Kirgisistan
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Amtssprache | Kirgisisch¹ | ||||
Hauptstadt | Bischkek | ||||
Staatsform | Präsidialrepublik | ||||
Staatsoberhaupt | Präsident Kurmanbek Bakijew | ||||
Regierungschef | Premierminister Felix Kulow | ||||
Fläche | 198.500 km² | ||||
Einwohnerzahl | 5.081.429 (Stand Juli 2004) | ||||
Bevölkerungsdichte | 25 Einwohner pro km² | ||||
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner | 380 US-$ (2005) | ||||
Währung | Som | ||||
Unabhängigkeit | von der Sowjetunion am 31. August 1991 | ||||
Nationalhymne | Ak möngülüü aska | ||||
Zeitzone | UTC + 5 | ||||
Kfz-Kennzeichen | KS | ||||
Internet-TLD | .kg | ||||
Telefonvorwahl | +996 | ||||
(¹) In Gebieten mit mehrheitlich russischer Bevölkerung ist Russisch gleichberechtigte Amtssprache. | |||||
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Kirgisistan (kirgisisch Кыргызстан/Kyrgysstan, in der neuen kirgisischen Lateinschrift Kırgızstan) ist ein Land in Zentralasien.
Es grenzt im Norden an Kasachstan, im Südosten an China, im Süden an Tadschikistan und im Westen an Usbekistan. Die Hauptstadt ist Bischkek.
Landesname
Im allgemeinen Sprachgebrauch und in den Medien Deutschlands herrscht eine gewisse Unklarheit über den genauen Landesnamen. Die laut Auswärtigem Amt offizielle deutschsprachige Landesbezeichnung lautet Kirgisistan. Ebenfalls verbreitet sind der Name Kirgistan sowie die zu Sowjetzeiten gängige Bezeichnung Kirgisien. Die Bezeichnungen Kirgisistan und Kirgistan auf der einen, sowie Kirgisien auf der anderen Seite, enthalten jeweils unterschiedliche politische Untertöne. Der Name Kirgisien stellt eine Eindeutschung der russischen Bezeichnung Киргизия/Kirgisija dar, die während der Zarenzeit und in der Sowjetunion galt. Nach dem Zerfall der Sowjetunion versuchten die Kirgisen, ihre nationale Identität durch die Rückbesinnung auf ihre turksprachige Kultur zu stärken und wählten als Landesnamen Кыргызстан/Kyrgysstan. Dieser Name mit der ursprünglich persischen Endung für Region oder Land "-stan" unterstreicht die kulturelle Beziehung zu anderen turksprachigen Ländern wie Kasachstan, Usbekistan und Turkmenistan. Umstritten ist hier, ob die korrekte Übertragung dieser Bezeichnung ins Deutsche Kirgisistan oder Kirgistan lautet. Der einzige amtliche deutsche Name des Landes, den das Auswärtige Amt verwendet, lautet Kirgisistan.
Geographie
Kirgisistan liegt im Hochgebirge Tienschan; die höchsten Erhebungen erreichen 7.439 m (Dschengisch Tschokusu) und 7.134 m. Die Bevölkerung konzentriert sich vor allem im Tschüital im Norden und dem Ferghanatal im Süden sowie in geringerem Maße in Bergtälern wie dem um den großen See Yssykköl (kirgis. Ысыккөл). Den südlichen Abschluss des Landes bildet die Gebirgskette des Alai. Zu den bedeutendsten Flüssen des Landes gehören der Naryn, der Tschüi und der Talas.
Bis in eine Höhe von 1.500 m besteht das Land aus Steppe, die allerdings durch weitläufige Bewässerungssysteme urbar gemacht worden ist. Ab 1.500 m herrschen alpine Wiesen und Weiden vor, die bis an die Schneefelder und Gletscher heranreichen. In den Wäldern leben Reh, Bär, Marder, Wildschwein und Luchs. In den Hochlagen gibt es die höchst seltenen Schneeleoparden und Marco-Polo-Schafe sowie Adler und Falken. Murmeltiere sind in den Hochwiesen weit verbreitet, und seit dem Zusammenbruch der sowjetischen Massenweidetierhaltung dringen Wölfe wieder in wachsender Zahl in die Weidegegenden ein.
