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African Association

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Die African Association (deutsch: Afrikagesellschaft oder Afrikanische Gesellschaft), deren vollständiger Name The Association for Promoting the Discovery of the Interior Parts of Africa lautete, wurde am 9. Juni 1788 von zwölf wohlhabenden Herren in London gegründet. Die Mitglieder der Gesellschaft versuchten, das zu jener Zeit unbekannte Innere Afrikas zu erforschen. Hierfür wählte das Komitee der Association Reisende aus, welche gegen Bezahlung durch Afrika reisten.

Entstehungsgeschichte, Ziele und Struktur

Die African Association ging von einem 12-köpfigen Samstagsklub aus, dessen Mitglieder für gewöhnlich zusammen in der St. Albans Tavern in Londons Pall Mall speisten. Ironischer Weise fand Treffen des Samstagsklubs, an welchem Abend die Association gegründet wurde, an einem Montag (9. Juni 1788) statt.

Der Vorstand bestand aus dem Parlamentsmitglied Henry Beaufoy als Schriftführer und Joseph Banks als Schatzmeister. An jenem Abend wählten die 9 anwesenden Samstagsklubber auch das 5-köpfige Komitee der Association, welchem auch Banks und Beaufoy angehörten. Dem Komitee wurde aufgetragen, die Auftragsreisenden auszuwählen, die Korrespondenz der Association zu pflegen und ihre Finanzen zu verwalten.

Die Gründungsresolution der Afrikanischen Gesellschaft formulierte ihre Ziele folgendermaßen:

"the Members of this Club do form themselves into an Association for Promoting the Discovery of the Inland Parts of that Quarter of the World" (Lit.: Lupton, 1979, S. 20)
(deutsch: „die Mitglieder dieses Klubs schließen sich in einer Gesellschaft zusammen, um die Entdeckung der inneren Gebiete dieses Weltteils zu fördern“)

Zwar betrieben die europäischen Nationen schon seit längerem Handel in den afrikanischen Küstenstädten, insbesondere mit Sklaven, jedoch drangen sie nicht tiefer ins Landesinnere vor. Beaufoys Plan der Gesellschaft von 1790 besagte: "... the map of its Interior is still but a wide extended blank..." (Lit.: Lupton, 1979, S. 21) (deutsch: „... die Landkarte seines Innern ist noch immer nur ein weit ausgedehnter weißer Fleck ...“). Die Mitglieder der Afrikanischen Gesellschaft meinten, "... that ignorance must be considered as a degree of reproach upon the present age." (deutsch: „... diese Ignoranz muss als große Schande für das gegenwärtige Zeitalter betrachtet werden.“) Hierbei konzentrierten sie sich auf den Westen und Norden Afrikas. Insbesondere der Niger, von dem weder Verlauf, noch Quelle oder Mündung bekannt waren, interessierte sie. Auch sollten entlang des Nigers die Goldstädte Timbuktu und Haussa liegen.

Neben diesem wissenschaftlichen gab es bei den Mitgliedern auch kommerzielle Interessen. So meinte Sir John Sinclair, neben den beiden Vorständen ebenfalls ein Mitglied des Komitees, über jenes Timbuktu:

"... gold is there so plentiful as to adorn even the slaves... If we could get our manufactures into that country we should soon have gold enough" (Lit.: Lupton, 1979, S. 25)
(deutsch: „... Gold gibt es dort in einer solchen Fülle, dass man sogar die Sklaven damit schmücken kann... Wenn wir unsere Erzeugnisse in dieses Land bringen könnten, hätten wir bald genug Gold.“)

Jedoch dachte man, dass der Handel nicht eigennützig, sondern zu gegenseitigem Nutzen stattfinden könnte.

Die Association finanzierte sich über ein Subskriptionsmodell. Jedes Mitglied willigte ein für 3 Jahre jährlich 5 Guineen zu zahlen, wofür im Gegenzug die Informationen, welche die entsandten Reisenden von Zeit zu Zeit zurückschickten, nur an die Mitglieder der Association weitergegeben wurden. Aufgrund der beschränkten finanziellen Einnahmen war für sie auch kaum mehr möglich als die Durchführung von kleinen Ein-Mann-Expeditionen.

