Klimaschutz
Klimaschutz ist der Sammelbegriff für Maßnahmen, die der globalen Erwärmung entgegen wirken und ihre Folgen abmildern oder verhindern sollen. Weil der Klimawandel bereits nicht mehr völig zu stoppen, sondern nur noch zu mildern (engl. mitigation) und zu begrenzen ist, sind parallel Maßnahmen zur Anpassung (engl. adaptation) an den unvermeidlichen Klimawandel nötig, z. B. Deichbau und Katastrophenvorsorge. Hauptansätze des Klimaschutzes sind heutzutage die Verringerung des von Menschen verursachten Ausstoßes von Treibhausgasen und die Erhaltung und Unterstützung der Bestandteile der Natur, die das mengenmäßig bedeutsamste Treibhausgas Kohlendioxid aufnehmen (so genannte CO2-Senken). Dies sind vor allem große Waldareale, namentlich tropische und boreale Regenwälder.
Politik
Hauptartikel: Klimaschutzpolitik
Die Klimazukunft hängt vor allem vom politischen Willen zur Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen ab. Inzwischen haben die meisten Länder die völkerrechtlich verbindliche Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen unterzeichnet, mittels der eine gefährliche Störung des Klimasystems verhindert werden soll. In ihrer Folge wird vor allem über Reduktionsziele von Treibhausgasemissionen verhandelt, die im Kyoto-Protokoll verzeichnet sind. Dieses trat offiziell am 16. Februar 2005 in Kraft und enthält Regelungen bis ins Jahr 2012. Derzeit wird im so genannten Post-Kyoto-Prozess über ein Nachfolgeregime für den anschließenden Zeitraum verhandelt.
Technische Ebene
Auf technischer Ebene existieren eine Vielzahl von Optionen zur Verminderung von Treibhausgasemissionen. So ließe sich auch mit heutigen Mitteln ein effektiver Klimaschutz realisieren.[1] Während die Kosten einer solchen Vermeidungsstrategie bereits nicht eindeutig abschätzbar sind, hemmen noch deutlich größere Unsicherheiten bei der Bezifferung der Folgekosten eines ungebremsten Klimawandels die notwendigen Investitionen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung schätzt dennoch, dass ein effektiver Klimaschutz bis zum Jahr 2050 etwa 200 Billionen US-Dollar an Folgeschäden vermeidbar werden ließe.[2]
Energiesystem

Da die Nutzung fossiler Energieträger einen wesentlichen Beitrag zur Anreicherung von CO2 in der Atmosphäre leistet, ist aus Gründen des Klimaschutzes ein Umstieg auf CO2-arme oder -freie Energieträger erforderlich. Am ehesten bieten sich hierfür die Erneuerbaren Energien an. Auch diese Energiequellen sind durch Rohstoffgewinnung, Bau der Kraftwerke und ggf. Gewinnung der organischen Brennstoffe nicht völlig CO2-frei, bieten jedoch teilweise eine deutliche Reduktion der spezifischen CO2-Freisetzung. Eine andere Möglichkeit liegt in der Erhöhung der Energieeffizienz von bestehen Kraftwerken mit fossilen Brennstoffen, besonders in Ländern mit einer besonders vielen Ineffizienzen, wie beispielsweise China. Dort werden Kraftwerke genutzt, deren Energieeffizienz ca. 20% unter der technisch möglichen liegt.
Der Einsatz der Kernenergie ist zwischen Atomkraftgegnern und Kernkraftbefürwortern heftig umstritten. Neben dem mit der Gewinnung, Anreicherung und Transportierung des Urans verbundenen Ausstoßes von Kohlendioxid wird das Risiko eines GAUs als Kritikpunkt genannt.
Internationales Projekt zur Verringerung der Treibhausgasemissionen
Hauptartikel: Trans-Mediterranean Renewable Energy Cooperation
Eine der so genannten großtechnischen Lösungen ist die Trans-Mediterranean Renewable Energy Cooperation (TREC), eine Initiative des Club of Rome und des Hamburger Klimaschutz Fonds. Diese setzt sich für die Umsetzung einer kooperativen interkontinentalen Nutzung der Sonnenenergie ein. In Nord-Afrika und im Nahen Osten soll mittels thermischer Solarkraftwerke Strom erzeugt und dieser durch HVDC-Hochspannungs-Gleichstromleitungen nach Europa geleitet werden. Satellitengestütze Studien des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) bestätigen das überreichliche Angebot an Solarenergie sowie die Notwendigkeit, die Realisierbarkeit und den Nutzen einer möglichst baldigen Umsetzung der von TREC geforderten Maßnahmen. Mit weniger als 0,3 Prozent der verfügbaren Wüstengebiete in Nord-Afrika und im Nahen Osten kann genügend Energie und Trinkwasser für den steigenden Bedarf aller beteiligten Staaten erzeugt werden. Dies ermöglicht einen Stopp des Ausbaus von Kohle-, Gas- und Ölkraftwerken in allen beteiligten Staaten.
