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Hans Lebert

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Hans Lebert (* 9. Januar 1919 in Wien; † 20. August 1993 in Baden bei Wien) war ein österreichischer Schriftsteller und Opernsänger.

Lebert, dessen Familie durch den frühen Tod des Vaters in finanzielle Nöte geriet, begann nach seiner Schulzeit eine Gesangsausbildung. Er wurde zunächst Chorsänger, spezialisierte sich dann auf Wagner-Rollen, war aber nach dem Krieg gezwungen, wegen der fehlenden Auftrittsmöglichkeiten seine Sängerkarriere aufzugeben. Daraufhin konzentrierte er sich auf das Schreiben, zu dem ihn schon sein Onkel Alban Berg ermutigt hatte.

Lebert wurde, nachdem er seine Einberufung in die deutsche Wehrmacht ignorierte, 1941 wegen Wehrkraftzersetzung angeklagt und entging seiner Verurteilung nur mit Glück durch die Vortäuschung einer Schizophrenie. Den Krieg verbrachte er auf dem Familiensitz im steirischen Trahütten und war dort nach eigenen Angaben im Widerstand aktiv.

Nach dem Krieg und einigen, letzten Engagements als Sänger ließ sich Lebert erst in Wien, dann ab 1956 in Baden nieder, wo er in Zurückgezogenheit seiner schriftstellerischen Tätigkeit nachging. Sein Roman Die Wolfshaut, 1960 zuerst bei Claassen in Hamburg erschienen und vor allem als Nachdruck in der DDR erfolgreich, brachte Lebert den Durchbruch als Autor. Die fehlende breite Rezeption der Wolfshaut, negative Kritik am Feuerkreis und schließlich der Tod seiner Frau Anette führten zum völligen Rückzug Leberts aus dem literarischen Leben. Erst die Neuauflage der Wolfshaut - von der Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek als "eines der größten Leseerlebnisse ihres Lebens" und "erste[r] radikal moderne[r] Roman der österreichischen Nachkriegsliteratur" eingestuft - im Jahr 1991 wurde ein großer Erfolg, der Lebert in seinen letzten, von schwerer Krankheit geprägten Lebensjahren noch die Genugtuung einer seiner Bedeutung entsprechenden Würdigung zuteil werden ließ. Leberts Hauptwerke, Das Schiff im Gebirge, Der Feuerkreis und vor allem Die Wolfshaut, in denen er heftige Kritik an der ländlichen Gesellschaft im Österreich der unmittelbaren Nachkriegszeit und dem Unterbleiben einer Aufarbeitung des Nationalsozialismus übt, zählen zu den bedeutendsten österreichischen "Antiheimatromanen". Lebert wurde 1962 mit dem Österreichischen Staatspreis und 1992 mit dem Grillparzer-Preis ausgezeichnet. Die Wolfshaut diente als Vorlage für das gleichnamige Stück von Helmut Peschina (Bearbeitung) und Robert Matejka (Regie), das in Österreich zum Hörspiel des Jahres 2005 gewählt wurde.

Werke

  • Ausfahrt, Erzählungen, 1952
  • Das Schiff im Gebirge, Erzählung, 1955
  • Die Wolfshaut, Roman, 1960 (Neuauflage 1991)
  • Der Feuerkreis, Roman, 1971 (Neuauflage 1992)
  • Die schmutzige Schwester, zwei Hörspiele, 1972
  • Das Schiff im Gebirge, Erzählungen, 1993
  • Das weiße Gesicht, Erzählungen, 1995

Literatur

  • Hans Lebert, hrsg. von Gerhard Fuchs und Günther A. Höfler (Dossier, Bd. 12). 1997, ISBN 3854204701.
  • Jürgen Egyptien: Der "Anschluß" als Sündenfall. Hans Leberts Werk und literarische Gestalt. 1997, ISBN 3854491158.