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Sommerzeit

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Frühling: Umstellung von Normalzeit auf Sommerzeit
Herbst: Umstellung von Sommerzeit auf Normalzeit

Die Sommerzeit ist die im Sommerhalbjahr meist um eine Stunde vorgestellte Uhrzeit einer Zeitzone.

Begriff

Der offizielle Ausdruck für die umgangssprachliche Winterzeit ist „Normalzeit“ (auch „Echtzeit“). Denn nur die Sommerzeit stellt mit ihrer Verschiebung zur normalen Zeit eine Besonderheit dar und wird deshalb als solche bezeichnet.

Mitteleuropäische Sommerzeit

In den Staaten Mitteleuropas gilt die mitteleuropäische Sommerzeit (Zeitzonenbezeichnung MESZ) vom letzten Sonntag des Monats März bis zum letzten Sonntag des Monats Oktober jeweils 2 Uhr mitteleuropäischer Zeit (MEZ) (welches 3 Uhr MESZ entspricht). Um die doppelt erscheinenden Stunden von 2 bis 3 Uhr am Ende der Sommerzeit unterscheiden zu können, wird die Stunde vor der Zeitumstellung mit 2A Uhr, die Stunde nach der Umstellung mit 2B Uhr bezeichnet. Der Tag, an dem die Umstellung zwischen Sommerzeit und Normalzeit erfolgt, wird auch Umschalttag genannt.

Geschichte

Die Idee einer Zeitumstellung wurde erstmals im Jahre 1784 von Benjamin Franklin in einem Brief an die Herausgeber einer Pariser Zeitschrift erwähnt. Angesichts des humorvollen Charakters des Textes ist allerdings nicht klar, ob es sich um einen ernsthaften Vorschlag Franklins handelte.[1]

Ernsthaft wurde die Idee erstmals im Jahre 1907 von William Willett vorgeschlagen. Trotz Lobbyarbeit konnte er die britische Regierung jedoch nicht zur Einführung der Sommerzeit bewegen.

Eingeführt wurde die Zeitumstellung erstmals am 30. April 1916 in Deutschland und noch im gleichen Jahr ebenso in Irland. Die Bezeichnung, die die Iren für die Zeitumstellung fanden, „Daylight Saving Time“ (wörtl. übersetzt: „tageslichtsparende Zeit“), beschreibt den Zweck, nämlich die Stundenzahl mit nutzbarem Tageslicht zu vergrößern.

Deutschland

In den Ländern der Europäischen Gemeinschaft wurde die Zeitumstellung von der Normalzeit auf die Sommerzeit im Jahr 1975 wieder eingeführt. Als wichtiger Grund galt die Überzeugung, durch eine bessere Nutzung des Tageslichts Energie sparen zu können. Diese Überlegung war insbesondere noch eine Nachwirkung aus der Zeit der Ölkrise in Deutschland 1973. Ein weiterer Grund war zudem die Anpassung an Nachbarländer, die diese Regelung schon früher eingeführt hatten. Die Bundesrepublik und die DDR führten die Sommerzeit zugleich ein, dies sollte einer Harmonisierung dienen. In der DDR regelte die Verordnung über die Einführung der Sommerzeit vom 31. Januar 1980 die Umstellung.

In Deutschland wird die Zeitumstellung durch das Zeitgesetz geregelt. Die mitteleuropäische Sommerzeit beginnt jeweils am letzten Sonntag im März um 2 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Zum Zeitpunkt des Beginns der Sommerzeit wird die Stundenzählung um eine Stunde von 2 Uhr auf 3 Uhr vorgestellt. Die Sommerzeit endet jeweils am letzten Sonntag im Oktober um 3 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit. Zum Zeitpunkt des Endes der Sommerzeit wird die Stundenzählung um eine Stunde von 3 Uhr auf 2 Uhr zurückgestellt.

Für die technische Umsetzung der Zeitumstellungen ist die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig zuständig. Die PTB programmiert die impulsgebenden Atomuhren in Braunschweig. Diese gleicht die Atomuhrzeit mit der Uhr am Langwellensender DCF77 in Mainflingen bei Frankfurt am Main ab, der von dort Zeitsignale ausstrahlt. Sie gehen an alle öffentlichen und privaten Funkuhren, an die Steuertechnik von Kraft- und Umspannwerken, Anlagen der Flugsicherung und rund 50.000 Verkehrsampeln.

