (Nguni, die sich später in Zulu, Xhosa, Sotho/Basotho, Swazi, Matabele, Lozi, Venda, Pedi differenzierten) über den Limpopo in den Norden der heutigen Republik Südafrika ein. Ansässige Stämme wie Tswana, San und Khoisan und flüchteten vor den Nguni. Stämme der San (Bushmen) and Khoi Khoi (Hottentots) trafen die Europäer zur gleichen Zeit am Kap der Guten Hoffnung.

Heute stellen die Xhosa und Zulu fast vier Fünftel der Bevölkerung. Die Bantu betrieben Rinderzucht und in fruchtbaren Gegenden auch Feldwirtschaft. Die ursprüngliche Bevölkerung wurde aus den Siedlungsgebieten der Bantu verdrängt. Es scheint sich hierbei nicht um eine einzige, große Migration gehandelt zu haben, sondern um eine langsame Verschiebung der südlichen Siedlungsgrenze aufgrund des seit etwa 6000 v. Chr. trockener werdenden Klimas in der heutigen Sahara. Erst nach 1600 lebten neben mindestens 200.000 Khoisan im Süden und Südwesten des heutigen Südafrika die ersten nomadisierenden Bantu-Stämme in den küstennahen Ebenen am Indischen Ozean in Natal.

Europäische Entdecker

Als erste Europäer erreichten die Portugiesen Südafrika. Sie suchten seit Anfang des 15. Jahrhunderts einen Seeweg nach Indien um Afrika herum, um den arabischen, türkischen und venezianischen Zwischenhandel auf der Gewürzroute auszuschalten. Erstmals gelang es Bartolomeu Diaz 1488, bis zur Südwestspitze Afrikas vorzudringen, die er Kap der Stürme taufte. König Joao II. von Portugal änderte den Namen in Kap der guten Hoffnung, da der Weg nach Indien nun offen war. Am 4. November 1498 erreichte die kleine Flotte von Vasco da Gama die Sankt-Helena-Bucht an der Westküste Südafrikas und fuhr in großem Bogen um die Südspitze Afrikas. Am 25. November landete die Expedition in der Mosselbai und war somit am Start der letzten Etappe des Seewegs nach Indien angelangt. Viele nachfolgende Seefahrer machten Station am Kap, allerdings gründeten die Portugiesen dort nie eine ständige Niederlassung.

Frühe Kolonialzeit

Erste europäische Siedler

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Ankunft von Jan van Riebeck in Kapstadt

1652 gründete der Niederländer Jan van Riebeeck im Auftrag der Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC) Kapstadt, die erste dauerhafte europäische Siedlung auf südafrikanischem Boden. Auf dem Weg von und nach Batavia und den anderen Niederlassungen der Handelsgesellschaft in Ostindien sollte sie deren Schiffen einen sicheren Hafen zur Verproviantierung und zur Pflege erkrankter Reisender bieten. Damit war der erste Schritt zur europäischen Kolonisierung Südafrikas getan. Lange Zeit beschränkte sich die Präsenz der Niederländer auf die Versorgung ihrer Schiffe. Der zunehmende Handelsverkehr und der damit steigende Proviantbedarf machten es aber seit etwa 1680 lohnend, Landwirtschaft und Viehzucht im größeren Stil zu betreiben. Damals ließen sich vermehrt holländische Calvinisten sowie einige französische und deutsche Siedler bei Kapstadt nieder. Diese Buren (Selbstbezeichnung: Afrikaaner) - abgeleitet vom niederländischen Wort "boer" für "Bauer" - vertrieben die Khoi Khoi und San aus der Kapregion oder zwangen sie zur Sklavenarbeit auf ihren Farmen.

