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Lloyd Alexander (Auto)

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Vorlage:PKW-Modell

Lloyd Alexander TS
Lloyd Alexander Kombi

Der Lloyd Alexander war ein Kleinwagen der zur Borgwardgruppe gehörenden Lloyd Motoren Werke G.m.b.H. in Bremen, der 1957 auf den Markt kam. Er war die Weiterentwicklung des Lloyd LP 600 (gebaut von 1955 bis 1961) mit folgenden wesentlichen Verbesserungen gegenüber diesem weiterhin gebauten Modell: synchronisiertes Vierganggetriebe mit Lenkradschaltung (im Gegensatz zum Dreiganggetriebe mit Krückstockschaltung), von außen zugänglicher Kofferraum und Kurbelfenster mit voll versenkbaren Scheiben.

Motor und Fahrwerk

Angetrieben wurde der Wagen von dem luftgekühlten Zweizylinder-Viertakt-Triebwerk mit obenliegender Nockenwelle (Antrieb durch Steuerkette) aus dem Lloyd LP 600 (Twin = nebeneinander stehende Zylinder). Dieser Motor hatte einen Hubraum von 596 cm³ und leistete 14 kW (19 PS) bei 4500/min (Verdichtung 6,6 : 1). Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h, Beschleunigung von 0 auf 100 km/h ca. 60 Sekunden. Bei normalem Einsatz verbrauchte das Auto rund 7 Liter Normalbenzin auf 100 km und war damit etwas sparsamer als ein VW Käfer. Der Tank befand sich unter der Motorhaube vor dem Armaturenbrett.

Die Vorderräder (Frontantrieb) waren an zwei übereinander liegenden Querblattfedern, die Hinterräder an einer Pendelachse mit Längsblattfedern aufgehängt (Teleskopstoßdämpfer vorn und hinten).

Der 1958 vorgestellte Lloyd Alexander TS unterschied sich vom normalen Alexander durch eine Längslenkerhinterachse mit Schraubenfedern, einen auf 18,4 kW (25 PS) gesteigerten Motor sowie einige Detailverbesserungen wie Scheibenwaschanlage und asymmetrisches Abblendlicht. Erkennbar war er an seinem halbelliptischen Kühlergrill. Die neue Hinterachse, die die Fahreigenschaften spürbar verbesserte, fand später auch in der Lloyd Arabella Verwendung.

Karosserie

Lloyd Alexander und Alexander TS hatten eine Ganzstahlkarosserie in reparaturfreundlicher Schalenbauweise (die Karosserieteile waren verschraubt), wie bereits seine Vorgänger, der LP 600 und der LP 400 (ab Oktober 1954). Nach dem LP 300, dessen Karosserie komplett aus Holz gefertigt und mit Kunstleder überzogen war (wegen der Ähnlichkeit mit dem bekannten Verbandsmaterial entstand der Spitzname „Leukoplastbomber“) gab es 1953 den 400er zunächst ebenfalls ganz in Holz, bald aber schon in Gemischtbauweise, d. h. Seitenteile und Türen aus Stahl, Dach sowie Motorhaube und Kofferraum aus Holz mit Kunstleder.

Die Frontscheibe aller Lloyd LP und LS war plan, die Heckscheibe der Limousinen (ab 1955) gebogen. Bis zum Ende der Bauzeit 1961 waren die Türen hinten angeschlagen, was einen bequemen Einstieg zu den vorderen Sitzen mit sich brachte, aber jeglichem Sicherheitsdenken widersprach.

Lloyd hatte keine eigenen Karosseriepressen; deshalb wurden die Blechteile von Allgaier und Karmann bezogen, im eigenen Werk überarbeitet, zusammengebaut und lackiert.

Preise im Vergleich

Vom Lloyd LP 600 einschließlich der Alexander-Modelle wurden 176.524 Stück gebaut. Es waren preisgünstige Kleinwagen mit der Ausstattung eines vollwertigen Autos. Der Kaufpreis des Lloyd Alexander betrug 4.060 DM. Zum Vergleich: Ein VW Standard kostete 3.790 DM, das Exportmodell 4.600 DM. Eine BWM Isetta 250 kostete 2.780 DM und ein Goggomobil 400 kostete 3.232 DM. Der Lloyd war aber mit 3355 mm x 1410 mm x 1400 mm im Vergleich zur Isetta oder zum Goggomobil deutlich größer und erreichte fast das Niveau eines damaligen Mittelklassewagens.

