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Giovanni Morelli

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Giovanni Morelli (* 25. Februar 1816 in Verona, † 28. Februar 1891 in Mailand) war ein italienischer Abgeordneter, Senator, Arzt und Kunsthistoriker und zugleich eine der schillerndsten Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts.

Als Italiener publizierte Morelli überwiegend auf deutsch unter dem russischen Pseudonym "Ivan Lermolieff". Er war ein ausgezeichneter Kenner der zeitgenössischen deutschen Museumslandschaft und verfasste zahlreiche kunsthistorische Aufsätze in der Zeitschrift für bildende Kunst. Berühmt wurde er durch die nach ihm benannte Morellische Methode, die mit vergleichend-empirischen Mitteln versuchte, Gemälde werkkritisch einzelnen Künstlern zuzuschreiben. Sein Hauptaugenmerk richtete er auf die subjektiven Merkmale der Handschrift eines Malers, die sich am besten an der Gestaltung nebensächlicher Details wie etwa der Gestaltung einer Ohrmuschel, der Form von Fingernägeln, Fingern, Händen oder Füßen festmachen ließ. Mit seiner Methode untersuchte er die Bildbestände berühmter römischer und deutscher Galerien, wobei er etliche Falschzuschreibungen aufdecken und viele Werke ganz anderen Künstlern zuschreiben konnte. Zahlreiche Werke, die bis dato großen Meistern zugeschrieben wurden, entlarvte er als Kopien oder Fälschungen. Damit stieß er zum Teil auf wenig Gegenliebe bei einigen bekannten Museumsleuten, so etwa Wilhelm von Bode. Psychoanalytiker wie Sigmund Freud hatten dagegen viel für seine Methoden übrig.

Morelli war unter anderem mit Peter von Cornelius, Buonaventura Genelli, Werner von Kaulbach, Friedrich Wilhelm von Schelling und dem preußischen Kronprinzenpaar Victoria und Friedrich Wilhelm befreundet. Seine umfangreiche Kunstsammlung vermachte er der Pinacoteca dell'Accademia Carrara di Bergamo.

Wichtigste Schriften

  • Ivan Lermolieff: Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Leipzig 1880.
  • Ivan Lermolieff: Kunstkritische Studien über italienische Malerei. 3 Bände. 1890-93.