Die Mitglieder meinten es gut, wenn Sie die Afrikaner „zivilisieren“ wollten, denn so Beaufoy abschließend in seinem Plan von 1790, die African Association

"cannot be indifferent to the reflection, that in the pursuit of these advantages, and by means as peaceable as the purposes are just, the conveniences of civil life, the benefits of the mechanic and manufacturing arts, the attainments of science, the energies of the cultivated mind, and the elevation of the human character, may in some degree be imparted to the nations hitherto consigned to hopeless barbarism and uniform contempt." (Lit.: Lupton, 1979, S. 25)
(deutsch: „...kann nicht gleichgültig gegenüber der Überlegung bleiben, dass in der Verfolgung dieser Vorteile – mit Mitteln, die so friedlich sind wie die Zwecke gerecht – die Annehmlichkeiten des bürgerlichen Lebens, die Vorteile der handwerklichen und maschinellen Kunstfertigkeit, die Kenntnisse der Wissenschaft, die Energien des zivilisierten Geistes und die Verfeinerung des menschlichen Charakters jenen Völkern, die bis heute einer hoffnungslosen Barbarei und allgemeiner Verachtung ausgeliefert sind, in einem gewissen Maße mitgeteilt werden können.“)

Die Überlegenheit der europäischen Kultur stand für die African Association somit außer Frage.

Reisende im Auftrag der African Association

Schon vier Tage nach der Gründung im Juni 1788 trat das Komitee an den ersten Auftragsreisenden Simon Lucas heran, welcher im August 1788 nach Tripolis aufbrach. Dort kam er am 25. Oktober 1788 an. Lucas sprach Arabisch und lebte selbst für 3 Jahre als Sklave im Dienste des Sultans Sidi Muhammad IV. und nach seiner Freilassung für weitere 16 Jahre als britischer Vize-Konsul in Marokko. Zum Zeitpunkt seines Engagements war er Dolmetscher für orientalische Sprachen bei der britischen Regierung. Von Tripolis brach er am 1. Februar 1789 zum 200 km östlich gelegenen Mesurata auf, von wo aus er weiter landeinwärts reisen wollte. Unruhen im Landesinnern veranlassten ihn jedoch zur Umkehr nach Tripolis und kurz darauf nach England.

John Ledyard wurde zwar nach Lucas kontaktiert, brach jedoch schon vor diesem auf. Am 30. Juni 1788 ging er nach Ägypten. Von dort wollte er im Schutz einer Karawane südwärts nach Nubien und danach westlich durch Afrika reisen. Er verstarb jedoch Ende 1788 in Kairo, nachdem er eine Überdosis Vitriolsäure einnahm um Magenbeschwerden zu behandeln. Seinen Fehler erkennend trank er Brechweinstein in der Hoffnung sich zu übergeben, jedoch waren seine inneren Blutungen bereits zu stark. Sein Verdienst war, die African Association über Handelsrouten von Kairo bis Timbuktu zu unterrichten.

Major Daniel Houghton war der letzte Reisende, den die African Association verpflichtete, bevor Mungo Park beauftragt wurde. Er war 1772 in Marokko gewesen und von 1779 bis 1783 Festungskommandant auf Gorée. Er versuchte wie später auch Park vom Gambia aus zum Niger zu gelangen. Houghton startete 1790 von Plymouth aus und konnte wichtige Erkenntnisse nach London senden. Insbesondere, dass der Niger nördlich nach Timbuktu floss und dann eine Biegung nach Osten machte. Das hat sicherlich auch maßgeblich zu den Theorien beigetragen, dass der Niger in den Nil münde bzw. in der Sahara verebbe. Über den weiteren Verlauf des Nigers, der weiter flussabwärts südöstlich floss, konnte er indes keine Informationen gewinnen, da er in der Nähe von Nioro du Sahel, westlich von Timbuktu, verstarb. Die Gründe seines Todes konnten nie ganz aufgeklärt werden. Laut Mungo Parks späteren Informationen, welche ihm während seiner Reise zu Gehör kamen, wurde Houghton beraubt und verhungerte bzw. verdurstete anschließend mittellos.