Klima

Das Klima Kirgisistans ist von trockenen und kontinentalen heißen Sommern und von kalten Wintern geprägt. Täglich kommt es zu erheblichen Temperaturschwankungen.
Bevölkerung
Die Kirgisen (64,9 % der Bevölkerung) sind ein Turkvolk und bekennen sich überwiegend zum sunnitischen Islam. Außerdem leben Usbeken (13,8 %), Russen (12,5 %), Dunganen (chinesische Muslime, 1,1 %), Uiguren (1,0 %), Ukrainer (1,0 %), Tadschiken (0,9 %), Tataren (0,9 %), Kasachen (0,9 %) und Angehörige weiterer Ethnien, wie etwa 57.000 Mescheten, im Lande. Anfang der 1990er Jahre lebten noch ca. 100.000 Deutsche (>Kirgisistandeutsche) (meist Baptisten oder Mennoniten) dort; sie sind inzwischen mehrheitlich nach Deutschland ausgewandert, aber es gibt noch kleine deutsche Gemeinden in Dörfern wie Luxemburg und Bergtal. 1999 gab es dennoch noch etwa 20.000 Deutsche (0,4 %) in Kirgisistan.
Siehe auch: Liste der Städte in Kirgisistan
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte Kirgisistans
Das Gebiet des heutigen Kirgisistan wurde im 8. Jahrhundert von turkstämmigen Kirgisen bevölkert. Den nächsten Eckpunkt der Geschichte markiert das Jahr 1219, als das Land von Dschingis Khan erobert wurde. Mit dem Zerfall der Mongolenreiche im 14. Jh. bildeten sich in der Region das Khanat Mongolistan, später zum Reich Kaschgarien gehörend. Das Gebiet blieb mongolisch, bis es im 18. Jahrhundert von den Chinesen unterworfen wurde. Ein gutes Jahrhundert später, zwischen 1865 und 1875, eroberte Russland schrittweise das Land und gliederte es ins Zarenreich ein. 1917 gab die Alasch-Orda-Bewegung ein kurzes Gastspiel in Kirgisistan, das allerdings 1919 wieder zu Ende ging. Nach 1919 wurde das Land schrittweise in die Sowjetunion eingegliedert (als Kirgisische SSR) und errang erst nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 seine Unabhängigkeit.
Das Parlament wählte Askar Akajew zum neuen Staatspräsidenten und gab sich 1993 eine Verfassung. 1993 wurde eine neue Verfassung beschlossen. Bei den Wahlen 1995 und 2000 wurde er in seinem Amt bestätigt. Seit Ende der 90er Jahre zeichnete sich ein zunehmend autoritärer Regierungsstil Akajews ab.
Nach den Parlamentswahlen 2005, die nach Angaben von OSZE-Beobachtern nicht demokratischen Standards entsprachen, kam es zu Unruhen, die zur so genannten Tulpenrevolution führten. Präsident Akajew und seine Regierung traten unter dem Druck der Demonstrationen am 23. März 2005 zurück. Oppositionsführer Kurmanbek Bakijew wurde zum Übergangspräsidenten bestimmt und bei den Präsidentschaftswahlen am 10. Juli im Amt bestätigt. Sein Partner Felix Kulow wurde Regierungschef.
Politik
Die Verfassung von 1993 ist an westlichen Vorbildern orientiert und sieht ein gewaltenteilendes Regierungssystem mit einer starken Stellung des Staatspräsidenten sowie eine weite Palette an Grundrechten vor. Durch Referenden zur Verfassungsänderung im Februar 1996 und Oktober 1998 wurde die ohnehin starke Stellung des Präsidenten zu Lasten des Parlaments weiter ausgebaut und der Trend zur autoritären Präsidialdemokratie bestätigt. Ein erneutes Verfassungsreferendum im Februar 2003 änderte daran wenig. Der Präsident konnte das Parlament auflösen, er bestimmte den Regierungschef, die Minister, Richter und Gouverneure der Oblaste. Die Exekutive besteht aus dem Regierungskabinett, den Ministerien und staatlichen Komitees, den Oblasten (Verwaltungsbezirken) und der lokalen Administration.
