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Das letzte Einhorn (Zeichentrickfilm)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Film
Titel Das letzte Einhorn
Originaltitel The last Unicorn
Produktionsland USA, Vereinigtes Königreich, Japan, Deutschland
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahre 1982
Länge 92 Minuten
Stab
Regie Jules Bass, Arthur Rankin Jr.
Drehbuch Peter S. Beagle
Produktion Jules Bass, Arthur Rankin Jr.
Musik Jimmy Webb, America
Kamera Tohru Hara
Schnitt Tomoko Kida
Besetzung
(siehe Stimmen)

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Das letzte Einhorn (orig. The Last Unicorn) ist ein Roman von Peter S. Beagle, der 1982 von Jules Bass und Arthur Rankin Jr. in einem Zeichentrickfilm verfilmt wurde. Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Verfilmung des Buches.
Die Hauptfigur ist ein Einhorn, das seinen Wald verlässt und sich auf die Suche nach seinen verloren gegangenen Artgenossen macht. Auf dem Weg gesellen sich der unbegabte Zauberer Schmendrick und dessen Freundin Molly Grue dazu. Auf ihrer Reise treffen sie den unheimlichen König Haggard und dessen Sohn Prinz Lir. Sie finden heraus, dass Haggard für das Verschwinden der übrigen Einhörner verantwortlich ist, und es gelingt ihnen, die Artgenossen des Einhorns zu befreien.

Stimmen

Rolle Originalsprecher Deutsche Synchronisation
Einhorn/Amalthea Mia Farrow Traudel Haas
Zauberer Schmendrick Alan Arkin Torsten Sense
Molly Grue Tammy Grimes Barbara Ratthey
König Haggard Christopher Lee Christopher Lee
Prinz Lir Jeff Bridges Joachim Tennstedt
Schmetterling Robert Klein Frank Zander
Skelettschädel Rene Auberjonois Wolfgang Spier
Hexe Mommy Fortuna Angela Lansbury Tilly Lauenstein
Ruhk Brother Theodore Melvin Quinones
Captain Cully Keenan Wynn Gerd Duwner
Die Weide Nellie Bellflower Erna Haffner
Mabruk Paul Frees Kurt Waitzmann
Katze Don Messick Arnold Marquis

Trivia

  • König Haggard wird auch in der deutschen Fassung von Christopher Lee gesprochen.

Kritik

Der Film bemüht sich um einen poetischen Ton. Über weite Strecken gelingt ihm dies auch. Etwas unglücklich ist jedoch die Charakterdarstellung des Schmetterlings. Dessen Text soll sich aus Zitaten zusammensetzen, die er auf seinen Reisen aufschnappte. Dabei bezieht er sich auf Lieder oder Filme, die 1982 populär waren. Der alterslose Charakter der Fabel wird gestört, wenn etwa auf Peter Maffay oder die NDW Bezug genommen wird.

Der Soundtrack wurde von der Band America (Band) komponiert, dieser ermöglichte der Band ein Comeback.

Interpretation

Der Film trägt einen sehr philosophischen Charakter. Dabei werden mehrere Themen angesprochen: Bedeutung und Wesensart von Magie und Fabelwesen im Vergleich zur Menschheit, die Bedeutung der Fantasie für die Menschen, Bedeutung von und Umgang mit Erfolg und Misserfolg, die Frage nach dem Unterschied zwischen Gutem und Bösem, Liebe und Freundschaft, Zeit, Glück.

Diese Fragen beleuchtet der Film in vielschichtigen und ambivalenten Perspektiven, was sich in den Charakteren der beteiligten Personen widerspiegelt. So repräsentiert die Figur des Einhornes die gute Magie und die Unsterblichkeit. Doch wird das einseitig positive Bild einer guten Magie relativiert durch die Emotionslosigkeit und Gleichgültigkeit des Einhorns gegenüber menschlichen Problemen, die aufgrund ihrer Kurzfristigkeit für es nur Kleinigkeiten sein können. Dieser Widerspruch eskaliert, als das Einhorn mit der Liebe konfrontiert wird: In eine menschliche Jungfrau (Amalthea) verwandelt, möchte es nicht zurück verwandelt werden, da es dann Prinz Lir nicht mehr lieben würde. Doch ist gerade die Gleichgültigkeit, oder auch Wertneutralität, des Einhorns ein Konzept der Gerechtigkeit: Es selbst sieht, dass gute und böse Magie untrennbar miteinander verbunden sind. Dies kommt zum Ausdruck, als es die Hexe Mommy Fortuna auffordert, die Harpyie freizulassen, denn die Harpyie und es selbst seien „zwei Seiten der gleichen Magie“.