Die Association finanzierte auch Mungo Parks erste Reise, welche ihn und die Gesellschaft berühmt machte. Die teure zweite Reise mit militärischem Geleit führte Park im Auftrag der britischen Regierung durch.

Spätere Reisende waren John Lewis Burkhardt, Friedrich Konrad Hornemann, William Richard Hamilton und Colonel Leake.

Lobby-Arbeit für die Kolonisation

Neben der Entsendung von Reisenden, unternahm die African Association Lobby-Arbeit um die Regierung für die Erschließung des unbekannten Kontinents zu gewinnen. So bat die Gesellschaft 1792 die Regierung um „wenigstens die versuchsweise und zeitweilige Ernennung eines Konsuls für Senegambien“ mit Sitz in Fattetenda, welches Houghton als geeignet beschrieb. (Müller, 1980, S. 50).

"That as there is reason to believe that an extensive and lucrative Trade from Great Britain may be opened by the way of the Gambia and the Niger ... [which] would equally promote the Interests of the Public and facilitate the Geographical Improvements that are the peculiar objects ot this Association. The Commitee be requested ... [to propose to the Government] ... at least the Ecperimental and Temporary Appointment of a Consul to Senegambia" (Lit.: Lupton, 1979, S. 34)
(deutsch: „Da es Grund zu der Annahme gibt, dass ein ausgedehnter und gewinnträchtiger Handel von Großbritannien über den Gambia und den Niger eröffnet werden kann ..., [der] gleichermaßen die Interessen der Öffentlichkeit fördern und die geographischen Fortschritte, was die eigentlichen Ziele dieser Gesellschaft sind, erleichtern würde, wird das Komitee ersucht..., [der Regierung] wenigstens die versuchsweise und zeitweilige Ernennung eines Konsuls für Senegambien [vorzuschlagen]“

Tatsächlich wurde James Willis im April 1794 für kurze Zeit Generalkonsul von Senegambien (Lit.: Lupton, 1979, S. 34).

Das Ende der Association

Die Mitgliederzahl der Afrikanischen Gesellschaft stieg bis 1790 auf 95 an (Lit.: Müller, 1980, S. 35). Darunter waren neben Beaufoy etliche weitere Sklaverei-Gegner wie William Wilberforce. Auch dabei war der Kartograph James Rennel, welcher zum Ehrenmitglied ernannt wurde und die Reiseberichte von Houghton sowie Park zu Landkarten weiterverarbeitete (Lit.: Müller, 1980, S. 44). Sie hatte insgesamt 212 Mitglieder und wurde 1831 mit der neu gegründeten Royal Geographical Society zusammengeführt. Mungo Parks erste Reise war mit 1307 Pfund die teuerste Expedition der Gesellschaft und ihr einziger voller Erfolg.

Siehe auch: Afrikanische Gesellschaften

Literatur

  • Robin Hallett (Hrsg.): Records of the African Association, 1788-1831, London 1964
  • Robin Hallett: The Penetraion of Africa, European enterprise and exploration, principally in Northern and Western Africa up to 1830, Volume 1 to 1815, Routledge & Kegan Paul, London 1965
  • Kenneth Lupton: Mungo Park the African Traveler, Oxford University Press, Oxford 1979, S. 20-35, ISBN 0-19-211749-1; Übersetzt ins Deutsche von Wolfdietrich Müller: Mungo Park. 1771-1806. Ein Leben für Afrika, F.A. Brockhaus, Wiesbaden 1980, S. 35-51, ISBN 3-7653-0317-8
  • Anthony Sattin: The Gates of Africa: Death, Discovery and the Search for Timbuktu, HarperCollionsPublishers, London 2003, ISBN 0-00-712234-9
  • ausführlicher Artikel auf www.travellersinegypt.org (engl.)