Nach dem Wahlgesetz hat jeder kirgisische Staatsbürger ungeachtet seiner Herkunft, Rasse, Geschlecht, Ethnie, religiösen oder politischen Überzeugungen ab 18 Jahren das Recht zu wählen und kann ab 25 Jahren selbst gewählt werden. Als erstes Land in Zentralasien hat Kirgisistan im Dezember 2001 Wahlen auf Ebene der Lokalverwaltungen abgehalten. Seit 2003 unterstützt die Weltbank die ländlichen Gemeinden bei der Erstellung und Durchführung ihrer eigenen örtlichen Investitionspläne, und ein deutsches Projekt, von der KfW finanziert, wird sich voraussichtlich 2005 ebenfalls an dieser Aufgabe beteiligen.
Bis März 2005 bestand das Parlament (Dschogorku Kenesch) aus zwei Kammern mit insgesamt 105 Sitzen, der ständig tagenden Gesetzgebenden Kammer (60 Sitze) und der Volkskammer (45 Sitze). Die Verfassungsänderung vom Februar 2003 führte dann ein Einkammersystem mit 75 Abgeordneten ein, was mit der Parlamentswahl von 2005 wirksam wurde.
Im Februar 1995 wurde erstmals in der kirgisischen Geschichte in demokratischen Wahlen ein Parlament gewählt. Die regierungsnahen Parteien erhielten damals rund 55 % der Stimmen. In den zweiten, von Wahlmanipulationen überschatteten Parlamentswahlen im Februar/März 2000, wurden 15 der 105 Sitze beider Kammern nach Parteilisten vergeben. Stärkste Partei wurde die oppositionelle Kommunistische Partei mit 27,7 % der Stimmen. Auf die vier regierungsnahen Parteien "Union Demokratischer Kräfte", "Demokratische Frauenpartei", die "Partei der Afghanistan-Veteranen" sowie die Partei "Mein Land" entfielen zusammen rund 40 %. Die übrigen fünf zur Wahl zugelassenen Parteien scheiterten an der 5%-Klausel. Es gibt in Kirgisistan mehr als 30 registrierte politische Parteien, deren Status durch das "Gesetz über politische Parteien" geregelt ist. Davon sind ca. neun Parteien der Opposition zuzuordnen. Genaue Abgrenzungen der Oppositionsparteien von Regierungsparteien und der Regierung nahestehenden Parteien sind nur in wenigen Fällen eindeutig möglich, da sich politische Bündnisse und Allianzen schnell ändern.
Der erste Präsident Askar Akajew wurde 1990 vom kirgisischen Obersten Sowjet in das Amt des Staatspräsidenten gewählt und im Dezember 1995 in den ersten freien Wahlen mit 70 % der Stimmen wiedergewählt. Obwohl die Verfassung nur zwei Amtszeiten vorsah, entschied das Verfassungsgericht im Sommer 1998, dass der Präsident sich im Jahr 2000 erneut zur Wahl stellen konnte, da bei seiner ersten Wahl die erst 1993 in Kraft getretene Verfassung noch nicht galt.

Das in den ersten Jahren der Unabhängigkeit als "Insel der Demokratie" bekannte Land sah sich seitdem mit zunehmender internationaler Kritik im Menschenrechtsbereich konfrontiert. Sowohl die Parlamentswahlen im Februar/März 2000 wie auch die Präsidentschaftswahl am 29. Oktober 2000 wurden von der OSZE, die Beobachtermissionen entsandt hatte, als nicht den Kriterien der OSZE entsprechend kritisiert. Die Verurteilung des ehemaligen Vizepräsidenten, Sicherheitsministers und Bischkeker Bürgermeisters, Felix Kulow, im März 2001 wegen Amts- und Machtmissbrauchs zu sieben Jahren Gefängnis, die Verhaftung des Parlamentariers Beknasarow im Januar 2002, ebenfalls wegen Machtmissbrauchs, und der Tod von fünf Demonstranten durch Polizeischüsse in der Stadt Aksy im März 2002 löste im In- und Ausland Proteste aus. Zwar herrschte im Land insgesamt noch immer ein im Vergleich zu anderen zentralasiatischen Staaten eher liberales Klima mit einer aktiven und starken Zivilgesellschaft, aber positive Reformschritte wie Ansätze zu Reformen im Justizwesen und der Gefängnisverwaltung, Einführung von Wahlen auf Ebene der Lokaladministration u. a. waren begleitet von anhaltenden Einschüchterungsversuchen gegenüber unabhängigen Stimmen aus Presse und Opposition.
