Darija Kusmytsch
Darija Kusmytsch (ukrainisch Дарія Кузьмич; * 1991 in Kiew), auch unter der Schreibweise Dariia Kuzmych bekannt, ist eine ukrainische Künstlerin. Sie arbeitet mit Malerei, Zeichnung und Installationen.
Leben
Darija Kusmytsch wurde zwei Wochen vor dem Referendum über die Unabhängigkeit der Ukraine geboren und wuchs in Kiew auf.[1] Ihr Vater kämpfte 2014/15 in der Ostukraine und war 2022 Soldat im Russisch-Ukrainischen Krieg.[2] Ihre Mutter, Svitlana Selezneva, ist eine ukrainische Textilkünstlerin.[3] Beim russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 befand sich Dariia Kuzmych in Wien. Sie pendelte ein Jahr zwischen Kiew, Wien und Berlin.[4] Seit Februar 2023 lebt sie wieder in der Ukraine.[5] Sie gehört laut Ann Cotten zu einer „Generation junger, urbaner, internationaler Ukrainer, die von gewissen Kontinuitäten des postsowjetischen Stils angwidert sind, verstört von Zensur und Gewalt, von verschwundenen Bloggern und Journalisten und dem Krieg im Donbass“.[6]
Kunst
Sie studierte Malerei an der Nationalen Akademie der Bildenden Künste und Architektur in Kiew mit dem Abschluss 2015 als Bachelor of Arts. Ihr großformatiges Gemälde in Öl Der Sturz des Lenindenkmals in Charkiw ist ihre Abschlussarbeit. Anschließend war sie Meisterschülerin bei Ai Weiwei sowie bei Nina Fischer in der Fakultät für Experimentelle Film- und Medienkunst der Universität der Künste Berlin, wo sie ihr Diplom erhielt. 2017 war sie Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung. Als Artist in Residence 2018 im MuseumsQuartier in Wien[7] schuf sie mit Svitlana Selezneva das Werk Diploma Thesis, ein Interieur-Bild, mit dem sie eine Situation ihrer Kindheit nachempfand, und das ihre Mutter aus textilem Material in Flicktechnik ausführte.[8] In Deutschland brachte sie ein Künstlerbuch mit dem Titel Dresden. Menschen auf dem Platz heraus, mit dem sie Demonstranten der Pegida-Bewegung in Dresden porträtierte.[9] Es wurde im Rahmen der Wanderausstellung Fragments From Now For An Unfinished Future in einer Installation präsentiert.[10] In Folge eines Autounfalls befasst sie sich in einer laufenden Serie von Pastelzeichnungen auf Papier mit Schmerz und Bewegungsstudien.[11]
Dariia Kuzmych spiele mit verschiedenen Medien von digital generierten Bildern bis hin zu Ölmalerei, Aquarell und Mosaiken, kombiniere in ihren Ausstellungen die unterschiedlichen Arbeiten zu Installationen und schaffe dadurch narrative Räume. Sie untersuche damit „unsere hybride Lebenswelt“ aus künstlerischer Perspektive, schrieb Ann Cotten in einem Essay.[12] Ihr Werk nutze „die menschliche Erfahrung als Leinwand des Wissens, des Verstehens und der Wahrnehmung, die auch das Leiden einschließt“.[13]
Ausstellungen
Gruppenausstellungen (Auswahl)[14]
- 2018: Productive Work - What is it supposed to be? Museumsquartier, Wien
- 2019: Attitude Gestures. Episode 5: Naughty Bodies. Kmytiv Art Museum, Ukraine
- 2019: Fragments from Now for an Unfinished Future (Werke von 14 Kunststipendiaten der Friedrich Ebert Stiftung aus der Ukraine, Georgien, Russland, der Türkei, dem Iran, Ecuador sowie Deutschland), Künstlerhaus Bethanien, Berlin
- 2022: Ukraine: Short Stories Contemporary artists from Ukraine (Werke von 140 ukrainischen Künstlerinnen und Künstlern), MAXXI – Museo nazionale delle arti del XXI secolo, Rom
- 2022: What the Fem*? Nordico Museum der Stadt Linz
- 2022/23: United. Ausstellung von 18 Künstlern, die für den PinchukArtCentre Prize 2022 nominiert waren (Shortlist). PinchukArtCentre, Kiew[16]
Weiterführende Literatur
- Ann Cotten: Method Piercing Time. Scrolling Dariia Kuzmych. In: Anamarija Batista (Hrsg.): Notions of Temporalities in Artistic Practice, De Gruyter, Berlin/Boston 2022, ISBN 978-3-11-073803-2, S. 95–110. Open Access doi:10.1515/9783110720921-009.
Weblinks
- Persönliche Website
- Logbuch des Suhrkamp-Verlages: Dariia Kuzmych
- Monumente vor unseren Augen. Bilder vom Theater#4: Dariia Kuzmych und Die Troerinnen. Burgtheater Wien, März 2022
Einzelnachweise
- ↑ Simone Sondermann: Künstlerin Dariia Kuzmych. „Das ist auch ein Kulturkrieg“, Interview, Weltkunst, 1. März 2022
- ↑ Mein Vater zieht morgen in den Krieg. Spiegel-Interview mit Dariia Kuzmych vom 25. Februar 2022
- ↑ Svitlana Selezneva, Artist-in-Residence 2018, MuseumsQuartier Wien
- ↑ Künstlerin Dariia Kuzmych. Russland führt einen Kulturkrieg. Dariia Kuzmych im Gespräch mit Eckhard Roelcke, Deutschlandfunk Kultur, 2. Mai 2022
- ↑ Simone Sondermann: Krieg in der Ukraine: „Wir nennen es den unendlichen Februar“. In: Weltkunst, 23. Februar 2023
- ↑ vergl. Ann Cotten: Method Piercing Time. Scrolling Dariia Kuzmych, S. 102
- ↑ Dariia Kuzmych, Artist-in-Residence 2018, MuseumsQuartier Wien
- ↑ Kunst: Arbeit jenseits des Stundenzählens, Kurier, 3. Juli 2018
- ↑ Schmerz kann durch die Kunst gelindert werden. Birgitt Grimm in: Sächsische Zeitung (Feuilleton), Ausgabe vom 20. August 2022.
- ↑ Magazin Bundeskunsthalle, 2. September 2020
- ↑ S. 107
- ↑ vergl. Ann Cotten: Method Piercing Time. Scrolling Dariia Kuzmych, S. 108
- ↑ vergl. Ann Cotten: Method Piercing Time. Scrolling Dariia Kuzmych, S. 110
- ↑ Dariia Kuzmych, Group Exhibitions, Artfacts
- ↑ Fragments from Now for an Unfinished Future, Kunsthaus Dresden
- ↑ Exhibition of shortlisted artists for the PinchukArtCentre Prize 2022
Personendaten | |
---|---|
NAME | Kusmytsch, Darija |
ALTERNATIVNAMEN | Kuzmych, Dariia; Кузьмич, Дарія (ukrainisch) |
KURZBESCHREIBUNG | ukrainische Künstlerin |
GEBURTSDATUM | 1991 |
GEBURTSORT | Kiew, Ukraine |