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Hermann Mensing

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Hermann Mensing ist Schriftsteller und verfasste Hörspiele, Theaterstücke, Gedichte, Geschichten und Romane für Kinder. Für sein Hörspiel "Die Hühner von Münster" sowie für seinen Roman "Flanken, Fouls und fiese Tricks" erhielt er die "Fällt aus dem Rahmen"-Auszeichnung der Zeitschrift Eselsohr. 2003 und 2004 wurden seine Lesungen vom NRW KULTURsekretariat gefördert.

www.hermann-mensing.de

Alle Arbeiten


Romane

Der radikale Träumer Rowohlt Hamburg 1984

Sackgasse 13 Ueberreuter Wien 2001

Große Liebe Nr. 1 Ueberreuter Wien 2001

Der Heilige Bimbam Ueberreuter Wien 2002

Flanken, Fouls und fiese Tricks Ueberreuter Wien 2002 ausgezeichnet mit "Fällt aus dem Rahmen" Eselsohr 6/2002

Voll die Meise Ueberreuter Wien 2002

Der zehnte Mond Ueberreuter Wien 2003

Abends am Meer Ueberreuter Wien 2003

Das Vampir-Programm Ueberreuter Wien 2004

Der zehnte Mond Taschenbuchausgabe Carlsen Verlag Hamburg 2005

Mein Prinz Eine historische Liebesgeschichte Aschendorf Verlag Münster 2005

Sackgasse 13 Taschenbuchausgabe Carlsen Verlag Hamburg 2005


Kurzgeschichten'

Hexen in: Knapp Vierzig Anthologie, Rowohlt Hamburg 1991

Das GMG in: Nie wieder neunundzwanzig Anthologie, Rowohlt Hamburg1991

Die Nikolausfalle in: Weihnachtszeit - Zauberzeit Anthologie, Ueberreuter Wien 1998

Märchenzeit in: Prickeln auf meiner Haut Anthologie, Ueberreuter Wien 1999

Leider Lila in: Beste Freundin - Schlimmste Feindin Anthologie, Ueberreuter Wien 1999

Alles ist gut, gar nichts in: Mut im Bauch Anthologie, Ueberreuter Wien 2000

Nachtwanderung in: Grauen - Grusel & Co. Anthologie, Ueberreuter Wien 2001

Reise ins Glück in: Du bist nicht wie wir Anthologie, Ueberreuter Wien 2001

Weihnachts ABC in: Weihnachten ganz wunderbar - Ein literarischer Adventskalender Anthologie Ueberreuter Wien 2001

Ballade von einer Kanaken Stadt in: Rechtsherum - Wehrt Euch - Geschichten vom Wegsehen Anthologie Ueberreuter Wien 2001

Der Elefant in: Von Strebern und Pausenclowns Anthologie Ueberreuter Wien 2002

Die Faxenmacher in: Angst, Mut und echte Freunde Anthologie Ueberreuter 2003


Gedichte

und Silbermond und... Gedichte 1982 Eigenverlag


Ohrenbär - Rundfunkerzählungen

Links hinterm Regenbogen SFB NDR MDR WDR 11/1991

Der Bär und der Fisch SFB NDR MDR WDR 11/92

Benni Bohnensack SFB NRDR MDR WDR 03/93

Kutte Lamprecht SFB NDR MDR WDR 06/93

Die Birne aus dem siebten Himmel SFB NDR MDR WDR 05/94

Katharina Rotzepruster SFB NDR MDR WDR 04/96

Aus Benni Bohnensacks sechstem Sommer SFB NDR MDR WDR 04/96

Pitti Pörtner und der kleine König SFB NDR MDR WDR 10/98

Die weggezauberten Eltern SFB NDR MDR WDR 10/99


Hörspiele

Freiflug nach Pampalonien WDR 1994 Deutschlandradio Berlin 1998

Cash Money Brothers WDR 1995

Hölscher der Herzensbrecher WDR 1995

Manni und die große Welt WDR 1995

König Kleinbein und die Märchenkutsche BR 1997

König Hühnerschulte WDR 1996 HR 1998

Schinkenbaums Zoo WDR 1996

Riese Schmalhans, Kapitän Silberbacke und der verschwundene Donner Deutschlandradio Berlin 1997 WDR 1997

Klabautschke & Listig WDR 1997

Die Hühner von Münster WDR 1999 HR 2000

Professor Siebenlist WDR 1999 SWRundfunk 2000

Der Mohr von Roxel WDR 2001


Theater

König Hühnerschulte Hessisches Staatstheater Wiesbaden 1997

Das Soap-Ding Cactus Junges Theater 6 teilige Theater-Soap mit Jugendlichen Pumpenhaus Münster Oktober 2006 - Februar 2007


