Roman Signer

Roman Signer (* 19. Mai 1938 in Appenzell) ist ein Schweizer Bildhauer, Zeichner, Aktions-/Konzeptkünstler und Filmer. Lebt und arbeitet in St. Gallen.

Biographie

Signer absolviert eine Lehre als Bauzeichner, 1966 besucht er in Zürich und von 1969 bis 1971 in Luzern die Kunstgewerbeschulen. 1971–1972 folgt ein Aufenthalt an der Kunstakademie in Warschau. Hier lernt er seine spätere Frau Aleksandra Rogowiec kennen. Seit 1972 arbeitet er als freischaffender Künstler in St. Gallen. Von 1974 bis 1995 als Lehrer und Dozent an der Schule für Gestaltung in Luzern tätig. Ab 1973 zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen in Galerien und Museen im In- und Ausland. Seit 1981 zahlreiche Aktionen vor Publikum. Roman Signer gehört seit seinen Beteiligungen an der Documenta 8 in Kassel (1987 – Papierwand, Abschlussaktion der Documenta), der Ausstellung Skulptur. Projekte in Münster (1997) und der Biennale in Venedig (1999) zu den bedeutendsten europäischen Gegenwartskünstlern. Roman Signer ist seit den frühen neunziger Jahren mit zahlreichen wichtigen Werken und Werkkomplexen in der Sammlung Hauser und Wirth vertreten.

Werke

Ausgangspunkt für Signers Schaffen bildet der Skulpturbegriff der sechziger Jahre, wie ihn Harald Szeemann in seiner legendären Ausstellung "When Attitudes Become Form" 1968 erstmals zur Diskussion gestellt hat. Mit seinen Ereignissen und Installationen arbeitet der Künstler seit den 70er Jahren an einer Neudefinition der Skulptur, bezieht Zeit, Beschleunigung und Veränderung mit in den skulpturalen Prozess ein und erkundet die Möglichkeiten des Mediums neu. Einem grösseren Publikum durch spektakulären Aktionen mit Dynamit bekannt, ist Transformation, Explosion und Sprengung nur eine Seite der künstlerischen Arbeit Roman Signers. Bereits in seinen frühesten Arbeiten ab 1971 – dem unrealisiert gebliebenen Warschau-Projekt (1972) oder dem Selbstbildnis aus Gewicht und Fallhöhe (1972) – zeichnet sich die Entstehung eines höchst eigenständigen und eigenwilligen Oeuvres ab, das jedoch erst in den 1990er-Jahren internationale Anerkennung findet. An die Stelle klassischer skulpturaler Materialien treten in seinem Werk Sand, Wasser, Wind und einfache Gebrauchsgegenstände, wie Tische, Stühle, Fässer, Fahrräder, Kajaks oder auch kleine motorisierte Fahrzeuge, die gezielt komplexen Transformationsvorgängen oder explosiven Ereignissen ausgesetzt werden. Durch das Zusammenspiel von genauester Planung und unberechenbarem Zufall entstehen Installationen von höchster Ästhetik und Poesie. Charakteristisch für das Schaffen des Künstlers ist eine beeindruckende Systematik, Präzision und Einfachheit der Mittel. Signers Arbeiten zeichnen sich oft durch einen raumgreifenden Charakter aus wie z.B. die Aktion mit einer Zündschnur (1989). Vom 11. September bis zum 15. Oktober 1989 lässt der Künstler eine Zündschnur von seinem Geburtsort Appenzell an seinen heutigen Wohnort St. Gallen abbrennen und begleitet sie Tag und Nacht. Dennoch versteht sich Signer als Bildhauer. "Ich habe vielleicht einen anderen Skulpturbegriff, der sich allmählich in meinen Aktionen entwickelt. Ich habe mich dabei immer als Bildhauer verstanden. Es geht immer um Probleme im Raum, das Geschehen im Raum, Zeitabläufe." (Roman Signer im Gespräch mit Lutz Tittel, 1984) Er bezeichnet seine Aktionen als "Ereignisse" oder "Zeitskulpturen". Das Resultat sind oft vergängliche Arbeiten, die in Fotoserien, Film oder Videoaufnahmen dokumentiert werden. Diese Medien haben sich über die Jahre neben den vorbereitenden Skizzen und Zeichnungen zu eigenständigen Werksträngen innerhalb des Oeuvres entwickelt.

Literatur

• Gerhard Mack [et al.]: Roman Signer. London: Phaidon, 2006.
• Roman Signer: Sammlung Hauser und Wirth. Hrsg.: Michaela Unterdörfer. Ostfildern-Ruit: Hatje Cantz, 2004 [Diese Publikation dokumentiert die Ausstellung Roman Signer der Sammlung Hauser und Wirth in der Lokremise St. Gallen vom 11. Mai bis 12. Oktober 2003 und ist zugleich Teil des Bestandskataloges der Sammlung].
• Roman Signer: Werkübersicht 1971–2002. Hrsg. von Peter Zimmermann; Texte von Roman Signer. Zürich: Unikate, 2003, 3 Bde.
• Paul Good: Zeit-Skulptur – Time Sculpture. Roman Signers Werk philosophisch betrachtet – Roman Signer's Work in Philosophical Perspective. Zürich: Unikate; Köln: Walther König, 2002.
• Roman Signer. XLVIII. Biennale di Venezia 1999. Svizzera. Biennale di Venezia, 1999. [Text:] Konrad Bitterli. Bern: Bundesamt für Kultur, 1999.
• Jean-Yves Jouannais [et al.]: Matthew Barney, Sarah Lucas, Roman Signer. In: Parkett, 1995, 45.
• Gerhard Mack: Roman Signer. Der Raum als ein Potential der Zeit. In: Künstler. Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst. München: Weltkunst und Bruckmann, 1995.
• Roman Signer: Skulptur. Werkverzeichnis 1971 bis 1993. Kunstmuseum St. Gallen, 1993–94. [Texte:] Konrad Bitterli, Roland Wäspe und Lutz Tittel. St. Gallen, 1993.
• Roman Signer: Bilder aus Super-8–Filmen 1975–1989. Helmhaus Zürich, 1992. Zürich: Offizin, 1992 [deutsch, englisch].
• Roman Signer: Skulptur. Text: Corinne Schatz. St. Gallen: Vexer, 1988

Auszeichnungen

• 2004 St. Galler Kulturpreis
• 1998 Konstanzer Kunstpreis

Filme und Videodokumentationen

• 1985 Senkrecht/Waagrecht - Experimentalfilm des Schweizer Filmemachers Peter Liechti
• 1987 Documenta 8 - Aktion vor der Orangerie in Kassel - Video des Schweizer Filmemachers Peter Liechti
• 1987 Tauwetter - Eau de Vie - Nice Weather - Video des Schweizer Filmemachers Peter Liechti
• 1987 Drei Kunst-Editionen zu Roman Signer - Video des Schweizer Filmemachers Peter Liechti
• 1990 Aktion mit einer Zündschnur - Video des Schweizer Filmemachers Peter Liechti
• 1994 Arbeiten 1994 - 1996 - von Aleksandra Signer
• 1995 Signers Koffer - Unterwegs mit Roman SignerVorlage:IMDb Name - Ein Film des Schweizer Filmemachers Peter Liechti
• 1996 Kleine Ereignisse - von Aleksandra Signer
• 1996 Windmill - von Aleksandra Signer
• 1997 Hut - von Aleksandra Signer
• 1997 Spazierstock Münster - von Aleksandra Signer
• 1999 Biennale di Venezia - von Aufdi Aufdermauer und Aleksandra Signer
• 1999 Vulcanizzazione