Zum Inhalt springen

Geschichte der Typografie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 2. November 2006 um 08:55 Uhr durch ErikDunsing (Diskussion | Beiträge) (typo). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Geschichte der Typografie bietet eine chronologische Übersicht über die Entwicklung der Schriftkultur.

Siehe auch: Typografie, Paläografie

Handschriftliche Vorgeschichte zu Drucktypen

Mit Unterstützung der seit Ende des 8. Jahrhunderts weite Teile Mitteleuropas beherrschenden Karolinger, insbesondere im Rahmen der Bildungsreformen Karls des Großen (sog. Karolingische Reform), verbreitete sich die Karolingische Minuskel über ganz Europa. Am spätesten drang die Schrift in Spanien (Westgotische Minuskel), Großbritannien (Insulare Schriften) und Süditalien (Beneventana, Curialisca) ein.

Die Karolingische Minuskel ist das Vorbild für das Kleinbuchstaben-Alphabet in seiner heute noch gebräuchlichen Form. Die Abschriften antiker Autoren (z. B. Horaz, Vergil, Homer) in klösterlichen Scriptorien führte bei den Gelehrten der Renaissance zu der Annahme, es handle sich bei der Karolingischen Minuskel um die originale Schrift der Antike. Ab dem 14. Jahrhundert entstand so auf Basis der Karolingischen Schriften in Italien die sog. Humanistische Minuskel, die zur Vorlage der ersten Renaissance-Druckschriften (Venezianische Renaissance-Antiqua, ab ca. 1470) wurde. In Abgrenzung zur zeitgenössischen Schriften (der Textura und der Rotunda) wurde diese Schriftneuschöpfung als antik (lat. antiqus) bezeichnet, um sie so gegenüber den später entstandenen Schriften abzugrenzen. Hiervon leitet sich der Begriff Antiqua ab.

Gotik (1100-1500)

Aus der spätkarolingischen Minuskel entwickelten sich nach und nach die Buchschriften der Gotik. Ihre zahlreichen Varianten zeichneten sich alle durch ein regelmäßiges, strenges, eng geschriebenes Schriftbild aus. Die Rundungen der Buchstaben werden gebrochen. Es entsteht ein enges, dunkles Schriftbild das in seiner strukturartigen Form stark an gewebte Stoffe erinnert; daher leitet sich auch der Begriff Textura für die Schriften dieser Epoche ab.
Gleichzeitig entstand in Italien, Spanien und in geringerem Maße in Deutschland aber auch eine andere Schrift: Die Rotunda oder Rundgotische. Bei der rundgotischen Schrift sind die Formen weiter und die Buchstaben besitzen statt der harten Winkel Rundungen. Dies machte die Schrift lesbarer. Beide Schriftarten wurden von den Druckern der Inkunabelzeit übernommen. Bis Mitte des 16. Jahrhunderts werden sie jedoch von anderen Schriften verdrängt.

In der Gotik werden kursive Schriften dem Gebrauch in Büchern angepaßt und so zu den sog. Bastarden weiter entwickelt. In Mitteleuropa ist insbesondere die Fraktur erfolgreich, die auch das Vorbild für den Typenentwürfe von Albrecht Dürer und Johann Schönsperger bilden. Die Schwabacher und die das Druckbild in Deutschland bis ins 20. Jahrhundert beherrschende Fraktur orientieren sich an dem Vorbild dieser Bastarden.

In den Ländern um das Mittelmeer, dem Hauptverbreitungsgebiet der Rotunda, setzen sich dagegen die aus der karolingischen Minuskel entstandenen Antiqua-Schriften durch.

Renaissance (1400-1600)

Gutenbergs 42-zeilige Bibel von 1455 hatte noch die besten gotischen Handschriften zum Vorbild. Doch schon 10 Jahre später erkannten deutsche Druckmeister in Italien (Subiaco) und venezianische Nachfolger (Nicolas Jenson, Aldus u.A.), dass die neue Technik auch eine andere Formgestaltung ermöglichte. Sie schufen die erste Renaissance-Antiqua, die sich aus der mit Breitfeder geschriebenen humanistischen Minuskel herleitete. Man unterscheidet hier zwei Formen, die venezianische und die französische Renaissance-Antiqua. Deren bekanntester Vertreter war Claude Garamond. 1600 war die Renaissance-Antiqua die vorherrschende Buchschrift in Europa geworden. Sie zeichnet sich durch ein ruhiges, harmonisches und helles Schriftbild aus und hat ausgeprägte Ober- und Unterlängen. Wegen ihrer formalen Qualitäten und guten Lesbarkeit wird sie auch heute noch oft verwendet.

