Sankt-Georg-Ritterorden (Ungarn)
Der Sankt Georg Ritterorden (ungarischer Originalname: Szent György Lovagrend) wurde 1326 von Karl I. Robert, →Karl I. (Ungarn) in Visegrád gegründet und Georg der Drachentöter →Georg (Heiliger) zum Schutzpatron erkoren. Der Orden entstand nach der Zeit der Kreuzzüge und ist weltlichen, nicht kirchlichen Ursprungs. Er war der erste königliche Ritterorden der Welt (→ DA.J.D. Boulton, The Knights of the Crown, 2000), noch vor dem 1348 gestifteten englischen Hosenbandorden. Der Orden diente sowohl dem Schutze des Monarchen als auch der Abwehr der türkischen Bedrohung. Während der 150-jährigen Türkenherrschaft in Ungarn existierte der Orden nur im Untergrund. Auch im 20. Jahrhundert in der kommunistischen Ära kamen die Aktivitäten mehr oder weniger zum Erliegen. Nach dieser Zwangsruhe wurden die Statuten der im Original erhaltenen und in der Staatssammlung in Budapest verwahrten Gründungsurkunde von 1326 zeitgemäß adaptiert. So können heute auch orthodoxe und reformierte Christen sowie weibliche Mitglieder aufgenommen werden. Kandidaten werden auf Empfehlung ausgewählt und haben sich einer zweijährigen Bewährungszeit zu unterziehen. Sodann werden sie in Budapest in der St. Stephansbasilika, in Passau im Kloster Niedernburg oder in Kloster Neuburg in Österreich zum Ritter geschlagen.
Die Erweiterung des Ordens außerhalb Ungarns seit 1990 wurde vor allem von Auslandsungarn gefördert. Hierbei hat sich Passau aus historischen Gründen zu einer Hochburg entwickelt. Von Passau aus wurde vor über 1000 Jahren die Christianisierung Ungarns betrieben und der erste christliche König Stephan I. (Ungarn) nahm sich Gisela von Bayern, die Schwester des späteren Kaiser Heinrichs II., zur Frau und ersten Königin Ungarns. Gisela kehrte nach Stephan´s Tod nach Passau zurück und wurde Äbtissin des Klosters Niedernburg, wo sich auch ihr Grab befindet. 1975 wird sie von Papst Paul VI. selig gesprochen.
Sitz des Ordens: H-2025 Visegrád, Königliches Schloß
Wappen: Gewölbter Schild, silbernes Doppelkreuz in rotem Feld mit der Inschrift I.V.I.S.H.F.S. (In Veritate Iustus Sum Huic Fraternali Societati)
Großmeister: der jeweils regierende König, in Ermangelung desselben unbesetzt
Ordenskanzler: Lovag Bárón Cseke László, Visegrád
Großprior Europa: Lovag Dr.Lénárd Sándor, Passau-Salzweg
Traditionell wirken die Mitglieder des Ordens eher im Hintergrund. Die Ziele und Aufgaben ergeben sich aus der Satzung von 1326: die zeitgemäße Ausübung der ritterlichen Tugenden, das Eintreten für die Werte der christlich-abendländischen Kultur, die Förderung der Reinheit des öffentlichen Lebens in Ungarn, die Feier von hervorragenden Jahrestagen und Ereignissen der ungarischen Geschichte, die Förderung und Publizierung der wissenschaftlichen Forschung des Mittelalters sowie populärwissenschaftliche Aktivitäten, im Rahmen derer auch die alljährliche „mittelalterliche Akademie“ organisiert wird. Caritative Unterstützung von Krankenhäusern, Kinderheimen, von Bedürftigen, Armen und Kindern, speziell im Gebiet der ungarischen Minderheiten in den angrenzenden Nachbarländern.