Keltischer Neopaganismus
Der Begriff Keltisches Neuheidentum (Celtic Neo-Paganism) bezeichnet einen allgemeinen Oberbegriff für Neu-Heidnisch-keltische Ideologien und Bewegungen wobei vor allem vier Hauptrichtungen unterschieden werden können: die "Modernen Druiden" oder "Neo-Druidentum", die „Celtic“ Ausrichtung des Wicca Glaubens, der so genannte „keltische Neo-Schamanismus“ sowie die sich selbst so bezeichnenden „Neo-Kelten“ oder „Celtic Reconstructionists“.
Neben ernsthafteren Versuchen die keltische Religion wiederzubeleben existieren auch viele reine Neuerfindungen wie das Keltische Baumhoroskop, der "Keltische Baumkalender", das "Druiden-Tarot" oder das magische System der Coelbren, die reine Ausgeburten des Esoterikmarktes sind, von vielen "keltischen Neuheiden" jedoch trotzdem übernommen wurden.
Neo-Druidentum
Die Bewegung der „Neuen Druiden“ hat ihre Wurzeln vor allem in der britischen Freimaurerei sowie in der Keltenromantik des 19. Jahrhunderts, vor allem den Werken des walisischen Dichters Edward Williams (1747 bis 1826) der sich selbst Iolo Morganwg nannte und Herausgeber des vieldiskutierten Werkes „Barddas“ war das von einigen bis heute als authentische Kompilation mittelalterlicher walisischer Bardentexte angesehen wird, von anderen jedoch für eine Fälschung Williams gehalten wird.
Aus dem ersten nicht explizit freimaurerisch inspirierten 1771 von Henry Hurle begründeten Ancient Order of Druids und dem „Freimaurerischen Druidenorden“ 1874 von Dr. Wenworth Little gegründeten Ancient and Archaeological Order of Druids (der ursprünglich nicht als neu-heidnischer Orden sondern als rein humanitäre Organisation im Geiste der Freimaurerei gedacht war und unter anderen Namen in Form zahlreicher Abspaltungen auch bis heute nur als solche agiert) entstanden zahlreiche Nachfolgeorden und Absplitterungen die sich mitunter gegenseitig ergänzten und beeinflussten. Die heute einflussreichste und bekannteste Vereinigung dieser Synthese zweier aus dem britischen Okkultismus entstandenen Orden stellt wohl der von Ross Nichols 1964 als Abspaltung des Ancient Druid Order gegründete Order of Bards Ovates and Druids (OBOD) dar, jedoch gibt es zahlreiche weitere Orden und Vereinigungen wie den British Druid Order (BDO) den Ancient Order of Druids in America (AODA) die Reformed Druids of North America (RDNA) die Ar nDraiocht Fein (ADF) oder die Henge of Keltria.
Obwohl sich die Neo-Druiden stark mit antikem Keltentum und britischer Mythologie befassen stellt es doch eine neue und eigenständige Religion dar bei der es zentral um Naturverehrung und Astral-Mystik geht. Die Neo-Druiden halten Sonnenwendfeiern ab und verehren als oberste Gottheit die „Mutter Natur“. Die religiösen Feiern finden in „Heiligen Hainen“ sowie alten Monumenten der Megalithkultur wie Stonehenge statt. Ihre Orden oder Logen bezeichnen die Neo-Druiden selbst als „Groves“ oder keltisierend „Nemeton“.Es gibt in den meisten Orden ein System von Rängen das sich offiziell auf die Ränge oder Titel der mittelalterlichen irischen Filidh beruft, inoffiziell jedoch wahrscheinlich eher auf freimaurerische Tradition zurückzuführen ist. Das moderne Druidentum ist mittlerweile eine über 200 Jahre alte Tradition deren Haupteinflussgebiete vor allem in Großbritannien und Frankreich liegen, obgleich es auch in Deutschland, der Schweiz und der USA zahlreiche Neo-Druidenorden von einiger Bedeutung gibt. Die Mitglieder der britischen Druids Society sind die einzigen Personen denen es offiziell gestattet ist das Gelände von Stonehenge zu betreten und dort bei bestimmten Ereignissen wie Winter- und Sommer-Sonnenwenden und Frühlings- wie Herbst-Äquinoktien Rituale durchzuführen.