Bei weitgehender Gewährleistung der Religionsfreiheit ging die Regierung besonders nach dem Einbruch von Freischärlern im Südwesten des Landes in den Jahren 1999 und 2000 und infolge der Ereignisse vom 11. September 2001 konsequent gegen fundamentalistisch-islamische Gruppen vor, die sie als eine Gefahr für die säkulare Struktur und Stabilität des Landes betrachtete.

Kirgisistan ist den wichtigsten Menschenrechtsabkommen beigetreten und hat sich dem OSZE-Wertekanon unterworfen. Die kirgisische Verfassung garantiert eine weite Palette von Grundrechten, deren Durchsetzbarkeit aber selten von den Bürgern getestet wird. Es gibt weder eine rechtsstaatliche Tradition noch eine unabhängige Justiz. Aus Anlass des 50. Jahrestages der Erklärung der Menschenrechte verkündete Präsident Akajew am 5. Dezember 1998 ein zweijähriges Moratorium für die Vollstreckung der Todesstrafe (von 1996 bis 1998 wurden 82 Todesurteile vollstreckt). Das Moratorium wurde seitdem alljährlich erneuert und ist weiterhin gültig. Ende 2002 trat der erste Ombudsman des Landes seinen Dienst an.
- Mitgliedschaften: OATCT, Shanghai Cooperation Organization (SCO), Rat für kollektive Sicherheit, Eurasische Wirtschaftsgemeinschaft, GUS, Economic Cooperation Organization (ECO), Organisation der Islamischen Konferenz (OIC)
- Nationalfeiertag: 31. August
Machtwechsel 2005
Im Februar und März 2005 fanden in zwei Runden Wahlen zum kirgisischen Parlament statt, zu denen die OSZE, GUS und die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) Wahlbeobachter entsandten. Präsident Askar Akajew warf der Opposition im Vorfeld der Wahlen vor, sich "Technologien der samtenen Revolution" zu bedienen. Seine Aussage bezog sich auf die kurz vorher stattgefundenen Ereignisse in Georgien und der Ukraine, bei denen die jeweiligen Demokratie-Bewegungen dieser Länder einen Machtwechsel herbeiführen konnten. Aufgrund der durch internationale Beobachter gestützten Vermutung, Akajew habe die Abstimmung zu seinen Gunsten manipuliert, kam es ab Mitte März 2005 zu teilweise gewalttätigen Protestdemonstrationen, vor allem im wirtschaftlich rückständigen Süden des Landes. Am 24. März 2005 wurde die Regierung gestürzt. Eine Menschenmenge stürmte den Regierungssitz in Bischkek. Der Präsident floh nach Kasachstan und von dort nach Moskau.
Die neuen Machthaber, eine lose Zweckkoalition aus Akajewgegnern ohne eindeutige Führung und klares Programm, erkannten zuerst das noch bestehende alte Parlament an und kündeten Neuwahlen für den Herbst 2005 an. Am Abend des 24. März 2005 wurde Ischenbai Kadyrbekow vom Oberhaus des alten Parlaments zum Übergangspräsidenten gewählt, dann aber nicht vom Unterhaus bestätigt. Am Morgen des 25. März 2005 teilte der frühere Premierminister Kurmanbek Bakijew mit, er sei zum amtierenden Staats- und Regierungschef gewählt worden. Innerhalb der folgenden Tage wurde dann das neue Parlament doch anerkannt, und beide Häuser des alten lösten sich auf. Felix Kulow, erst am 24. März aus der Haft befreit und zum Sicherheitskoordinator ernannt, trat bereits fünf Tage später von diesem Posten zurück und kündigte seine Kandidatur bei den nächsten Präsidentschaftswahlen an.