Die Zeitdifferenz zur Weltzeit UTC (früher Greenwich Mean Time GMT) beträgt während der Sommerzeit +2 Stunden, während der Normalzeit +1 Stunde.

Frühere Sommerzeiten in Deutschland

In Deutschland wurde die Sommerzeit bereits im Kaiserreich ausprobiert. In der Weimarer Republik gab es dann keine Zeitumstellung mehr. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Sommerzeit wieder eingeführt. Nach dem Krieg war die jährliche Umstellung auf Sommerzeit den drei westlichen Besatzungszonen verordnet worden (bis 1949). Ursprünglich galt die MESZ in Deutschland für die Zeit zwischen dem letzten Sonntag im März und dem letzten Sonntag im September. Ende 1994 wurden die unterschiedlichen Sommerzeitregelungen in der Europäischen Union vereinheitlicht. Diese Regelung gilt auch in den politisch zur EU gehörenden Landesteilen, die geographisch abseits liegen, wie zum Beispiel den Kanaren. Dadurch wurde die Sommerzeit in Deutschland um einen Monat verlängert und gilt jetzt bis zum letzten Sonntag im Oktober (erstmals 1996). Von 1950 bis 1979 gab es in Deutschland keine Sommerzeit, jedoch existierten vor diesem Zeitraum bereits mehrere Sommerzeiten, so gab es 1947 neben der Sommerzeit noch eine Hochsommerzeit. 1947 wurden die Uhren zwischen dem 11. Mai und 29. Juni im Rahmen der so genannten Hochsommerzeit zwei Stunden vorgestellt. Diese endete mit Ende des Jahres 1949. Die erneute Einführung der Sommerzeit wurde in der „alten“ Bundesrepublik 1978 beschlossen, trat jedoch erst 1980 in Kraft. Zum einen wollte man sich bei der Zeitumstellung den westlichen Nachbarländern anpassen, die bereits 1977 als Nachwirkung der Ölkrise von 1973 aus energiepolitischen Gründen die Sommerzeit eingeführt hatten. Zum anderen musste man sich mit der DDR über die Einführung der Sommerzeit einigen, damit Deutschland und insbesondere Berlin nicht zusätzlich noch zeitlich geteilt war.

Österreich

Auch in Österreich wurde 1916 die Sommerzeit eingeführt. Sie galt bis 1920. In den Kriegsjahren waren es dieselben Zeiten wie in Deutschland. Sie galt bis einschließlich 1948. 1980 wurde sie zeitgleich wie in Deutschland für die Zeit von März bis September wieder eingeführt. 1996 wurde sie wie in der gesamten EU bis Ende Oktober ausgedehnt.

Schweiz

In der Schweiz galt in den Jahren 1941 und 1942 die Sommerzeit von Anfang Mai bis Anfang Oktober. Nach einer öffentlichen Debatte Ende der 70er Jahre wollte man die Sommerzeit eigentlich auch nicht wieder einführen, da die Schweiz aber im Sommer 1980 eine „MEZ-Zeitinsel“ inmitten sommerzeitführender Länder geblieben war, entschloss man sich 1981 gezwungenermaßen, die Sommerzeitregelung der Nachbarstaaten zu übernehmen, um das im Vorjahr entstandene bilaterale Zeitchaos z. B. auf Fahrplänen zu beseitigen. Seit 1981 gilt daher auch in der Schweiz die gleiche Sommerzeitregelung wie in ihren Nachbarstaaten: von 1981 bis 1995 Ende März bis Ende September, seit 1996 Ende März bis Ende Oktober, mit Umstellung jeweils Sonntag um 2 Uhr MEZ (1 Uhr UTC).

