Air Berlin
Air Berlin | |
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IATA-Code: | AB |
ICAO-Code: | BER |
Rufzeichen: | Air Berlin |
Gründung: | 1978 |
Sitz: | Berlin |
Allianz: | Kooperation mit Niki, Österreich |
Flottenstärke: | 62 |
Ziele: | 94 |
Air Berlin wurde 1978 von dem Amerikaner Kim Lundgren als Berliner Charterfluggesellschaft unter US-Zulassung (FAA) im US-Bundesstaat Oregon gegründet, da nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur deutschen Wiedervereinigung 1990 nur Flugzeuge der Siegermächte West-Berlin anfliegen durften.
Geschichte
Der erste Flug der Gesellschaft ging am 28. April 1979 mit einer Boeing 707 von Berlin nach Palma de Mallorca, später wurden auch Ziele in den USA angeflogen. Schon bald wurde die Boeing 707 durch zwei kleinere Boeing 737 ersetzt und Air Berlin spezialisierte sich auf Ziele in der Mittelmeerregion. Auch heute noch ist Mallorca das wichtigste Ziel von Air Berlin. Täglich verkehrt der so genannte Mallorca Shuttle von 16 deutschen Städten aus nach Palma de Mallorca.
Nach der deutschen Einheit fiel auch die Lufthoheit der Alliierten, sodass ein Zulassungswechsel zum Luftfahrt-Bundesamt (LBA) notwendig wurde. Dieser weltweit einmalige Vorgang, 1992 von dem Geschäftsführer Joachim Hunold vollzogen, änderte das Firmenprofil grundsätzlich. Aus der vormals kleinen Nischengesellschaft entstand die zweitgrößte Fluggesellschaft Deutschlands mit über 40 Boeing 737 und einem linienähnlichen Netzwerk. Seit 2004 kooperiert Air Berlin mit der österreichischen Fluggesellschaft NIKI. 2005 beförderte das Unternehmen 13,5 Millionen Fluggäste, was eine Steigerung von 12,5% im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Zum 1. Januar 2006 änderte Air Berlin seine Unternehmensform von einer GmbH & Co. KG in eine Kapitalgesellschaft nach britischem Recht (plc & Co. KG). In diesem Fall ist die plc anstelle einer GmbH ein ausländischer persönlich haftender Gesellschafter (Komplementär) der deutschen KG. Als Grund für diese Änderung werden bilanzrechtliche Vorteile und bessere Abschreibungsmöglichkeiten genannt.
Der Börsengang war zunächst für den 5. Mai 2006 angesetzt. Das Volumen für diesen von der Commerzbank und Morgan Stanley organisierten Vorgang betrug 870 Millionen Euro. Am 4. Mai 2006 wurde der Börsengang jedoch verschoben. Offizielle Gründe hierfür wurden nicht angegeben. Gerüchten zufolge wurden im Vorfeld jedoch nicht genügend Aktien gezeichnet, da die Preisspanne von 15 Euro bis 17,30 Euro zu hoch angesetzt gewesen sei [1].
Am 10. Mai 2006 wurde der Preis dann mit 12 Euro je Aktie bekannt gegeben, woraus sich ein Gesamterlös von 510 Millionen Euro ergibt, also rund 360 Millionen Euro weniger als geplant. Die meisten Aktien hält der Geschäftsführer der Air Berlin. Die Erstnotierung fand am 11. Mai 2006 statt. Zum Börsengang von Air Berlin schrieben die Medien daher u. a. „Air Berlin schafft die Notlandung“ [2] und „der Börsen-Neuling wurde nicht mit offenen Armen empfangen“ [3].