Weitere Zusammenhänge
Befürworter von Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen stellen diese Maßnahmen in Zusammenhang mit anderen Initiativen zum Umweltschutz und weisen hin auf positive Nebeneffekte bei der Luftreinerhaltung (etwa in Städten). Die Verfechter von Präventivmaßnahmen führen auch ins Feld, dass die Vorräte der fossilen Energieträger ohnehin in kurzen (Öl: 25-40 Jahre, siehe Ölfördermaximum) bis mittleren (Gas: max. 60 Jahre) Zeiträumen an ihre Grenzen geraten, was eine Umstellung auf alternative Energiequellen notwendig macht.
Der als klimaschutztechnischer Idealfall vorzustellende großflächige Verzicht auf fossile Brennstoffe führt nach gängiger Lehrmeinung wegen der Trägheit des Abbaus von Treibhausgasen zu einer wenigstens für weitere 25 Jahre ungebremsten Erwärmung. Ein sofortiger, vollständiger Umstieg auf erneuerbare Energiesysteme gilt als nicht möglich, so dass Ersatztechnologien mit Hilfe fossiler Brennstoffe noch vor deren Ende entwickelt und gebaut werden müssen. Strittig ist vor allem die Geschwindigkeit, mit der eine Konversion zur regenerativen Energiewirtschaft möglich ist, doch verfügbare Analysen gehen von einer bis ca. 2050 realisierbaren 100%-Vollversorgung mit erneuerbaren Energien aus.
Wichtig ist auch, dass die Effektivität des Energieeinsatzes erhöht wird. Erst mit deutlicher Steigerung der Energieeffizienz wird ein effektiver Klimaschutz möglich. Passivhäuser ermöglichen bereits heute eine Reduktion des Energieverbrauchs in Haushalten um bis zu 80%, und für Fabrikgebäude sind ähnliche Konzepte verfügbar (vgl. BINE). Sparsame Elektrogeräte verbrauchen gleichsam zwischen einem und zwei Drittel weniger Energie im Vergleich zu ineffizienten Geräten. Die Forcierung der Energieeffizienz kommt damit dem Umbau zu einem klimafreundlichen Energiesystem sozusagen auf halber Strecke entgegen.
Siehe auch: Top-Runner-Programm
Direktmaßnahmen in Privathaushalten
Unabhängig von der internationalen Klimaschutzpolitik, die durch viele Diskussionen und Eigeninteressen der Staaten nur langsam vorankommt, kann jede/r Einzelne viel zur Vermeidung unnötiger Schäden beitragen. Allein durch Energieeinsparung kann man seinen Durchschnittverbrauch um 20-50 Prozent senken (und damit den Ausstoß von CO2). Gute Isolation der Gebäudehülle (Dach, Fassaden, Fenster, Kellerdecke), erneuerbare statt fossile Brenn- oder Treibstoffe, die Raumtemperatur zugunsten eines Pullovers um 1-2 °C senken und als Autofahrer energiesparend fahren sind wichtige erste Schritte. Die Organisation atmosfair ermöglicht Ausgleichszahlungen für vermeintliche Klimaschädigungen z.B. durch Flugreisen. Mit den freiwilligen Abgaben werden Klimaschutzprojekte gefördert.
Die wirksamste Methode zur Energieeinsparung wäre das Bauen nach Passivhaus-Standard. Eine Umrüstung auf diesen Standard ist bei bereits gebauten Häusern, wenn überhaupt, nur schwer möglich und sehr teuer. Dennoch existieren eine Reihe von Möglichkeiten, auch in herkömmlichen Haushalten Beiträge zum Klimaschutz zu leisten:
- Energie sparen (Stromsparlampen verwenden, Raum nicht übermäßig klimatisieren)
- Erneuerbare Energien nutzen, insbesondere zum Heizen und Kühlen (Fotovoltaik, Geothermie, Solarthermie, Biomasse), und auf Ökostrom umstellen
- Heizungen mit möglichst hohem Wirkungsgrad betreiben, ggf. umsteigen
- Wärmedämmung im Haus verbessern
- unnötiges Benutzen eines Autos vermeiden
- auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen
- vorausschauend Auto fahren (niedertourig fahren; vorausschauend an Ampeln und Hindernisse heranfahren, um unnötiges Bremsen und erneutes Anfahren zu vermeiden; hohes Tempo vermeiden; einen fließenden Verkehrsfluss nicht behindern)
- sein Auto mit erneuerbaren Energien betreiben (Biodiesel, Pflanzenöl)
(Hinweis: Es gibt auch noch Bioethanol und Biogas, aber aufgrund des fehlenden Tankstellennetzes kann man einen Umstieg kaum realisieren, schon beim Pflanzenöl ist es wohl nur mit Hilfe des Internets möglich, einigermaßen komfortabel umzusteigen)
- lokal hergestellte Produkte bevorzugen, um lange Transportwege zu vermeiden (z. B. Lebensmittel aus der Umgebung den importierten vorziehen)
- beim Kauf auf umweltschonende Verpackung achten
- Dünge- und Spritzmittel im Garten vermeiden
- Produkte vermeiden, die Treibhausgase enthalten (z. B. Spraydosen, ...)
