Neufrankreich
Neufrankreich (franz. La Nouvelle-France) bezeichnete ursprünglich allgemein das in Nordamerika durch Frankreich zwischen 1534 und 1763 In Besitz genommene und teilweise kolonialisierte Territorium. 1608 wurde der Name Neufrankreich auch zur offiziell gewählten Bezeichnung der nun zu einer Französische Kolonie zusammen gefassten französischen Gebiete. Die Kernlande umfassten neben dem Gebiet um den St. Lorenz-Strom auch das Mississippi-Tal (Louisiana) und Akadien . Auf dem Höhepunkt seiner Ausdehnung im Jahre 1712 und bevor dem Vertrag von Utrecht erstreckte sich das Territorum Neufrankreichs von Neufundland zu den Grossen Seen und von der Hudson Bay bis zum Golf von Mexiko . Das Gesamtgebiet gliederte sich verwaltungstechnisch in die fünf Kolonien Canada, Akadien, Hudson Bay, Neufundland und Louisiana . Mit dem Pariser Frieden von 1763 verlor Frankreich seine nordamerikanischen Gebiete an den kolonialen Rivalen Grossbritannien.

1534-1604: Französische Landnahme und erste Besiedelungsversuche
siehe auch: Französische Kolonialherrschaft in Kanada
Bereits um 1534 entdeckte Jacques Cartier auf der Suche nach einer Nord-West-Passage nach China das Gebiet um den Sankt-Lorenz-Strom und beanspruchte es für Frankreich . Die französische Krone war allerdings zu Beginn nicht an einer dauerhaften Kolonialisierung des neuen Besitztums interessiert. Cartier selbst unternahm den Versuch, eine erste Siedlung am Sankt-Lorenz-Strom zu errichten. Auf Grund der der schweren Verluste unter den französischen Siedlern während des harten Winters scheiterte der erste Versuch einer Besiedlung. In der Folgezeit waren es vor allem französische Fischer, die zu den reichen Fischgründen an der Atlantikküste und in den Sankt-Lorenz-Strom segelten. Hierbei kam es zu ersten Kontakten mit den indianischen Ureinwohnern - ein Umstand, der für die später erfolgende Landnahme eine grosse Rolle spielte. Nach der nahezu vollständigen Ausrottung des europäischen Bibers entdeckten französische Fellhändler den Reichtum der Region an Pelztieren. Die zunehmende wirtschaftliche Bedeutung des Territoriums sowie die Absicherung der Besitztümer gegenüber den zunehmenden Ansprüchen anderer europäischer Mächte bewog die französische Krone schliesslich umzudenken und einer aktiven Kolonialisierungspolitik nicht mehr entgegen zu stehen.
Bereits um 1580 bestanden regelmässige Handelsbeziehungen zwischen französischen Handelgesellschaften, die Schiffe in die als Canada und [[Akadien] bezeichneten Gebiete schickten und dort nomadisch lebenden Stämmen der Huronen und Irokesen .
Frühe Versuche permanenter französischer Besiedlung im Gebiet Akadiens schlugen allesamt fehl. 1598 scheiterte die Einrichtung eines Handelspostens auf Sable Islands. 1600 endete der Plan, eine Handelsstation bei Tadoussac zu etablieren, ebenso im Desaster. Nur fünf Siedler überlebten den Winter.
1608: Beginn einer aktiver Kolonialisierungspolitik und Gründung von Quebec
Im Jahre 1608 begann mit der Unterstützung des französischen Königs Henry IV die Phase der aktiv betriebenen Kolonialisierung Neufrankreichs. Henry IV beauftragte den Abenteurer, Händler und Forschungsreisenden Samuel Champlain vorrangig eine Nord-West-Passage nach Asien durch die Festlandsmasse Amerikas zu finden. Zwischen 1603 und 1633 stach Champlain insgesamt zwölf mal in See und ergründete die nordamerikanische Atlantikküste und das dortige Festland. Zwar blieb die Suche nach einem direkten Seeweg nach Asien erfolglos; die stetig wachsende wirtschaftliche Bedeutung des nordamerikanischen Gebiets veranlasste den einflussreichen französischen Kardinal Richilieu seinen Monarchen Henry IV zur aktiven Besiedlung der beanspruchten Gebiete Neufrankreichs zu drängen. Authorisiert durch die französische Krone und zusammen mit sechs Siedlerfamilienvon insgesamt 28 Personen legte Samuel de Champlain 1608 den Grundstein für Québec , die heutige Hauptstadt der frankophonen gleichnamigen kanadischen Provinz Quebec . Schon 1604 hatte Champlain erfolglos versucht, eine dauerhafte Siedlung auf der Ile-Saint Croix on Baie Francois (Bay of Fundy) zu etablieren. Dieser erneute Besiedlungsversuch, der nicht im Gebiet Akadiens (dem heutigen Nova Scottia), sondern am Eingang des Sankt-Lorenz-Stroms stattfand, erwies sich als die erste erfolgreiche. Quebec wurde zur Hauptstadt der nun offiziell als französische Kolonie Neufrankreich bezeichneten üeberseeischen Besitzungen erklärt. Champlain wurde zum ersten Gouverneur Quebecs ernannt.
