Zum Inhalt springen

Kai Wegner

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. März 2023 um 17:32 Uhr durch Der wahre Jakob (Diskussion | Beiträge) (Kritik: typo). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Kai Wegner (2014)

Kai Wegner (* 15. September 1972 in West-Berlin) ist ein deutscher Politiker (CDU). Er ist seit November 2021 Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin, dort Fraktionsvorsitzender der CDU Berlin und zugleich Oppositionsführer. Zuvor war er ab 2005 Mitglied des Deutschen Bundestages. Er ist zudem seit Mai 2019 Landesvorsitzender der CDU Berlin.

Leben und Beruf

Wegner wuchs in Berlin-Spandau als Sohn eines Bauarbeiters und einer Einzelhandelskauffrau auf.[1] Nach Besuch der Hans-Carossa-Oberschule in der Streitstraße in Berlin-Hakenfelde (heutiger Standort der Schule in Berlin-Kladow) leistete Wegner von 1993 bis 1994 seinen Wehrdienst ab und absolvierte anschließend eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann, die er 1997 beendete. Danach arbeitete er im Vertrieb eines Versicherungsunternehmens, bis er 1999 als Projektleiter in der Öffentlichkeitsarbeit in ein mittelständisches Bauunternehmen wechselte. Von 2001 bis 2002 gehörte er dort auch der Geschäftsleitung an. Von 2002 bis 2012 war er als Unternehmensberater in Berlin selbständig tätig. Von 2017 bis 2020 war er ehrenamtlicher Präsident des DLRG-Landesverbandes Berlin.[2]

Kai Wegner ist evangelisch, geschieden und hat drei Kinder.[3][4]

Partei

Wegner trat 1989 in die Junge Union (JU) und die CDU ein. Er war von 1990 bis 1992 Landesvorsitzender der Schüler Union in Berlin und von 1994 bis 1997 Vorsitzender des JU-Kreisverbandes Berlin-Spandau. Nachdem er von 1994 bis 1996 stellvertretender JU-Landesvorsitzender war, war Wegner von Januar 2000 bis Mai 2003 schließlich Landesvorsitzender der JU Berlin.

Von 2000 bis 2002 war er außerdem stellvertretender CDU-Landesvorsitzender in Berlin. Im April 2005 wurde er zum Vorsitzenden des CDU-Kreisverbandes Spandau gewählt. Zuvor war er dort schon seit 1998 stellvertretender Kreisvorsitzender gewesen. Von Dezember 2011 bis Dezember 2016 war Kai Wegner Generalsekretär der CDU Berlin. Er stellte sein Amt überraschend zur Verfügung, da er dem Wunsch von Monika Grütters nach Veränderung nicht im Wege stehen wollte.[5] Sein Nachfolger in dieser Position wurde Stefan Evers.[6]

Ab Dezember 2017 war Wegner erneut stellvertretender Landesvorsitzender der Berliner CDU und kündigte im März 2019 seine Kandidatur für den Landesvorsitz an.[7]

Am 18. Mai 2019 wurde er schließlich, als Nachfolger von Monika Grütters, zum Landesvorsitzenden gewählt.[8]

Im Oktober 2020 gab Wegner seine Absicht bekannt, bei der Abgeordnetenhauswahl 2021 für das Amt des Regierenden Bürgermeisters von Berlin zu kandidieren.[9]

Am 19. Juni 2021 wurde Wegner offiziell als Spitzenkandidat aufgestellt und im Amt des Landesvorsitzenden bestätigt. Bei der im Nachhinein für ungültig erklärten Wahl zum Abgeordnetenhaus erreichte die CDU mit 18,0 Prozent lediglich den dritten Platz hinter der SPD und den Grünen. Im neuen Parlament übernahm Wegner den Vorsitz der CDU-Fraktion und wurde Oppositionsführer gegen den rot-grüne-rote Senat der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey.

