Karl Weinhold (Mediävist)
Karl Gotthelf Jakob Weinhold (* 26. Oktober 1823 in Reichenbach in [[Niederschlesien]; † 15. August 1901) in Berlin war ein deutscher Germanist. Er beschäftigte sich mit den historischen Grundlagen und der Entwicklungen der deutschen Sprache. Damit steht er in der Tradition von Karl Lachmann und Jacob Grimm. Ein weiteres Forschungsgebiet war die mittelhochdeutsche Grammatik.
Leben
Karl Weinhold wurde am 26. Oktober 1823 als Sohn eines mittellosen Pastors im schlesischen Reichenbach etwa 25 Kilometer südöstlich von Waldenburg geboren.
Nach einem Studium der Theologie und Philologie (1842-1845) an der Breslauer Universität, wo er auch Vorlesungen bei Theodor Jacobi hörte, ging er 1845 nach Berlin. Ein Jahr später promovierte er in Halle mit einer Interpretation der Völuspá. Nach seiner Habilitation 1847 und wenigen Jahren der Lehrtätigkeit in Halle kehrte er 1849 als Nachfolger von Jacobi als Extraordinarius nach Breslau zurück. 1850 und 1851 lehrte er als ordentlicher Professor in Krakau beziehungsweise Graz. In Krakau wurde Weinhold Zeuge des großen Krakauer Brands. Leider verlor er dabei etliche Unterlagen, darunter die „erste Sagensammlung“.
In Graz lehrte er zehn Jahre (einen Lehrstuhl in Wien hatte er aus konfessionellen Gründen abgelehnt). In dieser Zeit beschäftigte er sich mit der von Grimm vorgeschlagenen Möglichkeit einer historisch motivierten Orthographienorm. 1851 erschien auch sein Buch „Geschichte der deutschen Frauen in dem Mittelalter“. Hierin drückt sich die Heimatverbundenheit Weinholds aus, von manchen sogar Deutschtümelei genannt. Ähnlich wie Richard Wossidlo in Nordostdeutschland sorgte Weinhold in Schlesien und Mitteldeutschland für die Etablierung der Vokskunde.
1861 nahm er eine Professur in Kiel an, wo er das erste germanistische Seminar in Preußen einführte. 1870 bis 1872 fungierte er als Rektor, was auch eine Würdigung seiner Leistungen war.
Nach 15 Jahren verließ Weinhold Kiel und ging zurück nach Breslau. Er trat die Nachfolge von Heinrich Rückert an. Auch hier konnte er ein erstes germanistisches Seminar etablieren. 1879/80 war er wiederum Rektor.
Mit 66 Jahren zog Weinhold im Jahr 1889 nach Berlin um, wo er noch einige Jahre als Professor, Universitätsrektor (1893/94) und hoch angesehenes Mitglied in der Berliner Akademie der Wissenschaften arbeitete. In dieser Zeit beschäftigte sich Weinhold ausführlich mit den Themen Syntax und Lexikologie.
Als er 1901 im Alter von 77 Jahren, starb, hinterließ er einen großen wissenschaftlichen Nachlass, der im Archiv der Akademie für weitere Forschungen hinterlegt wurde.
Werke
- Ueber deutsche Dialectforschung. Die Laut- und Wortbildung und die Formen der schlesischen Mundart (1853)
- Weihnachtsspiele und -lieder aus Süddeutschland und Schlesien, Beiträge zu einem schlesischen Wörterbuche (1855)
- Altnordisches Leben (1856)
- Gelegenheits-Spiel zum 24. Januar 1859 [Festspiel zu Holteis Geburtstag] (1859)
- Die deutschen Frauen in dem Mittelalter, 2 Bände, Wien 1882 (die erste einbändige Auflage erschien 1851).
- Die Verbreitung und die Herkunft der Deutschen in Schlesien (1887)
- Germanistische Abhandlungen (1881-1934, 68 Bde.) .
- Mittelhochdeutsche Grammatik, neubearbeitet 1994 wieder aufgelegt.
- Deutsche Literaturgeschichte
- Zur Erklärung des Nibelungenliedes
- Zur Edda
- Altnordische Grammatik
- Geschichte der epischen und dramatischen Poesie.
Schon seit 1847 hatte Weinhold begonnen, die Sagen Schlesiens zu erforschen.
Zitate
Von ihm: Zum österreichische Menschenschlag: (aus dem „Grenzboten“, 1857): „Hinter den Worten tauchen freundliche Landschaften, hübsche Köpfe, derbe Gesichter auf und grüſsen den fröhlichen Arbeiter. Denn ein Mundartensammler ist kein grämlicher vertrockneter Geselle; aus der heiteren Kraft der Volksrede dringt ihm unvermerkt Tropfen auf Tropfen in die Adern und macht das dicke gelehrte Blut lustig.“
Über ihn: dass auch in seinen letzten Lebensjahren „sein Schritt rasch und elastisch [blieb], die schlanke Gestalt und das edel geschnittene Antlitz frei von greisenhaftem Verfall [waren] […] [und er] ohne jemals auszuspannen oder vom guten Altersrecht auf Erleichterung der Pflichten den geringsten Gebrauch zu machen [seiner Arbeit treu diente]“.
Die reiche Gelehrsamkeit, die so extensive wie intensive Arbeit durch zwei Menschenalter, die Wahrung einer fast die gesamte deutschen Philologie umfassenden Totalität […], das tiefe vaterländisch-religiöse Wesen seiner ganzen Studien, die wirksame Energie endlich, mit der er seiner Jugendliebe zur Volkskunde durch eigenes, aus vieljährigem Sammeleifer strömendes Schaffen und von ihm gestiftete und beseelte Organe diente – das und viel mehr gab ihm gerad auf der letzten Wegstrecke ein hohes Ansehen. (Erich Schmidt: Gedächtniſsrede auf Karl Weinhold. Berlin 1902.)
Personendaten | |
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NAME | Weinhold, Karl Gotthelf Jakob |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Germanist |
GEBURTSDATUM | 26. Oktober 1823 |
GEBURTSORT | Reichenbach |
STERBEDATUM | 15. August 1901 |