Barock (ab 1590)

Die Barock-Antiqua ist stilistisch gesehen vor allem die Übergangsschrift zu der klassizistischen Antiqua. Ihre Form ist durch die präzisen Kupferstecher-Schriften angeregt. Die Strichstärkenunterschiede sind deutlicher und das Bild kontrastreicher als in der Renaissance. Die Entwicklung wurde vor allem in Frankreich, Holland und England vorangetrieben. William Caslon und John Baskerville sind wohl die bekanntesten englischen Schriftgestalter. Letzterer wurde auch wegen der richtungsweisenden Einfachheit seiner Typografie berühmt.

Klassizismus (1760-1830)

Im Klassizismus erreicht die Entwicklung der Antiqua ihren vorläufigen Endpunkt und es entstand das typografische Punktsystem. Die Buchstaben wurden aufgrund der technischen Weiterentwicklung immer kontrastreicher, die Serifen immer zarter. Schriften wurden mit Lineal und Zirkel konstruiert, um dem Ideal von Klarheit und Norm zu genügen. Aufgrund dessen sind sie aber auch wesentlich schwerer zu lesen als ihre Vorgänger aus der Renaissance und dem Barock. Blocksatz und Mittelachse blieben als Formen der Typografie weiterhin erhalten. Aufgabe der Typografen war die Wahl einer passenden Schrift und die Strukturierung des Textes. Buchschmuck wurde sparsam eingesetzt. Üppige illustrierte Initialen wichen Initialen in der Grundschrift. Am Ende des Klassizismus tauchten die ersten Grotesk- und Egyptienne-Schriften auf. Die bedeutendsten Vertreter der Epoche waren: Bodoni, Didot und Walbaum.

Jugendstil (1890-1914)

Als eine der Auswirkungen des Schaffens von William Morris, kommt es unter den Schülern von Morris zur Neuformung der Schrift. Vor allem Edward Johnston gibt der Schrift ein neues Bild. Weiter sind hier Eric Gill und Anna Simons zu nennen. In Wien ist Rudolf von Larisch tätig und Otto Eckmann sowie Peter Behrens geben mit ihren Schriften die heute als Jugendstil bekannte Schriftformen. Neben diesen an der ostasiatischen Pinselschrift orientierten gab es aber auch eine Vielzahl anderer bemerkenswerter Schriften in der Phase des Jugendstils. Fritz Hellmuth Ehmke und Friedrich Wilhelm Kleukens seien hier erwähnt.

Futurismus (1910-1920)

Expressionismus (1910-1925)

Dadaismus (um 1915)

Konstruktivismus (um 1920)

Elementare Typografie (um 1925)

Besinnung auf eine einfache, natürliche und technisch bedingte Typografie. Siehe auch Elementare Typografie.

NS-Zeit (1933-1945)

Hatte die Frakturschrift in der Vergangenheit viel an Boden gewonnen und war zu der maßgeblichen Schrift in Deutschland geworden, so änderte sich dies unter der Herrschaft der Nationalsozialisten.

Nach 1928 wurden 57% aller in Deutschland erschienenen Bücher in Fraktur gedruckt. Die lateinische Schrift fand vor allem in wissenschaftlichen Publikationen und Gebieten der Kunst und Technik ihre Anwendung. Die Frakturschrift fand sich in fast allen Schul- und Kinderbüchern, sowie der klassischen und volkstümlichen Literatur wieder, welche oft mit einer sehr hohen Auflagenzahl erschienen. Zusammengenommen betrug die Stückzahl der Bücher in deutscher Druckschrift schätzungsweise 90% oder sogar noch mehr. Am 3. Januar 1941 erging ein Rundschreiben an die Reichs-, Gauleiter und Verbandsführer des 3. Reiches, in dem das Verbot der Frakturschrift angekündigt wurde:

München, den 9. Januar 1941
...Am heutigen Tage hat der Führer in einer Besprechung mit Herrn Reichsleiter Amann und Herrn Buchdruckereibesitzer Adolf Müller entschieden, dass die Antiqua Schrift künftig als Normalschrift zu bezeichnen sei. Nach und nach sollen sämtliche Druckerzeugnisse auf diese Normalschrift umgestellt werden. Sobald dies schulbuchmäßig möglich sei, wird in den Dorfschulen und Volksschulen nur mehr die Normalschrift gelehrt werden. Die Verwendung der Schwabacher Judenlettern durch Behörden wird künftig unterbleiben; Ernennungsurkunden für Beamte, Straßenschilder und dergleichen werden künftig nur mehr in Normalschrift gefertigt werden....
gez. M. Bormann

In diesem Absatz findet sich das allgemeine Verbot der Frakturschrift, obwohl das Wort »verboten« hierbei nicht verwendet wird. Vielmehr wird in Aussicht gestellt, was »künftig« zu gelten hat. Zuerst wurden die großen Tageszeitungen auf die Normalschrift umgestellt, wohl mit dem Wunsch, die Verbreitung im Ausland für Propagandazwecke zu erhöhen.

Experimentelle Typografie (um 1965)

Neuer Funktionalismus (um 1980)