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Bomber

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Ein Bomber ist ein militärisches Flugzeug, das dazu dient, Bodenziele mit Fliegerbomben und Luft-Boden-Raketen anzugreifen.

B-17 bei einem Angriff über Europa

Geschichte des Bombers

Die Anfänge

Erstmals kamen strategische Bomber im Ersten Weltkrieg zum Einsatz. Der erste offizielle Bomberangriff fand jedoch im Osmanischen Krieg statt. Ein englischer Aufklärer bewarf die türkischen Stellungen mit Granaten. Dabei war der moralische Schaden größer als der Schaden, der durch die Granaten entstand. Anfangs waren nur Militärluftschiffe in der Lage, eine große Bombenlast über große Entfernungen zu tragen. Viele Nationen setzten sie ein, um militärische Ziele, aber auch Industrieanlagen oder Innenstädte anzugreifen. Sie konnten damals höher fliegen, als alle Flugzeuge oder Flugabwehrwaffen reichten. Dies sollte sich jedoch im Laufe des Krieges ändern. Im Juni 1915 gelang es erstmals einem englischen Jagdflugzeug, ein deutsches Luftschiff abzuschießen.

Ab 1917 wurden in Deutschland als strategische Bomber Großflugzeuge, später auch Riesenflugzeuge gebaut. Dabei handelte es sich um viermotorige Doppeldecker, deren Spannweite über 40 Meter betragen konnte. Manche Bomber des Ersten Weltkriegs verfügten bereits über einen Abwurfmechanismus, mit dem die am unteren Flügel oder am Rumpf angebrachten Bomben ausgeklinkt wurden. Bomberangriffe wurden tags oder nachts durchgeführt und richteten sich unter anderem gegen Großstädte und Industrieanlagen, aber auch gegen feindliche Flughäfen und Bodenziele. Nach Kriegsende wurden viele Bomber für eine Nutzung im kommerziellen Luftverkehr umfunktioniert.

Handley-Page O/400 der US-Army

Bomber des Ersten Weltkriegs:

Zweiter Weltkrieg

Im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges kam es im spanischen Bürgerkrieg 1937 erstmals zu taktischen Punktbombardements. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde lediglich versucht mit soviel Sprengkraft wie nur möglich eine Fläche total zu zerstören oder es wurden einfach blind Bomben abgeworfen. Diese vorrangig von England gegen Aufstände in seinen Kolonien angewandte Taktik sollte sich erst mit dem Aufbau der neuen deutschen Luftwaffe ab 1935 ändern, denn das militärische Konzept des Gefechts der verbundenen Waffen (Heer und Luftwaffe kämpfen in enger Verbindung durch am Boden mit den Heereseinheiten fahrenden Luftwaffenverbindungs- Führungsoffizieren) setzte eine punktgenaue Bekämpfung militärischer Ziele voraus. Aus diesem Grund ließ die militärische Führung nur zweimotorige, taktische Bomber z. B. Ju-88 bauen. Von 1940 bis 1941 griffen deutsche Bomber in Vorbereitung einer Invasion Südengland an Luftschlacht um England. Die größten Angriffe wurden gegen Industrie- und Hafenanlagen Coventry und London geflogen, jedoch wurden auch andere Städte wie Southampton oder Dover, die von strategischer Bedeutung waren, mehrfach bombardiert. Letztendlich führten jedoch vor allem die begrenzte Reichtweite der Begleitjäger und die hohen Bomberverluste dazu, dass die Angriffe 1941 weitgehend eingestellt werden mussten. Ein strategisches Bomberkonzept mit seinen Flächenbombardements hat es in der Luftwaffe nicht gegeben und dadurch wurden nie viermotorige Bomber oder Langstreckenjäger in Erwägung gezogen. Mit fortschreitender Dauer des Krieges hat man sich zu Kleinserien von Fernkampfflugzeugen entschieden, die jedoch nur Provisorien blieben.

Schon 1940 begannen die Briten, später auch die Amerikaner, Deutschland zu bombardieren, während sie sich auf die Invasion Europas vorbereiteten. Bei frühen Missionen wurden bis zu 50% der Flugzeuge abgeschossen, doch als Formationstaktik und Begleitschutz durch Jäger verbessert wurden, drangen die Bomber weiter und weiter in deutsches Kernland vor, wo ihre aus bis zu 1000 Bombern bestehenden Formationen bedeutende Erfolge errangen und für die Nazis wichtige Rüstungsindustrie zerstörten. Besonders schwere Angriffe wurden u.a. gegen Köln (1942, erster 1000-Bomber Angriff), Hamburg, Dresden, Essen und Hildesheim geflogen.

Ein von den Briten eingesetzter Bomber war die Avro Lancaster. Die Lancaster war das Rückgrat der Bombenangriffe des Bomber Command gegen Deutschland. Sie setzte neue Maßstäbe bei Bombenlastkapazität und Transporthöhe. Für gewöhnlich trug sie 6350 kg auf 7300 Meter Höhe, doch sie konnte auch eine einzelne, 9980 kg schwere Bombe auf Ziele wie etwa Viadukte abwerfen. Hinzu kam eine Reichweite von über 4.000 km, die damals kaum ein anderer Bomber erreichte.

Innerhalb des Zweiten Weltkrieges entwickelten sich die Anfänge der Marschflugkörper und Raketen als Bombenträger, die im weiteren Verlauf der Militärgeschichte einen Teil der Aufgaben von Bombern übernahmen, sie jedoch nicht vollständig ablösten.

