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Ozeanien

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Ozeanien ist die Bezeichnung für eine kulturelle und wirtschaftliche Zusammenfassung der Inselwelt des Pazifik zu einem Kontinent. Diese Definition ist aber geographisch wie tektonisch nicht zutreffend, da die Gebiete sowohl auf der australischen, der pazifischen und einigen kleineren Platten liegen. Als kultureller Kontinent betrachtet ist er der kleinste an Landmasse und der zweitkleinste im Bezug auf die Bevölkerung. Die über 7.500 Inseln umfassen zusammen eine Landfläche von fast 1,3 Mio. Quadratkilometer und sind über ein Meeresgebiet von etwa 70 Mio. Quadratkilometer verstreut. Etwa 2.100 Inseln sind bewohnt mit 14,9 Mio. Menschen.

Lage Ozeaniens und Australiens
Lage Ozeaniens und Australiens
Karte Ozeaniens und Australiens

Eine Besonderheit ist, dass kein Staat Ozeaniens eine Festlandgrenze besitzt und dass mit Ausnahme Papua-Neuguineas und bei entsprechender Definition Osttimors (je zu Indonesien) keine Staaten auch nur eine Landgrenze auf einer Insel haben.

Begriff

Ozeanien

Der Umfang des zu Ozeanien gehörenden Gebietes wird verschieden definiert. In einer engeren Definition gehören nur Polynesien (mit Neuseeland), Melanesien (mit Neuguinea) und Mikronesien zu Ozeanien. Diese Einschränkung basiert vor allem auf dem gemeinsamen kulturellen Ursprung. In einer weiteren werden auch Australien und der indonesische Archipel (mit Indonesien, dem östlichen Teil Malaysias, Brunei und Osttimor) hinzu gezählt, was aber bis auf Australien (vergleiche Australien und Ozeanien) im allgemeinen Sprachgebrauch sehr selten gebräuchlich ist.

Ihre eigentümliche Nomenklatur verdankt das Gebiet der augenscheinlichen Distanz zu anderen Kontinenten. Um die kulturelle Identität der Ureinwohner der Pazifikwelt in einem Begriff zu vereinen, entstand vormals die Bezeichnung Austronesien für die von Maori und polynesischen Völkern bewohnten Südseeinseln. Nach und nach wurde der Terminus auf andere Gebiete erweitert.

Transozeanien

Transozeanien

Im Englischen ist zusätzlich der Begriff Transozeanien gebräuchlich. Dieser Terminus entstand vor allem aus wirtschaftlichen Gründen in Australien und Neuseeland und bezeichnet ein Gebiet vom Norden Australiens über Indonesien bis zur Südgrenze der Philippinen und dem äußersten Westen der pazifischen Inseln. Hierbei geht es um eine typische Handelsroute zwischen dem Technologiestandort Australien und den besonders armen Zulieferern von Arbeitswaren. Besonders als Standort für Billigproduktion sind Indonesien und die Philippinen sehr beliebt.

Geographie

Tektonik

Der Pazifik

Ozeanien ist kein Kontinent im eigentlichen Sinn. Die meisten der heute zu Ozeanien gezählten Gebiete liegen auf der Australischen Platte oder der Pazifischen Platte. Auch einzelne Inselgruppen der Nazca-Platte und der Eurasischen Platte werden zu Ozeanien gezählt.

Die Inseln und Archipele sind durchgehend vulkanischen Ursprungs, sieht man von Australien, dem indonesischen Archipel und Neuseeland ab, und liegen entlang des so genannten Pazifischen Feuerrings. Diese Region, welche die Pazifische Platte umgibt, ist das vulkanisch aktivste Gebiet der Erde und umfasst alleine 65% aller aktiven Vulkane der Erde. Inseln, die nicht vulkanischen Ursprungs sind, bestehen aus Korallenriffen.

Politische Gliederung

Unabhängige Gebiete

Abhängige Gebiete

Tierwelt und Umweltschutz

Ozeanien hat eine sehr vielfältige Tierwelt. Viele Tiere sind hier einmalig und sind sonst nirgendswo anders auf der Welt anzutreffen. Leider sind die meisten Tiere durch eingeschleppte Haustiere (Hunde, Katzen usw.) oder durch Ratten, die sich an Bord der europäischen Entdeckerschiffe befanden, vom Aussterben bedroht. Ein kleines Beispiel dafür liefert uns der neukaledonische Kagu. Dieser legte von Natur aus wenige Eier, da er ursprünglich keine Feinde hatte. Als die Europäer Ratten mit einschleppten, fraßen diese die für sie leichte Beute und der Bestand des Kagu sank bedrohlich tief. Erst als es fast schon zu spät war, setzte man Schutzmaßnahmen ein. Langsam konnte sich der Bestand erholen, doch nicht immer enden Schutzaktionen glücklich. Für viele Tiere kommen Schutzmaßnahmen zu spät und manchmal muss der Mensch hilflos zusehen wie eine Tierart ausstirbt.