Celtic Wicca
„Celtic Wicca“ bezeichnet eine besondere Ausformung der Wicca-Religion. Die Celtic Wiccas vertreten die von Gerald Gardner in den 1950er Jahren propagierte „Ur-Religion“, die sich hauptsächlich der Verehrung eines weiblichen (die „Große Mutter“) und eines männlichen (der „gehörnte Gott“) Ur-Prinzips verschreibt.
Die Celtic Wiccas bringen die beiden Archetypen mit Figuren aus der keltischen Mythologie in Verbindung bzw. differenzieren die beiden Hauptgottheiten in zahlreiche kleinere „keltische“ Gottheiten auf. Die „Große Mutter“ wird hier hauptsächlich mit der irischen Danu oder Domnu in Verbindung gebracht, der gehörnte Gott mit dem gallischen Cernunnos oder dem britannischen gehörnten Kriegsgott Belatucadros.
Des Weiteren interpretiert Celtic Wicca die männlichen Helden der Sage zumeist als „Mondmänner“, die den Glanz der ihnen zugeordneten „Sonnenfrau“ reflektieren (im ursprünglichen Gardnerian Wicca ist die Sonne männlich und der Mond weiblich belegt).
Die Celtic Wicca organisieren sich in sogenannte „Coven“, wobei einige Coven sich in Anlehnung an die Heiligen Haine und das Neo-Druidentum selbst mittlerweile ebenfalls als „Groves“ oder „Nemeton“ bezeichnen.
keltischer Neo-Schamanismus
Als „keltischer Neo-Schamanismus“ bezeichnet sich eine stark vom Core-Schamanismus beeinflusste Neu-Heidnisch-Keltische Bewegung. Zentraler Aspekt des „keltischen Neo-Schamanentums“ ist die Erfahrung der „Anderswelt“, die mit der Welt der keltischen Götter und Geister identifiziert wird. Die keltischen Schamanen gehen von einem ewigen „Schamanistischem Bewusstsein“ aus, das von den verstorbenen Ahnen bewahrt wird und das der keltische Schamane durch eine Astralreise von diesen erlangen kann.
Die keltischen Schamanen interpretieren die keltische Religion als Verehrung der Natur und der Ahnengeister und machen oft Gebrauch von halluzinogenen Substanzen um sich in Trance zu begeben und die Welt dieser keltischen Geister zu besuchen, wobei sich die keltischen Schamanen auf Sagengestalten wie Taliesin berufen die ebenfalls als sterbliche Menschen die Anderswelt bereist haben sollen. Des Weiteren beinhaltet der Glaube der keltischen Schamanen die Lehre von der Wiedergeburt sowie Ansätze ganzheitlicher medizinischer Lehren.
Neo-Kelten
„Neo-Kelten“ ist ein relativ neu-geprägter Begriff, den vor allem Anhänger des Neu-Heidentums gebrauchen, die sich selbst als „Erneuerer“ oder „Wiederhersteller“ der antiken keltischen Religion ansehen.
Im Gegensatz zu z. B. den Neo-Druiden oder den Celtic-Wiccas, welche sich zumeist bewusst sind, daß ihre Religionen eigenständige neue Entwicklungen darstellen, berufen sich die Neo-Kelten explizit auf das antike Keltentum und alte Volkstraditionen.
Auslöser für die „Neo-Kelten-Bewegung“ waren unter anderem neuere wissenschaftliche Erkenntnisse, die zeigten, daß viele ältere Theorien über die antiken Kelten, auf die sich z. B. das Neo-Druidentum oder Wicca in ihren Anfangstagen stützten, falsch waren und sich viele neo-pagane Bräuche nicht historisch untermauern lassen.