Am 3. April erklärte Askar Akajew im russischen Fernsehen seinen Rücktritt als Präsident, und am 4. April unterschrieb er in der kirgisischen Botschaft in Moskau die entsprechende Erklärung. Danach befasste sich das kirgisische Parlament mehrfach mit dieser Angelegenheit, akzeptierte den Rücktritt aber erst am 11. April, nachdem es erst eine Reihe der mannigfachen Privilegien (Immunität, finanzielle und wirtschaftliche Vergünstigungen, Grundbesitz usw.) annulliert hatte, die dem ehemaligen Präsidenten und seiner Familie in den letzten Jahren zugeschanzt worden waren.
Neue Präsidentschaftswahlen fanden am 10. Juli 2005 statt. Übergangspräsident Kurmanbek Bakijew gewann diese mit sehr großem Vorsprung und ernannte nach seinem Amtsantritt Felix Kulow zum Ministerpräsidenten.
Siehe auch: Parlamentswahlen in Kirgisistan 2005
Verwaltungsgliederung

Kirgisistan ist in 7 Gebiete (kirgis. область/oblast, pl. областтар/oblasttar) und den zu keinem Gebiet gehörenden Hauptstadtdistrikt (шаар/schaar, dt. Stadt) Bischkek gegliedert. Die Gebiete untergliedern sich wiederum in 40 Landkreise (район/rajon, pl. райондор/rajondor). Die Stadt Bischkek ist in 4 Kreise untergliedert. Die Landkreise wiederum untergliedern sich in insgesamt 473 ländliche Lokalverwaltungen (айыл өкмөтү/ajyl ökmötü, dt. Dorfregierung) und 22 Städte.
Oblast | kirgisische Bezeichnung | Nr. auf der Karte |
Verwaltungssitz |
Gebiet Batken | Баткен областы | (2) | Batken |
Gebiet Tschüi | Чүй областы | (3) | Tokmok |
Gebiet Dschalalabat | Жалалабат областы | (4) | Dschalalabat |
Gebiet Naryn | Нарын областы | (5) | Naryn |
Gebiet Osch | Ош областы | (6) | Osch |
Gebiet Talas | Талас областы | (7) | Talas |
Gebiet Yssykköl | Ысыккөл областы | (8) | Karakol |
Stadt Bischkek | (1) |
Infrastruktur
Hochgebirge trennen den Norden und den Süden Kirgisistans. Die Verkehrsverbindungen sind grundsätzlich mangelhaft, abgesehen von der Gegend um Bischkek. Eine ganzjährlich benutzbare Straßenverbindung von Bischkek in den Süden besteht erst seit 2003. In den Bezirken Osch, Batken und Dschalalabat sind die Hauptdurchgangsstraßen durch häufige Grenzübergänge durch usbekisches und tadschikisches Gebiet behindert, da der Straßenbau während der Sowjetzeit ohne Berücksichtigung administrativer Grenzen ausgeführt wurde. Es gibt tägliche Flugverbindung von Bischkek nach Osch und mehrfach wöchentlich auch von Bischkek nach Dschalalabat. Es gibt zwei Straßenverbindungen nach China, die aber im Winter häufig durch schwere Schneefälle und Lawinen blockiert sind.
Das minimale Schienennetz, im Grunde lediglich letzte Ausläufer des ehemaligen sowjetischen Eisenbahnnetzes und heute durch die Grenzen mit Kasachstan und Usbekistan durchschnitten, hat eine Länge von nur 370 km und spielt kaum eine Rolle im inländischen Verkehr. Allerdings bestehen fahrplanmäßige Personen- und Frachtverbindungen bis nach Moskau.
Auf dem See Yssykköl besteht geringer Schiffsverkehr.
Wirtschaft
Das 1991 unabhängig gewordene Land übernahm eine vollkommen auf den Markt der Sowjetunion ausgerichtete Wirtschaftsstruktur. Die Restrukturierung derselben und die Privatisierung der Betriebe wurden zwar in Angriff genommen, auch mit Hilfe internationaler Organisationen wie des IWF und der Weltbank, gerieten aber immer wieder aufgrund Korruption, politischer Opposition und mangelndem Investoreninteresses ins Stocken. Dennoch bekam die Regierung ein ökonomisches Grundproblem postsowjetischer Staaten, hohe öffentliche Ausgaben bei gleichzeitigem Einbruch der Staatseinnahmen, relativ gut in den Griff. Das Haushaltsdefizit nahm im Laufe der 1990er stetig ab, sodass 2001 sogar ein kleiner Überschuss vermeldet werden konnte. Dennoch bleibt die Haushaltsplanung problematisch. Naturkatastrophen in den darauffolgenden Jahren erhöhten die öffentlichen Ausgaben und sorgen für ein Haushaltsdefizit 2002 und 2003. Ein großer Schwarzmarkt (geschätzte 40-50 % des BIP), korrupte und inkonsequente Steuereintreibung und niedrige Steuersätze sorgen für sehr beschränkte Haushaltsmittel; Maßnahmen wie eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 20 % im Jahre 2004 wurden ergriffen.