Cassette - CD

König Kleinbein und die Märchenkutsche Patmos Verlag Düsseldorf 1997 Hörspiel Cassette

Die Hühner von Münster Ein musikalisches Spektakel Patmos Verlag Düsseldorf 2000 Hörspiel CD - MC ausgezeichnet mit "Fällt aus dem Rahmen" Eselsohr 06/2000


Literatur im Web

Heldengedicht an einen Edlen Literaturcafé 2001

Satz für Satz Literaturcafé 2002

Von der Feigheit des Internet-Spanners Literaturcafé 2002

Zwei geträumte Briefe an den bedeutenden Schriftsteller Genazino Literaturcafé 2003

Eine Reise zu den äußeren Hebriden Literaturcafé 2003

Über Halbnackte und Nackte Literaturcafé 2004

Verschiedene Zimmer, verschiedene Räume Literaturcafé 2004

Ich lese vor, andere hören zu und staunen, vielleicht... Bericht einer Lesereise zum anspruchsvollsten Publikum der Welt Literaturcafé 2005

Flutlichter - Gedichte Literaturcafé 2005

Ballade für Dämchen Literaturcafé 2006



Hermann Mensing

gesehen von Nicola Kiwitt

Wie schreibt man ein Portrait über einen Autor, der auf seiner Homepage bereits vier Autorenportraits zur Verfügung stellt? Hier ist nun ein weiteres, kein Aufguss der vorhandenen vier, keine Wiederholung der Wiederholung, sondern eines, das Lust machen soll auf seine Lesungen.

Eine Sache fällt einem trotzdem sofort ins Auge: Hermann Mensings Verständnis von Literatur, bei dem es keine Trennung von Kinder- und Erwachsenenliteratur gibt. Für ihn gibt es nur gute oder schlechte Literatur. Ein Zufall eher, dass sich seine Texte an junge Menschen richten. Das schmälert nicht seinen Anspruch an die Literatur für die junge Zielgruppe. Eher das Gegenteil ist der Fall: "Für Kinder nur das Beste." Und dieses Bild von Kindheit und Jugend, was sich hinter seinem Literaturverständnis verbirgt, merkt man seinen Gedichten, Hörspielen, Theaterstücken und Büchern an. Keinesfalls möchte er mit seiner Literatur verniedlichen oder eine heile Welt erschaffen, denn das wäre auch ziemlich langweilig. Und "nichts ist schlimmer als ein langweiliges Buch."

In seinen Büchern kommen zwei, eigentlich drei Dinge zusammen, die den "Mensingschen" Erzählstil prägen. Zum einen sein sehr reales und nicht beschönigendes Bild von Kindheit und Jugend, dann die Tatsache, das in dem erwachsenen Herman Mensing, der für junge Leser schreibt, mal deutlicher und manchmal etwas versteckter, das Kind Hermann zu spüren ist: Den Kopf voller Unsinn (wie sonst käme ein Erwachsener dazu, auf eine Frage eines Kinder, wieviel Geld er verdiene "eine Trizillion Mark" zu anworten), Abenteuer und Lust, die Welt zu erklären.

Das zeigt sich als drittes nur allzu trefflich auch in seinem Lebenslauf, der ein wenig wie ein Rezept auf die Frage: "Wie wird man Schriftsteller?" erscheint. Und dieses liest sich dann ungefähr so: Man nehme das Leben wie es kommt, betrachte es als einen Schatz von Erfahrungen und Erlebnissen, die man für das Schreiben nutzen kann und erinnere sich gut an die unterschiedlichen Lebensphasen, die einen geprägt haben. Konkret heißt das: eine kaufmännische Ausbildung, ein wenig Lehrerberuf, gewürzt mit Reisen rund um die Welt und versehen mit einer Prise Percussionist in verschiedenen Bands.

All das nicht nur als Schule des Lebens, sondern auch des Schreibens. Und das merkt man auch seinen Geschichten an: der pralle Griff ins Leben, ob es um den 16jährigen Steff geht, der zu einem Schlagzeug-Workshop nach Polen fährt und dort seine erste große Liebe kennenlernt (in "Große Liebe Nr.1"), oder Tuxe, leidenschaftlicher Fußballspieler, der sich während eines Spiels nicht nur mit ungerechten Entscheidungen konfrontiert sieht, sondern sich auch mit Gewälttätigkeit und Rassismus auseinander setzen muss (in "Flanken, Fouls und fiese Tricks").