Die "Neo-Kelten" machen sich archäologische und volkskundliche Erkenntnisse zunutze um die alte keltische Religion zu rekonstruieren, was jedoch von den meisten ernsthaften Forschern als „Pseudowissenschaft“ kritisiert wird, da viele Neo-Kelten umstrittene archäologische oder etymologische Thesen nutzen um ihren Glauben zu fundieren.
Im Angelsächsischen Raum ist die Neo-Keltische-Bewegung auch als „Celtic Reconstructionism“ bekannt.
Literatur
- Caitlin Matthews, John Matthews: The Encyclopaedia of Celtic Wisdom: The Celtic Shaman's Sourcebook. Element Books Ltd (December, 1994), ISBN 1852305614
- Caitlin Matthews, John Matthews: Das große Handbuch der keltischen Weisheit. Heyne (2001), ISBN 3453189205
- Caitlin Matthews, John Matthews: Walkers Between the Worlds : The Western Mysteries from Shaman to Magus.Inner Traditions; Reprint edition (January 14, 2004), ISBN 0892810912
- John Matthews: Taliesin: The Last Celtic Shaman.Inner Traditions (April 30, 2002), ISBN 0892818697
- John Matthews: Keltischer Schamanismus. Diederichs (Februar 2005), ISBN 3720526542
- Jean Markale: Merlin : Priest of Nature.Inner Traditions; 1st U.S. ed edition (June 1, 1995), ISBN 0892815175
- Christian J. Guyonvarc´h, Francoise LeRoux: Die Druiden. Arun-Verlag (März 2006), ISBN 3927940410
- Christian J. Guyonvarc´h, Francoise LeRoux: Die Hohen Feste der Kelten.Arun-Verlag (Januar 2003), ISBN 3927940267
- Jane Raeburn: Celtic Wicca: Ancient Wisdom for the 21st Century. Citadel Press (October, 2001), ISBN 0806522291
- Sharynne MacLeod: Queen of the Night: Rediscovering the Celtic Moon Goddess.
- Sirona Knight: Celtic Traditions: Druids, Faeries, and Wiccan Rituals. Citadel Press (October, 2000) , ISBN 080652135X
- Alexei Kondratiev: The Apple Branch: A Path to Celtic Ritual.Citadel Press (July, 2003) , ISBN 0806525029
- Steve Blamires: Baum-Magie. Heyne (Februar 2003), ISBN 3453864557
- Steve Blamires: Magic of the Celtic Otherworld. Llewellyn Publications (January 1, 2005), ISBN 0738706574
- James Lynn: Celtic Magic. Foulsham (April, 2002) , ISBN 0572027362
- Tom Cowan A. Pustet: Die Schamanen von Avalon. Reisen in die Anderswelt der Kelten. Integral (Januar 2003), ISBN 3548740359
- Bepi Vigna, Severino Baraldi: Druiden Tarot, Tarotkarten. Königsfurt (April 2004), ISBN 3898756327
- Anja Senser, Klaus Lang: Heilbuch der Druiden. Ludwig, München (November 2002), ISBN 3778738186
- Claus Krämer: Die Heilkunst der Kelten. Schirner (März 2004), ISBN 3897674068
Links
- http://www.imbas.org/articles/neocelts.html Neocelts: a modern celtic Religion
- http://www.aoda.org/faq.htm Yousay the Ancient Order of Druids in America. “Frequently Asked Questions.”
- http://www.neopagan.net/PaganDefs.html “Defining Paganism: Paleo-, Meso-, and Neo- 2.5”
- http://religiousmovements.lib.virginia.edu/nrms/drud.html “The Religious Movements Homepage Project: Druids”
- http://www.euro-celts.org/ Europäisch keltische Gemeinschaft
- http://www.paganachd.com/faq/index.html the CR faq- an introduction to celtic reconstructionism
- http://www.druidry.org/ Order of Bards Ovates & Druids (OBOD)
- http://www.paganachd.com/faq/index.html An Introduction to celtic Reconstructionist Paganism