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Poljus

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Schnittbild des Poljus-Satelliten mit der schützenden Nutzlastverkleidung

Poljus oder auch Skif-DM (russisch Полюс für Pol bzw. Скиф-ДМ, DM steht für Демонстрационный Макетный; GRAU-Index 17F19DM) ist ein Technologieprototyp für Systeme der Raketenabwehr im Weltall, der am 15. Mai 1987 mit der schweren Energija-Rakete ins All gebracht werden sollte. Bislang ist wenig über Poljus bekannt geworden, da die russische Regierung die Einzelheiten dieses Projekts weiterhin geheim hält.

Technik

Poljus war 36,9 m lang und 77 t schwer, hatte einen maximalen Durchmesser von 4,1 m und bestand aus zwei Blöcken: der Station selbst und dem FGB-Block (FGB - Abkürzung für russisch функционально-грузовой блок, englisch Functional Cargo Block) eines TKS-Raumschiffes, der über Triebwerke und Navigationssysteme verfügte. Ein ähnlicher FGB-Block wird als Sarja-Modul auch bei der Internationalen Raumstation verwendet.

Die Nutzlast bestand aus verschiedenen Systemen, die bei operationellen Raketenabwehrsystemen Verwendung finden könnten, so z.B. ein System, mit dem Subsatelliten rückstoßfrei abgesetzt werden können. Bei dem Prototypen sollten lediglich Zielobjekte im Orbit ausgestoßen werden und das Laser-Zielerfassungssystem darauf getestet werden.

Oft wird die Meinung geäußert, dass Poljus über nukleare Raketen und/oder Minen und sonstige Bewaffnung verfügt haben sollte. Die Richtigkeit dieser Informationen wurde jedoch nie bestätigt und ist daher eher fraglich.

Start

Energija mit Poljus

Da Poljus für eine konventionelle Trägerrakete zu schwer war, sollte er bei dem Erststart der zu der Zeit stärksten Rakete Energija mitfliegen. Da die Energija über keine Nutzlastverkleidung verfügte, wurde Poljus seitlich wie eine Raumfähre an die Rakete angebracht. Poljus war bis auf die große Aufschrift „Полюс“ (Poljus) komplett mit schwarzer Farbe bedeckt, da dies sein Temperaturregime verlangte. Außerdem stand auf der Vorderseite von Poljus eine Schrift „Мир-2“ (Mir-2). Dies diente wahrscheinlich Tarnzwecken, um die tatsächliche Natur der Nutzlast zu verdecken. Wegen technischer Besonderheiten musste Poljus mit den Triebwerken nach oben an der Rakete befestigt werden, so dass er sich nach dem Abtrennen von seiner Trägerrakete erst um 180 Grad drehen sollte, bevor er seine Triebwerke zum Erreichen der Umlaufbahn starten konnte. Durch einen Fehler stoppte die Drehung jedoch nicht wie geplant und Poljus drehte sich daraufhin weiter, so dass nach der Zündung der Triebwerke keine Orbitalgeschwindigkeit erreicht werden konnte und Poljus anschließend im Pazifik versank. Die damals von der sowjetischen Regierung veröffentlichten Fotos der Energija zeigten sie nur aus der Perspektive, aus der man die geheimnissvolle Nutzlast nicht sehen konnte. Erst in den 1990ern sind erste Fotos und Informationen über Poljus aufgetaucht, doch sind auch sie bisher bei weitem nicht vollständig.