Borkenkäfer
Borkenkäfer | ||||||
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Vorlage:Taxonomy | ||||||
Vorlage:Ordo: || Käfer (Coleoptera)
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Wissenschaftlicher Name | ||||||
Scolytidae | ||||||
Latreille, 1807 |
Die Borkenkäfer (Scolytidae) bezeichnet eine den Rüsselkäfern (Curculionidae) nah verwandte Familie. In Europa gibt es etwa 154, weltweit 4.000 bis 5.000 Arten. Als Wirtspflanzen dienen den Käfern überwiegend holzartige Gewächse. Nur wenige Arten sind an krautigen Pflanzen zu finden. Als Primärkonsument beziehungsweise Destruent spielen sie eine wichtige Rolle im Stoffkreislauf des Ökosystems Wald. Der allgemeinen Öffentlichkeit bekannt sind die Borkenkäfer jedoch in erster Linie durch die starken Schäden, die einige Arten von ihnen nach Massenvermehrungen in Wäldern anrichten können.
Biologie
Zur Eiablage bohren sich die Käfer in die Rinde oder in das Holz. Hierbei entstehen charakteristische Brutbilder oder Brutsysteme.
Die Borkenkäfer lassen sich nach Rindenbrütern und Holzbrütern unterscheiden.
Die Larven der Rindenbrüter ernähren sich von den saftführenden Schichten des Baumes in der Rinde (Bastgewebe). Da diese Schicht die Lebensader des Baumes darstellt, führt der Befall meist zum Absterben desselben.
Wichtige Rindenbrüter und ihre bevorzugte Baumarten:
- Buchdrucker (Ips typographus) (Fichte)
- Kupferstecher (Pityogenes chalcographus) (Fichte)
- Waldgärtner (Kiefer)
- Eichenbastkäfer (Eiche)
- Buchenborkenkäfer (Buche)
Die Larven der Holzbrüter leben im Holzkörper und ernähren sich von Pilzrasen (Ambrosia), die das Muttertier anlegt.
Wichtige Holzbrüter und bevorzugte Baumarten:
- Gestreifter Nutzholzborkenkäfer (an liegendem Nadelholz)
Im Allgemeinen sind Bäume auf ihnen zusagenden Standorten gesund und in der Lage sich - (Fichten) durch Harz - besser gegen Borkenkäfer zu wehren. Im Ökosystem Wald bringen einzelne Borkenkäferarten geschwächte Bäume zum Absterben und schaffen so Platz für Neubesiedelungsversuche von Bäumen, die dem Standort besser angepasst sein können. Neben den natürlichen Fichtenwäldern höherer Gebirgslagen hat der Mensch mit ausgedehnten Fichtenreinbeständen optimale Borkenkäferbiotope geschaffen. Hier können sich bei klimatischen Extremen (lange Hitze- oder Trockenperioden, Winter mit viel Schneebruchholz) Buchdrucker und Kupferstecher explosionsartig vermehren (Jahre mit Massenvermehrung sind beispielsweise: 1994/95, 1999, 2003/2004).
Die meisten Borkenkäferarten sind jedoch nicht in der Lage, lebende Bäume zum Absterben zu bringen. Sie spielen als Destruenten jedoch eine wichtige Rolle im Ökosystem Wald.
Probleme





Die Probleme des Borkenkäferbefalls bestehen vor allem:
- bei einer wirtschaftlichen Nutzung des Waldes durch den Menschen. Bei großflächigen Borkenkäferbefall fallen die Holzpreise auf dem Holzmarkt dramatisch. Für Waldbesitzer entsteht großer finanzieller Schaden.
- der Befall von rindenbrütenden Borkenkäfern (wenn es dabei bleibt) führt an sich zu keiner technischen Beeinflussung des Holzes. Aber selbst für Bauholz wird heute die durch den Befall erfolgende Verfärbung im Aussenbereich nicht mehr akzeptiert. Dies hat aufgrund des höheren Verschnitts der Säger einen Wertverlust von mindestens 30 % unter dem Niveau des (in den letzten Jahren bereits um 20 % gefallenen) Holzpreises für "gesundes" Holz zur Folge. Im Herbst 2003 wurden in einzelnen Regionen sogar nur mit 75 % Abschlag versehene Preise geboten. In diesen Fällen liegen die reinen Holzerntekosten höher. Für ein auf dem Weltmarkt frei gehandeltes Produkt mit Produktionszeiträumen von einigen Jahrzehnten - bei immer wiederkehrender Pflegebedarf und jährlicher Abgabenlast.
- im Befall von Randbäumen. Diese schützen den Wald vor Wind und Sturm. Solche Freiflächen machen den Waldbestand schutzloser. In Folge müssen noch mehr Bäume geschlagen werden.
- in einem Anstieg der Unfälle bei der Waldarbeit. Vor allem ältere und ungeübte Waldbesitzer sind oft von Waldunfällen betroffen.
- der Waldbesitzer ist gesetzlich verpflichtet zum Schutz der angrenzenden Waldnachbarn Maßnahmen gegen den Borkenkäfer zu ergreifen.
Maßnahmen zur Vermeidung weiterer Ausbreitung der schädlichen Arten
- Vorzugsweise nach Windbruch oder für Borkenkäfer günstige Witterung müssen die Bäume auf Bohrmehl einzeln untersucht werden. Im Gegensatz zum Buchdrucker ist dies beim Kupferstecher leider nur schlecht möglich.
- Stehend befallene Bäume sollten unverzüglich eingeschlagen und abtransportiert werden (um einen Übersprung des Befalls von Krone zu Krone zu vermeiden). Um weiteren Abstand zum Waldbestand zu schaffen können die gefällten Bäume auch auf Freiflächen geschleppt werden. Der Abstand zum Wald sollte mindestens 500 Meter betragen.
