Unstrut
Unstrut | ||
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Daten | ||
Lage | In Thüringen, Sachsen-Anhalt | |
Quelle | bei Kefferhausen im Eichsfeld | |
Quellhöhe | Höhenangabe ist keine Zahl | |
Mündung | Bei Naumburg in die Saale | |
Mündungshöhe | Höhenangabe ist keine Zahl | |
Höhenunterschied | m
Bitte Sohlgefälle manuell eingeben, da im Höhenunterschied auch Buchstaben enthalten sind. | |
Länge | Längenangabe ist keine Zahl | |
Einzugsgebiet | Einzugsgebiet ist keine Zahl | |
Linke Nebenflüsse | Wipper (Hainleite), Helme | |
Rechte Nebenflüsse | Gera | |
Mittelstädte | Naumburg | |
Kleinstädte | Mühlhausen, Sömmerda, Artern, Nebra, Freyburg | |
Schiffbarkeit | Naumburg-Freyburg |
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Die Unstrut ist ein linksseitiger etwa 192 km langer Nebenfluss der Saale, sie ist deren wasserreichster Zufluss. Einzugsgebiet ist das gesamte Thüringer Becken. Die Unstrut verläuft weitgehend west-östlich.
Der Name rührt vom germanischen strödu, Sumpfdickicht, her; die Vorsilbe bedeutet eine Steigerungsform wie beispielsweise in "Unwetter". Um 575 wird der Fluß als Onestrudis angeführt, im 7.Jahrhundert Unestrude, 994 Vnstruod.
Verlauf
Die Unstrut entspringt westlich von Kefferhausen bei Dingelstädt in Nordthüringen im südlichen Eichsfeld. In ihrem Unterlauf durchfließt sie in zahlreichen Schleifen den Burgenlandkreis im südlichem Sachsen-Anhalt, sie wird unterhalb von Memleben zunächst vom Ziegelrodaer Plateau, in der Nähe Freyburgs von den Schweigenbergen flankiert und mündet am Blütengrund bei Naumburg in die Saale.
Wichtige Zuflüsse der Unstrut sind die Gera, die Wipper, die Helbe, die Helme und die Lossa.
Geomorphologie
Buntsandstein und Muschelkalk aus der Triasformation prägen das Gesicht des Saale-Unstrut-Triaslandes.Mancherorts sind sie durch tertiäre und quartäre Sedimente verhüllt, an anderen Stellen treten sie klar zutage. Insbesondere im Unterlaufbereich ist die geologische Schichtenfolge gut zu erkennen.
Naturräume, Flora und Fauna
Ihren besonderen Reiz gewinnt die Unstrut durch den Gegensatz von Flußauenbiotopen und angrenzenden trockenen Böden. Die feuchten Ufer sind von Weiden, Pappeln und Eschen gesäumt. Auf den trockenen kalkhaltigen Böden finden sich Trockenrasen, an geschützten Stellen wie im NSG Tote Täler wachsen seltene Orchideen wie das Bleiche und das Purpurknabenkraut, die Bienen-, Spinnen- und Fliegenragwurz, der Frauenschuh oder das Große Zweiblatt. Als Kulturlandschaft ist die Unstrutgegend besonders durch den Weinanbau und Streuobstwiesen geprägt. Wasserliebende Vögel wie die Wasseramsel und der Eisvogel sind hier heimisch, seit den 90er Jahren ist zunehmend der von Fischern ungern gesehene Kormoran anzutreffen.
Geschichte
Siedlungsgeschichte
Schlachten und Gefechte in Unstrutnähe
Im Jahre 531 fand nach Gregor von Tours' Decem libri an der Unstrut die Entscheidungsschlacht zwischen Franken und Thüringern statt, die mit der Vernichtung und Einverleibung des frühmittelalterlichen Thüringischen Königreiches in das Frankenreich endete.
Bei der Schlacht bei Riade an der Unstrut wurden 933 die Magyaren erstmals von einem deutschen Heer unter Heinrich I. (HRR) geschlagen.