Bei anderen propagierten Maßnahmen ist eine Energieersparnis oft nur vordergründig. Fertigprodukte und Produkte aus Kunststoffen werden oft als in der Produktion zu energieintensiv kritisiert. Hier ist aber zu beachten, dass auch die Verarbeitung von z. B. Holz (insbesondere wenn es Kunststoffe ersetzen soll) viel Energie benötigt und großtechnische Verarbeitungsanlagen von Nahrung in der Regel viel energieeffizienter sind als der heimische Herd.
Auch bei der Neuanschaffung energieeffizienterer Haushaltsgeräte, Heizungen und Fahrzeugen ist zu berücksichtigen, ob eine Weiterbenutzung ohne Neuanschaffung oder eine Second-Hand-Lösung nicht die energieeffizientere Alternative darstellt, da sowohl die Produktion neuer Geräte als auch die Entsorgung der Altgeräte meist sehr energieintensiv ist. Bei einem dennoch nötigen Neukauf kann der Markt nach Niedrigenergiefahrzeugen abgesucht werden. Die Energieeffizienzklasse der EU gibt außerdem Auskunft über die Verbrauchswerte von Geräten, und für große Haushaltsgeräte wird regelmäßig die Liste "Besonders sparsame Haushaltsgeräte" herausgegeben.[3]
Siehe auch
- Energieeinsparung und Top-Runner-Programm
- Energiepolitik und Erneuerbare Energien
- Globale Erwärmung und ihre Folgen
- Kyoto-Protokoll und Emissionsrechtehandel
- Treibhauseffekt
- Umweltschutz
Literatur
- BINE (2001): Projektinformation IKARUS - Instrumente für den Klimaschutz (PDF)
- Germanwatch (2006): Der Klimaschutz-Index (KSI), Vergleich der 53 Staaten mit dem größten CO2-Ausstoß (PDF)
- Graßl, Hartmut: Wetterwende. Vision: Globaler Klimaschutz. Campus, 1999. - ISBN 3-59336-035-7
- Krömker, Dörthe: Naturbilder, Klimaschutz und Kultur. Weinheim: Beltz, Januar 2004. - 1. Auflage. - ISBN 3-62127-560-6
- Misch-Wertheim, Claudia und Bernd Reuter: Energieversorgung der Zukunft - zwischen Klimaschutz und Ökonomie. Stuttgart: Hirzel, April 2005. - 1. Auflage. - ISBN 3-77761-367-3
- New Economics Foundation (2005): Mirage and oasis. Energy choices in an age of global warming, London (PDF, 1,2 MB) (englisch)
- Umweltbundesamt (Hrsg.) (2006): Wirtschaftsfaktor Umweltschutz: Leistungsfähigkeit der deutschen Umwelt- und Klimaschutzwirtschaft im internationalen Vergleich (PDF, 3MB)
Weblinks
- Das Klimaschutzportal des Umweltbundesamtes
- Klimaschutzagentur Bremer Energie-Konsens
- Klimaschutzportal des Bundesamts für Umwelt (Schweiz)
- klima-sucht-schutz.de - Klimaschutz und Energiesparen mit Online-Ratgebern zum Senken von Heiz-, Strom- und Transportkosten, gefördert vom deutschen Bundesumweltministerium
- klimastrategie.de - Klimaschutzstrategien aller deutschen Bundesländer und der Bundesregierung
- klimabuendnis.at - Österreichisches Klimabündnis: Informationen für Gemeinden, Schulen und Unternehmen, die sich für Klimaschutz engagieren.
- klimaaktiv.at - klima:aktiv - das Programm für saubere Luft, Informationenen vom österreichischen BMLFUW
- Washington Post über das G8-Treffen 2005: Bush. Blair Still at Odds on Environment
Quellen
- ↑ Pacala, Stephen und Robert Socolow (2004):Stabilization Wedges: Solving the Climate Problem for the Next 50 Years with Current Technologies, in: Science 305, 14. August, S. 968-972 (engl.) (PDF)
- ↑ Kaemfert, Claudia und Barbara Praetorius (2005): Die ökonomischen Kosten des Klimawandels und der Klimapolitik, in: DIW, Vierteljahreshefte zur Wirtschaftsforschung 74, 2/2005, Seite 133-136 (PDF)
- ↑ Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg (2005): Besonders sparsame Haushaltsgeräte 2005/06 (PDF)