Wioleta Jakowa


Wioleta Bohor Jakowa, auch Violeta Yakova oder Violeta Jakova, (bulgarisch Виолета Бохор Якова; * 2. Juni 1923 in Dupniza; † 18. Juni 1944[1]) war eine bulgarische Widerstandskämpferin während des Zweiten Weltkriegs.
Biographie
Wioleta Jakowa war die Tochter eines sephardischen Händlers, der vor ihrer Geburt starb und die Familie in schwierigen finanziellen Verhältnissen zurückließ. Im Alter von 14 Jahren begann sie, als Hilfsarbeiterin in einem Tabaklager zu arbeiten, 1939 zog sie in die Hauptstadt Sofia, wo sie als Näherin arbeitete.[1]
Bis 1941 hatte Bulgarien sich nicht am Zweiten Weltkrieg beteiligt, trat aber schließlich dem Dreimächtepakt (Deutschland, Japan, Italien) bei, und deutsche Truppen wurden im Land stationiert. Schon im Jahr zuvor wurde von Zar Boris III. ein „Gesetz zum Schutz der Nation“ erlassen, das Juden zu Bürgern minderen Rechts erklärte, und ab März 1943 wurden Juden von der deutschen Gestapo aus Thrakien und Makedonien in Vernichtungslager verschleppt.[2] In diesen Jahren engagierte sich die Jüdin Jakowa in sozialistischen Organisationen wie etwa dem Arbeiterjugendverband (REM) und im Widerstand der Bulgarischen Kommunistischen Partei (BKP). Es wurden kleine städtische Kampfgruppen gegründet. Jakowa wurde Mitglied einer dieser Gruppen unter Stachko Radomirski und nahm den Kampfnamen „Ivanka“ an. Im Gegensatz zu Partisanentruppen in anderen Teilen Europas waren jüdische Kämpfer vollständig integriert und es gab keine separaten jüdischen Kader.[1]
Diese Gruppen unternahmen Sabotageakte etwa gegen Fabriken, Tanklager und Eisenbahnen, aber ihre auffälligsten Aktionen waren mehrere Attentate im Jahr 1943. Zu den Opfern gehörten deutsche Agenten, Nazi-Sympathisanten und Informanten. Das prominenteste Opfer Jakowas war der ehemalige bulgarische Kriegsminister, Führer des antikommunistischen und ultranationalistischen Bundes der Bulgarischen Nationalen Legionen (SBNL) und Nazikollaborateur Christo Lukow.[1][3] Am 13. Februar 1943 beging Jakowa gemeinsam mit Iwan Burudschiew das Attentat am Eingang zu Lukows Haus. Von Burudschiews Schüssen wurde Lukow nur leicht verletzt, woraufhin Jakowa weitere Schüsse auf ihn abgab, von denen er tödlich verletzt wurde. Für die Ergreifung der Mörder wurde eine Belohnung von 300.000 Lewa ausgesetzt. Es heißt, Burudschiew habe am Trauerzug für Lukow teilgenommen.[4]
Später schloss sich Jakowa einer Partisanengruppe in Westbulgarien an. Sie starb am 18. Juni 1944 kurz nach ihrem 21. Geburtstag, vermutlich in Kondofrej. Die genauen Umstände ihres Todes sind unklar. Sie soll bei einer Schießerei mit der Polizei getötet worden sein,[4] an anderer Stelle heißt es, sie sei vergewaltigt, gefoltert und verstümmelt worden.[1][5]
Im September 1944 wurde Bulgarien von der Roten Armee besetzt. Iwan Burudschiew überlebte das Kriegsende und war Generalmajor in der Armee der Volksrepublik Bulgarien.[6][7] Seine Tochter Tatjana Burudschiewa wurde Politologin und Parlamentsabgeordnete. Sie berichtete, dass sie als Tochter des Attentäters auf Lukow von bulgarischen Nationalisten wiederholt als „Mörderin“ beschimpft wurde.[8]
Ehrungen und Rezeption
In der Zeit der Volksrepublik Bulgarien galt Wioleta Jakowa als „Heldin“ und „Märtyrerin“. Nach 1989 verlor ihr Name wegen ihrer kommunistischen Parteizugehörigkeit in Bulgarien seinen Nimbus.[9] Seitdem jedoch faschistische Aktivisten einen jährlichen Fackelzug zum Gedenken an Christo Lukow organisieren, erhielt auch ihre Person, als diejenige, die ihn tötete, wieder mehr Aufmerksamkeit.[10]
In Radomir erinnert eine Gedenksäule an Wioleta Jakowa. In Sofia ist eine Straße nach ihr benannt.[11]
1970 drehte Regisseur Walo Radew den Film Black Angels. Eine der Heldinnen des Films war eine Partisanin nach dem Vorbild von Wioleta Jakowa. Ihre Rolle wurde von Wioleta Gindewa dargestellt.[12]
Weblink
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Violeta Yosifova Yakova - Resistance Fighter. In: j-grit.com. 18. Juni 1944, abgerufen am 7. März 2023.
- ↑ Uwe Seemann: Gedenkstättenportal zu Orten der Erinnerung in Europa. In: memorialmuseums.org. 1. März 1941, abgerufen am 7. März 2023.
- ↑ Mathias Fiedler: Stelldichein für Neonazis. In: jungle.world. 8. Februar 2018, abgerufen am 7. März 2023.
- ↑ a b „В името на народа“ – атент&. In: bulgarianhistory.org. 15. Oktober 2018, abgerufen am 7. März 2023 (englisch).
- ↑ La rédaction "Yiddish pour tous": Violeta Yakova (1923-1944) – Yiddish Pour Tous. In: yiddishpourtous.org. Abgerufen am 7. März 2023 (französisch).
- ↑ Members of the illegal group in which Leon Kalaora took part before 9th September 1944. In: centropa.org. 9. September 1944, abgerufen am 8. März 2023 (englisch).
- ↑ (Hrsg.): Directory of Bulgarian officials. Directorate of Intelligence, 19??, S. 56 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Автор:: Аз, дъщерята на убиеца на генерал Луков... - Информационна агенция ПИК. In: pik.bg. 14. Februar 2014, abgerufen am 8. März 2023 (bulgarisch).
- ↑ Filip Lyapov: Female Martyrs and Assassins: Local, National and Transnational Entanglements of Memory Politics in Contemporary Bulgaria. In: Cultures and Politics of Remembrance: Southeast European and Balkan Perspectives. forumZFD, 2021, S. 81/82.
- ↑ Filip Lyapov: Female Martyrs and Assassins: Local, National and Transnational Entanglements of Memory Politics in Contemporary Bulgaria. In: Cultures and Politics of Remembrance: Southeast European and Balkan Perspectives. forumZFD, 2021, S. 86.
- ↑ ул. Виолета Якова - София. In: wikimapia.org. Abgerufen am 7. März 2023 (bulgarisch).
- ↑ Die schwarzen Engel (1970) - IMDb. In: m.imdb.com. 2. April 1971, abgerufen am 7. März 2023 (englisch).
Personendaten | |
---|---|
NAME | Wakowa, Wioleta |
ALTERNATIVNAMEN | Wakowa, Wioleta Bohor |
KURZBESCHREIBUNG | bulgarische Widerstandskämpferin |
GEBURTSDATUM | 2. Juni 1923 |
GEBURTSORT | Dupniza |
STERBEDATUM | 18. Juni 1944 |