Die Kolonialisierung Südafrikas

Zahlreiche burische Familien, die sich der Regierung durch die VOC am Kap entziehen wollten, wurden zu halbnomadischen Viehzüchtern, die von der Kapkolonie aus immer weiter ins Landesinnere vordrangen. Um 1760 stießen sie erstmals über den Oranje-Fluss vor. Dabei kam es zum Zusammenstoß mit dem Volk der Xhosa, der in die von den Buren so genannten, fast 100 Jahre währenden Kaffernkriege mündete.

1795 kam es zu einer Rebellion der Buren gegen die VOC, die zu einer ersten, bis 1802 andauernden britischen Besetzung der Kapregion führte. Die von den Buren gegründeten freien Republiken (sog. Batavische Republiken) wurden aufgelöst. Der erste Versuch einer Besetzung 1781-1784 war seinerzeit durch französische Truppen verhindert worden. Am 13. August 1806 erzwang Großbritannien die endgültige Abtretung der Kolonie von den Niederlanden.

Die britische Kolonialverwaltung führt umfangreiche rechtliche und politische Reformen durch. Die Buren verloren ihre dominante Stellung, als es ab 1820 zur verstärkten Einwanderung von Briten kam. Englisch wurde zur offiziellen Landessprache erklärt und das englische Recht eingeführt, das unter anderem die Gleichstellung von Weißen und freien Nicht-Weißen vorsah.

Die Abschaffung der Sklaverei im Britischen Empire 1833 entzog vielen Buren die Existenzgrundlage. Um sich dem Einflussbereich des britischen Rechts zu entziehen, wichen sie als so genannte Voortrekker erneut ins Hinterland aus. Im Großen Treck von 1835-1841 wanderten rund 14.000 Buren in die Gebiete nördlich des Oranje-Flusses aus, wo sie später die Burenrepubliken Natalia, den Oranje-Freistaat und Transvaal gründeten.

Dabei ignorierten sie die Landrechte der dort lebenden Bantu, vor allem der Ndebele. Deren Widerstand war zudem aufgrund der Eroberungskriege des Zulu-Herrschers Shaka geschwächt. Diese als Mfecane bekannten Eroberungskriege lösten große Wanderungsbewegungen unter den Bantu-Völkern aus.

In Natal kam es zu blutigen Auseinandersetzungen mit den Zulu (zum Beispiel die Ermordung der Voortrekker rund um Pieter Retief). Die Entscheidung zu Gunsten der Buren brachte die Schlacht am Blood River, bei der am 16. Dezember 1838 die Zulu unter Dingane vom burischen General Andries Pretorius besiegt wurden.

In der Sand River Convention von 1852 regelten die Briten die Landaufteilung mit den Buren. Sie überließen den Buren sämtliches Land nördlich des Flusses Vaal und erkannten deren Unabhängigkeit in der Südafrikanischen Republik an. Zwei Jahre später erkannten sie auch die Unabhängigkeit der zweiten Burenrepublik, des Oranje-Freistaats, an.

Die Briten vergrößerten ihr Territorium sowohl durch Grenzverschiebungen der Kapkolonie wie auch durch Annexion weiterer Kolonien kontinuierlich. So annektierten sie 1843 die fünf Jahre zuvor gegründete Burenrepublik Natalia als Provinz Natal. Basutoland, das heutige Lesotho, wurde 1868 britisches Protektorat und, nach kurzzeitigem Anschluss an die Kapprovinz, 1884 Kronkolonie.

Der Fund reichhaltiger Bodenschätze in den Burenrepubliken - 1869 Diamantvorkommen in Kimberley und 1886 Gold in Witwatersrand (Johannesburg) - zog Tausende von größtenteils britischen Arbeitern und Glücksrittern in die burischen Gebiete. Die Wahrnehmung ihrer Interessen nahm Großbritannien zum Vorwand, um gegen die Burenrepubliken vorzugehen.