- Bereits eingeschlagenes Holz sollte entrindet werden. Ist dies nicht möglich, muss es abtransportiert werden. Wipfelstücke und Äste sollten zu Brennholz verarbeitet werden. Sie können bei regnerischer Witterung oder im Winter auch verbrannt werden (unbedingt auf Waldbrandgefahr achten!).
- Es muss der noch nicht ausgeflogenen Käferschwarm, der aus tausenden Exemplaren bestehen kann (50.000 bis 100.000 Männchen und Weibchen an einer mittelgroßen Fichte sind durchaus nicht unrealistisch) bekämpft werden:
- Larven und gerade geschlüpfte Jungkäfer können durch Entrindung getötet werden.
- älteren Käfern kann man nur durch Rindenverbrennung (nach Entrindung des Holzes und Auffang der Rinde und abfallender Käfer auf Planen, in heißen Sommermonaten meist nicht möglich oder verboten - auf jeden Fall sehr arbeitsaufwenig und damit sehr teuer)
- oder dem Einsatz von Gift begegnen (die Wirtschaftlichkeit liegt auch dabei nur im Eindämmen der weiteren Ausbreitung; unbedingt auf die notwendige PSA achten!).
- Danach ist der Baum als Fangbaum zu nutzen, der nach Abschluss der Besiedelung unschädlich zu machen ist.

- Lockstofffallen dürfen – im Gegensatz zu früheren Empfehlungen – auf keinen Fall zur Bestandskontrolle eingesetzt werden, da sie neben der Fangwirkung eine Konzentration der Käfer in der Umgebung zur Folge haben. Sie sind nur bei konkretem Befall im Rahmen der Unterstützung anderer Maßnahmen zu verwenden.
- bei großflächigem Befall ist der Einsatz eines Harvesters meist sinnvoll
Zwischen den Borkenkäfern und den Buntspechten, die in einem Eichenwald leben, besteht eine Wechselbeziehung. Denn je mehr Borkenkäfer es gibt, desto mehr Buntspechte gibt es und je mehr Buntspechte es gibt, desto weniger Borkenkäfer gibt es. Je weniger Borkenkäfer es gibt, desto weniger Buntspechte gibt es und je weniger Buntspechte es gibt, desto mehr Borkenkäfer gibt es. Also wirken Borkenkäfer und Buntspechte regulierend aufeinander. Keiner der natürlichen Feinde des Borkenkäfers (siehe auch Buchdrucker, Kupferstecher) kann bei einer Massenvermehrung die Population wesentlich verringern.
Arten (Auswahl)
- Dattel-Borkenkäfer (Coccotrypes dactyliperda)
- Gekörnter Fichtenborkenkäfer (Cryphalus abietis)
- Kleiner Lärchenborkenkäfer oder Kleiner gekörnter Lärchenborkenkäfer (Cryphalus intermedius)
- Kleiner Tannenborkenkäfer (Cryphalus piceae)
- Bergwaldborkenkäfer (Cryphalus saltuarius)
- Kleiner Kiefernborkenkäfer (Crypturgus cinereus)
- Rauer Zwergborkenkäferoder Kleiner borstiger Nadelholzborkenkäfer (Crypturgus hispidulus)
- Winziger Fichtenborkenkäfer (Crypturgus pusillus)
- Zottiger Fichtenborkenkäfer (Dryocoetes autographus)
- Skandinavischer Walzenborkenkäfer (Dryocoetes hectographus)
- Zottiger Eichenborkenkäfer (Dryocoetes villosus)
- Französischer Erlenborkenkäfer oder Erlenborkenkäfer (Dryocoetes alni)
- Kaukasischer Linden-Borkenkäferoder Kleiner Linden-Borkenkäfer (Ernoporicus caucasicus)
- Kleiner Laubholz-Borkenkäfer oder Kleiner Buchenborkenkäfer (Ernoporicus fagi)
- Linden-Borkenkäfer oder Gewöhnlicher Linden-Borkenkäfer (Ernoporus tiliae)
- Großer Lärchenborkenkäfer oder Achtzähniger Lärchenborkenkäfer (Ips cembrae)
- Nordischer Fichten-Borkenkäfer (Ips duplicatus)
- Schwarzkiefernborkenkäfer (Ips mannsfeldi)
- Zwölfzähniger Kiefernborkenkäfer oder Großer zwölfzähniger Kiefernborkenkäfer (Ips sexdentatus)
Literatur
- Alfred Wulf, Rolf Kehr: Borkenkäfer-Gefahren nach Sturmschäden. 1991, ISBN 3-82632550-8
- Gustav Wellenstein (Hrsg.) et al.: Die große Borkenkäferkalamität in Südwestdeutschland 1944-1951. Berichte und Studien zur Lebensweise, Epidemiologie und Bekämpfung der rindenbrütenden Käfer an Fichte und Tanne. Forstschutzstelle Südwest, Ringingen 1954
- Fritz Schwerdtfeger: Waldkrankheiten. Paul Parey, Hamburg und Berlin 1981, ISBN 3-490-09116-7. 486 pp. - teuer, der Maßnahmenkatalog ist völlig veraltet, ansonsten aber ein Klassiker
- Fritz Schwerdtfeger: Pathogenese der Borkenkäfer-Epidemie 1946 - 1950 in Nordwestdeutschland. Schriftenreihe der Forstlichen Fakultät der Universität Göttingen und Mitteilungen der Niedersächsischen Forstlichen Versuchsanstalt (Band 13/14). Sauerländer, Frankfurt am Main 1955
- Sabine Grüne: Handbuch zur Bestimmung der europäischen Borkenkäfer. Verlag M. & H. Schaper, Hannover 1979, ISBN 3-7944-0103-4