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Paarhufer

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Paarhufer
Stehende Giraffenkuh mit Jungtier in der sambischen Savanne
Stehende Giraffenkuh mit Jungtier in der sambischen Savanne

Giraffenkuh mit Jungtier

Systematik
Überklasse: Kiefermäuler (Gnathostomata)
Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
Klasse: Säugetiere (Mammalia)
Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)
Überordnung: Laurasiatheria
Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)
Unterordnungen

Die Paarhufer (Artiodactyla) oder Paarzehigen Huftiere sind eine Ordnung der Höheren Säugetiere (Placentalia). Sie umfassen etwa 220 Arten, von denen einige große wirtschaftliche Bedeutung haben, insbesondere aus der Familie der Rinderartigen.

Merkmale

Paarhufer tragen ihren Namen, weil sie eine gerade Anzahl von Zehen haben, nämlich zwei oder vier. Die Verwandtschaft der einzelnen Gruppen erkannte als erster der Zoologe Richard Owen im 19. Jahrhundert, der auch die Begriffe "Unpaarhufer" und "Paarhufer" prägte. Die Mittelachse eines Beins liegt bei Paarhufern zwischen der dritten und vierten Zehe. Diese beiden Mittelzehen sind am besten ausgebildet. Die ursprünglich vorhandene erste Zehe ist nur bei fossilen Vertretern belegt und fehlt bei heutigen Paarhufern immer. Die zweite und fünfte Zehe sind unterschiedlich ausgebildet: Bei den als ursprünglich angesehenen und Flusspferden sind sie noch groß und voll funktionsfähig. Bei der großen Mehrzahl der Paarhufer, zum Beispiel bei Hirschen, Gazellen, Rindern und Ziegen, sind sie stark reduziert und berühren den Grund nicht mehr; in diesem Fall werden sie "Afterzehen" genannt. Bei manchen Paarhufer-Familien wie bei den Kamelen und den Giraffen ist die Rückbildung so weit gegangen, dass die zweite und fünfte Zehe nicht einmal mehr als Rudimente vorhanden sind.

Stammesgeschichte

Wie viele andere Säugetierordnungen traten die Paarhufer zuerst vor etwa 54 Millionen Jahren im frühen Eozän auf. Diese frühen Paarhufer waren eher kleine Tiere mit vier oder fünf gut ausgebildeten Zehen, die sich von weichen Pflanzenteilen und Blättern ernährten; sie hatten keine "Stirnwaffen" (Hörner oder Geweihe) und ein einfaches Verdauungssystem. Im späten Eozän vor etwa 46 Millionen Jahren hatten sich dann schon die drei heute noch vorkommenden Unterordnungen herausgebildet: die Schweineartigen oder Nichtwiederkäuer, die Schwielensohler und die Wiederkäuer.

Systematik

Die Anatomie des Verdauungssystems ist klassischerweise Grundlage für die Einteilung der Paarhufer. Schweine, Pekaris und Flusspferde haben einen zwei- bzw. dreikammerigen Magen und verdauen direkt, ohne wiederzukäuen. Sie werden deshalb als Nichtwiederkäuer zusammengefasst. Alle anderen Paarhufer haben die Fähigkeit zum Wiederkäuen. Nach heutigen Erkenntnissen hat sich diese Fähigkeit allerdings zweimal unabhängig voneinander entwickelt; deshalb werden die Kamelartigen nicht zu den eigentlichen Wiederkäuern (Ruminantia) gezählt, sondern diesen als Schwestergruppe der Schwielensohler (Tylopoda) gegenübergestellt.

Auch die Wale stammen von paarzehigen Huftieren ab. Während sie in der klassischen Systematik eine eigene Ordnung bilden, müssen sie in ein Kladogramm der Paarhufer einbezogen werden. Es folgt eine vereinfachte Darstellung einer phylogenetischen Systematik der Paarhufer.

Artiodactyla (Paarhufer)
 |-- Suina (Nichtwiederkäuer)
 |    |-- N.N.
 |    |    |-- Hippopotamidae (Flusspferde)
 |    |    `-? Cetacea (Wale)
 |    `-- Suoidea (Schweine und Pekaris)
 `-- Selenodontia
      |-- Tylopoda (Kamele, Schwielensohler)
      `-- Ruminantia (Wiederkäuer)
           |-- Tragulidae (Hirschferkel)
           `-- Pecora (Stirnwaffenträger)
                |-- Giraffidae (Giraffe und Okapi)
                `-- N.N.
                     |-- Cervoidea
                     |    |-- Moschidae (Moschushirsche)
                     |    `-- N.N.
                     |         |-- Antilocapridae (Gabelhornträger)
                     |         `-- Cervidae (Hirsche)
                     `-- Bovidae (Hornträger)