Dem entgegengesetzt ist der Charakter des Prinzen Lir: Ein Mensch, der die Lady Amalthea liebt und um ihre Liebe kämpft, für die er sogar sein eigenes Leben riskiert. Mithilfe dieser Figur zeigt der Film die Größe der Liebe, die selbstlose Zuneigung und Kampf für das Gute trotz unüberwindbar scheinender Grenzen und trotz Aussichtslosigkeit ermöglicht. Die Kraft der Liebe wird hier mit der Kraft der Magie auf eine Ebene gestellt; was u.a. dadurch unterstrichen wird, dass das Einhorn sich bei Schmendrick für die Erfahrung der Liebe bedankt.

Im Gegensatz zur Erhabenheit, Unsterblichkeit und Gerechtigkeit magischer Wesen müssen Menschen im Film als Sterbliche Leid und Ungerechtigkeit ertragen, können aber dank ihrer Gefühle und Fantasie Glück erfahren. Die menschlichen Charaktere des Filmes durchlaufen dementsprechend verschiedene Wege und Schicksale. Eine Figur, die schließlich Glück erfährt, da sie an Liebe und Fantasie glaubt, ist Molly Grew. Doch wird im Film an mehreren Stellen auf Verblendetheit, Ruhm- und Machtsucht als Ursachen für Vereinsamung, Misserfolg und Grausamkeit hingewiesen: Dies sind einerseits der Räuberhäuptling, der den Kult um sich selber liebt und dabei vor der Wahrheit der eigenen Nichtigkeit und Armut flieht, andererseits König Haggard, dessen Suche nach dem Glück in totaler Einsamkeit und Abschottung endet, da er keiner positiven Gefühle fähig scheint.

Besondere Rollen nehmen jene Charaktere ein, die an den Grenzen zwischen Magie/Unsterblichkeit und Menschlichkeit/Sterblichkeit stehen. Dies ist vor allem der Zauberer Schmendrick, der unter Zauberern als Versager gilt, und der menschliche Gefühle empfindet. Sein Kampf um Anerkennung und Erfolg in der Magie ist repräsentativ für menschliches Erfolgsstreben und Misserfolg. Interessant und ermutigend ist hier der Lösungsansatz, der vom Film geboten wird: „Du hast alle Kraft, die du brauchst, wenn du nur wagst, sie zu finden!“ (Molly Grue) Zudem verdeutlicht Schmendricks Entwicklung eine Philosophie des Films über Fantasie und Magie in der realen Welt: Der Zugang zu Magie und Zauber, zu „Wundern“ ist möglich, wenn die eigenen Gedanken nicht auf eine bestimmte Sichtweise fixiert sind, das Glück nicht „gezwungen“ und kontrolliert wird (wie dies König Haggard tut), der Glaube an die eigene Kraft hoch ist und ein konkreter „guter Wunsch“, zum Beispiel aus Liebe, besteht. Hier scheint ein Zusammenhang zur Unendlichen Geschichte Michael Endes zu bestehen, was sich unter anderem auch in der Ähnlichkeit Schmendricks Zauberspruch „Magie, tu was du willst!“ zu der Gravierung des Auryn „Tu, was du willst“ äußert. Ein Zitat von Schmendrick verdeutlicht die Anspielungen auf das menschliche Wesen besonders stark. Es ist seine Antwort auf eine Frage des Einhorns. "Du bist ein echter Zauberer jetzt, wie du es dir gewünscht hast. Macht es dich glücklich ? - Naja, die Menschen wissen nicht immer wenn sie glücklich sind...aber ich...ich glaub schon.."


Literatur