Liste der Sommerzeiten bis 1990

Deutschland:
Vom 30.04.1916 23 h MEZ bis zum 01.10.1916 1 h MESZ
Vom 16.04.1917 2 h MEZ bis zum 17.09.1917 3 h MESZ
Vom 15.04.1918 2 h MEZ bis zum 16.09.1918 3 h MESZ
Vom 01.04.1940 2 h MEZ bis zum 02.11.1940 3 h MESZ
Vom 29.03.1943 2 h MEZ bis zum 04.10.1943 3 h MESZ
Vom 03.04.1944 2 h MEZ bis zum 02.10.1944 3 h MESZ
Vom 02.04.1945 2 h MEZ bis zum 16.09.1945 2 h MESZ

Berlin und sowjetisch besetzte Zone:
Vom 24.05.1945 2 h MESZ bis zum 18.11.1945 3 h MESZ (Es herrschte schon MESZ)
Vom 24.05.1945 3 h MESZ bis zum 24.09.1945 2 h MEHSZ (Vorsicht: doppelte Sommerzeit)

Deutschland:
Vom 14.04.1946 2 h MEZ bis zum 07.10.1946 3 h MESZ
Vom 06.04.1947 3 h MEZ bis zum 11.05.1947 3 h MESZ
Vom 11.05.1947 3 h MESZ bis zum 29.06.1947 3 h MEHSZ (Vorsicht: doppelte Sommerzeit)
Vom 29.06.1947 3 h MEZ bis zum 05.10.1947 3 h MESZ
Vom 18.04.1948 2 h* MEZ bis zum 03.10.1948 3 h MESZ (* Sowjetisch besetzte Zone: 3 h)
Vom 10.04.1949 2 h* MEZ bis zum 02.10.1949 3 h MESZ (* Sowjetisch besetzte Zone: 3 h)

Bundesrepublik und DDR seit 1980:
Vom 06.04.1980 2 h MEZ bis zum 28.09.1980 3 h MESZ
Vom 29.03.1981 2 h MEZ bis zum 27.09.1981 3 h MESZ
Vom 28.03.1982 2 h MEZ bis zum 26.09.1982 3 h MESZ
Vom 27.03.1983 2 h MEZ bis zum 25.09.1983 3 h MESZ
Vom 25.03.1984 2 h MEZ bis zum 30.09.1984 3 h MESZ
Vom 31.03.1985 2 h MEZ bis zum 29.09.1985 3 h MESZ
Vom 31.03.1986 2 h MEZ bis zum 28.09.1986 3 h MESZ
Vom 29.03.1987 2 h MEZ bis zum 27.09.1987 3 h MESZ
Vom 27.03.1988 2 h MEZ bis zum 25.09.1988 3 h MESZ
Vom 26.03.1989 2 h MEZ bis zum 24.09.1989 3 h MESZ
Vom 25.03.1990 2 h MEZ bis zum 30.09.1990 3 h MESZ

Österreich:
Vom 30.04.1916 23 h MEZ bis zum 01.10.1916 1 h MESZ
Vom 16.04.1917 2 h MEZ bis zum 17.09.1917 3 h MESZ
Vom 15.04.1918 2 h MEZ bis zum 16.09.1918 3 h MESZ
Vom 28.04.1919 2 h MEZ bis zum 29.09.1919 3 h MESZ
Vom 05.04.1920 2 h MEZ bis zum 13.09.1920 3 h MESZ
Vom 01.04.1940 2 h MEZ bis zum 02.11.1942 3 h MESZ
Vom 01.04.1943 2 h MEZ bis zum 04.10.1943 3 h MESZ
Vom 01.04.1944 2 h MEZ bis zum 02.10.1944 3 h MESZ
Vom 02.04.1945 2 h MEZ bis zum 12.04.1945 ? h MESZ - (Wien)
Vom 02.04.1945 2 h MEZ bis zum 23.04.1945 ? h MESZ - (übriges Österreich)
Vom 14.04.1946 2 h MEZ bis zum 07.10.1946 3 h MESZ
Vom 06.04.1947 3 h MEZ bis zum 05.10.1947 3 h MESZ
Vom 18.04.1948 2 h MEZ bis zum 03.10.1948 3 h MESZ
Vom 06.04.1980 0 h MEZ bis zum 28.09.1980 0h MESZ
Vom 29.03.1981 2 h MEZ bis zum 27.09.1981 3 h MESZ
Vom 28.03.1982 2 h MEZ bis zum 26.09.1982 3 h MESZ
Vom 27.03.1983 2 h MEZ bis zum 25.09.1983 3 h MESZ
Vom 25.03.1984 2 h MEZ bis zum 30.09.1984 3 h MESZ
Vom 31.03.1985 2 h MEZ bis zum 29.09.1985 3 h MESZ
Vom 30.03.1986 2 h MEZ bis zum 28.09.1986 3 h MESZ
Vom 29.03.1987 2 h MEZ bis zum 27.09.1987 3 h MESZ
Vom 27.03.1988 2 h MEZ bis zum 25.09.1988 3 h MESZ
Vom 26.03.1989 2 h MEZ bis zum 24.09.1989 3 h MESZ
Vom 25.03.1990 2 h MEZ bis zum 30.09.1990 3 h MESZ