Bevölkerung

Land Bevölkerungsdichte
(/km²)
Fläche
(km²)
Population
(Stand 2002)
Nauru 587 21 12,329
Tuvalu 429 26 11,146
Marshallinseln 407 181 73,630
Amerikanisch-Samoa (US) 345 199 68,688
Guam (US) 293 549 160,796
Mikronesien 194 702 135,869
Nördliche Marianen (US) 162 477 77,311
Tokelau (N.Z.) 143 10 1,431
Tonga 142 748 106,137
Kiribati 119 811 96,335
Cookinseln (N.Z.) 87 240 20,811
Französisch-Polynesien (Fr.) 62 4,167 257,847
Samoa 61 2,944 178,631
Wallis und Futuna (Fr.) 57 274 15,585
Norfolkinseln (Aus) 53 35 1,866
Fiji 47 18,270 856,346
Palau 42 458 19,409
Salomonen 17 28,450 494,786
Vanuatu 16 12,200 196,178
Neuseeland 15 268,680 3,908,037
Papua-Neuguinea 11 462,840 5,172,033
Neukaledonien (Fr.) 11 19,060 207,858
Niue (N.Z.) 8.2 260 2,134
Australien 2.5 7,686,850 19,546,792
Pitcairninseln (UK) 1.0 47 47
Total 3.7 8,523,655 32,642,390

Klima

Die tropisch- bis subtropischen Pazifikinseln Ost-Ozeaniens bieten ganzjährig wenig Abwechslung und beherbergen durch ihr feuchtheisses Klima eine Vielzahl an Regenwaldformen. Die niederschlagsreichen Winter im Osten und der Monsun im Nordwesten (Indonesien, Queensland) heben das Jahresmittel hier deutlich an.

Eine Ausnahme ist hier Australien mit Tasmanien und Neuseeland. Während im Süden Australiens und Neuseeland warmgemäßigtes Klima vorherrschend ist, bietet der Rest Australiens fast jede Klimazone. Die Wüstengebiete im Zentrum und die tropischen Zonen Nordaustraliens sind zwei typisch-australische Extreme. Tasmanien ist als der Kältepol Ozeaniens zu bezeichnen. Zwar liegt die Insel auf demselben Breitengrad wie auf der nördlichen Hemisphäre Südfrankreich bis Spanien, dennoch ist das Klima hier als kaltgemäßigt zu bezeichnen. Betrachtet man die Durchschnittstemperaturen von winterlichen -10,5 bis 0,5 °C und im Sommer 9 - 19,0 °C so zeichnet sich hier ein deutlicher Unterschied zum Rest Ozeaniens ab.

Wirtschaft

Betrachtet man die weitestverbreitete Begriffsdefinition, so ist Australien der wirtschaftliche Kern des Kontinents. Mit Neuseeland ist es auch ein international wichtiger Technologiestandort. Die kleineren aufstrebenden Inselstaaten verlagern ihre ökonomische Infrastruktur zunehmend in den Bereich der Dienstleistungen. Der Reiz der pazifischen Südseeinseln ist ein attraktiver Aspekt für den Tourismus, regional hängen bis zu 95% des BIP direkt oder indirekt mit dem Fremdenverkehr zusammen. Die transozeanische Einfuhr von Arbeitswaren ist einerseits eine wirtschaftliche Bremse für die Länder der ersten Welt, sichert aber die Versorgung der abhängigen Kleinststaaten, die nur sehr wenig, hauptsächlich landwirtschaftliche Exportgüter (Arzneirohstoffe, Kokosnüsse) produzieren können. Als besonders schwierig erweist sich immer wieder der Güterverkehr zwischen den Inseln, der selten mit kleinen Wasserflugzeugen und hauptsächlich mit Frachtschiffen oder Fähren erfolgt. Telekommunikation und Rundfunk sind ebenfalls nur in den wenigen, dichter besiedelten Gebieten ausgebaut. In den abgeschiedeneren Gebieten kommt es vermehrt zu hohen Analphabetenraten (50 % in Wallis und Futuna). Diese, hauptsächlich von indigenen Völkern bewohnten Inseln sind meist politisch abhängige, vergessene Selbstversorgergebiete.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Ozeaniens

Die Ozeanische Geschichte hat ihren Ursprung in den austronesischen Völkern, den Maori, den Polynesiern und den Aborigines. Während Maori und Polynesier vermutlich in Kon Tikis, kleinen Holzbooten aus ausgehöhlten Baumstämmen, die Inselstaaten von norden besiedelten, taten Aborigines das von Südosten.