Im August 2006 kaufte Air Berlin die deutsche Fluggesellschaft dba, deren Preis laut Nachrichtenmagazin Focus 120 Millionen Euro betragen soll [4]. Der Kaufpreis wird mit Barmitteln der Air Berlin bezahlt. Zusammen kämen beide Fluggesellschaften auf ein Passagieraufkommen von 20 Millionen. Die Marke dba soll bestehen bleiben. Die dba-Geschäftsführer Martin Gauss und Peter Wojahn sollen das Unternehmen weiterführen. Die Flugpläne der beiden Gesellschaften sollen spätestens mit Beginn des Sommerflugplans 2007 aufeinander abgestimmt werden; ab Oktober 2006 soll die Flotte der ehemaligen dba bereits unter den Farben von Air Berlin fliegen.
Streckennetz
Das Streckennetz von Air Berlin wurde sukzessive zunächst in Deutschland und kurze Zeit später in ganz Europa am jeweiligen regionalen Bedarf an Non-Stop-Flügen zu Zielen innerhalb Europas ausgerichtet. Ein Hauptziel im Streckennetz von Air Berlin ist seit ihrer Gründung Palma de Mallorca, das mit dem Sommerflugplan 2006 300 Mal pro Woche angesteuert wird. Auch andere bekannte Ferienziele am Mittelmeer, auf den Kanarischen Inseln, in Portugal, der Türkei und in Nordafrika werden im Linienbetrieb angeflogen. Daneben gibt es zahlreiche Verbindungen zu europäischen Metropolen, z. B. in Italien, Großbritannien, Österreich und in den Niederlanden.
Abflughäfen mit besonders breitem Spektrum an Air Berlin – Zielen haben dabei die Funktion von dezentralen Flotten-Stützpunkten. Die Anzahl der dort jeweils stationierten Flugzeuge richtet sich wiederum nach dem jeweiligen Fluggastaufkommen.
Auf den ersten Blick vermitteln diese Schwerpunkt-Flughäfen (z. B. Nürnberg, Palma de Mallorca, London-Stansted, Berlin-Tegel, Düsseldorf und Zürich) den Eindruck, als handele es sich um Luftfahrt-Drehkreuze (Hubs). Jedoch ergeben sich Umsteigeverbindungen innerhalb des mittlerweile sehr dichten Streckennetzes von Air Berlin eher zufällig. Zwar werden solche Umsteigeverbindungen im Air Berlin-Flugplan aufgeführt, jedoch ist die Gesamtreisezeit dieser Drei-Punkt-Flüge insbesondere für Geschäftsreisende größtenteils unattraktiv, da die An-und Abflüge meist nicht, wie an Drehkreuzen, aufeinander abgestimmt sind. Dies liegt zum einen an der Geschäftsstrategie von Air Berlin, den regionalen Bedarf an innereuropäischen Flügen durch Non-Stop-Flüge zu decken (statt mit Umsteigeverbindungen). Im Übrigen fehlt es auch an günstigen Slot-Zeiten auf den jeweiligen Schwerpunktflughäfen. Und nicht zuletzt bietet Air Berlin keine Langstreckenflüge an, die die Rentabilität eines – sowohl planungstechnisch, als auch logistisch – aufwändigen Drehkreuz-Systems meist überhaupt erst rentabel erscheinen lassen.
Flotte



Die Air Berlin-Flotte besteht zur Zeit (September 2006) aus folgenden Flugzeugen:
- 35 -85F/-86J/-86N/-86Q/-8Q8 (20 davon geleast, erste Auslieferung am 7. Mai 1998)
- 5 -76N/-76Q (5 davon geleast)
- 5 -46J (erste Auslieferung am 17. April 1993)
- 10 -214 (erste Auslieferung 14. Oktober 2005)
- 4 -132 (4 davon geleast, ehemalige Independence Air-Maschinen, erste Auslieferung am 25. März 2006)
- 3 Fokker 100 (Wet-Lease von Germania)
Im November 2004 bestellte Air Berlin gemeinsam mit seinem Partner NIKI bei Airbus 70 Flugzeuge des Typs A320 (davon 60 für Air Berlin selbst), für 40 weitere Maschinen wurde eine Kaufoption vereinbart. Die Flugzeuge für je 180 Passagiere sind für Flüge innerhalb Europas vorgesehen. Im Juli 2006 wurde diese Bestellung teilweise in Bestellungen des Typs A319 umgewandelt.