Schweiz:
Vom 05.05.1941 2 h MEZ bis zum 06.10.1941 0 h MESZ
Vom 04.05.1942 2 h MEZ bis zum 05.10.1942 0 h MESZ
Vom 29.03.1981 2 h MEZ bis zum 27.09.1981 3 h MESZ
Vom 28.03.1982 2 h MEZ bis zum 26.09.1982 3 h MESZ
Vom 27.03.1983 2 h MEZ bis zum 25.09.1983 3 h MESZ
Vom 25.03.1984 2 h MEZ bis zum 30.09.1984 3 h MESZ
Vom 31.03.1985 2 h MEZ bis zum 29.09.1985 3 h MESZ
Vom 30.03.1986 2 h MEZ bis zum 28.09.1986 3 h MESZ
Vom 29.03.1987 2 h MEZ bis zum 27.09.1987 3 h MESZ
Vom 27.03.1988 2 h MEZ bis zum 25.09.1988 3 h MESZ
Vom 26.03.1989 2 h MEZ bis zum 24.09.1989 3 h MESZ
Vom 25.03.1990 2 h MEZ bis zum 30.09.1990 3 h MESZ

Andere Sommerzeitregelungen

Weitere Regelungen

In einigen Staaten wie zum Beispiel Russland beginnt und endet die Sommerzeit an denselben Tagen wie in Europa. Dort stellt man die Uhr zwar auch um eine Stunde vor, faktisch jedoch um zwei Stunden, weil in Russland die so genannte Dekretzeit gilt, die als Relikt aus Sowjetzeiten während des ganzen Jahres die Addition von einer Stunde zur tatsächlichen geografischen Zeitzone vorschreibt. Andere Staaten mit Sommerzeit haben wiederum abweichende Regelungen. Gemeinsam ist jedoch, dass die Sommerzeit in den Monaten März oder April beginnt und im September oder Oktober endet (für Staaten auf der Südhalbkugel umgekehrt).

Nordamerika

In den USA, Kanada und Mexiko beginnt die Sommerzeit am ersten Sonntag im April, also eine Woche später als in Europa. Sie endet am letzten Sonntag im Oktober, dem selben Tag wie in Europa. In den USA und Mexiko werden die Uhren nicht wie in Europa gleichzeitig umgestellt, sondern im April jeweils um 2:00 Lokalzeit (beispielsweise 10:00 UTC in Kalifornien, 7:00 UTC in New York) vorgestellt, und im Oktober um 2:00 lokaler Sommerzeit auf 1:00 Uhr zurückgestellt.
In den Bundesstaaten Arizona (mit Ausnahme des Gebietes der Diné, der Navajo Nation Reservation), Hawaii, dem größten Teil Indianas (manche Countys an der Staatsgrenze passen sich an die Nachbarstaaten an) und den meisten amerikanischen Außengebieten gibt es keine Sommerzeit, ebenso nicht in der kanadischen Provinz Saskatchewan und dem an Arizona angrenzenden mexikanischen Bundesstaat Sonora. Am 27. Juli 2005 wurde vom US-Kongress die so genannte Energy Bill (HR6 / Energy Policy Act of 2005 oder Public Law 109-58) [2] beschlossen. Darin wird, neben anderem, festgelegt, dass ab 2007 die Sommerzeit am zweiten Sonntag im März beginnt und am ersten Sonntag im November endet[3]. Der Kongress behält sich allerdings vor, diese Änderung rückgängig zu machen.