Die Geschichtsschreibung beginnt mit den Europäern die im 16. Jahrhundert der Entdeckergeist in Richtung Pazifik lockt. Ihre Hautfarbe kommt Ihnen sehr entgegen, unter den Ureinwohnern erzählt man sich von Göttern die vom Meer kommen und weiß sind. Entsprechend wurden sie empfangen.

James Cooks Schiffe HMS Resolution und HMS Adventure während seiner zweiten Pazifikfahrt in der Bucht von Matawai, Tahiti. Im Vordergrund einheimische Fischer.

Bis ins 18. Jahrhundert wird Ozeanien nach und nach entdeckt und kartiert. Später ändern sich die Motive der Seefahrer. Die Einheimischen wurden geplündert, ermordet und vergewaltigt. Vor allem die eingeschleppten Krankheiten richteten sie zu tausenden zugrunde. Auch der Kolonialisierungswettlauf im 18. und 19. Jahrhundert nahm wenig Rücksicht auf die Kultur der Ureinwohner. Vor allem Briten, Spanier, Franzosen, Amerikaner und Deutsche teilten die Territorien untereinander auf.

Der Amerikanisch-Spanische Krieg führte am Ende des 19. Jahrhunderts zu einem wilden Wechsel der Hoheiten über die Pazifikgebiete. Die Niederlage im ersten Weltkrieg zwang Deutschland dazu, seine Schutzgebiete aufzugeben, die unter den Siegermächten aufgeteilt wurden. Der Pazifikkrieg im zweiten Weltkrieg wurde vor allem für die Brutalität seiner Besetzer bekannt, die sich Hauptsächlich gegen die Einheimischen richtete.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begannen die Großmächte, ihre Kolonien in die Unabhängigkeit zu entlassen. Einige behielten sich doch politische Interventionsrechte und militärische Hoheitsrechte vor. Ende des 20. Jahrhunderts wurden auch die kleinen Inselstaaten von der UNO anerkannt.

Ethnien & Kultur

Zu den indigenen Völkern Australiens und Ozeaniens gehören:

Die Vielvölkersituation

Die indigene Bevölkerung Ozeaniens befinden sich in sehr unterschiedlichen Situationen. Während sie zum Beispiel in Australien und auf Hawaii nur noch kleine Minderheiten bilden, ist der Anteil der Maori in Neuseeland noch bei knapp 15 %. Auf den Nördlichen Marianen haben die Polynesier nur noch einen Bevölkerungsanteil von 21,3 %. Papua Neuguinea hat größtenteils eine indigene Bevölkerung, so wie auch die meisten der Südseeinseln.

Europäer bilden die Mehrheit in Australien, Neuseeland und auf Hawaii. Große europäische Minderheiten leben auf Neukaledonien (34 %) und in Französisch-Polynesien (12 %).

Auf den Fidschiinseln bilden Inder eine Minderheit von 38,2 %.

Die asiatische Einwanderung stellt eine erheblichen Anteil des Bevölkerungswachstum dar. Vor allem Chinesen und Philippiner suchen in den Inselstaaten eine neue Heimat und stellen eine wachsende Minderheit dar. Zumeist ist ihr Anteil noch gering, aber es gibt auch andere Beispiele. So stellen die Philippiner auf den Nördlichen Marianen mit 26,2 % die größte Bevölkerungsgruppe, Chinesen mit 22,1 % die zweitgrößte.

Kunst

Da unter den indigenen Völkern Ozeaniens keine Schrift bekannt war, spielte Kunst eine sehr große Rolle. Geschichte wurde mit Malerei und Schnitzerei festgehalten und weitergegeben. Besonders Körperschmuck und -malerei waren Ausdruck von Individualismus und Schönheit. Tätowierungen waren vor allem unter den Polynesiern üblich.