Vom 19.bis 21.Oktober 1813 überschritt die in der Völkerschlacht von Leipzig geschlagene französische Armee die Unstrut bei Freyburg und an der Zeddenbachmühle, noch einmal kam es dabei zu einem blutigen Gefecht. Etwa 100.000 Mann wälzten sich über die von französischen Pionieren errichteten provisorischen Brücken. Napoleon selbst überwachte und leitete den Übergang. Die Franzosen hatten ihre Kanonen beherrschend auf den Höhen der Schweigenberge und bei Zscheiplitz postiert und konnten so die nachflutenden Alliierten aufhalten, so daß der weitere Rückzug gesichert war. Russen und Preußen überschritten die Unstrut erst am 22.Oktober.
Schiffbarmachung
Schiffahrt auf der Unstrut ist seit 1612 belegt; allerdings war eine nennenswerte wirtschaftliche Nutzung aufgrund der geringen Tiefe und der morastigen Ufer lange Zeit nicht möglich. Immer wieder mußten die Anrainer zur Erhaltung der Uferwege angehalten werden, diese waren für das Treideln der Lastkähne unabdingbar. Die mehrfach erneuerte Wasser- und Mühlenordnung von 1653 brachte jedoch nur eine geringe Besserung; häufig kam es zu ausgedehnten Überschwemmungen. Pläne zur Schiffbarmachung, die Herzog Ernst I. der Fromme von Gotha-Altenburg hegte, um Naumburg als Umschlagplatz von Gütern wirtschaftlich zu stärken, wurde von kursächsischen Räten abgelehnt; diese befürchteten eine heranwachsende Konkurrenz der nahen Handelsstadt Leipzig. Auch eine großangelegte Planung eines west-östlichen Wasserweges unter Einbeziehung der Unstrut in der Mitte des 18.Jahrhunderts kam lange Zeit nicht zustande.
Erst 1778 wurde der Berghauptmann, Maschinen- und Schleusenbauer Johann Friedrich Mende mit Untersuchungen zur Schiffbarmachung und 1790 mit der Erarbeitung eines Kanalisierungsplans beauftragt. Er übernahm 1791 die Leitung der Ausbauarbeiten über 71 km an der Unstrut, die eine Mindesttiefe des Flusses von 0,8 m gewährleisten sollten. In den nächsten Jahren wurden 12 Schleusen angelegt; Arbeiten fanden auch an der Saalestrecke zwischen Naumburg und Weißenfels statt. Am 8.4.1795 wurde die Schiffahrt freigegeben, am 3. Juli legte der erste Lastkahn in Artern an.
Der Wasserweg sorgte für zunehmenden wirtschaftlichen Aufschwung, transportiert wurden insbesondere der berühmte Sandstein aus Nebra, der weite Verbreitung fand, Kalkstein aus Freyburg, Salz aus Artern, außerdem Getreide und Rüben. Stromauf wurden die Schiffe getreidelt, daher wurde besonderes Augenmerk auf Uferbefestigungen und gangbare Uferwege gelegt. Zur Entwässerung der weiterhin feuchten und vom Hochwasser bedrohten Böden wurde 1857 die Unstrutregulierungs-Sozietät gegründet. Seit 1888 wurde ein Dampfschlepper eingesetzt. 1882-95 wurde die Unstrut-Wasserstraße teilweise begradigt und rekanalisiert. Wirtschaftliche Konkurrenz erwuchs der Schiffahrt durch die Inbetriebnahme der Unstrutbahn zwischen Naumburg und Artern am 1.10.1889 ; in den nächsten Jahrzehnten ging der Verkehr auf dem Wasser rapide zurück. Nach den massiven Frühjahrshochwassern 1956 und 1967 wurde ein Sofortprogramm für den Hochwasserschutz gestartet, erneut wurden Begradigungen durchgeführt und Hochwasserrückhaltebecken geschaffen. Eine wirtschaftliche Nutzung des Wasserweges besteht heute nicht mehr, jedoch wurde in den letzten Jahren die Unstrut als Tourismusgebiet entdeckt; zahlreiche Wassersportvereine und Bootsverleihe bieten die Möglichkeit, die Unstrut mit dem Kanu oder dem Ruderboot zu bereisen. In folgenden Orten sind noch Schleusen in Betrieb: Artern, Ritteburg, Wendelstein, Tröbsdorf, Laucha, Zeddenbach, Freyburg. Auf dem Unterlauf verkehren von Naumburg aus zwei Personenschiffe.