Liste aller Staaten mit Sommerzeit

Die folgenden Listen basieren auf Daten von 2004.

Pro und Kontra

Energie

Das ursprünglich verfolgte Ziel der Energieeinsparung konnte durch die Sommerzeit laut Expertenaussagen in Deutschland nicht erreicht werden. Demnach falle die Energiebilanz sogar negativ aus, da durch das verschobene Aufstehen die Heizperiode verlängert werde und allerlei Aufwände für die Umstellungsprozeduren anfielen.

Das wird von der Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland auf Anfrage der FDP-Fraktion bestätigt. Auch nach diesen Angaben wird keine Energie gespart.

Trotzdem wurde die Sommerzeit nach Ablauf der „Probezeit“ beibehalten. Ein Teil der Bevölkerung befürwortet die (scheinbar) längere Helligkeit der Sommerabende. Der Anteil der Befürworter in der Bevölkerung ist seit mehreren Jahren rückläufig und liegt zur Zeit bei ca. 51 % (Allerdings gibt es laut Sommerzeitgegnern auch Umfragen und Schätzungen, die das Gegenteil aussagen sollen). In den USA wurde während einer Probephase mit früherem Beginn der Sommerzeit 1974–1975 ein 1%iger Rückgang des gesamten Elektrizitätsverbrauches gemessen.

Ende 2007 wird ein Bericht der EU-Kommission zu den Auswirkungen der Sommerzeit erwartet.

Menschliche Natur

Während Befürworter der Sommerzeit argumentieren, es sei für Menschen natürlich, eher abends das Leben zu genießen, wodurch ihre Produktivität erhöht werde, argumentieren die Gegner, die Anpassung an den neuen Tagesrhythmus dauere mindestens mehrere Tage, sei gesundheitsschädlich und verringere während der Umstellungsphase die Produktivität. Es lägen physiologische Studien vor, nach denen einige zirkadian schwankende Hormonspiegel, ähnlich dem des Stresshormons Kortisol, bis zu viereinhalb Monate bräuchten, um sich vollständig den neuen Gegebenheiten anzupassen (bei einstündiger Zeitumstellung gegen die natürliche Rhythmik, also nach Art der gängigen Sommerzeit) – in umgekehrter, "natürlicher“ Richtung (also bei Eintritt der „Winterzeit“) dauere diese Anpassung nur ca. zwei Wochen. Ob allein diese Hormonspiegelschwankungen bereits krankheitsbefördernd wirken, sei jedoch nicht belegt.

Der durch die Umstellung entstehende Aufwand sei zu hoch, um die Vorteile zu rechtfertigen. Nicht wenige befürworten, die Sommerzeit zur Normalzeit zu erklären, um so länger das Tageslicht genießen zu können, ohne sich umstellen zu müssen. Es ist unwahrscheinlich, dass die EU sich darauf einigen können wird, welche für die Mitgliedsstaaten die verbindlichen Rechtsgrundlagen fasst.

Abweichung vom Sonnenstand

Als Nachteil ist zusätzlich zu bemerken, dass sich die Zeit nicht mehr am Stand der Sonne orientiert (Ortszeit).

Durch die Normierung der Zeit in den Zeitzonen kommt es zu Abweichungen von der Ortszeit im Minutenbereich: durch die Sommerzeit zu einer Verschiebung um eine Stunde, die sich in allen Orten westlich von Görlitz der Abweichung von der Sonnenzeit aufaddiert. In vielen Gebieten weiter westlich sind diese Abweichungen noch größer, da hier durch den Bezug auf die mitteleuropäische Zeit schon im Winter eine sehr große Abweichung von über einer Stunde zur Sonnenzeit auftritt: So wird im Sommer der höchste Stand der Sonne in vielen Orten Frankreichs und Spaniens erst nach 14 Uhr erreicht.