Die Protagonisten von Mensing sind nicht nur mitten aus dem Leben gegriffen, real und vor allem "ganz normal", sie werden so manches Mal auf die Probe gestellt, reiben sich an den Aufgaben des Lebens und werden jeder für sich auf seine Art und Weise damit fertig. Und so gehört zu seinen Geschichten eben all das, was auch das echte Leben zu bieten hat, neben Freude und Fröhlichkeit auch Schmerz und Traurigkeit, Alleinsein und Einsamkeit genauso wie Zusammenhalt und Freundschaft. Seine Protagonisten wachsen an den ihnen gestellten Aufgaben: So behauptet sich Tuxe wegen einer Fehlentscheidung nicht nur gegen Schiedsrichter und Trainer, sondern auch zusammen mit dem Polen Wojtek, dessen Freundschaft er gewinnt, gegen die rassistisch motivierte Gewalttätigkeit von Ferdi und Benni. Die Fußballgeschichte ist hier die Folie, auf der weitere Themen ausgerollt werden und sie ist die Grundlage für das, was das Buch eigentlich auszeichnet und darstellt: Ein Stückchen Kindheitserfahrung, das so komplex und schwierig ist, wie das Leben eben manchmal ist, wenn sich plötzlich ganz existentielle Fragen nach Recht und Unrecht, Toleranz und Gewalt, Freundschaft und Hass auftun. Mensing liefert hier weder Lösungen noch Patentrezepte, vielmehr schildert er diese Konflikte so einfach, klar und selbstverständlich wie es irgend geht. Und genau das zeichnet die Geschichte aus: dass es eben die genau richtige Mischung aus Tiefsinn, Spannung und Unterhaltung ist - absolut glaubwürdig eben.

Sensibel und differenziert beschreibt er seine Protagonisten und deren zwischenmenschlichen Beziehungen, um die es besonders in "Große Liebe Nr. 1" geht: Alle zarten Liebes- und Freundschaftsbande laufen in Steff, der Hauptperson des Jugendbuches zusammen. Verletzt und enttäuscht, dass seine beste Freundin Marie sich plötzlich für ältere Jungs interessiert, beschließt er, nun alleine sein Glück zu machen. Antriebsmotor ist dabei zunächst eine gehörige Portion Eifersucht, aber auch das unbändige Bedürfnis danach, eigene Erfahrungen "in Sachen Liebe" zu machen. So beginnt seine Fahrt, erstmals ohne Eltern, zu dem bereits erwähnten Jazz-Workshop. Authentisch und sensibel lässt Mensing Steff aus der Ich-Perspektive von seinen Erlebnissen und Begegnungen mit verschiedensten Menschen erzählen. Dabei sind es eigentlich zwei Mädchen bzw. junge Frauen, die von besonderer Bedeutung für ihn sind: Kasia, in die er sich verliebt und die ältere Doro, die sich im Laufe der Geschichte als lesbisch outet und mit der ihn schon bald eine schwesterlich-brüderliche Freundschaft verbindet. Mensing vermag beide Liebeswelten, sowohl Steffs als auch Doros und ihre jeweiligen Orientierungen auf das andere bzw. gleiche Geschlecht gleichberechtig nebeneinander zu stellen. Doros Verliebtheitsgefühle gegenüber Donata erscheinen genauso "normal" und selbstverständlich wie die zwischen Steff und Kasia. Insgesamt ist das Buch wieder einmal ein Indiz für Mensings Fähigkeit, die Lebenswelt junger Menschen treffend, ohne eine Spur von Aufgesetztheit oder anbiedernde, jugendlich-gewollte Erwachsenenschreibe zu beschreiben.

Dass sich Mensing dabei nicht in eine Schublade stecken lässt, beweist er mit dem Buch "Sackgasse 13", in dem er sich souverän des Gruselgenres bedient. Gekonnt lässt er eine schauerlich-spannende Atmosphäre entstehen, die beim Leser Gänsehaut hervorruft, nicht zuletzt weil er die Grenze zwischen Realität und Fiktion verwischt und mit den Fantasien seiner Leser spielt. So finden sich zwar immer wieder Erklärungen für die nächtens auftretenden mal ächzenden und stöhnenden, heulenden und weinerlichen Geräusche im neuen Hause der Familie Neumann, aber mit der Zeit weiß keiner mehr so recht, ob er an diese glauben soll. Schließlich mehren sich die Beweise dafür, dass das Grauen nicht nur ein Hirngespinst, sondern eine stinkende, schleimabsondernde Monsterspinne ist. Trotz der Spinne driftet die Geschichte nicht in Horrorszenarien und -fantasien ab, sondern bleibt in der Realität verhaftet. Wenn es allzu gruselig wird, sorgen humorige Szenen wieder für die nötige Entspannung.

Auch dieses Buch beweist, dass Hermann Mensing sich nicht festlegen lässt auf eine Art von Literatur und das ist gut so.

Nicola Kiwitt ist Bildungsreferentin der Landesarbeitsgemeinschaft Jugend und Literatur in Köln.