Alle 400er und 600er Lloyd waren sowohl als Limousine (LP) wie auch als Kombi (LS) erhältlich.


Technische Daten des Lloyd Alexander TS und seiner Mitbewerber

. Lloyd Alexander TS Trabant 601 Fiat 500 F NSU Prinz 4 DAF Daffodil Citroen 2 CV
Motor Viertakt-Twin Zweitakt-Twin Viertakt-Twin Viertakt-Twin Viertakt-Boxer Viertakt-Boxer
Antrieb vorn vorn hinten hinten hinten vorn
Hubraum 596 cm³ 595 cm³ 499 cm³ 598 cm³ 746 cm³ 425 cm³
PS / U/min 25/5000 23/3800 18/4600 30/5500 26/4000 16/5000
Md.* mkg/U/min 4,0/3000 5,2/2700 3,6 3500 4,5/3250 5,4/2800 2,8/3000
Kühlung Luft Luft Luft Luft Luft Luft
Gänge syn. 1-4 1-4 keine 1-4 Variomatic 2-4
Schaltung Lenkrad Lenkrad Mittel Mittel Mittel Armaturenbrett
Federung v. Querblatt Querblatt Querblatt Schraubenfedern Querblatt Schraubenfedern
Federung h. Schraubenfedern Querblatt Schraubenfedern Schraubenfedern Schraubenfedern Schraubenfedern
Radstand 200 cm 202 cm 184 cm 204 cm 205 cm 240 cm
Spur v./h. 105/110 cm 121/125 cm 112/113,5 cm 123/120 cm 118/118 cm 126/126 cm
Länge 340 cm 355 cm 297 cm 344 cm 361 cm 382 cm
Breite 141 cm 150 cm 132 cm 149 cm 144 cm 148 cm
Höhe 140 cm 144 cm 135 cm 136 cm 138 cm 168 cm
Reifen 4,25-15 5,20-13 4,40-12 5,00-12 135-13 125-15X
Bremsen 456 cm² 462 cm² 432 cm² 377 cm² 438 cm² 386 cm²
Gewicht 580 kg 615 kg 500 kg 565 kg 690 kg 525 kg
Spitze 110 km/h 100 km/h 100 km/h 115 km/h 105 km/h 95 km/h
0-80 km/h 15,0 s 23,7 s 26,0 s 16,9 s 23,8 s 30 s
Preis 4328 DM 3320 DM
4600 sfr
26800 öS
3350 DM
3890 sfr
4390 DM
5550 sfr
29850 öS
4390 DM
5280 sfr
29900 öS
3990 DM
4850 sfr
32000 öS

* Maximales Drehmoment

Das Ende von Borgward

1961 kam das Aus für die Borgward Werke in Bremen. Die damalige Firmenpleite mutet auch heute noch dubios an. Nachdem ein Kredit über 10 Millionen überraschend gesperrt wurde, trat der 70-jährige Besitzer Carl Borgward nach einer stundenlangen Marathonverhandlung dem Bremer Senat das Werk entschädigungslos ab. Der vom Bremer Senat eingesetzte Wirtschaftsprüfer, Johannes Semler, war gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender von BMW. Ein Angebot von Borgward-Händlern, für 37,5 Mio. Mark Fahrzeuge zu übernehmen, wurde von der neuen Leitung angeblich gar nicht erst beachtet. Merkwürdig war auch, dass sämtliche Gläubiger abgefunden werden konnten. Carl Borgward starb am 28. Juli 1963 während der Demontage seines Werkes an einem Herzinfarkt.

Literatur und Quellen

  • Kurze/Kiese: „Lloyd – der Wagen für Dich“, Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2006, ISBN 3-7688-1725-3
  • Lintelmann: „Die Motorroller und Kleinwagen der fünfziger Jahre“, Verlag Walter Podszun, Brilon 1995, ISBN 3-86133-136-5
  • Schmidt: „Borgward – Carl F. W. Borgward und seine Autos“, Motorbuch Verlag, Stuttgart 1986, ISBN 3-87943-679-7