Castello di San Giorgio
Castello di San Giorgio | |
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![]() Ostseite | |
Ort | Mantua |
Entstehungszeit | 1395–1406 |
Burgentyp | Niederungsburg |
Erhaltungszustand | Erhalten |
Ständische Stellung | Adel |
Bauweise | Mauerziegel |
Heutige Nutzung | Museum |
Das Castello di San Giorgio ist eine Niederungsburg in der lombardischen Stadt Mantua in Italien. Sie zählt zu den bedeutendsten militärischen Anlagen des Spätmittelalters in der Provinz Mantua und ist eines der repräsentativsten Bauwerke der Stadt.[1] Das Castello di San Giorgio war das erste von den Gonzaga errichtete Bauwerk[2] und wurde im Laufe der Zeit in einen Adelssitz verwandelt. Es ist Teil des Palazzo Ducale.
Geschichte und Beschreibung
Das Castello di San Giorgio gehört zu jenen Burgen, die im Zuge der Festigung der Signorien in mehreren oberitalienischen Städten zwischen dem 14. und 15. Jahrhundert entstanden sind. Sie ist Ausdruck des meist wackeligen Machtanspruchs der Herrscherfamilien, nachdem die Kommune oder eine andere Signoria entweder gewaltsam oder mit Hilfe politisches Machtkalküls ausgeschaltet wurde. Ihr Bau sollte dementsprechend zunächst den Burgherren vor allem vor der aufständischen Bevölkerung oder vor rivalisierenden Familien schützen. Auch das Castello di San Giorgio lag als Fluchtburg konzipiert am Rande der Stadt. Erst in zweiter Linie war die Burg als Schutzbau vor äußeren Feinden gedacht.[3]

Das Burg San Giorgio wurde im Auftrag von Francesco I. Gonzaga ab 1395 auf den Ruinen der der Kirche Santa Maria di Capo di Bove erbaut und im Jahre 1406 vollendet. Architekt war Bartolino da Novara[4]. Dieses Gebäude hatte einen quadratischem Grundriss, vier Ecktürme[4] und drei Tore. Die Anlage war von einem Graben umgeben, der der Verteidigung der Burg diente, und der von Hubbrücken überspannt wurde.[4]
Der Architekt Luca Fancelli baute im Jahr 1459 im Auftrag des Markgrafen Ludovico III. Gonzaga, der in Corte Vecchia Räume für das von Pius II. einberufene Konzil freimachte, die Burg um. Die Burg verlor damit endgültig ihre ursprüngliche militärische und defensive Funktion. Das Schloss war viele Jahre lang die Residenz von Isabella d’Este, der Frau von Francesco II. Gonzaga. Isabella lud Künstler und Humanisten der damaligen Zeit an ihrem Hof ein, darunter Andrea Mantegna, Perugino, Leonardo da Vinci, Ludovico Ariosto und Baldassare Castiglione, wodurch Mantua zu einem der wichtigsten Höfe Europas und zu einem Zentrum der Kunst und Literatur wurde. Im Jahr 1496 wurde der Condottiere Paolo Vitelli, der von Francesco II. Gonzaga gefangen genommen worden war, in den Kerkern der Burg eingesperrt.
Die an das Schloss angrenzende und durch einen Gang mit ihm verbundene Palazzina della Paleologa wurde 1531 nach einem Entwurf von Giulio Romano errichtet und 1899 abgerissen.[5] Das Schloss blieb zusammen mit anderen angrenzenden Gebäuden etwa ein Jahrhundert lang die Residenz des Fürsten, bis Guglielmo Gonzaga seine Wohnungen in die renovierte Corte Vecchia[6] verlegte. Im Jahr 1810 wurde Andreas Hofer im Herrenhaus inhaftiert und anschließend hingerichtet. Mit der österreichischen Besetzung der Stadt ab 1815 wurde das Schloss zum Hochsicherheitsgefängnis. Von 1852 bis 1852 wurden die elf „Märtyrer von Belfior“ und andere politische Aktivisten des Risorgimento, wie Ciro Menotti und Teresa Valenti Gonzaga-Arrivi, während des Risorgimento gefangen gehalten, bevor sie durch Erhängen hingerichtet wurden.
Das Erdbeben in Norditalien 2012 verursachte Schäden an dem Gebäude.
Die Schlosssäle
- Sala dei Soli, im Erdgeschoss gelegen und mit Fresken aus dem 15. Jahrhundert geschmückt, wurde im Jahr 1531 von Giulio Romano und anschließend von Giovan Battista Bertani ausgemalt[7]
- Wappensaal, zu dem man über eine Wendeltreppe gelangt
- Saal der Fresken, parallel zum Saal der Wappen
- Die Sala delle Sigle im Piano nobile ist benannt nach den an den Stichkappen des Gewölbes angebrachten Monogrammen FYS, die die Namen von Francesco II. und seiner Frau Isabella symbolisieren.
- Saletta della Grotta, Teil der Wohnung von Isabella d’Este im Schloss
- Sala delle Armi, in der Giulio Romano 12 heraldische Wappen malte
- Schlosskapelle, erbaut von Bertani im Jahre 1563[7]
- Mittlerer Saal
- Saal der Friese
- Saal der Kapellen, mit einem Tonnengewölbe
- Sternzeichensaal (Sala dello zodiaco], mit Resten von Fresken von Giulio Romano
- Camera degli Sposi[4]