Der alte Mittag teilte den Tag symmetrisch: so wie die Sonne bis zu Mittag auf ihren höchsten Stand steigt, hob sich der Zeiger der Uhr, und sank dann wieder, wie die Sonne sich senkt. Wenn die Sonne um 7 Uhr morgens aufgeht, geht sie um 17 Uhr unter; wenn sie um 8 Uhr aufgeht, um 16 Uhr usw. usf. (Zumindest gilt das für den 15. Längengrad, auf den sich die MEZ bezieht.) Durch die Sommerzeit wird das Zeitempfinden von diesen Vorstellungen abgekoppelt, da die Sonne dann erst um 13 Uhr (plus die Minuten der Abweichung von der Ortszeit, siehe Zeitgleichung) ihren höchsten Stand erreicht und die „Spiegelung“ bzw. Teilung in die erste und zweite Tageshälfte um 13 Uhr erfolgt; d. h. wenn die Sonne um 7 Uhr aufgeht, geht sie um 19 Uhr unter.

Grundrechtseingriff

Eine weitere, grundsätzlichere Kritik sieht die gesetzlich verpflichtende, immer wiederkehrende Zeitumstellung als Nötigung ganzer Bevölkerungen, sich ohne hinreichenden Grund einem erheblichen Eingriff in die individuelle Zeit- und Tagesplanung unterwerfen zu müssen - zumindest für die individuell unterschiedlich lange Dauer der Anpassung an die neuen Rhythmen.

Probleme bei der Umstellung

Medizin

Mediziner haben negative Auswirkungen der Zeitumstellung festgestellt, da sich der Organismus mit der Anpassung seines chronobiologischen Rhythmus schwer tut. Besonders Menschen mit Schlafstörungen oder organischen Erkrankungen haben hier offenbar größere Probleme. Auch geschehen in der Umstellungsphase messbar mehr Verkehrsunfälle, meist durch Übermüdung oder durch Wild, das sich noch nicht an die früher (beziehungsweise später) einsetzenden Stoßzeiten gewöhnen konnte. Auf der anderen Seite haben Studien des Department of Transportation in den USA und der Royal Society for Prevention of Accidents in Großbritannien ergeben, dass während der Sommerzeit (insgesamt) deutlich weniger Verkehrsunfälle auftreten, sodass der Nutzen zumindest in diesem Punkt überwiege.

Landwirtschaft

Aus der Landwirtschaft ist bekannt, dass die Milchkühe ein bis zwei Wochen benötigen, um sich auf die neuen Melkzeiten umzustellen. Besonders bei der Herbst-Zeitumstellung ist der veränderte Tagesablauf auf den Höfen am lauten Muhen einiger Kühe morgens deutlich zu verfolgen. Bei der Frühjahrsumstellung ist die Milchleistung einige Tage lang geringer. Die meisten Landwirte verteilen inzwischen die Zeitumstellung für das Melken über mehrere Tage, um so das Problem zu mildern.

Nachtdienste

Während die Zeitumstellung für die meisten Bürger sozusagen „im Schlaf“ erfolgt, so stellt sie verschiedene Einrichtungen vor mehr oder weniger große Probleme. Bei der Deutschen Bahn erfolgt der Wechsel am Ende der Sommerzeit, indem die verkehrenden Nachtzüge eine Stunde an geeigneten Bahnhöfen halten. Auch Einrichtungen mit nächtlichem Bereitschaftsdienst haben mit dem Problem zu kämpfen, dass entweder der Dienst eine Stunde länger, oder aber die Ruhezeit eine Stunde verkürzt ist und somit evtl. nicht mehr den gesetzlichen Anforderungen genügt.

Informationstechnik

IT-Systeme müssen für die Umstellung ausgerüstet sein oder gewartet werden. Gefürchtet sind in Zusammenhang mit der Umstellung von Sommerzeit auf normale Zeit

  • scheinbar nicht chronologische Protokolleinträge (nach 2:59 Uhr kommt – nach Rückstellung von 3:00 Uhr auf 2:00 Uhr – wieder 2:00 Uhr),
  • scheinbar doppelte Einträge (eine Stunde nach 2:14 Uhr kommt wieder 2:14 Uhr),
  • Jobs, die unbeabsichtigt zweimal ausgeführt werden (ein für z. B. 2:30 Uhr eingeplanter Job läuft zweimal ab),
  • Daten, die – in vernetzten IT-Systemen – scheinbar früher ankommen, als sie gesendet wurden, wenn das sendende System nicht zeitgleich mit dem empfangenden umgestellt wird. (Beispiel: Das nicht umgestellte externe System sendet eine Nachricht um 03:01 Uhr, die am umgestellten Hauptsystem um 02:01 Uhr ankommt.)

