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Ludwig II. (Bayern)

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Ludwig Friedrich Wilhelm von Wittelsbach (* 25. August 1845, † 13. Juni 1886) bzw. Ludwig II. von Bayern war König von Bayern (10. März 1864 - 13. Juni 1886).

Ludwig II. war der älteste Sohn von Kronprinz Maximilian II. (Bayern) und Kronprinzessin Marie. Heute verbindet sich mit ihm der Beiname Märchenkönig, der auf die märchenhaften Schlösser Herrenchiemsee, Linderhof und vor allem Neuschwanstein zurückgeht, die er hinterließ.

Biographie

Nachdem sein Großvater, König Ludwig I. von Bayern 1848 abdankte, wurde sein Vater Maximilian König und Ludwig zum Kronprinzen. 1861 erlebte Ludwig zum ersten Mal Richard Wagners Opern "Tannhäuser" und "Lohengrin". Daraus entstand vermutlich seine besondere Vorliebe für Wagners Opern und die darin verarbeitete Sagen- und Märchenwelt. Ludwigs Vater Maximilian stirbt 1864, Ludwig wird als Ludwig II. zum König von Bayern proklamiert. Er finanziert Richard Wagners Oper Ring des Nibelungen, die dieser in drei Jahren fertigstellen soll.

1866 tritt Bayern an der Seite des Deutschen Bundes in den Krieg zwischen Österreich und Preußen ein. Ludwig überlässt das Kriegführen seinen Ministern. Im Friedensvertrag muss Bayern seine Truppen dem preußischen Oberbefehl unterstellen und 30 Millionen Gulden Kriegsentschädigung an Preußen zahlen. Ludwig: "Gottlob, daß Friede ist; glücklicherweise sind die Bedingungen besser als zu erwarten stand." Er unternimmt seine einzige Bereisung des Landes; danach widmet er sich vor allem seinen romantischen Ideen und zieht sich auf seine Schlösser zurück, von wo er aber auch die Regierungsgeschäfte fortführt. Eine seiner letzten Amtshandlungen, z.B. die Einrichtung eines neuen Bezirksamtes in Ludwigshafen (Urkunde vom 3.6.1886, von ihm in Hohenschwangau unterzeichnet), beweist wie viele tausende anderer Dokumente seine volle geistige Zurechnungsfähigkeit.

1868 entwirft König Ludwig in einem Brief an Richard Wagner seine Vorstellungen für eine neue Burg Hohenschwangau, das heutige Neuschwanstein. Der Grundstein wird 1869 gelegt. Ein Jahr später beteiligt sich Bayern am Krieg Preußens gegen Frankreich; Ludwig akzeptiert spät die Kaiserkrönung des preußischen Königs. Die Preußen sichern ihm im Gegenzug Geldzahlungen zu, die aus dem Welfenfonds geleistet werden. 1873 wird die Herreninsel im Chiemsee gekauft, wo das Schloss Herrenchiemsee nach Ludwigs Vorstellungen als neues Versaille entsteht. 1884 wird der Palas im Schloss Neuschwanstein fertiggestellt, das Ludwig zum bevorzugten Wohnsitz erwählen wollte. Die Bauprojekte Ludwigs - die von ihm selbst finanziert wurden - verursachten schwere Defizite der Finanzen in seiner Privatschatulle. 1886 verweigert das Kabinett König Ludwig die Bürgschaft für einen Kredit in Höhe von 6 Millionen, trotz eines Überschusses der bayerischen Staatskasse von 160 Millionen Mark. Bei diesem relevanten Vorgang sollte man stets die plötzlichen Aktivitäten bayerischer Minister in der preußischen Gesandtschaft im Mai und Anfang Juni beachten. Ludwig II. wird auf Betreiben der Regierung von Professor Bernhard von Gudden und weiteren Ärzten für "seelengestört" und "unheilbar" erklärt, ohne ihn jemals getroffen zu haben. Am 9. Juni wird er entmündigt. Sein Onkel Luitpold wird als Prinzregent Staatsoberhaupt. König Ludwig stirbt mit Prof.Gudden am 13. Juni abends im seichten Uferwasser des Starnberger Sees - obwohl er ein vortrefflicher Schwimmer war. "König Ludwig fand ich 23.30 Uhr tot im Starnberger See. Schloß Berg am 13.Juni 1886" (Notiz des Schlossverwalters Bernhard Huber im Stadtmuseum Schwabach). Die Schlösser werden vom bayerischen Staat zur öffentlichen Besichtigung freigegeben.

Historische Bedeutung

Während seiner Regierungszeit zeigte er kaum politische Initiative. Dagegen hatte er durch seine Förderung von Richard Wagner und die Errichtung des Festspielhauses in Bayreuth einen deutlichen Einfluss auf die Musikgeschichte. Seine besondere Bedeutung, die bis heute nachwirkt, liegt jedoch in den Königsschlössern, die er privat erbauen ließ. Brachten sie zunächst der bayerischen Staatskasse keinen Nutzen, so wurden sie nach seinem Tod ein wichtiger Faktor des Tourismus und der Wirtschaftsförderung. Nicht zu unterschätzen ist seine Bedeutung für die besondere bayerische Identität. So sehr ab 1885 aufeinmal Probleme mit der damaligen Regierung aufkamen, so sehr liebte ihn bereits damals das breite Volk. Ludwig war der Kini schlechthin. Schon seine Entmündigung galt vielen Bayern als Komplott des Hofes. Bald nach seinem Tod verbreitete sich die Auffassung, Ludwig sei keinen natürlichen Todes gestorben. Zahlreiche Lieder ranken sich um sein Leben und seinen Tod. Ludwig, der Märchenkönig, wurde zum bayerischen Inbegriff der guten alten Zeit. Noch heute gibt es zahlreiche aktive Ludwig II. - Vereine in ganz Bayern (einschließlich Franken und Schwaben), die sein Gedenken wach halten und zum Verband der Königstreuen in Bayern zusammengeschlossen sind.