Angesichts der schwierigen klimatischen Bedingungen des nordamerikanischen Winters und zahlreicher Epedemien erwies sich der Aufbau der Siedlung Quebec anfangs als mühsam. Die Siedler erreichten in der Regel nur ein geringes Lebensalter. 1630 hatte sich ihre Zahl 100 erhöht. Zehn Jahre später waren 359 Bewohner Quebecs verzeichnet.
Die Franzosen begingen in dieser Zeit einen diplomatischen Fehler, der sich später mehrmals rächen sollt. Sie unterstützten die relativ schwachen Huronen gegen den stärksten Stamm der Region, die Irokesen, die dadurch zu erbitterten Feinden wurden.
Konflikte mit den Irokesen

Durch das oben bereits genannte Bündnis mit den Huronen, wurden die Franzosen in den Krieg mit den, von den Holländern mit Waffen versorgten, Irokesen, der 1630 ausbrach, hineingezogen. Um 1660 gelang es dem Gouverneur Louis de Buade, comte de Frontenac die Lage kurzfristig zu beruhigen.
In dieser kurzen Friedenszeit konnten der bei den Irokesen aufgewachsene Pierre-Esprit Radisson und sein Schwager Médard des Groseilliers bis zum Mississippi vordringen. Sie ermöglichten Frankreich damit die Erschließung von Handelswegen außerhalb der Reichweite der Irokesen. Nach einem Zerwürfniss mit dem neuen französischen Gouverneur traten sie in englische Dienste und gründeten die Hudson's Bay Company.
Nach der Abberufung Frontenacs kam es zu einem erneuten Angriff der Irokesen: Dem sogenannten Irokesensturm. Frontenac wurde zur Rückkehr bewogen und konnte mit mehr als 1000 Soldaten die Irokesen zurückschlagen. Er führte die schon von Champlain begonnene Politik der friedlichen Koexistenz mit den meisten anderen Indianerstämmen der Umgebung der großen Seen fort. Dazu muss man allerdings sagen, dass in Neufrankreich nie mehr als 50.000 Siedler lebten. Im Gegensatz dazu in den britischen Kolonien mehr als 1,2 Millionen.
Weitere Entdeckungen
Nach dem Ende der Irokesenkriege wurde die Kolonisation besonders durch die Jesuiten vorangetrieben. Sie gründeten mehrere Missionsstationen and den Großen Seen, wie zum Beispiel Sault Ste. Marie. Die beiden Jesuitenpater Jacques Marquette und Louis Joliet befuhren bereits den Mississippi bis zur Mündung des Arkansas.
Um die Kontrolle über die neu entdeckte Wasserstraße zu sichern und den Einfluss der Jesuiten zurückzudrängen, beauftragte Ludwig XIV. den Abenteurer Robert de La Salle mit der Aufstellung einer Expedition in die Mündeng des Flusses. Nach mehreren Rückschlägen begann er 1682 mit einer großen Expedition, in deren Folge er tatsächlich bis zur Mündung vordrang und das gesamte Mississippigebiet für Frankreich in Besitz nahm. 17 Jahre später gründete Pierre d'Iberville La Nouvelle-Orléans (das spätere New Orleans).
Das Ende der französischen Herrschaft
Im 18. Jh. wurde der Gegensatz zu England immer stärker und es kam zu mehreren Kriegen, den Franzosen- und Indianerkriegen infolge deren die Franzosen Akadien abgeben mussten. Nachdem die Engländer im 7-jährigen Krieg, mit Unterstützung der Irokesen im Kampf gegen die Franzosen und den meisten anderen Indianerstämme der Region, 1759 Québec und 1760 Montréal, die 2. wichtigste Stadt, erobern konnten, erhielt England 1763 die Kolonie durch den Pariser Frieden.