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Bretagne

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Region im Nordwesten Frankreichs. Sie umfasst die Départements Côtes d'Armor, Finistère, Ille-et-Vilaine und Morbihan. Die Gallier nannten ihr Land Armor, was soviel bedeutet wie "Land am Meer". Das hügelige Innere der Bretagne ist Argoat, Waldland.

Geographie

Geographisch beschreibt die Bretagne eine große Halbinsel und stellt den westlichsten Ausläufer des französischen Festlands dar. Ihre Nordküste grenzt an den Ärmelkanal, die Süd- und Westküste an den Atlantik.

Die Landmasse der Bretagne ruht in weiten Teilen auf sehr altem und hartem Gestein. Die Folge davon ist einerseits eine sehr zerklüftete Küstenlinie, die - besonders im Westen - über weite Strecken als Steilküste ausgebildet ist. Andererseits stellt sich die Landschaft eher als hügelig dar; besonders steile oder hohe Berge sucht man vergebens. Die höchste Erhebung ist der Menez-Hom (330 m), direkt an der Bucht von Douarnenez gelegen.

Ursprünglich war die Bretagne überwiegend von Wald bedeckt; dieser ist jedoch inzwischen weitgehend einer industrialisierten Landwirtschaft gewichen.

Geschichte

Das Gebiet des bis ins 15. Jahrhundert eigenständigen Herzogtums Bretagne dehnte sich im Zuge von kriegerischen Auseinandersetzungen mit Normannen und Franzosen mal mehr, mal weniger weit aus. Zum Kerngebiet der historischen Bretagne zählen neben den obengenannten vier Départements auch Teile von Loire-Atlantique. Andererseits war der Ostteil von Ille-et-Vilaine nur für kurze Zeit Bestandteil des bretonischen Herzogtums.

Anne de Bretagne (1477-1514) war die letzte unabhängige Herrscherin der Bretagne. Durch ihre Heirat mit Charles VIII. im Jahr 1490 fiel das gesamte Herzogtum an das französische Königreich.

Bevölkerung, Sprache und Kultur

In der Bevölkerung der Bretagne mischen sich keltische Einwanderer aus Südwestengland mit von Norden und Osten vordrängenden Normannen und Franzosen. Bis etwa in die Mitte des 20. Jahrhunderts erhielt sich das Bretonische als aktive, eigenständige keltische Sprache (wie auch Walisisch, irisches und schottisches Gälisch). Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wird Bretonisch aber nur noch von einem Siebtel der Bevölkerung - vorwiegend die ältere Generation - verstanden und von einem noch weit geringeren Anteil aktiv gesprochen. Es werden Anstrengungen unternommen, die Sprache durch Schulunterricht und kulturelle Veranstaltungen vor dem völligen Verschwinden zu bewahren.

Auch die bretonische Kultur weist starke keltische Einflüsse auf. Dies zeigt sich einmal in den einzigartigen Großsteinanlagen (Menhire, Großsteingräber) aus vorgeschichtlicher Zeit, zum anderen aber auch in einer eigenständigen Musik- und Tanzkultur, die mit der des übrigen Frankreich wenig gemein hat und auch heute noch sehr lebendig ist. Wo in anderen Teilen der westlichen Welt Jugendliche in die Disco gehen, zieht es die jungen Bretonen noch heute gemeinsam mit ihren Eltern und Großeltern zum sommerlichen Fest-noz, wo mit sowohl traditionellen (beispielsweise Dudelsack, Bombarde) als auch modernen Instrumenten zu überlieferten Volkstänzen aufgespielt wird.

Unter den Bretonen gibt es seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts bedeutsame Autonomiebestrebungen. Inzwischen hat die Pariser Zentralregierung einen - kleineren - Teil ihrer Kompetenzen an ein Regionalparlament abgetreten.

Wirtschaft

Wirtschaftlich gehört die Bretagne zu den strukturell schwächeren Landesteilen Frankreichs. Vorwiegend im Sommer profitiert sie stark vom Tourismus, der sich überwiegend an den Küsten abspielt. Die französische Regierung unternahm Ende des 20. Jahrhunderts verstärkte Anstrengungen, Industrieunternehmen die Ansiedlung in der Bretagne schmackhaft zu machen - was auch teilweise erfolgreich war. Dennoch ist die Landschaft - besonders im Binnenland - überwiegend agrarisch geprägt.

Als Küstenregion spielen auch der Fischfang und - speziell an der Nordküste - die Austernzucht für die Bretagne eine Rolle.

Energie

An der Ärmelkanalküste zwischen St. Malo und dem Mont St. Michel herrscht ein enormer Tidenhub von 9-12 m. Dieser wird in einem 1967 fertiggestellten Gezeitenkraftwerk in der Mündung der Rance, zwischen Dinard und St. Malo, zur Gewinnung von Strom genutzt. Weiterhin bietet sich das küstennahe Land mit seinem fast ständig wehenden Westwind hervorragend zur Stromgewinnung durch Windenergie an. Erste Windparks an den Steilküsten produzierten 2002 bereits Strom, ein schneller weiterer Ausbau ist in Planung.

Ein atomarer Versuchsreaktor mit schwerem Wasser war von 1967 bis 1985 in Brennilis in Betrieb. Trotz der guten geographischen Voraussetzungen konnten die Bretonen jedoch durch vehemente Proteste den Bau von weiteren Atomkraftwerken in ihrer Region komplett verhindern.

Verweise