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André Osterritter

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André Osterritter (* 26. April 1906 in Bonn, † 8. August 1957 in Bad Godesberg) war ein deutscher Maler, Graiker und Karikaturist.

Leben und Werk

Osterritter wurde als ältestes von sieben Kindern in Bonn geboren. Früh schon verspürte er den Wunsch, Künstler zu werden, und begann eine Ausbildung zum Graphiker in Köln, Düsseldorf und München. In Düsseldorf machte er sein Examen zum Kunstmaler und nahm außerdem Privatunterricht im Zeichnen und Malen in München, Saarbrücken und Berlin („Sperling-Schule“).

Am 6. Februar 1931 heiratete er Käthe Wolbert, am 8. August kam seine Tochter Gerda zur Welt.

Im Mai 1933 nahm er – wohl zum ersten Mal – an einer Ausstellung teil, die unter dem Titel „Kunst und Wissen“ im damaligen Bonner Stadtmuseum in der Villa Obernier unter Beteiligung der lokalen Künstlerschaft stattfand.

Von 1934 bis 1937 war er freiberuflich für die Universität Bonn und die Bonner Landwirtschaftskammer tätig, wo er, wie er später selbstironisch sagte, „vor allem heroische Hasen“ zu zeichnen hatte. In diese Zeit fallen seine ersten Pressekarikaturen.

Zwischen 1938 und 1940 war Osterritter als Graphiker an den Westwall verpflichtet. Während des Zweiten Weltkrieges wurde er zwei Mal zur Luftwaffe nach Blankenese bei Hamburg einberufen, wurde aber nach wenigen Wochen wieder entlassen. Ein Ohrenleiden machte ihm den Kriegsdienst unmöglich. Während der Kriegszeit verlangte außerdem die Dynamit AG in Troisdorf nach seinen graphischen Diensten.

Im November 1946 wurde die Ehe mit Käthe geschieden. Im Januar 1947 heiratete Osterritter die Musiklehrerin und Pianistin Mia Wimmer. Gemeinsam mit ihr bewohnte er eine Wohnung auf der Mainzer Straße in Bad Godesberg-Mehlem, wo er auch sein Atelier einrichtete.

In den ersten drei Nachkriegsjahren war Osterritter freiberuflich als Zeichner und Grafiker tätig, unter anderem für die Jugendbewegung der belgischen Militärbehörde in Bad Godesberg und die Hans Fischerkösen-Filmproduktion.

Ab 1948 war er hauptberuflich als Grafiker im Planungsamt der Stadt Bonn tätig und war maßgeblich am Gesicht der neu entstehenden Bundeshauptstadt beteiligt. Darüber hinaus war er als freischaffender Maler, Zeichner und Karikaturist überaus erfolgreich. Vor allem seine zahlreich veröffentlichten Pressekarikaturen (unter anderem in der „Bonner Rundschau“ und der „Rhein-Zeitung“) machten ihn weit über die Grenzen seiner Heimatstadt hinaus bekannt.

Außerdem schuf er grafische Arbeiten unterschiedlichster Art für die Stadt Bonn und für Handel und Gewerbe, Entwürfe für Wagen zum Rosenmontagszug und für mindestens zwei der offiziellen Bonner Karnevalsorden, aufwendige Wandmalereien (z. B. für die alte Münsterschule und die Villa Friede in Mehlem), Zeichnungen von Bad Godesberger und Bonner Ortsansichten, die ebenfalls in der Presse veröffentlicht wurden.

Landschaften und Städteansichten schuf Osterritter größtenteils in Ölmalerei auf Karton. Kennzeichnend bei diesen Arbeiten war stets ein recht großzügiger Farbauftrag in mehr gespachtelter denn mit dem Pinsel ausgeführter Technik.

Ergänzend muss man dieser Aufzählung seine Tätigkeit als Illustrator („Die Bonner Rheinbrücke“, „Bonner Welttheater“) und – wenn auch nur selten – als Polizeizeichner hinzufügen.

Am 8. August 1957 starb Osterritter völlig unerwartet in seiner Wohnung in Mehlem. Sein Grab befindet sich auf dem Mehlemer Friedhof; an seiner Seite ruht seit 1978 seine erste Ehefrau Käthe, die auch nach der Ehescheidung und beider Wiederverheiratung Osterritters große Liebe geblieben war.

Das Werk Osterritters blieb nach seinem Tod über viele Jahre nahezu unbeachtet. Erst seit Ende der 1990er-Jahre finden seine Arbeiten wieder größere Beachtung und wurden in mehreren Ausstellungen gezeigt. Die Bonner Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann schrieb anlässlich einer Werkschau im Oktober 2000: „Seine Heimatstadt und ihre Menschen durchziehen als Motiv sein gesamtes künstlerisches Werk. Er hat Bonn als werdende Hauptstadt gezeichnet, porträtiert und künstlerisch begleitet. Mit seinen Zeichnungen […] hat er so die Bonner in der Zeit des Mangels aber auch der Hoffnung zum Schmunzeln gebracht.“

Die Familie Osterritter ist auch heute noch künstlerisch aktiv: Andé Osterritters Neffe Maximilian Osterritter († 1999; Bühnenpartner von Christoph Schunck) war Kabarettist, sein Enkel Gerd J. Pohl ist Puppenspieler.

Ausstellungen (Auswahl)

  • 1933 Kunst und Wissen: Gruppenausstellung in der Villa Obernier (Städtisches Kunstmuseum), Bonn
  • 2000 Mit spitzer Feder gegen schwierige Zeiten: Karikaturen im Haus der Springmaus, Bonn
  • 2000 Lebenslinien eines Bonner Malers: Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Karikaturen und persönliche Gegenstände aus dem Nachlass Osterritters im Haus an der Redoute, Bad Godesberg

Literatur (Auswahl)

  • (al): André Osterritter. Gerangel um ein Ehrengrab. In: Bonner Rundschau vom 15. Juni 1999
  • Michael Wenzel: Auf den Spuren eines Mehlemer Karikaturisten. In: General-Anzeiger, Bonn, 13.07.1999.
  • Marian Menge: Ironisch, frech, aber nie verletzend. In: General-Anzeiger, Bonn, 3. Februar 2000.
  • Michael Wenzel: Gefundenes Fressen für die Springmaus. In: General-Anzeiger, Bonn, 7. Februar 2000
  • Geral Hunze: André Osterritter. In: Gerd J. Pohl (Hrsg.): André Osterritter. Lebenslinien eines Bonner Malers. visuelle kommunication bonn, Bonn 2000.
  • Alfred Schmelzeisen: Osterritter-Karikaturen in der Ausstellung präsentiert. In: Blickpunkt. Bonn, 25. Oktober 2000.
  • (wd): Stille Natur und bissige Karikaturen. André Osterritter im Haus an der Redoute. In: Bonner Rundschau vom 28. Oktober 2000

Quellen

  • Sammlung und Archiv André Osterritter, Bonn und Grafschaft (Kontakt kann Bezirksverwaltungsstelle Bad Godesberg herstellen)
  • Stadtarchiv Bonn, Bildersammlung