Bereits 1872 gewährte Großbritannien der Kapkolonie innere Autonomie. Dies war der erste Schritt zum eigenständigen Staat Südafrika. Die Vergrößerung des durch die südafrikanischen Briten kontrollierten Territoriums ging nun in erhöhtem Tempo weiter. Zwischen 1872 und 1894 eroberte die Kapkolonie weite Gebiete von den Bantu. 1877 annektierte sie die Südafrikanische Republik, die jedoch im ersten Burenkrieg 1880/81 ihre Unabhängigkeit zunächst wiedererlangen konnte.

1884 annektierte die Kapkolonie Pondoland, 1885 wurde Betschuanaland, das heutige Botsuana, britisches Protektorat. Die Burenrepubliken wurden im zweiten Burenkrieg von 1899 - 1902 endgültig besiegt.. Die Burenrepubliken wurden mit dem Frieden von Vereeniging, der auch Afrikaans als offizielle Schul- und Landessprache zuließ, Bestandteile des Britischen Empire und bildeten schließlich 1910 das Dominion der Südafrikanischen Union.

Die Unterwerfung der Bantu-Völker

Die Briten fühlten sich dank ihrer dominanten Stellung den Bantu überlegen. Sie sahen sich von Gott auserwählt, über die Schwarzen zu herrschen und sie zu zivilisieren. Damit rechtfertigten sie die Unterwerfung der Bantu, die sich hauptsächlich zwischen 1830 und 1900 abspielte.

Für die Bantu hatte dies einschneidende Veränderungen ihrer Gesellschaftsstrukturen zur Folge. Sie waren keine unabhängigen Gesellschaften mehr. Es entwickelte sich ein ökonomischer Individualismus. Viele Bantu begannen, anstatt für ihre Gesellschaft für den Markt zu produzieren. In Gold- und Diamantenminen in Transvaal unter die Boere fanden sie weitere alternative Beschäftigungsmöglichkeiten. Etliche Gruppen zogen in die Nähe von Missionsstationen.

Die Bantu leisteten zum Teil starken Widerstand gegen die geschilderte Entwicklung. Es kam zu einigen verlustreichen Konflikten, insbesondere zwischen den Xhosa und den Briten. Ein Krieg zwischen diesen beiden Völkern von 1834 bis 1835 forderte rund 1.500 Opfer, davon nur hundert auf britischer Seite.

Der mächtige militaristische Zulustaat in der Nachbarschaft erschien den Briten als Bedrohung ihrer Siedlungen in Natal. Am 11. Dezember 1878 übergaben Kolonialvertreter deshalb ein Ultimatum an die Zulu. Die Briten forderten darin die Zahlung von Steuern und die Einstellung von Überfällen auf englische Siedler. Im Januar 1879 drangen, nach Ablauf des Ultimatums, englische Kolonialtruppen unter Generalleutnant Lord Chelmsford, von Natal aus in das Zulureich ein. Damit begann der Zulukrieg. Am 22. Januar konnte Cetshwayo den Briten in der Schlacht bei Isandhlwana eine katastrophale Niederlage zufügen. Lord Chelmsford begann im Sommer seine Truppen umzustrukturieren. Die Briten schickten in dieser Zeit Truppen aus dem gesamten Empire nach Südafrika. In der Schlacht bei Ulundi am 4. Juli 1879 konnten die technisch deutlich überlegenen Briten die Zulu vernichten. Der König der Zulu überlebte die Schlacht und floh nach Norden während die Reste seiner Armee sich in alle Richtungen zerstreuten. Zwei Wochen nach der Entscheidungsschlacht informierten die Briten darüber, dass das Zulu - Königreich nicht mehr bestehe. Cetshwayo wurde einen Monat später, am 28. August, gefangen genommen. Das Zululand wurde in dreizehn separate Königtümer aufgeteilt.