Mit 35 % des BIP ist die Landwirtschaft die Basis kirgisischer Wirtschaft. 75 % des Ackerlandes wurden an die ländliche Bevölkerung verteilt, der Rest wurde den ländlichen Gemeindeverwaltungen unterstellt, damit sie durch Pachteinnahmen eine eigene Finanzquelle haben. 85 % der landwirtschaftlichen Produktion stammen mittlerweile aus Privatbetrieben. In der kirgisischen Landwirtschaft sind nach dem starken Rückgang im Zuge des Zusammenbruchs der UdSSR seit einigen Jahren wieder Zuwächse zu verzeichnen, und die Gesamtproduktion liegt heute deutlich über der der letzten Sowjetjahre. Angebaut werden in den Tälern vorwiegend Weizen, Kartoffeln, Zuckerrüben und Gemüse, im Süden außerdem Tabak und Baumwolle. Problematisch für die Landwirtschaft sind das unbeständige Wetter, zahlreiche Naturkatastrophen und die Knappheit von Düngemitteln, Maschinen und Treibstoff.
Mit über 35 % trägt der Dienstleistungssektor seit einiger Zeit mehr zum BIP bei als die dominierende Landwirtschaft. Die Liberalisierung der kirgisischen Wirtschaft führte zum Erstehen unzähliger Familienbetriebe im Einzelhandels- und Nahrungsmittelgewerbe.
Die landschaftliche Schönheit Kirgisistans birgt ein gewisses touristisches Potenzial, das zur Realisierung aber eine entsprechende, noch nicht vorhandene Infrastruktur voraussetzt. So beschränkt sich der Fremdenverkehr bisher größtenteils auf die jährlich etwa 400.000 Besucher aus den ehemaligen Sowjetrepubliken und auf junge Abenteuertouristen.
Weitere 15 % des BIP bildet die Industrie, vorrangig die Gewinnung von Gold und in geringerem Ausmaß Antimon aus Minen in den abgelegenen Bergregionen des Landes. Die staatseigene Gesellschaft Kyrgysaltyn überwacht die Tätigkeiten aller Minen. Es wird mit der Erschöpfung der betriebenen Minen im Jahre 2009 gerechnet; es gibt nur wenig Fortschritt im Entdecken und Erschließen neuer Vorkommen.
Die zum größten Teil ebenfalls staatlich kontrollierte Förderung von Gas, Öl und Kohle ist im Vergleich zu den anderen zentralasiatischen Republiken marginal. Das ohnehin beschränkte Potenzial kann aufgrund mangelnder und mangelhafter Anlagen nicht optimal genutzt werden.
Kirgisistan besitzt Uranvorkommen; eine Anlage zur Herstellung von angereichertem Uran ist in Planung. Diese soll von einem russisch-kasachisch-kirgisischem Joint Venture erstellt und betrieben werden; die Gelder kommen zum Großteil aus Russland. Ein erhebliches Problem, das dringend gelöst werden muss, sind die vielen ungesicherten nuklearen Abfalllager aus sowjetischer Zeit; die Weltbank hat 2004 mit einem ersten Projekt diese Problematik in Angriff genommen.
Mit Ausnahme der Textil- und Nahrungsmittelindustrie können andere Industriebranchen kein oder kaum Wachstum seit den frühen 1990er Jahren nachweisen; sogar im Vergleich zu den anderen GUS-Staaten war der Rückgang der Industrieproduktion um 70 % sehr dramatisch. Kaum Investitionen und Umstrukturierungen lassen darauf schließen, dass es in näherer Zukunft keine Basis für eine grundlegende Erholung der kirgisischen Industrie geben wird.