Aufgrund der Begradigungen und Meliorationsmaßnahmen wurde die Auelandschaft der Unstrut im Laufe der Zeit stark beeinträchtigt. 1992 wurde vom Freistaat Thüringen ein Modellprojekt zur Revitalisierung der Unstrut begonnen.
Sehenswürdigkeiten
Unmittelbar an der Unstrut liegen die Burgruine Wendelstein, auf der sich noch bewohnte Gebäude befinden; der Ort Memleben , in dem sich im 10.Jahrhundert eine ottonische Kaiserpfalz befand, die häufig von Heinrich I. und Otto dem Großen besucht wurde; an dieser Stelle findet man noch die Grundmauern des zugehörigen Klosters sowie die noch teilweise erhaltene Klosterkirche aus dem 13.Jahrhundert. Eine Dauerausstellung informiert über die Geschichte der Pfalz und des Klosters. Im Ziegelrodaer Forst, der sich nördlich der Unstrut in der Nähe von Wangen hinzieht, wurde die Himmelsscheibe von Nebra gefunden. Ein Glockenmuseum mit originaler Glockengießerwerkstatt aus dem Jahr 1790 ist in Laucha zu besichtigen. In Balgstädt befindet sich ein Wasserschloß, das nun als Gemeindeamt und als Herberge dient, südlich des Ortes liegt das Naturschutzgebiet Tote Täler, in dem seltene Pflanzenarten, insbesondere Orchideen zu finden sind. Über Freyburg erhebt sich die majestätische und gut erhaltene Neuenburg mit einer spätromanischen Doppelkapelle und einem etwas abseits gelegenen stattlichen Bergfried, dem "Dicken Wilhelm" , in der Burg ist ein Museum eingerichtet. In der Stadt sind noch Teile der historischen Stadtmauer erhalten. Die Rotkäppchen-Sektkellerei ist eines der ältesten Sekthäuser Deutschlands. Kurz vor der Einmündung des Flusses in die Saale befindet sich in den Sandstein des sogenannten Markgrafenberges eingehauenes barockes Relief aus dem Jahr 1722, das sogenannte "Steinerne Bilderbuch". Naumburg besitzt ein historisches Stadtzentrum, Touristenmagnet ist der Naumburger Dom mit den bekannten Stifterfiguren und dem beeindruckenden Passionsrelief des Westlettners.
Weinanbau
Am Unterlauf der Unstrut liegt das Weinbaugebiet Saale-Unstrut, das durch die 1993 eröffnete 13. Deutsche Weinstraße dem Tourismus erschlossen wird. Begünstigt wird der Weinanbau durch sich an der Nordseite des Flusses hinziehende Muschelkalkberge. Die erste urkundliche Erwähnung findet er 998 in einer Urkunde Ottos III. Die Blütezeit der thüringisch-sächsischen Winzerei lag im 16.Jahrhundert; Weinhandelsplätze waren damals Jena, Naumburg und Leipzig. In der Folgezeit ging der Anbau zurück. 1835 wurde die Naumburger Weinbaugesellschaft gegründet. 1887 waren noch 1000 ha Rebfläche vorhanden, im selben Jahr kam wie allerorten der Einbruch durch den Reblausbefall, so daß es um 1900 nur noch 31 ha Rebfläche an der Unstrut gab. Durch den Anbau von veredelten Reben erholte sich das Winzergewerbe mit der Zeit; die Gesamtanbaufläche beträgt derzeit aber nur etwa 300 ha. Die Region zählt damit zu den kleinsten Weinanbaugebieten Deutschlands.Derzeit werden vor allem frühreifende Reben wie Silvaner und Müller-Thurgau angebaut. Aus den Kellereien in Freyburg kommt der Rotkäppchen-Sekt.
Weiteres
Im Sommer finden an zahlreichen Stellen Veranstaltungen an und auf dem Fluss statt, so das Wehr- und Schleusenfest in Freyburg und das Badewannenrennen in Weischütz. Entlang des gesamten Flußlaufes zieht sich der Unstrutradweg. Der 1930 eröffnete Flugplatz von Dorndorf-Laucha bietet Segel-, Drachen-, Ultraleicht- und Motorflüge an.