Gebrochen wurde der Widerstand der verschiedenen Bantu-Ethnien oft durch eine Reihe anderer Faktoren wie Naturkatastrophen und Trockenheit. Die Rinderpest beispielsweise tötete Ende des 19. Jahrhunderts 80 bis 90 Prozent des Viehs in der Transkei und beinahe ebensoviele in der Ciskei. Die Ernteerträge der Bantu gingen stark zurück. Die Gründe für die Einbußen in der Landwirtschaft sind vielfältig. Zum einen erhielten sie durch europäische Großfarmer starke Konkurrenz. Dazu kam eine allgemeine Rezession von 1873 bis 1896 sowie der interne wie auch externe Druck durch den Diamantenabbau ab 1860 und den Goldabbau ab 1880. Der interne Druck wurde durch das Interesse vieler Bantu, sich am Abbau zu beteiligen, verursacht, was die Schwächung der traditionellen Strukturen und damit der Landwirtschaft zur Folge hatte. Externer Druck entstand durch den Wert der Diamanten und des Goldes, welcher die Weißen zu einer gezielteren Kolonisierung drängte.

Eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Kolonisierung spielten sicherlich die Missionare, die allerdings mit unterschiedlichem Erfolg operierten. Wo beispielsweise die Tswana recht offen auf die missionarischen Bemühungen reagierten, zeigten die Zulu nur wenig Interesse.

Insgesamt dauerte die Kolonisierung Südafrikas relativ lange. Dies lag sicherlich am großen Widerstand der Bantu, aber auch an der verhaltenen Vorgehensweise der britischen Regierung.

Union und Republik

1910 entstand die Südafrikanische Union als unabhängiges Dominion im britischen Commonwealth. Sie war ein Zusammenschluss der Kapkolonie, Natals, des Oranje-Freistaats und Transvaals. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs unterstellte der Völkerbund zudem die ehemals deutsche Kolonie Südwestafrika der Mandatsverwaltung der Südafrikanischen Union.

Entwicklung bis 1948

Zwei politische Lager standen sich in dem neuen Staatswesen gegenüber. Die South African Party (SAP), die sich für engere Beziehungen zu Großbritannien einsetzte, und die National Party, die sich von England abgrenzen wollte. Die NP predigte außerdem die Überlegenheit des weißen Afrikanertums gegenüber den Schwarzen. Von 1910 bis 1919 regierte die SAP, deren Premierminister Louis Botha Südafrika an der Seite von Großbritannien im Ersten Weltkrieg kämpfen ließ. 140.000 weiße Südafrikaner nahmen an den Kämpfen teil, unterstützt von 80.000 schwarzen Hilfstruppen.

Die Wirtschaft des Landes versank in einer Rezession. Die Eigentümer der Goldbergwerke nutzten die Situation, senkten die Löhne und stellten mehr schwarze Arbeiter ein. In Johannesburg kam es zu Unruhen, die über 100 Tote forderten. Die afrikaansen Nationalisten unterstützten den Widerstand der weißen Arbeiter. Sie prägten den Begriff des Poor Whites, dessen Rechte gegen das britische Kapital zu verteidigen seien.

1924 wurde die Nationale Partei an die Regierung gewählt. In Koalition mit der Labour Party hatte die Regierung eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Um die Arbeitslosigkeit unter den weißen Arbeitern zu senken, wurden für sie Arbeitsplätze in der Verwaltung und in der Industrie geschaffen.

Weitere restriktive Maßnahmen gegen die Schwarzen und Inder wurden beschlossen. Premierminister James Barry Munnick Hertzog setzte die Rassentrennungspolitik mit der Segregation fort. Schwarzen war es nun verboten, in den Städten zu leben.

Großbritannien erlaubte Südafrika 1926, Botschaften in anderen Ländern zu eröffnen. Ein unabhängiges südafrikanisches Außenministerium entstand. 1931 erhielt Südafrika die formelle Unabhängigkeit.

1934 vereinigten sich überraschend SAP und NP zur United South African National Party (United Party). 1938 errang die vereinigte Partei noch ein Mal einen Wahlsieg. Doch mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zerbrach das Bündnis. Premierminister Hertzog war für die südafrikanische Neutralität. Justizminister Jan Christiaan Smuts war für den Kriegseintritt Südafrikas an der Seite Großbritanniens. Hertzog unterlag bei der Parlamentsabstimmung von 4. September 1939. Südafrika erklärte Deutschland den Krieg. Premierminister wurde Smuts.