Der CDU-Bundesvorsitzende Friedrich Merz erklärte im Oktober 2022, dass Kai Wegner bei der Wiederholungswahl zum Abgeordnetenhaus 2023 erneut als Spitzenkandidat antreten wird.[10] Bei der Wahl am 12. Februar 2023 wurde die CDU unter Wegner mit 28,2 Prozent stärkste Kraft, in Berlin zum ersten Mal seit 24 Jahren.[11] In Folge führte Wegner je drei Sondierungsgespräche mit SPD und Grünen mit dem Ziel, eine „Berlin-Koalition“ mit ihm als Regierenden Bürgermeister zu bilden.

Abgeordneter

Wegner gehörte von 1995 bis 1999 der Bezirksverordnetenversammlung von Berlin-Spandau und von 1999 bis Oktober 2005 dem Abgeordnetenhaus von Berlin an. Im Abgeordnetenhaus war er ab 2001 stellvertretender Vorsitzender und ab 2003 auch wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Im Jahr 2002 kandidierte er erfolglos für den Deutschen Bundestag.

Von 2005 bis 2021 war er ununterbrochen Mitglied des Deutschen Bundestages und dort ab 2009 für mehrere Jahre Vorsitzender der Landesgruppe Berlin in der CDU/CSU-Fraktion.

Nach Recherchen der Vice-Journalisten Felix Dachsel und Robert Hofmann, die 2021 zur Aserbaidschan-Affäre recherchierten, wurde Kai Wegner neben anderen Unionsfunktionären in vertraulichen Dokumenten der regimenahen Lobbyorganisation The European Azerbaijan Society als Kontakt aufgeführt.[12]

Wegner ist bei der Bundestagswahl 2009 als Direktkandidat des Wahlkreises Berlin-Spandau-Charlottenburg Nord mit 36,4 % der Erststimmen[13] in den Bundestag eingezogen.

Auch bei der Bundestagswahl 2013 errang Wegner das Direktmandat seines Wahlkreises und zog mit 39,2 % der Erststimmen[14] in den Bundestag ein.

Wegner war in der 18. Wahlperiode des Deutschen Bundestages Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit[15] und Beauftragter für große Städte[16] der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

Bei der Bundestagswahl am 24. September 2017 unterlag er in seinem Wahlkreis mit 30,9 Prozent der Stimmen dem SPD-Abgeordneten Swen Schulz, der auf 32,1 Prozent der Stimmen kam. Wegner zog über die Landesliste in den Bundestag ein.

In der 19. Wahlperiode war Kai Wegner Vorsitzender der Arbeitsgruppe Bau, Wohnen, Stadtentwicklung und Kommunen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und damit auch deren baupolitischer Sprecher. Zudem war er ordentliches Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit sowie stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur und im Gemeinsamen Ausschuss.[17]

Bei der nachträglich für ungültig erklärten Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus im September 2021 trat Wegner als Spitzenkandidat der CDU Berlin an. Letztlich erzielte die Partei 18,0 % der Zweitstimmen und landete hinter der SPD (21,4 %) und den Grünen (18,9 %) auf Platz 3. Wegner gewann aber mit 36,5 % das Direktmandat im Wahlkreis Spandau 5 und zog am 4. November 2021 in das Abgeordnetenhaus ein. Nachdem Burkard Dregger überraschend den Einzug in das Parlament verpasste, folgte ihm Wegner bereits am 30. September 2021 im Amt des Fraktionsvorsitzenden.

Für die Wiederholungswahl zum Berliner Abgeordnetenhaus 2023 trat Wegner erneut als Spitzenkandidat seiner Partei an und führte die CDU mit 28,2 % zum Wahlsieg und somit zur mit Abstand stärksten Fraktion im Abgeordnetenhaus. Seinen Wahlkreis Spandau 5 gewann er mit 46,9 % deutlich vor dem SPD-Kandidat Uwe Ziesak (22,0 %) und zog wieder in das Berliner Landesparlament ein. Dort wurde er vier Tage nach der Wahl als Fraktionsvorsitzender der CDU wiedergewählt.