Polynesische- und Maori-Kunst

Gestaltung und Bildnerei war sehr eng mit Praxisnutzen verbunden. Zwar stellte man auch rein dekorative Werke her, aber das Hauptaugenmerk künstlerischen Schaffens legte man auf den Schmuck von Alltagsgegenständen. Die am stärksten vertretene Ausdrucksform der polynesischen Kunst war die Schnitzerei. Meist standen nur primitive Werkzeuge wie scharfe Muscheln und Steine zur Verfügung, mit der allerdings erfahrene Schnitzer erstaunliches leisteten. Von zentraler Bedeutung war die Verzierung der Wakas der Auslegerkanus der polynesischen Völker. Diese wurden mit besonderem Stolz gezeigt, verloren aber mit der Ankunft der Europäer ob deren großen, modernen Schiffe an Bedeutung. Später konzentrierte man sich auf die Verzierung der Versammlungshäuser, mit der Gestaltung von Totems rund um den Ahnenkult. Die hohe gesellschaftliche Anerkennung des Handwerks hatte auch große Ehrerbietung den Künstlern gegenüber zur Folge. Die europäischen Pazifikfahrer brachten harte, geschmiedete Werkzeuge nach Ozeanien, wodurch es den Polynesiern möglich war, Jade zu bearbeiten. Der wertvolle Bodenschatz wurde zu Schmuck und Werkzeug verarbeitet und ebenfalls reichlich verziert. Eine weitere Kunstform war die Tätowierung. Mit einer frühen Form der Tätowierung konnte der Status einer Person angegeben werden. Je größer und verschlungener das so genannte Moko war, umso höher war der Rang der Person, die es trug. Mit Hammer und Schlegel wurden die Muster (meist Spiralen oder muschelähnliche Formen) ins Fleisch gestoßen und mit frischem Russ eingerieben. Den Frauen waren diese Arten der Kunstausübung größtenteils verwehrt. Die einzige standesgemäße Form kreativen Schaffens war für die Frauen das Weben. Die Flachsfasern wurden verschieden eingefärbt und zu komplizierten Mustern verwoben.

Aborigine-Kunst

Aborigine-Wandmalerei

Die Aborigines verfügten seit jeher über eine enge Verbundenheit mit der Natur. Dieser Verbundenheit verleihen sie mit einer eigenen Kunstform des Wandmalens Ausdruck. Unter den Bildern der Aborigines gibt es solche, die eine rituelle Bedeutung haben, die zum Beispiel eine bestimmte Wirkung auf den Gegenstand haben sollen oder einen spirituellen Einfluss auf ihn nehmen sollen, während andere, beispielsweise wertvolle Gegenstände, durch die Kunst einfach nur verziert werden sollen. Vor allem Bumerangs und Didgeridoos werden zu aufwendigen Kunstwerken bemalt. Als Farben dienten vor allem Ruß, Lehm und Tierblut, die speziell bearbeitet werden, um sie haltbar zu machen. Gegen Norden verlagert sich auch unter den Aborigines der Gestaltungsschwerpunkt auf die Schnitzerei. Schwere Holzfiguren dienen unter anderem dazu Land zu kennzeichnen, vor Gefahren oder unfruchtbarem Land zu warnen oder auf heilige Orte hinzuweisen.

Siehe auch

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Wiktionary: Ozeanien – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur

  • Adrienne L. Kaeppler, Christian Kaufmann, Douglas Newton: Ozeanien. Kunst und Kultur. Freiburg, Herder, 1974. ISBN 3451229749
  • Tereraa : Voyages et peuplement des îles du Pacifique. / Éric Conte. - Tahiti : Éditions Polymages-Scoop, 1995. - 43 p. : ill. en coul. 21 cm. ISBN 2-909790-04-5
  • Kirch, Patrick Vinton, La colonisation du Pacifique, in La recheche n°220, vol 21.
  • Noury, Arnaud, Le Reflet de l'âme lapita, archéologie du lapita en Océanie, Noury (Ed.), Versailles, 2005
  • Sand, Christophe Kirch, Patrick Vinton, L'expédition archéologique d'Edward W. Gifford et Richard Shutler Jr en Nouvelle-Calédonie au cours de l'année 1952, Nouméa : Département archéologie, Service des musées et du patrimoine de Nouvelle-Calédonie, 2002
  • Zheng, Chantal, Les austronésiens de Taiwan : à travers les sources chinoises, Paris : Éd. l'Harmattan, 1995
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