1943 wurde Smuts mit absoluter Mehrheit wiedergewählt. Er genoss als Mitglied im Kriegskabinett Churchills, trotz seiner antibritischen Haltung, in Großbritannien hohes Ansehen. Südafrikanische Soldaten kämpften in Abessinien, Nordafrika und Italien. Unterstützt wurden sie dabei von schwarzen, unbewaffneten Hilfstruppen.

Inzwischen wuchs durch die Rüstungsaufträge die südafrikanische Wirtschaft. Da viele Weiße an der Front waren, mussten schwarze Arbeiter verstärkt in der Industrie angestellt werden. Die Schwarzen zogen vermehrt in die Städte, ihr Bevölkerungsanteil wuchs an. Schwarze Oppositionsgruppen entstanden, wie der ANC (African National Congress), Gewerkschaften wie der ICU sowie religiöse Splittergruppen.

Das Apartheidregime

Die Weißen fühlten sich von der schwarzen Bevölkerungsmehrheit bedroht und sahen in einer strikten Apartheidspolitik die Sicherung ihrer Stellung, deren ideologische Rechtfertigung im wesentlichen auf Hendrik Frensch Verwoerd zurückgeht.

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Hendrick Frensch Verwoerd

Bei den Wahlen am 26. Mai 1948 errang die von den Afrikaanern dominierte Nationalpartei die Mehrheit. Daniel François Malan wurde zum Premier gewählt. Er wurde als Garant für die verstärkte Rassentrennung im Land betrachtet und wollte die baasskap, die weiße Vorherrschaft, sichern. Seine Regierung schuf die Grundlagen für vierzig Jahre Apartheid.

Durch Parlamentsbeschlüsse, aber auch durch nicht mehr verfassungskonforme Manipulationen - etwa bei der Zusammensetzung des obersten Gerichtshofs - gelang es der Regierung Malan, die Rechte der Nicht-Weißen immer weiter auszuhöhlen. Im Laufe der Zeit sollten über 1.000 verschiedene Bestimmungen im Sinne der Rassentrennung erlassen werden. Ein Erlass von 1951 verfügte zum Beispiel, dass die Farbigen nur noch durch vier weiße Abgeordnete im Parlament vertreten sein sollten. Die Regierung förderte vor allem die burischen Afrikaaner, indem diese vorrangig Arbeitsplätze in der Verwaltung erhielten.

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Pieter Willem Botha

Malans Nachfolger, Johannes Gerhardus Strijdom (1954-1958) und Hendrik Frensch Verwoerd (1958-1966), setzten diese Politik weiter fort. Verwoerd wurde durch die Schaffung des ersten Homelands Transkei bekannt. Mit der Schaffung von Homelands sollten die Schwarzen aus den weißen Gebieten ferngehalten werden. Sie verloren die südafrikanische Staatsbürgerschaft und erhielten eine - international nicht anerkannte - Homeland-Staatsbürgerschaft. Außerhalb der Homelands galten sie nach den Gesetzen der Apartheid lediglich als Besucher oder Durchreisende, wurden so gewissermaßen zu Ausländern im eigenen Land.

Mit der Ausweitung der Apartheid wuchs auch die internationale Kritik an Südafrika und das Land geriet immer mehr in die Isolation. Nach dem Massaker von Sharpeville trat das Land auf Druck der anderen Mitglieder aus dem britischen Commonwealth aus - am 31. Mai 1961 wurde die "Republik Südafrika" ausgerufen. Premier John Vorster (1966-1978) begann eine Außenpolitik, die Gesprächsbereitschaft gegenüber den schwarzafrikanischen Staaten zeigte, doch in der Innenpolitik baute er den Sicherheitsapparat massiv aus.