Dies kann Auswertungen durcheinander bringen. Datenbanksysteme mit starker Bindung an Datum und Uhrzeit können inkonsistent werden.

Die Umstellung der Zeit ist meist abhängig vom Betriebssystem. Manche brauchen manuelle Eingriffe, andere können die Umstellung automatisch durchführen. Dabei erfolgt der Zeitsprung aber nicht immer zum gesetzlich vorgesehenen Zeitpunkt, sondern passiert „implementierungsabhängig“ vielleicht einige Minuten später.

Komplexe Softwaresysteme können auch eine vom Betriebssystem abweichende „Zeitverwaltung“ haben. So gibt es z. B. in neueren SAP-Systemen eine „Zeitdehnung“, wo von 02:00 MESZ bis 03:00 MEZ die „SAP-Zeit“ langsamer läuft und dadurch der Zeitsprung ganz vermieden wird. Offen bleibt jedoch die Koordination mit anderen Systemen, deren Zeit anders verläuft.

Bei vielen Systemen wird ein einheitlicher Zeit-Code verwendet (beispielsweise UTC), welcher unabhängig von der Zeitumstellung oder auch dem Standort des Systems überhaupt gleichmäßig weiterläuft. Lediglich bei der Anzeige an einen menschlichen Nutzer wird die Systemzeit auf die lokale Zeit umgerechnet, sodass die genaue Information über den Zeitpunkt eines Ereignisses erhalten bleibt.

Letzte und nächste Umstellungen

in den Ländern der Europäischen Union allgemein

Diese Regelung gilt auch für die Schweiz, EWR (außer Island) und einige andere ...

Die letzte Umstellung auf Sommerzeit fand am Sonntag, 26. März 2006, um 2 Uhr MEZ (1 Uhr UTC) statt: Die Uhren wurden um eine Stunde (auf 3 Uhr MESZ) vorgestellt. Abweichungen: In Großbritannien z. B. von 1 auf 2 Uhr, in Griechenland von 3 auf 4 Uhr.

Die letzte Umstellung auf Normalzeit fand am Sonntag, 29. Oktober 2006, um 3 Uhr MESZ (1 Uhr UTC) statt: Die Uhren wurden um eine Stunde auf 2 Uhr MEZ zurückgestellt.

Die nächste Umstellung auf Sommerzeit findet am Sonntag, 25. März 2007, um 2 Uhr MEZ (1 Uhr UTC) statt: Die Uhren werden um eine Stunde (auf 3 Uhr MESZ) vorgestellt. Abweichungen: In Großbritannien z. B. von 1 auf 2 Uhr, in Griechenland von 3 auf 4 Uhr.

Die nächste Umstellung auf Normalzeit findet am Sonntag, 28. Oktober 2007, um 3 Uhr MESZ (1 Uhr UTC) statt: Die Uhren werden um eine Stunde auf 2 Uhr MEZ zurückgestellt.

Sonstiges

Viele Menschen haben bei der jeweiligen Umstellung ein Problem zu unterscheiden, wann die Uhren vor- und wann sie zurückgestellt werden sollen. Ein Spruch aus dem englischen Sprachraum erweist sich hier als sehr hilfreich: Spring forward, Fall back. Hierbei handelt es sich um ein Wortspiel mit verschiedenen Bedeutungen der Wörter Spring (sowohl Frühling wie auch springen) und Fall (sowohl Herbst wie auch fallen). Der einleuchtende Spruch Spring vorwärts, fall rückwärts lässt sich für die Zeitumstellung daher auch als Frühling vor, Herbst zurück interpretieren.

Eine andere Möglichkeit, sich zu merken, ob die Uhr vor oder zurück gestellt werden muss, ist die Straßencafé-Faustregel: Im Frühjahr werden die Stühle vor das Lokal gestellt, im Herbst kommen sie zurück ins Lager.

Siehe auch

Quellen

  1. Text von Franklins Brief in englischer Sprache
  2. Energy Policy Act of 2005 des US-Kongresses [1]
  3. CRS Report for Congress, 27. September 2005 [2]
Wiktionary: Sommerzeit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen