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Geschichte der Zeitung

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Das Wort Zeitung war ursprünglich der Begriff für die beliebige Nachricht, dieser veränderte sich jedoch während des 17. und 18. Jahrhunderts in seiner Bedeutung. Heute versteht man darunter ein periodisch erscheinendes Druckerzeugnis mit aktuellem und universalem Inhalt, das sich an jedermann wendet.

Zeitungsjungen in New York (1908) verkaufen den Morning Telegraph

Definitionen

Definitionskriterium der Zeitung ist dabei weniger ihr Erscheinungsrhythmus als ihr physisches Erscheinungsbild: Zeitungen erscheinen meist in ineinandergelegten und ungebunden bleibenden Bögen auf speziellem, minderwertigem Zeitungspapier.

Die Inhalte werden mit journalistischen Stilmitteln präsentiert und sind vorwiegend unbegrenzt, meldungsaktuell und allgemein gesellschaftlich, jedoch nicht fachlich oder beruflich bestimmt.

Eine Zeitung ist im Gegensatz zur Zeitschrift ein dem Tagesgeschehen verpflichtetes Presseorgan und gliedert sich meist in mehrere inhaltliche Teile wie Politik, Lokales, Wirtschaft, Sport, Feuilleton und Immobilien. Die einzelnen Segmente einer Zeitung heißen Bücher (schweiz. Bünde).

Zeitungen bestehen inhaltlich aus dem so genannten redaktionellen Teil, der durch die Redaktion oder einzelne Autoren verantwortet wird, und dem Anzeigenteil. Anzeigen werden in ihrem Inhalt von demjenigen verantwortet, der die Anzeige „schaltet“, d.h. bei der Anzeigenredaktion aufliefert und für ihr Erscheinen bezahlt. Der Verlag kann bestimmte Anzeigen dagegen auch ablehnen. Ist die Anzeige gedruckt, ist der Verlag für den Inhalt der Anzeige verantwortlich. Deshalb ist eine intensive vorherige Prüfung notwendig. Die Anzeigenpreise richten sich vor allem nach der Auflagenhöhe der jeweiligen Zeitung.

Zeitungen werden von Zeitungslesern und Zeitungsleserinnen genutzt. Die Leser und Leserinnen sind Abonnenten der Zeitung, Einzelkäufer der Zeitung oder Zweitleser, welche das Blatt nicht direkt erstanden haben. Je grösser die Anzahl der Leser und Leserinnen einer Zeitung ist, umso größer ist die Reichweite der Zeitung.

Geschichte der Zeitung

Ursprünge

Mit dem Druckmarkt waren im späten 15. Jahrhundert Einblattdrucke aufgekommen - mit Holzschnitten illustrierte, einseitig bedruckte Zettel (mehr dazu im Aufsatz Flugblatt). „Newe Zeitung von …“ – Neue Nachricht über … – verkündete regulär die Titelzeile, was im Handel mit Zeitungen den Eindruck davon, wofür das Wort stand, auf Dauer verschob: Zeitung, so die Wahrnehmung der Zeitungsleser des 17. und 18. Jahrhunderts, war das mit Nachrichten bedruckte Blatt, das seit dem 17. Jahrhundert in den meisten größeren Städten Westeuropas drei Mal wöchentlich Nachrichten aus aller Welt kolportierte.

Neben den Flugblättern sind ab dem 15. Jahrhundert sog. Flugschriften nachweisbar, die sich bereits stärker um Objektivität und fundierte Nachrichten bemühten (siehe auch hierzu mehr im Kapitel "Flugblatt").

Erste Zeitungen

1. Ausgabe der Aviso vom 15. Januar 1609

Der Begriff Zeitung tauchte als „zidunge“ mit der Bedeutung „Kunde“ oder „Nachricht“ im Raum Köln bereits am Anfang des 14. Jahrhunderts auf. Die Pressegeschichte im weiteren Sinne reicht zurück bis zu den Kaufmannsbriefen, die seit 1380 nachweisbar erschienen. Die erste gedruckte Ausgabe namens Relation aller Fuernemmen und gedenckwuerdigen Historien (häufig in der Forschung auch nur als „Relation“ bezeichnet) erscheint vermutlich Mitte des Jahres 1605 in Straßburg im Elsass. Gegründet wurde sie von Johann Carolus und erschien wahrscheinlich wöchentlich.

Ein indirekter Hinweis dafür ist die auf den Oktober 1605 datierte Eingabe des Herausgebers an den Straßburger Stadtrat, in der er um Schutz vor skrupellosen Kopisten ersucht. Er schreibt, nachdem er jetzt das zwöhlffte Mahl Woche für Woche ein gedrucktes Blatt herausgebracht habe, benötige er Unterstützung bei der Abwehr der Raubdrucker. Rückgerechnet muss die erste Ausgabe also im Juli 1605 erschienen sein. Die älteste erhaltene Ausgabe dieser Zeitung stammt jedoch aus dem Jahre 1609.

Als zweite regelmäßig und in Deutsch erschienene Wochenzeitung gilt der „Aviso, Relation oder Zeitung“, dessen erste Nummer am 15. Januar 1609 in Wolfenbüttel erschien.

Extrablatt zur Wiener Zeitung vom 21. Mai 1799 zum Kampf von österreichischen und französischen Truppen in der Schweiz

Im Jahr 1650 erscheint in Leipzig mit den Einkommenden Zeitungen zum ersten Mal eine Tageszeitung mit sechs Ausgaben pro Woche. Die älteste noch erscheinende Zeitung ist die seit 1645 in Schweden erscheinende Post- och Inrikes Tidningar. Die Tageszeitung blieb eine Ausnahme, ihre interessanteste Funktion gewann sie vor dem 19. Jahrhundert mit der seit 1702 in London erscheinenden Daily Courant, dem Blatt, das die Funktionen des Veranstaltungskalenders der Großstadt übernahm (in kleineren Städten wurden die lokalen Veranstaltungen rascher durch den Ausruf vermeldet).