Am 16. Juni 1976 kam es zu einem Massaker, als die Sicherheitskräfte gegen eine Studentendemonstration in Soweto vorgingen. 176 schwarze Studenten starben. Die Unruhen dauerten bis 1978 an.

Pieter Willem Botha (1978 - 1989) veranlasste auf außenpolitischen Druck hin die Abschaffung mehrerer Apartheidgesetze sowie die Einführung von Separatparlamente für einzelne Bevölkerungsgruppen. Jedoch bekam die schwarze Bevölkerung kein eigenes Parlament, da sie in den Augen der Buren unterentwickelt waren. Die Separatparlamente wurden alle dem weißen (Haupt)Parlament untergestellt. Doch wie sein Vorgänger verstärkte Botha die Repressionen gegen politische Gegner im Rahmen einer total strategy. Mit der Verfassungsreform von 1984 wurde auch das Amt des Premierministers abgeschafft und die Regierungsmacht in den Händen des Präsidenten (dieses Amt wurde von Botha übernommen) und seines Nationalen Sicherheitsrats konzentriert.

Eine weitere Welle von Streiks und Unruhen erfasste das Land 1984, viele Townships wurden vom Militär besetzt. Von 1985-86 galt ein begrenzter, danach bis 1990 der nationale Ausnahmezustand. In dieser Zeit kam es zu Auseinandersetzungen auch innerhalb der schwarzen Bevölkerung zwischen der Opposition, geführt von der United Democratic Front (UDF) und der Gewerkschaftsdachorganisation COSATU, und von der Regierung und dem Geheimdienst unterstützten so genannten Vigilantes, die im Sinne einer Strategie der Spannung Gewalt und Terror in den Hochburgen des Widerstands schüren sollten.

Vom Ende der Apartheid bis heute

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Frederik Willem de Klerk

Erst Frederik Willem de Klerk (1990 - 1994) beendete die Apartheidpolitik. Das Verbot des ANC wurde aufgehoben. Bereits einige Tage später wurde der Schwarzenführer Nelson Mandela nach 27-jähriger Haft, die er zum Teil auf der Gefängnisinsel Robben Island verbracht hatte, freigelassen.

Nelson Mandela

Im Geheimen verhandelten Regierung und ANC über einen friedlichen Übergang zur Demokratie und eine neue Verfassung. Der Prozess der Annäherung wurde immer wieder von Machtkämpfen zwischen dem Xhosa-dominierten ANC und der Zulu-Partei Inkatha überschattet, die zeitweise die Gefahr eines Bürgerkriegs heraufbeschworen.

Im Februar 1992 wurde die Politik der Annäherung in einem Referendum von knapp 70% der weißen Bevölkerung gebilligt (die anderen Bevölkerungsschichten waren nicht stimmberechtigt). De Klerk und Mandela erhielten 1993 den Friedensnobelpreis.

Vom 26. bis 29. April 1994 fanden die ersten Wahlen unter Beteiligung der schwarzen Bevölkerungsmehrheit statt. Dabei errang erwartungsgemäß der ANC einen überwältigenden Wahlsieg. Am 27. April 1994 trat die neue Verfassung in Kraft und am 9. Mai übernahm Nelson Mandela sein Amt als erster schwarzer Präsident Südafrikas, das er bis Juni 1999 innehatte. Sein Nachfolger wurde Thabo Mbeki, dessen Regierungsmehrheit bei den dritten freien Wahlen am 14. April 2004 bestätigt wurde.

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Thabo Mbeki (links) mit Jacques Chirac

Die neue Regierung löste die während der Apartheid entstandenen Homelands auf und gliederte Südafrika in die neun Provinzen KwaZulu-Natal, Limpopo, Nordkap, Nordwest, Freistaat, Ostkap, Mpumalanga, Gauteng und Westkap.