Kritik

Mario Czaja, Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin für die CDU, warf Wegner im Jahr 2021 einen „riskanten Rechtskurs“ vor und sah ihn in ideologischer Nähe zu Hans-Georg Maaßen.[18]

Im März 2023 berichteten mehrere Medien darüber, dass Wegner während der COVID-19-Pandemie bis 2021 einer Facebook-Gruppe als Administrator angehört habe, in der auch rechtsextreme, verfassungsfeindliche und verschwörungstheoretische Inhalte verbreitet wurden. Wegner wies die Vorwürfe zurück. Zur Facebook-Gruppe gehörten auch der SPD-Fraktionsvorsitzender im Berliner Abgeordnetenhaus, Raed Saleh, Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) und René Domke, Landesvorsitzender der FDP in Mecklenburg-Vorpommern. Die taz hält es daher für möglich, dass alle diese Politiker möglicherweise ohne eigenes Zutun von Dritten zur Gruppe hinzugefügt wurden.[19][20]

Commons: Kai Wegner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. CDU Ortsverband Friedenau: "Damit der Laden wieder läuft" - Interview Berliner Woche. Abgerufen am 28. Februar 2023.
  2. Jahreshauptversammlung 2017 – Wahl eines neuen Präsidenten. berlin.dlrg.de, 13. Mai 2017, abgerufen am 8. Februar 2021.
  3. Abgeordnete. In: Deutscher Bundestag. (bundestag.de [abgerufen am 12. August 2018]).
  4. Information zu Kai Wegner, abgerufen am 12. Februar 2023
  5. Stefan Alberti: Berlins CDU: Der General tritt zurück. In: die tageszeitung. (taz.de [abgerufen am 3. Januar 2017]).
  6. Evers: "Habe nur kurz ans Aufgeben gedacht". (tagesspiegel.de [abgerufen am 3. Januar 2017]).
  7. Joachim Fahrun: Berlins CDU-Vize Kai Wegner bestätigt seine Kandidatur um den Landesvorsitz offiziell. 22. März 2019, abgerufen am 22. März 2019.
  8. Kai Wegner sagt Rot-Rot-Grün den Kampf an. In: Der Tagesspiegel. 18. Mai 2019, abgerufen am 18. Mai 2019.
  9. Kai Wegner ist CDU-Spitzenkandidat für Berlin. In: Der Tagesspiegel. 9. Oktober 2020, abgerufen am 13. Oktober 2020.
  10. Georg Ismar, Julius Betschka: Nach Gerüchten um Spahn: Merz stellt sich deutlich hinter Wegner als Berliner CDU-Spitzenkandidat. In: Der Tagesspiegel. 28. Oktober 2022, abgerufen am 17. November 2022.
  11. tagesschau.de: Berlin-Wahl: CDU siegt deutlich, SPD historisch schlecht. Abgerufen am 12. Februar 2023.
  12. Felix Dachsel, Robert Hofmann: Aserbaidschan-Affäre: Neue Geheimdokumente belasten Unionsabgeordnete. In: Vice (Magazin), 17. September 2021.
  13. Bundestagswahl 2009 – Direkt gewählte Abgeordnete in Berlin (Memento vom 30. September 2009 im Internet Archive), auf wahlen-berlin.de
  14. Bundestagswahl 2013: Die endgültigen Wahlergebnisse für Berlin stehen fest. In: Der Tagesspiegel, 2. Oktober 2013.
  15. Kai Wegner, CDU/CSU (Memento vom 15. Mai 2014 im Internet Archive)
  16. Authentische Großstadtpolitik aus einem Guss, auf cducsu.de
  17. Kai Wegner, CDU/CSU. Deutscher Bundestag, abgerufen am 8. Februar 2021.
  18. Bundestagskandidat Czaja kritisiert CDU-Landeschef scharf. In: Süddeutsche Zeitung. 4. Mai 2021, abgerufen am 4. Mai 2021.
  19. Maximilian Beer, Elmar Schütze: Mitglied in Facebook-Gruppe mit Radikalen: Kai Wegner weist Vorwürfe zurück. 3. März 2023, abgerufen am 4. März 2023.
  20. Dariusch Rimkus: Kai Wegner in rechter Facebook-Gruppe: Dubiose Kontakte. In: Die Tageszeitung: taz. 3. März 2023, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 4. März 2023]).