Bomber des Zweiten Weltkriegs (Auswahl):

50er bis heute

Datei:Victor V Bomber.jpg
Victor-Bomber der Royal Air Force
Tupolew Tu-22 in Monino

Das Strategic Air Command der USA hatte im Kalten Krieg bis zu 2600 Bomber einsatzbereit, um Ziele in mehr als 6.400 km Entfernung mit konventionellen und nuklearen Bomben angreifen zu können. Die britische Royal Air Force unterhielt für diesen Zweck bis zu 280 strategische Bomber, die sog. V-Force.

Bomber des Kalten Krieges und von heute:

Entwicklung der Technik

Bomberangriffe waren zunächst nur bei guter Sicht möglich. Im Zweiten Weltkrieg ermöglichten Leitstrahlverfahren, Funknavigation und Radar auch Angriffe nachts und bei geschlossener Wolkendecke. Später wurden Trägheitsnavigationssysteme eingeführt, die die Position eines Bombers mit großer Genauigkeit bestimmen konnten. Heutzutage wird das Ziel oft mit GPS geortet, so dass Bombenangriffe auch bei Bewölkung und nachts möglich sind.

Eingesetzte Waffen

Zu den ersten Zielen von Bombern zählt meist die gegnerische Luftabwehr. Einige Bomber sind auch mit von Bordschützen bedienten Maschinengewehren oder Bordkanonen ausgestattet, trotzdem sind Bomber durch gegnerische Jagdflugzeuge leicht verwundbar und werden deshalb oft durch Begleitjäger eskortiert.

Konventionell

1960er Jahre: B-52 wirft Bomben auf Vietnam ab

Die Bomben werden von der Besatzung über dem Zielgebiet abgeworfen; dabei kann es sich um ungelenkte dumb bombs oder um präzisere, etwa lasergesteuerte, smart bombs handeln. Umstritten sind so genannte Bombenteppiche sowie Streubomben, welche am Boden in viele Sprengköpfe (bomblets) zerfallen, von denen oft einige nicht sofort detonieren und Zivilisten gefährden.

Atombombe "Little Boy" auf einem Transportwagen kurz vor dem Abflug nach Hiroshima (13 kt Sprengkraft)

Frei fallende Nuklearbomben

In der Frühphase des kalten Kriegs war der Einsatz strategischer Bomber zentraler Bestandteil einer angedachten atomaren Kriegführung. Mit der Einführung und Weiterentwicklung von Interkontinentalraketen als Trägersystem wurde die strategische Bomberflotte zunehmend obsolet. Dennoch sind praktisch alle amerikanischen Bomber dafür ausgelegt, auch Nuklearwaffen ins Ziel zu tragen. Bei vielen modernen Nuklearbomben kann die Sprengkraft der nuklearen Explosion vom unteren Kilotonnenbereich für den taktischen Gefechtsfeldeinsatz bis zu mehreren Megatonnen zur Bekämpfung sogenannter "hardened targets" (z. B. unterirdische Kommandobunker, Raketensilos) eingestellt werden.

Kurzstreckenraketen

Die mit nuklearen Sprengkopf bestückte Boeing AGM-69A SRAM (Short Range Attack Missile = Kurzstreckenrakete) wurde für kleinere Ziele, wie etwa Boden-Luft-Raketenabschussbasen konzipiert. Sie eignet sich dazu besonders gut, weil ihr Trägheitslenksystem nicht durch feindliche ECMs gestört werden kann. Die SRAM ist jene Art von Waffe, mit der man einem Krieg "begrenzen" könnte, weil sie sie auf militärische Ziele gerichtet wird. Sie würde jede Art von fixer Abwehr in einer bestimmten Gegend ausschalten und dem Feind keine Chance geben, zurückzuschlagen, z.B. gegen die B-1B die die SRAMs transportiert. Eine B-1B kann zwei Dutzend SRAMs an Bord nehmen. Jede ist 4,30 m lang, wiegt 1000 kg und trifft mit Mach 2,5 ihr Ziel. Wenn sie in großer Höhe abgefeuert wird, kann sie 200 km weit fliegen, aus geringer Höhe fliegt sie 56 km.

Luftgestützte Marschflugkörper

Datei:Agm-86.jpg
Marschflugkörper Boeing AGM-86

Da von Bombern aus der Luft abgefeuerte Marschflugkörper (oder auch Raketen) weit entfernte Ziele erreichen können, besteht für die Bombermannschaft nur ein geringes Risiko.

Jene Marschflugkörper, die derzeit bei der US-Luftwaffe ausschließlich für die B-52 in Verwendung stehen, werden von Boeing produziert, wie zum Beispiel die Boeing AGM-86 Cruise Missile. Sie haben ihren eigenen Turbofan-Antrieb und rudimentäre Steuerelemente sowie elektronische Geräte, die mit Zielinformationen vorprogrammiert sind. Wenn sie abgefeuert sind, folgen sie automatisch (auch mit Hilfe von GPS) ihren Befehlen bis zum Ziel.

Einteilung

Spezialfälle von Bombern sind

Datei:Usaf.b2.spirit.750pix.jpg
Fliegende B-2 Spirit der US Air Force

Im Zweiten Weltkrieg unterschied man:

(Bis 1945 wurde Kampfflugzeug als Synonym für Bomber verwendet.)

Siehe auch

Luftkrieg, Kampfflugzeug, Tankflugzeug, Aufklärungsflugzeug, Liste von Flugzeugtypen, Listen zu Flugzeugen des Zweiten Weltkrieges

Literatur

  • Wilfried Kopenhagen: Sowjetische Bombenflugzeuge, Berlin 1989, transpress-Verlag für Verkehrswesen, ISBN 3-344-00391-7