Eine strenge Währungspolitik konnte die Inflation von über 700 % (1993) und 200 % (1994) auf Werte um 4 % im Jahre 2006 drücken.
Regionale Disparitäten
Während zu Sowjetzeiten im Norden moderne urbane Zentren gegründet wurden, blieb der Süden mit seiner großen usbekischen Minderheit ländlicher geprägt. Ethnische Konflikte im Süden sowie eine Unterrepräsentanz des Südens in der kirgisischen Politik bergen weiter ein Spannungspotenzial. Diesem wird mit präsidentaler Kontrolle über die Provinzgouverneure einerseits sowie Investitionsprogrammen für den Süden andererseits zu begegnen versucht.
Wirtschaftliche Außenbeziehungen
Als erster GUS-Staat wurde Kirgisistan 1998 Mitglied der WTO. Geschichte und isolierte Lage des Landes binden es aber weiterhin eng an die anderen ehemaligen Sowjetrepubliken. Die Auslandsverschuldung beläuft sich auf 1 Mrd. Euro (das entspricht 85 % des BIP) und ist vor allem auf schlecht geplante und durchgeführte Investitionsprogramme zurückzuführen, die mit ausländischen (insbesondere türkischen und russischen) Krediten in den ersten Jahren der Unabhängigkeit finanziert wurden. Ziel der Regierung war es daher, ausländische Direktinvestitionen ins Land zu bekommen sowie den Exportsektor jenseits des traditionellen Goldexports auszubauen. Dieser sorgt für 40 % der Exporteinnahmen und sogar für über zwei Drittel der Einnahmen aus Exporten in Nicht-GUS-Staaten. Importiert wird immer noch hauptsächlich aus den GUS, vor allem Kasachstan bildet sich als Haupthandelspartner in der Region heraus, zuungunsten des anderen Nachbarn Usbekistan, mit dem es wiederholt zu Grenzstreitigkeiten gekommen ist.
Kultur
Einen zentralen Platz in der kirgisischen Kultur nehmen Pferdezucht und Jurte ein. Der Stellenwert der Jurte lässt sich leicht an der Tatsache ablesen, dass die Nationalflagge das Gestänge einer Jurte um die obere Rauchabzugsöffnung darstellt. Die Strahlen im Kreis sollen übrigens die verschiedenen kirgisischen Stämme darstellen, die sich unter Manas vereinigt haben.
Es existiert eine lange Tradition der Filz- und Lederbearbeitung.
Die Falknerjagd, insbesondere mit Adlern, hat eine lange Tradition im Land.
Kirgisische Literatur
Das zentrale Werk der kirgisischen Literatur ist das große Manas-Epos, erheblich länger als die Odyssee und seit etwa 1000 Jahren durch mündliche Überlieferung bewahrt und weitergeformt. Es besingt die Taten des mythologischen Helden Manas und seiner Gefährten, die im 10. Jahrhundert im Kampf mit den benachbarten Uiguren die kirgisische Freiheit bewahrten.
Der wohl bekannteste moderne kirgisische Autor ist der in russischer Sprache schreibende Tschynggys Aitmatow.
Literatur
- Wassilios Klein: Das nestorianische Christentum an den Handelswegen durch Kyrgyzstan bis zum 14. Jh.. Brepols, Turnhout 2000 (Silk Road Studies, 3), ISBN 2-503-51035-3
- Thomas Scholl: Kirgistan entdecken, Trescher Reihe Reisen, 2. Aufl. Berlin 2006, ISBN 3-89794-076-0
Weblinks
- engl. World Book of Facts
- Länder- und Reiseinformationen des Auswärtigen Amtes
- Erich Sczepanski, Länderdossier: Kirgisistan (Globaldefence.net, 24.04.2005)
- Linksammlungen zu Kirgisistan des Osteuropa-Netzwerks
- Telepolis: Revolution, die dritte ...
- Geographischer Überblick über Kirgisistan geoWEB Graz - Institut für Geographie und Raumforschung, Uni Graz]
- Bilder und Erlebnisse einer Reise durch das Bergland Kirgisistans
- Sehr guter Radreisebericht Kirgisistan
- Bilder, Informationen (auch zu den „Kirgisistandeutschen“)
- Bilder und allg. Informationen über Kirgisistan – private Homepage