Zeitungen in den 20er Jahren

Die große Zeit der Zeitungen war vor der Erfindung des Radios, als Verlagsobjekte aus den Berliner Mosse-, Scherl- und Ullstein-Verlagen teilweise viermal am Tag erschienen: Morgenausgabe, Mittagsausgabe, Abendausgabe, Nachtausgabe. Die weltweit schnellsten Zeitungs-Rotationspressen standen damals an der Spree.

Die reiche Zeitungskultur der Zwanziger Jahre wurde neben den Neuen Medien Radio und Fernsehen in Deutschland auch durch Konzentrationsprozesse (Hugenberg-Konzern) und so genannte Arisierungen (Amann-Verlag) während der Zeit des Nationalsozialismus ab- und aufgelöst.

Konzentrationsprozesse und Zusammenschlüsse der Presse halten aus meist wirtschaftlichen Gründen bis heute an (Mantelzeitungen).

Zeitungen in den Neuen Medien

Seit Mitte der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts ergänzen viele Zeitungsverlage ihre gedruckten Ausgaben durch Internet-Präsenzen. Vorreiter dieser Entwicklung in Deutschland war die Schweriner Volkszeitung, deren Webauftritt bereits am 5. Mai 1995 online ging. Sie war damit die erste deutsche Tageszeitung im Internet. Außerdem werden die Neuen Medien von den etablierten Zeitungsverlagen mehr oder weniger geschickt zur Cross Promotion genutzt. Die Zeitungen verlieren kontinuierlich an Auflage. Die Leser wandern immer mehr ins Internet ab. [1][2]

Heutige Einteilung

teilweise beinhalten die beiden letzteren Regional-, Lokal-, und/oder Stadtteilteile.

  • Vertriebsart
    • Abonnementzeitung (durch Zusteller oder per Post)
    • Boulevardzeitung (Straßenverkauf)
    • Anzeigenblatt (wird kostenlos an alle Haushalte verteilt)
    • Offertenblatt (wird über den Pressevertrieb vertrieben)
    • Mitgliederzeitung (wird kostenlos oder gegen Kosten an Verbands-, Vereins- bzw. Parteimitglieder verteilt)
    • Firmenzeitung (Herausgeber ist meist die PR-Abteilung des Unternehmens oder eine separate Abteilung für die unternehmensinterne Kommunikation)
    • Betriebszeitung (DDR)
    • Kiosk
    • Pressevertrieb (Presse-Großhandel)
    • Zeitungsantiquariat (Lieferung alter Zeitungen für Museen, Archive, als Filmrequisiten oder als Geschenke)
    • Pendlerzeitung (kostenlose, durch Werbung finanzierte, Zeitungen die an Bahnhöfen, Tram- oder Bussstationen verteilt werden)
    • Straßenzeitung Zeitungsprojekte die meist von obdachlosen Menschen im Straßenverkauf vertrieben (manchmal auch geschrieben) werden
    • Elektronische Zeitung (elektronische Version einer Zeitung)

Ausstellungen zum Jubiläumsjahr

Die Zeitungsleserin von Adolph von Menzel

Siehe auch

Wikiquote: Zeitung – Zitate

Literatur

  • Elfenbein, Stefan W.: The New York Times. Macht und Mythos eines Mediums, Frankfurt a.M.: Fischer TB 1996, ISBN 3596132193
  • Faulstich, Werner: Grundwissen Medien. 2004
  • Faulstich, Werner: Medien zwischen Herrschaft und Revolte. Die Medienkultur der frühen Neuzeit. (1400-1700), Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1998
  • Fischer, Heinz-Dietrich: Die grossen Zeitungen - Porträts der Weltpresse. Dtv, 1966
  • Groth, Otto: Die unerkannte Kulturmacht. Grundlegung der Zeitungswissenschaft. 7 Bände, Berlin 1960-72.
  • Hartwig, Stefan: Deutschsprachige Medien im Ausland - fremdsprachige Medien in Deutschland. 2003. (ISBN 3825854191)
  • Heinrich, Jürgen: Medienökonomie, Bd.1, Mediensystem, Zeitung, Zeitschrift, Anzeigenblatt. 2001 (ISBN 3531326368)
  • Kutsch, Arnulf & Weber, Johannes: 350 Jahre Tageszeitung, Forschungen und Dokumente. Bremen 2002. Paperback, 220 Seiten. ISBN 3-934686-06-0
  • Schröder, Thomas: Die ersten Zeitungen. Textgestaltung und Nachrichtenauswahl. Tübingen: Gunter Narr 1995.
  • Schuster, Hans & Sillner, Leo: Die Zeitung. Wie sie uns informiert, wie sie sich informiert, mit einem Lexikon für ihren Leser. München, Günter Olzog Verlag, 1968
  • Weber, Johannes: Straßburg 1605. Die Geburt der Zeitung. In: Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 7/2005, S. 3–26.
  • Weber, Johannes: Strassburg, 1605. The Origins of the Newspaper in Europe. In: German History 24/2006, S. 387–412.
  • Wilke, Jürgen: Die Zeitung, in: Ernst Fischer/Wilhelm Haefs/York-Gothart Mix (Hg.): Von Almanach bis Zeitung. Ein Handbuch der Medien in Deutschland 1700-1800, München: C.H. Beck 1999, ISBN 3406454763, S. 388–402.
Wiktionary: Zeitung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Quellen

  1. heise.de: Zeitungen verlieren weiter an Auflage
  2. spiegel.de: US-Zeitungen verlieren dramatisch an Auflage