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Alfred-Kästner-Straße (Leipzig)

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Die Alfred-Kästner-Straße in der Südvorstadt von Leipzig. Die Straße hatte auf dem Bebauungsplan der Südvorstadt zunächst die Bezeichnung „Straße F“. 1876 wurde sie nach dem preußischen General Moltkestraße benannt und am 1. August 1945 in Alfred-Kästner-Straße umbenannt nach dem Widerstandskämpfer Alfred Kästner, der im Haus Nr. 20 der damaligen Moltkestraße wohnhaft gewesen war. Vor diesem Haus liegt auf dem Gehweg seit 2014 ein Stolperstein.

Alfred-Kästner
Alfred-Kästner-Straße 20, ehemaliger Wohnort Alfred Kästners
Stolperstein für Alfred Kästner

Lage und Verlauf

Die Alfred-Kästner-Straße ist eine Anliegerstraße auf der Gemarkung Leipzig mit dem amtlichen Straßenschlüssel 04057 im Postleitzahlenbereich 04275.

Die Straße ist 1 142 Meter lang und beginnt an der Fockestraße.[1] Sie führt geradlinig in östliche Richtung, wobei sie die die Brandvorwerkstraße, die August-Bebel-Straße, die ursprünglich "Kaiser-Wilhelm-Straße hieß, die Kochstraße, ursprünglich "Connewitzer Chaussee", dann "Connewitzer Straße"), die Karl-Liebknecht-Straße, die vormals Südstraße und während des Nationalsozialismus Adolf-Hitler-Straße" und danach abermals Südstraße genannt wurde, die Bernhard-Göring-Straße, die einst Elisenstraße hieß, die Arthur-Hoffmann-Straße, vormalig "Bayrische Straße", benannt nach dem Bayrischer Bahnhof kreuzt. Sie endet schließlich an der Lößniger Straße.

Geschichte

Die Straße wurde im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts angelegt und führte auf dem Bebauungsplan für die Südvorstadt die Bezeichnung "Straße F". Am 3. Mai 1876 erfolgte der Beschluss die Straße mit sofortiger Wirkung Moltkestraße nennen. Damit erhielt der preußische General Hellmuth Graf von Moltke (1800–1891) eine Ehrung, der schon 1871 die Ehrenbürgerschaft der Stadt Leipzig bekam. Bis zur Umleitung des Pleißemühlgrabens in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts und der Anlage der Fockestraße begann die Moltkestraße im Westen an einer Brücke über den Pleisemühlgraben.

Am 1. August 1945 wurde die Moltkestraße in Alfred-Kästner-Straße umbenannt, womit den Holzkaufmann Alfred Kästner (1882–1945) gedacht wird, dessen letzter Wohnsitz Haus Nr. 20 war und am 12. April 1945 als einer von 53 Antifaschisten in einer Kiesgrube bei Lindenthal von der SS erschossen wurde. Eine davon war auch Margarete Bothe. Die Umbenennung erfolgte sofort. In der ehemaligen Moltkestraße befand sich während des Nationalsozialismus auch ein Rüstungsbetrieb, der für Flugzeuge ein Zulieferbetrieb war, in welchem nach dem Krieg bis Ende der 1990er Jahre noch eine Werkzeugprüfmaschinenfabrik gewesen war. Einige Gebäude dieser ehemaligen Rüstungsfabrik, die bis zur Arthur-Hoffmann-Straße reicht, sind noch erhalten. Einige Gebäude wurden zu Wohngebäuden umgebaut. wie z. B. Hausnummer 63.

Am 18. März 1992 erfolgte die Zuordnung der Alfred-Kästner-Straße in den Ortsteil 40 Südvorstadt.