Am 18. Oktober 2005 wurde der erste Airbus A 320 von Air Berlin auf dem Flughafen Berlin-Tempelhof offiziell vorgestellt und eingeweiht.
Offene Flugzeug-Bestellungen von Air Berlin (Stand 31. Juli 2006):
- 15 Airbus A319
- 38 Airbus A320
Geplante Erweiterung der Zusammenarbeit mit Germania
Die Fluggesellschaft Germania, die derzeit 577 Mitarbeiter beschäftigt und über eine Flotte von 44 Flugzeugen verfügt, soll in Kürze durch einen Managementvertrag an Air Berlin gebunden werden. Vorbild hierfür ist die bereits bestehende Partnerschaft der Air Berlin mit Niki. Bereits vor eineinhalb Jahren gingen beide Gesellschaften erstmals aufeinander zu: Air Berlin mietete Flugzeuge von Germania, im Gegenzug stellte Germania die von beiden stark umkämpften Flüge nach Zürich und Wien ein.
Kritik
Air Berlin wird von verschiedener Seite für seine Mitarbeiterpolitik kritisiert. Stein des Anstoßes sind dabei nicht zuletzt die wiederholten öffentlichen Äußerungen des Geschäftsführers (Joachmin Hunold), die Mitarbeiter seines Unternehmens brauchten keine Gewerkschaften oder Mitbestimmung. Bislang sind die Mitarbeiter der Air Berlin und der zugehörigen Unternehmen kaum organisiert. Während dies von Seiten der Air Berlin mit dem Hinweis auf ein gutes Betriebsklima kommentiert wird, vermuten Kritiker u. a. auf Seiten der Vereinigung Cockpit, dass das Unternehmen die Gründung von Betriebsräten systematisch unterbindet. Auch im Wechsel der Gesellschaftsform weg von der deutschen GmbH hin zur plc nach britischem Recht wird ein taktischer Schachzug zur Beschneidung der Arbeitnehmerrechte gesehen.
Verbraucherschützer werfen Air Berlin und anderen Luftverkehrsanbietern vor, sich einer Zusammenarbeit mit der vom Bund finanzierten „Schlichtungsstelle Mobilität“ noch immer zu verweigern.
Im Streit mit dem Land Berlin um die Verlegung des Flugbetriebs von Tegel nach Schönefeld versuchte Air Berlin Druck auszuüben und drohte mit Verlegung des Sitzes und der Änderung des Firmennamens. Eine Klage, die Air Berlin wie auch andere Fluggesellschaften gegen die Schließung des Flughafen Berlin-Tegel angestrengt hatte, wurde inzwischen jedoch letztinstanzlich zurückgewiesen.
Quellen
- ↑ Air Berlin vertagt IPO, n-tv, 4. Mai 2006
- ↑ Börsengang: Air Berlin schafft die Notlandung, sueddeutsche.de/ddp/dpa, 11. Mai 2006
- ↑ Harte Landung für Air Berlin, boerse.ARD.de, 11. Mai 2006
- ↑ Karl-Heinz Steinkühler: Air Berlin schluckt Konkurrenten dba. in: Focus. Focus, München 17. August 2006. ISSN 0943-7576
Siehe auch
Literatur
- Air Berlin fliegt Gewerkschaft davon. in: Handelsblatt. Düsseldorf 13. Januar 2006. ISSN 0017-7296
- Gericht macht Weg frei - Tegel darf geschlossen werden OVG weist die Klage von fünf Fluggesellschaften zurück - Revision nicht zugelassen. in: Berliner Morgenpost. Berlin 25. November 2005.
- Fliegende Schnitzel in: Wirtschaftswoche. Düsseldorf (wiwo-online). ISSN 0042-8582
- Schwarzbuch Air Berlin. in: taz. Berlin 5. Mai 2006. ISSN 0931-9085