Sehnenscheidenentzündung
Die Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) ist eine Entzündung der Sehnenscheiden. Sie äußert sich in starken, stechenden oder ziehenden Schmerzen. Sehnenscheidenentzündungen treten vor allem im Bereich des Handgelenks auf.
Ursachen
Nichtinfektiöse Ursachen
Es gibt zahlreiche durch Überbeanspruchung der Handgelenke gekennzeichnete Aktivitäten, die langfristig ausgeübt zu einer Sehnenscheidenentzündung führen können:
- Ungeeignete Computertische, schlechte Mäuse und intensive Arbeit an Computer-Arbeitsplätzen. Daher kommt auch die Bezeichnung Mausarm.
- andere monotone Arbeiten (wie beispielsweise Hantel-Training)
- starke Belastung des Handgelenks in Freizeit- oder Hauptaktivitäten wie Klettern, Voltigieren, Bodenturnen, Radfahren, Badminton, Tischtennis, Gitarre, Schlagzeug, Geige und Klavier spielen, Tischfußball, Billard, Fliegenfischen usw.
Häufig betroffene Berufsgruppen sind Schreibkräfte, Pianisten, Violinisten, Gitarristen, Schlagzeuger, Masseure, Physiotherapeuten, Softwareentwickler, Monteure und Konstrukteure.
Im September 2006 wurde ein Grundsatzurteil des Verwaltungsgerichts Göttingen veröffentlicht, dass die Sehnenscheidenentzündung einer Bahn-Schalter-Beamtin als Berufskrankheit anerkannte (Az: 3 A 38/05). Grundlegend für das Urteil war die deutsche Berufskrankheitenverordnung, die auch für alle gesetzlich sozialversicherten Arbeitnehmer in der Privatwirtschaft gilt. Zuständig für Streitfälle, die die gesetzliche Unfallversicherung betreffen, sind in Deutschland in aller Regel die Sozialgerichte, nur für Beamte eben nicht. [1]
Bei chronischen Beschwerden wird von einem RSI-Syndrom (engl. für repetitive strain injury) gesprochen.
Infektiöse Ursachen
Infektionen treten vor allem bei Stichverletzungen auf, die zu einer Eröffnung der Sehnenscheide und Besiedlung mit Bakterien führen.
Symptome
Für die akute Entzündung ist häufig ein schmerzhaftes, tastbares „Knirschen“ und Reiben der Sehne charakteristisch. Zudem kann eine Erwärmung der Region auftreten. Die chronischen Formen machen sich zum Teil nur durch knotige Verdickungen der betroffenen Sehne bemerkbar. Dadurch kann es zum Phänomen der so genannten schnellenden Finger kommen: Dabei steckt die verdickte Sehne zunächst in der Sehnenscheide fest, bei stärkerem Muskelzug gleitet sie dann plötzlich aus der Verengung heraus (vor allem bei Extensionsbewegungen). In der Schweiz wird dazu auch 'Spickfinger' gesagt.
Bei der Tendovaginitis stenosans de Quervain ist zudem der Finkelstein-Test (nach Harry Finkelstein, * 1865; †1939) beschrieben, der für diese Krankheit pathognomonisch (typisch) ist: Dabei wird der Patient aufgefordert, den Daumen in die Hohlhand einzuschlagen und eine Faust zu machen. Passive Ulnarabduktion durch den Untersucher erzeugt dann zunehmend Schmerzen im ersten Strecksehnenfach (Tabatiere).
Therapie
Kurzzeitig Kühlung des entzündeten Areals sowie eine Ruhigstellung (Gipsverband) des entsprechenden Gelenkes dämpfen den Schmerz. Nichtsteroidale Antirheumatika lindern ebenfalls die Schmerzen und hemmen die Entzündung.
Behandlung der Entzündung sowie eine Manschette zur Massage und somit Stoffwechselförderung der betroffenen Sehne sind zudem oft praktizierte Therapien.
Auf Dauer hilft aber nur die Beseitigung der Ursachen: anderes Arbeitsgerät oder längere Pausen während der Arbeit usw. Bei Musikern hilft lockeres Warmspielen oder Aufwärmübungen der Hände und Handgelenke vor dem eigentlichen Spiel um der Sehnenscheidenentzündung vorzubeugen.
Bei infektiösen Tendovaginitiden ist eine Antibiotika-Therapie angezeigt.
Sonderform
Tendovaginitis stenosans de Quervain des ersten Sehnenfaches. Hierdurch verlaufen die Sehnen der Daumenmuskeln M. abductor pollicis longus und des M. Extensor pollicis brevis. Ursache ist meist eine Überlastung dieser Sehnen durch häufige Abduktion (Bewegung des Daumens von der Handfläche weg) und Veranlagung.
Siehe auch
- RSI-Syndrom - Repetitive Strain Injury (umfangreiche Infos mit Therapievorschlägen)
- Sehne (Anatomie)
- Tendovaginopathie
- Operationsvideoaus einer Handchirurgischen Praxis.
Quellen
- ↑ http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=25520 Bericht des Ärzteblatts vom 4. September 2006