Die Camera degli sposi
Die Camera Picta (Camera degli Sposi), ein herrlicher Raum auf dem piano nobile des Nordostturms des Schlosses San Giorgio, ist das Werk von Andrea Mantegna. Er realisierte es über einen Zeitraum von neun Jahren, von 1465 (Datum auf der Wand eingraviert) bis 1475 (Datum auf der Gedenktafel am Eingang des Raums eingraviert), und passte den engen Raum des kubischen Raums mit gewölbten Lünetten in einer Abfolge von Realität und Fiktion an, was dem Raum eine en plein air-Atmosphäre verlieh (und so den Eindruck erweckte, sich in einer unechten Loggia zu befinden). Der Künstler hat den Raum an jeder Wand in drei Öffnungen unterteilt, die dem Betrachter durch weite Bögen, bukolische Landschaften und windgepeitschte Vorhänge einen starken Gegensatz zu der reduzierten architektonischen Umgebung vermitteln. Die Fresken wurden entweder trocken (Nordwand; diese Technik ermöglicht eine akribische Detailgenauigkeit) oder mit Fresken versehen (Südwand; die Fresken zwingen den Maler zu einem eher synthetischen Geschmack). Es gibt zwei gemalte Szenen, die Mitglieder der Familie Gonzaga darstellen, die Versammlungsszene und die Hofszene. Mit ihnen huldigt Mantegna den Mäzenen, die ihm so viele Aufträge bescherten. In diesem Raum kann man sich nicht länger als 5–10 Minuten aufhalten, da (bei der Technik der Trockenmalerei) die Feuchtigkeit und die ausgeatmete Luft die Gefahr bergen, dass sich die Fresken von den Wänden lösen.

Scalone di Enea]]
Scalone di Enea
Der Scalone di Enea (Aeneas-Treppe) ist ein Werk von Bertani aus dem Jahr 1549. Sie wurde erbaut nachdem Kardinal Ercole Gonzaga zum Präfekten der herzoglichen Bauten gewählt worden war und verbindet das Schloss direkt mit dem Salone di Manto im Palazzo Ducale. Am Ende der Treppe befindet sich der Schlosshof mit seiner Loggia, ein Werk von Luca Fancelli aus dem Jahr 1472, nach einem Entwurf von Andrea Mantegna[7].
Literatur
- Alberto Garlandini: I castelli della Lombardia. Electa, Mailand 1991.
- Giovanni Paccagnini: Il Palazzo Ducale di Mantova. Rai Eri, Mailand 1969.
- Maria Rosa Palvarini, Carlo Perogalli: Castelli dei Gonzaga. Rusconi Editore, Mailand 1983.
- Carlo Perogalli, Enzo Pifferi, Angelo Contino: Castelli in Lombardia. Editrice E.P.I., Como 1982.
Weblinks
- Mantova ducale auf mantovaducale.beniculturali.it (italienisch)
- Castello di San Giorgio di Mantova auf icastelli.it
- Camera degli Sposi auf cameradeglisposi.it
- Il castello di San Giorgio come carcere auf fermi.mn.it
- Mappa della città fortezza di Mantova auf maps.google.it
Einzelnachweise
- ↑ Il Castello di San Giorgio. In: mantovaducale.beniculturali.it. Abgerufen am 6. April 2023 (italienisch).
- ↑ Claudia Bonora Previdi: Castel San Giorgio. In: mantovafortezza.it. Abgerufen am 6. April 2023 (italienisch).
- ↑ Muriella Montanari: Bartolino da Novara. In: Vita e Pensiero – Pubblicazioni dell’Università Cattolica del Sacro Cuore, Nuova serie, Nr. 92/93 (1–2), Mailand 1990, S. 23 (Digitlisat).
- ↑ a b c d Carlo Perogalli, Enzo Pifferi, Angelo Contino: Castelli in Lombardia. Editrice E.P.I., Como 1982.
- ↑ La Palazzina della Paleologa
- ↑ La corte vecchiaMantua ducale, abgerufen am 7. April 2023
- ↑ a b c Giovanni Paccagnini: Il Palazzo Ducale di Mantova. Rai Eri, Mailand 1969, S. 59.