Besitztumseffekt
Der Besitztumseffekt (Endowment-Effekt) besagt, dass der wahrgenommene Wert eines Gutes höher ist, wenn man es besitzt.
1980 gab Richard Thaler (*1945) diesem Effekt seinen Namen. In Verhandlungssituationen kann dadurch die Bereitschaft zu zahlen (willingness to pay) geringer sein als der objektive Wert des Gutes ist. Andererseits gilt es ebenso, die Bereitschaft zu verkaufen (willingness to accept) ist geringer und es wird ein höherer Preis gefordert als das Gut objektiv Wert hat.
Anwendungsgebiete
Für die ökonomische Praxis bieten sich unterschiedliche Ansatzfelder.
Sehr bekannt ist ein Experiment mit Tassen, welches 1991 von Daniel Kahneman durchgeführt wurde. Dabei bildete er zwei Gruppen. Der ersten Gruppe (den Verkäufern) gab er Tassen und fragte sie, welchen Preis zwischen 9,25 $ und 0,25 $ sie fordern würden, um die Tasse zu verkaufen. Die Teilnehmer der zweiten Gruppe wurden gefragt, welchen Preis sie zahlen würden, um die Tasse zu erhalten. Der Preis der „Verkaufsgruppe“ lag im Mittel bei 7,12 $, während der Preis der „Kaufgruppe“ gerade mal bei 2,87 $ lag. Vorgestellt wurde dieses Experiment 1991 im „Journal of Economic Perspectives“.
Nach dem Besitztumseffekt ist (unter Konstanz aller anderen Faktoren) die Bereitschaft zur Steuerhinterziehung höher, wenn Steuer nachgezahlt werden muss. Sie ist geringer, wenn der Steuerpflichtige eine Vorauszahlung geleistet hat und daher eine Rückzahlung erwarten kann.
Provokativ kann man auch fragen: „Hast du deine Freundin, weil du sie liebst oder liebst du sie, weil du sie hast?“ (nach Dr. Ivo Bischoff). Für Beziehungen ist der Besitztumseffekt vermutlich von großer Bedeutung, da sonst längerlebige Beziehungen schwer, wenn nicht gar unmöglich würden.