Eine Wahrheitskommission sollte die Geschichte Südafrikas aufbereiten und für alle akzeptable Lösungen finden. Die historische Entwicklung der Landrechte gibt beispielsweise Anlass zu Streitigkeiten: Schwarze fordern ihr während der Apartheid konfisziertes Land zurück; die Weißen ihrerseits machen oft einen legalen Kaufvertrag geltend. Weiter sind etliche Klagen gegen Konzerne und Banken anhängig, die in Verdacht gerieten, das Apartheidregime zu unterstützen.

Trotz der sehr linken Ideologie des ANC in der Zeit der Apartheid verfolgen die ANC-Regierungen eine strikt neoliberale Wirtschaftspolitik. Seit dem Ende der Apartheid und dem damit verbundenen Machtwechsel, kommt es mehr und mehr zu Unterdrückung und Entrechtung der Weißen. Dies äußert sich jedoch dann in steigenden Staatsschulden, und höherer Arbeitslosigkeit, was wiederum die schwarzen Völker Südafrikas betrifft.

Nicht zuletzt kämpft Südafrika zu Beginn des 21. Jahrhunderts gegen die grassierende Immunschwächekrankheit AIDS, die Staatspräsident Mbeki lange Zeit als "Westlichen Komplott" bezeichnet hatte.

Präsidenten der Republik Südafrika

Siehe auch

Literatur

Bücher

  • William Beinart: Twentieth Century South Africa, New Edition, Oxford UP 2001
  • Paul Coquerel : La nouvelle Afrique du Sud, Gallimard - La Découverte, 1999
  • A. J. Christopher: South Africa, London/New York 1982
  • T. R. H. Davenport, Christopher C. Saunders: South Africa. A modern history, London u. a.: Macmillan 5. Aufl. 2000
  • George M. Fredrickson: White Supremacy : A Comparative Study in American and South African History, New York : Oxford University Press, 1981
  • George M. Fredrickson: Black liberation : a comparative history of black ideologies in the United States and South Africa: New York : Oxford University Press, 1995
  • Philippe Gervais-Lambony : La nouvelle Afrique du Sud, La Documentation française, problèmes politiques et sociaux, n°810, 16 octobre 1998
  • Theodor Hanf: Heribert Weiland, Gerda Vierdag: Südafrika: Friedlicher Wandel? Möglichkeiten demokratischer Konfliktregelung - Eine empirische Untersuchung, München/Mainz 1978.
  • V. Lebelten: Die Vorgeschichte von Süd- und Südwestafrika, Leipzig 1930
  • Dominique Lanni, Afrique du Sud, naissance d'une nation plurielle, éd. de l'aube, 1997
  • Georges Lory : L'Afrique du Sud, Karthala, 1998
  • N. Mandela: Der lange Weg zur Freiheit, Frankfurt am Main 1997
  • B. Morast: Die südafrikanische Rassenpolitik, Frankfurt/a.M. 1979
  • Sophie Pons : Apartheid, l'aveu et le pardon, Bayard, 2000
  • Raphaël Porteilla, Le nouvel Etat sud-africain : Des Bantoustans aux provinces (1948-1997), Paris, L'Harmattan, Espace Afrique australe, 2000.
  • E. Runge: Südafrika - Rassendiktatur zwischen Elend und Widerstand. Protokolle und Dokumente zur Apartheid, Reinbek 1986
  • Christopher Saunders, The making of the South African past : major historians on race and class, Totowa, N.J.: Barnes & Noble, 1988
  • R. H. W. Shepherd, B. G. Paver: African Contrasts. The Story of South African People, Kapstadt 1974
  • J&D. Thomas: Geschichte & Kulturen Südafrikas, 3. Aufl.2003 (Multimedia CD)
  • L. M. Thomson: The Unification of South Africa 1902-1910, Oxford 1960
  • L. M. Thomson: The political mythology fo apartheid, New Haven (Connecticut) 1985
  • Eric A. Walker: A History of Southern Africa, 3. Aufl. 1957

Zeitschriften

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