In der Alfred-Kästner-Straße befand sich Justizvollzugsanstalt Leipzig, die allein schon deshalb keine gewöhnliche Justizvollzugsanstalt war, da in dieser Einrichtung seit 1960 sich die zentrale Hinrichtungsstätte der DDR befand.[2] Im Jahre 1981 wurde an Werner Teske hier die letzte Hinrichtung vollzogen. Im Nationalsozialismus wurden zudem auch Zwangsarbeiter aus diesem Gefängnis für die Rüstungsindustrie rekrutiert.[3] Die ehemaligen Dienstwohnungen stoßen an Gebäude des Amtsgericht Leipzig in der Bernhard-Göring-Straße. Bis 2001 war diese Justizvollzugsanstalt in Betrieb. Danach erfolgte der Abbruch der Zelltrakte im Innenhof. Die mit der Hausnummer 47 versehene Adresse gehört seit 2021 zur Staatsanwaltschaft Leipzig, die dahin umgezogen ist.[4]

letzte erhaltene gerade Hausnummer der Alfred-Kästner-Straße 90
Alfred-Kästner-Straße 75

Die nachfolgende Justizvollzugsanstalt in der Leinestraße 111 nahm ab September 2001 ihren Betrieb auf.[5]

Zahlreiche Gebäude in der Kantstraße stehen auf der Liste der Kulturdenkmale in Leipzig-Südvorstadt, A–J. Die letzte erhalten gebliebene gerade Hausnummer ist die 90. Dieses Jugendstilgebäude ist ein Mietshaus aus dem Jahr 1903. Die darauffolgende Hausnummer war ein Opfer der Luftangriffe auf Leipzig seit Dezember 1943. Gegenüberliegend steht ein ehemaliges Fabrikgebäude aus den 1930er Jahren mit der Hausnummer 75. Dieses ist die höchste ungerade Hausnummer der Straße. Die Folgen der Bombardierungen sind an den späteren Lückenbebauungen zu sehen.

Der erwähnte Stolperstein für Alfred Kästner wurde am 9. September 2014 verlegt.[6]

Religion

In der Alfred-Kästner-Straße 11 befindet sich die Evangelische Studentengemeinde Leipzig. Dieses ist das Siegfried-Schmutzler-Haus.[7] Benannt wurde es nach Siegfried Schmutzler. Eine Gedenktafel erinnert an den evangelisch-lutherischen Pfarrer, Dissidenten und Widerstandskämpfer, der in gegen die SED-Diktatur stand. Schmutzler war nicht nur evangelischer Studentenpfarrer in der Alfred-Kästner-Straße 11, sondern auch in diesem Haus wohnhaft.

Botanische Besonderheiten

Edelkastanie neben der Alfred-Kästner-Straße 55

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Neben dem Haus Alfred-Kästner-Straße 55 befindet sich eine unter Naturschutz stehende Esskastanie.[8] Dahinter erstreckt sich längs der Bernhard-Göring-Straße ein Kinderspielplatz.[9]

Commons: Alfred-Kästner-Straße (Leipzig) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Unweit davon befindet sich die Galopprennbahn Scheibenholz.
  2. https://www.mdr.de/geschichte/ddr/politik-gesellschaft/stasi/zentrale-hinrichtungsstaette-ddr-leipzig-102.html
  3. Thomas Fickenwirth, Birgit Horn-Kolditz, Christian Kurzweg: Fremd- und Zwangsarbeit im Raum Leipzig 1939-1945: archivalisches ..., S. 7.
  4. https://www.justiz.sachsen.de/stal/
  5. JVA Leinestraße auf https://www.justiz.sachsen.de
  6. Im Gedenken an das Schicksal jüdischer Mitmenschen, und politisch Andersdenkender im Nationalsozialismus – neue Verlegung von Stolpersteinen. Pressemitteilung. In: stolpersteine-leipzig.de. Arbeitsgemeinschaft Stolpersteine in Leipzig, 5. September 2014.
  7. https://www.kirche-leipzig.de/gemeinde/evangelische-studierendengemeinde-leipzig/
  8. siehe Liste der Naturdenkmale in Leipzig, Nr. 4
  9. Spielplatz "Am Amtsgericht". In: Website der Stadt Leipzig. Abgerufen am 10. März 2023.